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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 14.01.2019

Ein Ort der Trostlosigkeit...

Nenn mich November
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Der Plan von Marthe und David, mit einem eigenen Unternehmen durchzustarten, schlägt fehl. Das kompostierbare Geschirr findet keine Abnehmer und die beiden stehen vor der privaten Insolvenz. In ihrer Not ...

Der Plan von Marthe und David, mit einem eigenen Unternehmen durchzustarten, schlägt fehl. Das kompostierbare Geschirr findet keine Abnehmer und die beiden stehen vor der privaten Insolvenz. In ihrer Not ziehen sie aus der Großstadt Berlin auf das entlegene Land, wo David ein kleines unscheinbares Haus geerbt hat. Dies stellt sich als ein Ort der Trostlosigkeit heraus, in dem es Martha aufgrund einer fehlenden Internetverbindung noch nicht einmal gelingt, sich mit den schlimmsten und schrecklichsten Nachrichten des Tages zu versorgen. Als die Unterbringung einer großen Zahl Flüchtlinge angekündigt wird, kommt Leben in die Gemeinschaft...

Kathrin Gerlof hat mit "Nenn mich November" einen außerge-wöhnlichen Roman geschrieben. Zugegebener weise musste ich mich zunächst an die Schreibweise der Autorin ein wenig gewöhnen. Sie arbeitet mit vielen kurzen und prägnanten Hauptsätzen und spielt zum Ende eines Kapitels gerne mit Worten, indem sie einen Satz unvollendet lässt und diesen im nächsten Kapitel wieder umschreibt. Ein spannendes Stilmittel, welches mir im Verlauf des Buches immer besser gefiel. Der Autorin gelingt es aus meiner Sicht sehr gut die Trost- und vor allem Hoffnungslosigkeit der verlassenen Region einzufangen, indem sie in den einzelnen Kapiteln die Perspektiven wechselt und so die Gedanken der unterschiedlichen Bewohner wiedergibt. Sehr gerne streut sie auch die eine oder andere gesellschaftliche Spitze ein, die der Geschichte eine gehörige Portion Esprit verleiht. Auch mit dem Finale konnte mich Kathrin Gerlof überzeugen, sie ließ mich durchaus auch ein wenig nachdenklich zurück.

Ein wirklich ungewöhnliches Buch mit einer erzählerischen Dichte und einer für mich bemerkenswerten Erzählweise. Sicherlich eine Autorin, von der man noch einiges erwarten kann. Ich empfehle das Buch sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen

Veröffentlicht am 06.01.2019

Das Mysterium um den Mord an Olof Palme

Stieg Larssons Erbe
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Wer kennt nicht den äußerst erfolgreichen und leider viel zu früh verstorbenen Autor Stieg Larrson? Er ist mit seiner packenden Millenium-Trilogie sehr bekannt geworden, was aber nur wenige wissen, ist, ...

Wer kennt nicht den äußerst erfolgreichen und leider viel zu früh verstorbenen Autor Stieg Larrson? Er ist mit seiner packenden Millenium-Trilogie sehr bekannt geworden, was aber nur wenige wissen, ist, dass er eigentlich ein sehr investigativer Journalist war und den Ruf inne hatte, Recherchen auf den Punkt und bis ins letzte Detail ausarbeiten zu können. Sein Lebensprojekt war der Kampf gegen den Rechtsextremismus. Hier wurde er von seinem Großvater Severin inspiriert, der sich ebenfalls dieser Aufgabe gestellt hatte.

Als er von dem Mord an dem Schwedischen Ministerpräsidenten Olof Palme hörte, begab er sich direkt in die Recherche nach den Hintergründen dieser Tat und stieß dabei auch auf rechtsextreme Gruppen in und um Schweden. Er hat in seinem teilweise schon besessenen Kampf um die Aufklärung dieses Verbrechens über 20 Kartons Infomaterial gesammelt und dabei die unterschiedlichsten Ansätze und Verschwörungen, sowie Netzwerke durchleuchtet. Ein unglaublicher Aufwand, der ihm am Ende eine Theorie aber keine Lösung des Mordes brachte. Als Sieg Larsson 18 Jahre nach der Tat durch einen plötzlichen Herzinfarkt starb, war der Fall weiterhin noch nicht aufgeklärt.

