Helmut Machemer - ein stiller Held
Wofür es lohnte, das Leben zu wagenDer deutsche Augenarzt Helmut Machemer steht im Jahre 1941 vor einem Dilemma. Nach den Nürnberger Gesetzen sind seine Frau und seine drei Kinder aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln gesellschaftlich mit einem ...
Der deutsche Augenarzt Helmut Machemer steht im Jahre 1941 vor einem Dilemma. Nach den Nürnberger Gesetzen sind seine Frau und seine drei Kinder aufgrund ihrer jüdischen Wurzeln gesellschaftlich mit einem Makel belegt und erfahren demnach keine Anerkennung. Der junge Arzt erfährt aber, dass er über seine Tapferkeit und eigene Heldentaten im Krieg die Arisierung seiner Familie beantragen kann und Ihnen so eine neue Zukunftsperspektive bieten kann. Er beschließt demnach freiwillig als Truppenarzt an der Front sein Leben zu riskieren und begleitet im Jahre 1941 die Russland Feldzüge.
Als Helmut Machemer diesen Entschluss gefasst hatte, war es ihm ein Anliegen, über Briefe in einem möglichst intensiven Kontakt zu seiner Familie zu stehen und über die Geschehnisse im Krieg zu berichten. Diesem Umstand haben wir es zu verdanken, das Buch "Wofür es lohnte sein Leben zu wagen" in den Händen halten zu können, denn mehr als 75 Jahre später hat sein Sohn Prof. Dr. Hans Machemer gemeinsam mit dem Historiker und Autor Christian Hardinghaus genau diese Feldpost aufgearbeitet. Den beiden war es wichtig möglichst wenig am Text zu ändern, um den Briefen ihre Authentizität zu erhalten. So wurde in den ausgewählten Briefen lediglich die Rechtschreibung an die heutigen Regeln angepasst, was aus meiner Sicht eine sehr gute Entscheidung war.
Die Briefe selber sind in einer relativ einfachen Sprache geschrieben, was wenig verwundert, da sie ja lediglich eine Berichterstattung der dramatischen Geschehnisse vor Ort darstellen sollten. Zusätzlich sind diese Berichte mit Fotos von Helmut Machemer angereichert, die das Gelesene auf eine erschreckende Art und Weise visualisieren. Das Besondere hierbei ist, dass das Geschriebene nicht durch die Propagandafilter gelaufen ist und somit nicht nur von glorreichen deutschen Siegen berichtet, sondern durchaus die Ängste und Niederlagen der deutschen Soldaten eingesteht.
Obwohl man ja wirklich viel vom 2. Weltkrieg lesen kann ist dieses Buch für mich etwas ganz Besonderes, da es die Sinnlosigkeit und Grausamkeit dieses Krieges schonungslos vor Augen führt. Wer in der heutigen Zeit, von langen Friedenszeiten verwöhnt, sorglos mit dem Thema umgeht, dem müsste dieses Buch als Pflichtlektüre zur Verfügung gestellt werden. Ich bin mir sicher, dass es auch bei hartnäckigeren Fällen durchaus Nachwirkungen hinterlässt, was für mir die Notwendigkeit eines solchen Buches vor Augen führt.
Für mich ist Helmut Machemer ein Held, da seine Beweggründe in den Krieg zu ziehen, ehrenhafte waren, er sich vor Ort niemals hat einschüchtern lassen, seinen Kameraden in schwierigen Zeiten zur Seite stand und letzten Endes dieses mit seinem Leben bezahlt hat. Es ist daher für mich auch ein bewegender Moment über das Buch bzw. die Briefe zu schreiben, da sich Helmut Machemer seinerzeit durchaus Gedanken über eine Veröffentlichung gemacht hat, die ihm nun posthum zukommt. Ich möchte daher dem Sohn Hans Machemer und dem Autor Christian Hardinghaus danken, dass sie sich dieser Aufgabe angenommen haben und die Umsetzung so eindrucksvoll gelungen ist.
Ich halte "Wofür es sich lohnte zu leben" für ein äußerst lesenswertes Buch, da es die dunklen Stunden der deutschen Historie greif- und erlebbar macht. Es berichtet über die Menschen, die an der Front den Krieg in aller Härte erleben mussten und dies allzu oft mit dem Leben bezahlt haben. Meine Bewertung fällt mit den vollen fünf von fünf Sternen sellbstverständlich möglichst positiv aus.