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Veröffentlicht am 08.10.2017

Das Gefühl von Leere

Ermordung des Glücks
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Exkommissar Jakob Franck hat die Aufgabe den Eltern des 11-jährigen Lennard Grabbe alle Hoffnung, nach dessen spurlosen Verschwinden vor 34 Tagen, zu nehmen. Der Leichnam des Kindes wurde in einem nahegelegen ...

Exkommissar Jakob Franck hat die Aufgabe den Eltern des 11-jährigen Lennard Grabbe alle Hoffnung, nach dessen spurlosen Verschwinden vor 34 Tagen, zu nehmen. Der Leichnam des Kindes wurde in einem nahegelegen Wald aufgefunden. Alles spricht dafür, dass Lennard Opfer eines Gewaltverbrechens geworden ist, aber es fehlen jegliche Spuren. Mit einem unglaublichen Aufwand werden alle Bewohner der Umgebung, wo Lennard zuletzt gesehen wurde befragt, allerdings ohne brauchbares Ergebnis. Es schient als handele es sich um einen Fall, der ungeklärt zu den Akten gelegt wird, was Jakob Franck allerdings nicht akzeptieren will...


"Ermordung des Glücks" ist der zweite Kriminalroman um den ehemaligen Kommissar Jakob Franck. Der erste Band "Der namen-lose Tag" hatte mir schon auf seine sehr eigenwillige Art gut gefallen, so dass ich mit hohen Erwartungen in das Buch gestartet bin. Ich wurde auch definitiv nicht enttäuscht. Friedrich Ani erzählt den Krimi-nalroman in seiner sehr eigenen und zum Teil schon poetischen Art, die das Buch zu etwas Besonderen machen. Es ist sicherlich nicht ganz einfach zu lesen und erfordert durchaus auch immer die volle Konzentration, aber dadurch unterscheidet es sich auch von vielen Büchern dieses Genres. Der Hauptprotagonist Jakob Franck besticht durch seine sehr ruhige und besonnene Art. Er besitzt die große Gabe seinem Gegenüber die volle Aufmerksamkeit zu schenken und ihm zuzuhören. So stehen in "Ermordung des Glücks" auch keine rasanten Verfolgungsjagden und blutrünstige Taten im Vordergrund, sondern in erster Linie die Gedanken und Gefühle der beteiligten Personen. Sehr ausführlich widmet sich hier der Autor dem Umgang mit dem Tod. So stehen die nahen Angehörigen und deren Umgang mit der dramatischen Situation im Vordergrund und treiben Jakob Franck zum unermüdlichen Recherchieren in einem scheinbar hoffnungslosen Fall. Die Aufklärung ist hier zwar immer ein primäres Ziel des Hauptprotagonisten, aber die Spannung erhält das Buch über die zwischenmenschlichen Beziehungen und Konflikte.


"Ermordung des Glücks" ist ein gelungener und sehr außergewöhn-licher Kriminalroman, der aus meiner Sicht schon allein aufgrund des Schreibstils von Friedrich Ani lesenswert ist. Ich empfehle das Buch daher sehr gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 05.10.2017

Ein Dorf in Angst

Immerschuld
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Das kleine österreichische Dorf Grundendorf hat sich noch nicht richtig von den Entführungsfällen des Vorjahres erholt, als erneut Ungemach über die Bewohner hereinbricht. Zunächst wird der schrecklich ...

Das kleine österreichische Dorf Grundendorf hat sich noch nicht richtig von den Entführungsfällen des Vorjahres erholt, als erneut Ungemach über die Bewohner hereinbricht. Zunächst wird der schrecklich zugerichtete Kadaver eines Hundes gefunden. Der ehemalige Polizist Patrick wird herbeigerufen und muss feststellen, dass es sich wohl um den Hund seiner Großeltern handelt. Als er sie über den Fund informieren will, erfährt er, dass seine zwölfjährige Cousine Julia, die bei den Großeltern lebte, spurlos verschwunden ist. Böse Erinnerungen werden wach und der Wettlauf mit der Zeit beginnt, da Patrick weiß, dass mit jeder Minute, die ohne ein Lebenszeichen von Julia verstreicht, die Chance, sie lebend wiederzufinden, sinkt...

Der Thriller "Immerschuld" von Roman Klementovic baut auf die Geschehnisse des Vorgängers "Immerstill" auf. Aus meiner Sicht ist es nicht unbedingt erforderlich den ersten Band gelesen zu haben, um in die Geschichte hineinzukommen. Der Autor erzählt die Geschichte aus dem kleinen traumatisierten Dorf in einem sehr tempo- und bildreichen Schreibstil. Er arbeitet dabei mit stellenweise sehr kurzen, prägnanten Sätzen und kurzen Kapiteln, die durch die jeweiligen Perspektivwechsel das Tempo des Buches weiter erhöhen. Wie schon im ersten Teil gelingt es dem Autor sehr greifbar die unheimliche und beängstigende Atmosphäre einzufangen, was mich als Leser an das Buch gefesselt hat. Der Spannungsbogen wird zu Beginn des Buches aufgebaut und während des gesamten Verlaufs auf einem sehr hohen Niveau gehalten. Das fulminante und aus meiner Sicht sehr überraschende Finale rundet das sehr gelungene Thrillererlebnis perfekt ab. 