Ein Umstand der dem renommierten schwedischen Journalisten Jan Stocklasse auf den Plan rief. Als er von dem umfangreichen Recherche-Material erfuhr, war auch er fasziniert von der Vorstellung, das Attentat, welches das Land Schweden definitiv veränderte, im Nachhinein doch noch aufzuklären. Bei der Sichtung der Unterlagen, muss er allerdings feststellen, dass seine Recherchen und die von Stieg Larsson durchaus Parallelen aufweisen, aber die Schlussfolgerung eine grundsätzlich andere war. Motiviert von den Ansichten seines Kollegen, begibt sich nun Jan Stocklassa erneut auf die Suche nach dem Geheimnis um den spektakulären Mordfall.

Das Buch beeindruckt durch die sehr gut aufgearbeitete Recherche-tätigkeit beider Journalisten. Es erfordert schon die volle Konzentra-tion, diesen sehr vielschichtigen und verworrenen Netzwerken und Verbindungen zu folgen, fasziniert aber zugleich, wie tief die Verkettungen reichen können, die den Tod des Ministerpräsidenten verursacht haben. Ein spannendes Buch, welches mich vor allen dadurch fesselte, dass es sich um gut recherchierte Fakten handelte. Insgesamt halte ich "Stieg Larssons Erbe" von Jan Stocklassa für ein lesenswertes Buch, welches ich sehr gerne weiterempfehle und mit guten vier von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 23.12.2018

Ein besonderer Kriminalroman

Lenz (Ein Kommissar-Eschenbach-Krimi 6)
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Kommissar Eschenbach kehrt nach einer dreimonatigen Auszeit von seiner Tochter aus Amerika zurück. Sein Einstieg ist nicht ganz so leicht, wie er sich das vorgestellt hat und er stolpert gleich bei seinem ...

Kommissar Eschenbach kehrt nach einer dreimonatigen Auszeit von seiner Tochter aus Amerika zurück. Sein Einstieg ist nicht ganz so leicht, wie er sich das vorgestellt hat und er stolpert gleich bei seinem ersten Einsatz über einen vermeintlichen Freitod. Die aus seiner Sicht nicht nachvollziehbaren Begleitumstände lassen den erfahrenen und zugleich auch sehr erfolgreichen Kommissar Recherchen anstoßen, die dann auch durchaus viele Fragen aufwerfen. Zu Eschenbachs Ver-wunderung weisen einige Hinweise auf seinen alten Freund Ewald Lenz. Bei dem Versuch ihn mit den fakten zu konfrontieren stellt er fest, dass Lenz spurlos verschwunden ist...

"Lenz" ist bereits der sechste Band aus der Reihe um den ruhigen und sympathischen Kommissar Eschenbach. Ich bin mit dem aktuellen Fall als Quereinsteiger in die Serie gestartet und hatte zu keiner Zeit Verständnisprobleme. Sehr angenehm ist mir gleich die unaufgeregte und aus meiner Sicht sehr schöne Schreibweise des Autors Michael Theurillat aufgefallen. Sie macht den Kriminalroman zu etwas Besonderen und verleiht der Geschichte eine angenehme Atmosphäre. Hier stehen die Protagonisten im Vordergrund und nicht irgendwelche spektakulären und möglichst blutrünstigen Gewalttaten. Den Spannungsbogen baut der Schweizer Autor auch langsam und gemächlich auf, was er aber mit seiner besonderen Erzählweise wieder kompensiert. So entwickelt sich eine spannende und clever konzipierte Geschichte, die mich nach und nach in den Bann gezogen hat.

"Lenz" konnte mich überzeugen, so dass ich mir gut vorstellen kann, mich auch noch mit den vorherigen Bänden auseinanderzusetzen. Ein besonderer Kriminalroman, der auf leisen Sohlen daherkommt und mit einer tollen Sprache überzeugt. Von mir erhält das Buch gute vier von fünf Sterne und ich empfehle es sehr gerne weiter.

Veröffentlicht am 17.12.2018

Ein außergewöhnliches Buch

Hier ist noch alles möglich
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Eine junge Frau tritt ihre neue Stelle als Nachtwächterin bei einer maroden Verpackungsfabrik an. Der Kantinenkoch hat vor kurzer Zeit einen Wolf gesichtet und die Aufgabe der jungen Frau besteht nun darin ...

Eine junge Frau tritt ihre neue Stelle als Nachtwächterin bei einer maroden Verpackungsfabrik an. Der Kantinenkoch hat vor kurzer Zeit einen Wolf gesichtet und die Aufgabe der jungen Frau besteht nun darin mit ihrem direkten Kollegen diesen Wolf ausfindig zu machen. Die Suche nach dem Wolf ist jedoch wenig erfolgreich, und so wandelt sich die Suche in einer nach der eigenen Identität...