Insgesamt gelingt Roman Klementovic erneut ein hervorragender Thriller, der mir einige spannende und packende Stunden bescherte und den ich sehr gerne weiterempfehle. Meine Bewertung liegt daher folgerichtig bei den vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 03.10.2017

In der Welt der Reichen

Unter Wasser hört dich niemand schreien
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Ein scheinbar verlockendes Angebot führt den Hausverwalter Phil in eine Wohnanlage wohlhabender Hausbesitzer. Um immer vor Ort ansprechbar zu sein, darf er mit seiner Familie eines der luxuriösen Häuser ...

Ein scheinbar verlockendes Angebot führt den Hausverwalter Phil in eine Wohnanlage wohlhabender Hausbesitzer. Um immer vor Ort ansprechbar zu sein, darf er mit seiner Familie eines der luxuriösen Häuser beziehen. Leider müssen Phil, seine Frau Liz und deren Tochter Danielle schnell feststellen, dass sie als Außenseiter in der Welt der Reichen angesehen werden. Nichts desto trotz findet Danielle in Kelsey, die Tochter einer Nachbarin, eine Freundin mit der sie fast ihre ganze Zeit verbringt. Was Danielle nicht ahnt, ist, dass Kelsey dabei ist, die Zukunft der Familie zu zerstören...

Paula Treick deBoard hat mit "Unter Wasser hört dich niemand schreien" einen packenden Thriller geschrieben, in dem es kaum Blut bedarf, um den Leser ans Buch zu fesseln. Die Autorin erzählt die Geschichte einer jungen Familie, die sich im Umfeld wohlhabender Familien ein neues Leben aufbauen möchte, in einem lebendigen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil. Sehr spannend beschrieben werden die unterschiedlichen Welten der Protagonisten und die damit scheinbar unüberbrückbaren Differenzen. Das Konflikt-potential ist groß und wird auch noch von der verwöhnten und gelangweilten Tochter Kelsey schamlos ausgespielt. Der Charakter von Kelsey wird interessant gezeichnet, sie stellt das unsympathische und versnobte Mädchen in der Welt der Eichen dar. 

Der Spannungsbogen wird direkt zu Beginn des Buches mit dem Auffinden der bewusstlosen Kelsey im Pool aufgebaut. Was ist geschehen? War es ein versuchter Mord? Wer kommt dafür in Frage? In zeitlichen Rückblicken wird das Jahr davor aufbereitet, was dem Leser viele Ansätze für den Ablauf der Anfangssequenz liefert. Das Buch lebt von genau dieser Ungewissheit, welche bis zum Ende aufrechtgehalten wird. Das Finale war dann für mich ein wenig enttäuschend und hat bei mir einige Fragen offen gelassen.

Insgesamt hat mir der Thriller von Paula Treick deBoard sehr gut gefallen. Die Bewertung von guten vier Sternen wäre bei einem überzeugenderem Finale sicherlich noch höher ausgefallen. dennoch möchte ich das Buch aufgrund seines sehr gelungenen Aufbaus und der anhaltenden Spannung gerne weiterempfehlen.

Veröffentlicht am 29.09.2017

Der Mut, die Ketten zu sprengen...

Underground Railroad
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Das Schicksal von Cora ist als Sklavin einer Baumwollplantage in Georgia vorprogrammiert. Sie hat die täglichen schweren Arbeiten auf der Plantage zu verrichten und muss sich der Willkür und den Gewalt-taten ...

Das Schicksal von Cora ist als Sklavin einer Baumwollplantage in Georgia vorprogrammiert. Sie hat die täglichen schweren Arbeiten auf der Plantage zu verrichten und muss sich der Willkür und den Gewalt-taten ihrer "Besitzer" beugen. Als sie eines Tages von einem Leidens-genossen namens Caesar gefragt wird, das scheinbar Unmögliche zu wagen und aus dieser grausamen Welt zu fliehen, zögert sie anfangs, ist dann aber bereit das große Risiko einzugehen. Beide hoffen auf bei ihrem Vorhaben auf die Hilfe der "Underground Railroad", einer Organisation von aufopferungsvoll kämpfenden Menschen, welche Sklaven die Flucht aus ihrem erniedrigenden Leben ermöglichen möchte. Nachdem der erste Schritt getan ist, gibt es keinen Weg mehr zurück und eine gefährliche und beschwerliche Zeit steht den Beiden bevor...
Im Vorfeld habe ich schon viel Gutes über "Underground Railroad" gelesen und zudem kann der Autor Colson Whitehead bereits mehrere Preise für das Buch sein Eigen nennen. Meine Erwartungen waren dementsprechend groß und wurden auch voll erfüllt. Colson Whitehead erzählt die Geschichte der Sklavin Cora in einem bildreichen und durchaus anspruchsvollen Schreibstil, der dem schweren Thema der Sklaverei gerecht wird. Er beschreibt schonungslos und offen die Gräueltaten der damaligen Zeit ohne ein Blatt vor dem Mund zu nehmen. Gleichzeitig gelingt es ihm aber auch, niemals mit seinen Schilderungen reißerisch zu wirken, so dass die Ernsthaftigkeit des Buches niemals in Abrede gestellt werden kann. Es ist sehr ergreifend die Hauptprotagonistin auf ihrer Flucht durch das grausame Amerika der damaligen Zeit zu begleiten. Durch die unterschiedlichen Stationen, die Cora auf ihrer Flucht durchläuft, gewährt Colson Whitehead einen sehr facettenreichen Blick auf die dunkle Zeit der amerikanischen Geschichte.
Der Autor verbindet in seinem Buch Fiktion mit der Realität. So gab es die bewundernswerte Organisation "Underground Railroad" wirklich, nur instrumentalisiert Colson Whitehead sie in seinem Roman mit einer unterirdischen Bahnstrecke. Dies lässt die Organisation greifbarer und nachvollziehbarer erscheinen. Die Atmosphäre des Buches ist allein schon durch die Thematik sehr düster, was durch die teilweise sehr sachlichen und nicht emotionalen Schilderungen der Flucht noch verstärkt wird.
Aus meiner Sicht ist "Underground Railroad" ein Fingerzeig auf eine dunkle Stunde der Geschichte der Menschheit, welche sich nicht wiederholen darf. Es soll aus historischen Ereignissen gelernt werden, so ist es durchaus sinnvoll sich die unmenschlichen Szenarien der Vergangenheit klar vor Augen zu führen und seine Konsequenzen daraus zu ziehen. Mich hat das Buch nachdenklich zurückgelassen und aufgrund seines aktuellen Bezuges möchte ich es sehr gerne weiteren Lesern ans Herz legen. Da ich den Roman für so wertvoll halte bewerte ich ihn mit vollen fünf von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 24.09.2017

Mensch 2.0

M.I.A. - Das Schneekind
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Noch im Gedanken an die gerade stattgefundene Trennung von ihrem jahrelangen Geliebten gerät Sandra in einen folgenschweren Unfall. Sie kann einem entgegenkommenden Wagen mit überhöhter Geschwindigkeit ...

Noch im Gedanken an die gerade stattgefundene Trennung von ihrem jahrelangen Geliebten gerät Sandra in einen folgenschweren Unfall. Sie kann einem entgegenkommenden Wagen mit überhöhter Geschwindigkeit nicht mehr ausweichen und es kommt zur Kollision. Der andere Wagen wird von der Fahrbahn geschleudert und Sandras Fahrt endet an einem Baum. Verletzt sieht Sandra nach dem zweiten verunfallten Wagen und findet den sterbenden Fahrer und ein kleines Kind namens Mia vor. Sie nimmt sich dem Kind an und findet in der verschneiten Nacht Zuflucht in einer verlassenen Hütte und kann am nächsten Morgen Hilfe holen. Sandra ist allerdings verwundert, da Mia anscheinend starke Medikamente nimmt. In Sorge um das Mädchen versucht sie erneut Kontakt zu ihr aufzunehmen, wird aber von der Adoptivmutter abgewiesen. Welches Geheimnis verbirgt sich hinter dem netten und sympathischen Mädchen?

Kathrin Andres hat in ihrem Thriller "M.I.A. - Das Schneekind" mit dem Gen-Editing  ein brisantes Thema aufgegriffen. Sie erzählt die Geschichte in einem sehr temporeichen und angenehm zu lesenden Schreibstil. Die durchaus komplexe Geschichte kommt dabei mit den 262 Seiten allerdings aus meiner Sicht manchmal ein wenig zu kurz, so dass vieles lediglich an der Oberfläche behandelt wird. Die Haupt-protagonistin Sandra, die zufällig in die Geschichte hineingezogen wird überzeugt mit ihrer Hartnäckigkeit und Engagement, der kranken Mia zu helfen. Sie kann so sicherlich Sympathiepunkte sammeln und es ist spannend ihr dabei über die Schulter zu schauen, wie sie dem Geheimnis um das junge Mädchen nach und nach auf die Spur kommt. Der Leser wird im Laufe des Thrillers mit den Argumenten beider Seiten der umstrittenen Genmanipulationen konfrontiert und kommt so nicht daran vorbei, sich auch mit dem Für und Wider auseinanderzusetzen. 

Insgesamt handelt es sich bei "M.I.A. - Das Schneekind" um einen rasanten und sicherlich auch spannenden Thriller mit einem aktuellen Bezug. Mein einziger Kritikpunkt liegt in der teilweise etwas oberflächlichen Behandlung des Themas und der Charaktere, was der tollen Idee der komplexen Geschichte aus meiner Sicht nicht ganz gerecht wird. Ich bewerte das Buch daher mit guten vier von fünf Sternen und empfehle es gerne weiter.