Ich bin auf Den Roman "Hier ist noch alles möglich" durch die Nominierung auf die Longlist des Deutschen Buchpreises aufmerksam geworden. Mit einer hohen Erwartung bin ich in das Buch gestartet und wurde von der erfrischenden und auf dem ersten Blick sehr einfachen Schreibweise der Schweizer Autorin Gianna Molinari überrascht. Sie erzählt die Geschichte in einfachen wenig ausgeschmückten Sätzen, überlässt aber gleichzeitig dem Leser eine stetige Interpretation der geschriebenen Worte. Das Buch liest sich hervorragend, verlangt aber aufgrund der Gedanken zwischen den Zeilen die volle Konzentration des Lesers. Der Roman wird so zu einem überraschenden Erlebnis, welches ich in dieser Form nicht erwartet habe. Die Hauptprotagonistin, die auch namentlich nicht genannt wird, wirkt sehr sympathisch, obwohl es so gut wie keine Informationen zu ihrem Leben gibt. Sie befindet sich nicht nur auf der Suche nach dem Wolf, sondern wohl auch nach sich selbst und erscheint so ein wenig naiv und kindlich. Gerade diese Orientierungs-losigkeit lässt das Gefühl aufkommen, dass in ihrem Leben eigentlich noch alles möglich ist. Die liebevolle Gestaltung des Buches verleiht dem Text noch einen zusätzlichen Charme.

"Hier ist noch alles möglich" ist ein in seiner Form mehr als ungewöhnlicher Roman und wird auf diese Weise sicherlich nicht nur Fürsprecher finden. Aber gerade ein Buch, welches derart polarisiert, weckt mein Interesse, so dass ich die Nominierung zum Deutschen Buchpreis auch gut nachvollziehen kann. Da ich das Buch für lesenswert halte, empfehle ich es gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 16.12.2018

Harte Geschichten

Gangsterblues
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Wer kennt ich nicht, den sympathischen und stets sehr abgeklärt wirkenden Rechtsmediziner aus den Kölner Tatorten? Joe Bausch, der in seinem wahren Leben neben der Schauspielerei in einem Werler Gefängnis ...

Wer kennt ich nicht, den sympathischen und stets sehr abgeklärt wirkenden Rechtsmediziner aus den Kölner Tatorten? Joe Bausch, der in seinem wahren Leben neben der Schauspielerei in einem Werler Gefängnis als Leitender Regierungsmedizinaldirektor tätig ist.

In seinem neuen Buch erzählt er aus seinem Erfahrungsschatz zwölf fiktionale Geschichten, welche aber durch das wahre Leben inspiriert wurden. Er untertitelt sein neues Werk "Gangsterblues" mit der Beschreibung "Harte Geschichten".

Wer hier nun blutrünstige Schilderungen spektakulärer Kriminalfälle der jüngsten Vergangenheit erwartet liegt mit dem Buch völlig falsch. Der Autor legt den Fokus viel mehr auf die Welt innerhalb der Vollzugsanstalt. Wie leben die Gefangenen hier auf engsten Raum? Wie ist das soziale Gefüge? Wie findet sich eine Hierarchie in dieser gewaltbereiten Männerwelt? Was beschäftigt die Gefängnisinsassen an den langen Tagen ohne Abwechslung?

Joe Bausch erzählt die Geschichten in einer bildreichen und sehr angenehm zu lesenden Schreibweise, die die Fälle trotz ihrer Fiktionalität sehr authentisch erscheinen lässt. Die außergewöhn-lichen Schicksale, welche hier geschildert werden, sieht der Autor stets aus seiner professionellen Brille des Gefängnisarztes. Oftmals lassen ihn die Geschichten über die Vergangenheit seiner Patienten nicht kalt, aber die Protagonisten sind letzten Endes für ihn trotz ihrer Vergangenheit nur hilfesuchende Menschen, denen er sich verschrieben hat, zu helfen.

Der Unterhaltungswert der unterschiedlichen Einzelfälle ist aus meiner Sicht sehr hoch, so dass ich das Buch auch für lesenswert halte. Es gewährt einen fundierten und interessanten Blick in eine Welt, die der Vielzahl der Leser wohl verschlossen bleibt. Ich bewerte das Buch mit guten vier von fünf Sternen.