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Veröffentlicht am 05.11.2017

Ein Höllentrip in New York

Tödlicher Schatten
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Das Leben läuft für Marc Renner gerade nicht wirklich gut. Seine getrennt lebende Frau macht ihm das Leben mit einem Rosenkrieg zur Hölle, seinen Job als Lehrer hat er aufgrund von Budget-kürzungen verloren, ...

Das Leben läuft für Marc Renner gerade nicht wirklich gut. Seine getrennt lebende Frau macht ihm das Leben mit einem Rosenkrieg zur Hölle, seinen Job als Lehrer hat er aufgrund von Budget-kürzungen verloren, seine neue Freundin hat sich aus unerfindlichen Gründen von ihm getrennt und für sein selbstverfasstes Buch findet er trotz alle Bemühungen keinen Verlag. So schlägt er sich mehr schlecht als recht als Taxi-Fahrer in New York durchs Leben. Eines Tages stößt er auf ein Inserat, welches ihm Hoffnung auf eine Wendung in seinem Leben macht. Jemand sucht nach spannenden Geschichten und ist bereit dafür zu zahlen. Nachdem er mittlerweile 69 Absagen von Verlagen erhalten hat ist er schweren Herzens dazu bereit, seinen Thriller gegen eine Zahlung von 9000,00 Dollar an den Interessenten zu verkaufen. Spontan entscheidet er sich zu dem Deal und sein Leben nimmt ab dann eine Wendung, aber anders als Marc es sich vorgestellt hat...

Der Autor Yves Patak nimmt in dem Buch "Tödlicher Schatten" den Leser mit auf einen Höllentrip durch die Stadt New York. Das Leben seines Hauptprotagonist Marc Renner wird durch den Verkauf seiner Fiktion zu einem Fiasko. Clever konzipiert Yves Patak eine zweite Welt, die auf dem verkauften Thriller Cold Blood aufbaut und mich in den Bann geschlagen hat. Er erzählt die Geschichte in einem tempo-reichen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil und es gelingt ihm dabei die dunklen Mächte in das normale Leben eines glücklosen Schriftstellers einfließen zu lassen. Gerade die Charakterisierung von Marc Renner und die Veränderung seiner Person im Verlauf der Geschichte geben dem Buch seinen besonderen Charme. Der Spannungsfaktor wird hierbei stets auf einem hohen Niveau gehalten, um dann in einem fulminanten und überraschenden, gleichzeitig aber auch nachvollziehbaren Finale zu enden. Die mystischen Einflüsse des Buches stammen aus der Kabbala, einer Tradition des Judentums, die ihre Wurzeln in der Heiligen Schrift dieses Glaubens, dem Tanach, haben. Die aufgebauten Verbindungen wirken gut recherchiert und geben der düsteren Seite zusätzliche Authentizität. Ich fühlte mich in der Struktur des Romans häufiger an die Werke von Stephen King erinnert, was an dieser Stelle als großes Kompliment gedacht ist.

"Tödlicher Schatten" ist aus meiner Sicht eine sehr gelungene Mischung aus Horrorroman und Mystery-Thriller, die dem Leser durchaus die eine oder andere Gänsehaut garantiert. Mich hat das Buch auf alle Fälle in den Bann geschlagen, so dass ich es sehr gerne weiterempfehle und mit fünf von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 31.10.2017

Schicksalhaftes Korsika

Fremde Tochter
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Mit 15 Jahren verbringt Clotilde die Ferien mit ihren Eltern und ihrem 18-jährigen Bruder auf Korsika. Eines Abends fährt ihr Vater mit der ganzen Familie in einem rasanten Tempo durch die Serpentinen ...

Mit 15 Jahren verbringt Clotilde die Ferien mit ihren Eltern und ihrem 18-jährigen Bruder auf Korsika. Eines Abends fährt ihr Vater mit der ganzen Familie in einem rasanten Tempo durch die Serpentinen der Insel und verliert die Kontrolle über den Wagen. Er stürzt in die Tiefe und wie durch ein Wunder überlebt Clotilde als einzige diesen tragischen Unfall. 27 Jahre später verschlägt es Clotilde mit ihrer jetzigen Familie wieder nach Korsika. Emotional aufgeladen aufgrund des immer noch nicht vollständig verarbeiteten Schicksalsschlag, wird sie plötzlich wieder  mit ihrer Vergangenheit konfrontiert. Ihr werden Informationen zugetragen, die eigentlich nur ihre vor 27 Jahren verstorbene Mutter wissen kann...

"Fremde Tochter" ist der mittlerweile dritte Roman von Michel Bussi, den ich lesen durfte und er steht den anderen beiden Büchern in nichts nach. Der Autor versteht  es die Emotionen seiner Protagonisten mit seinem gefühlvollen und sehr flüssig zu lesenden Schreibstil hervorragend wiederzugeben. Auch in diesem Buch baut Michel Bussi eine komplexe und vielschichtige Geschichte auf, deren Ausgang aus meiner Sicht nicht vorhersehbar ist und im Verlaufe des Romans immer neue Rätsel aufgibt. Wie schon bei "Das Mädchen mit dem roten Schal" konnte ich mir nicht vorstellen, wie dieses erschaffene Konstrukt schlüssig und nachvollziehbar aufgelöst werden kann, aber der Autor konnte mich mit seinem überraschenden und fulminanten Finale voll und ganz überzeugen. Sehr gut gefallen hat mir auch die Beschreibung des speziellen korsischen Charmes und Stolzes, der auf mich sehr authentisch wirkte. Erzählt wird die Geschichte in zwei Zeitebenen, in denen jeweils Clotilde, einmal als heranwachsende Jugendliche und einmal als Familienmutter, die Schlüsselfigur ist. Michel Bussi gelingt es hierbei sehr gut diese Ebenen miteinander zu verbinden, so dass Situationen der Vergangenheit zu Erklärungen in der Gegenwart werden. 

Mich konnte Michel Bussi auf die französische Insel entführen und mir dort ein paar sehr fesselnde und spannende Stunden bescheren. Ein aus meiner Sicht ist "Fremde Tochter" ein toller Roman mit Ansätzen eines Thrillers, den ich sehr gerne weiterempfehle und mit fünf von fünf Sternen bewerte.

Veröffentlicht am 26.10.2017

Die Identität eines Pseudonyms

Wer ist B. Traven?
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Man schreibt das Jahr 1947 und das Buch "Der Schatz der Sierra Madre" soll mit niemand anderes als Humphrey Bogart verfilmt werden. Dem Journalisten Leon Borenstein wird die einmalige Gelegenheit geboten ...

Man schreibt das Jahr 1947 und das Buch "Der Schatz der Sierra Madre" soll mit niemand anderes als Humphrey Bogart verfilmt werden. Dem Journalisten Leon Borenstein wird die einmalige Gelegenheit geboten die Filmarbeiten zu begleiten, um hinter die Identität des Buchautoren B. Traven zu kommen. Es handelt sich um ein gutgehütetes Geheimnis, zu dem es schon viele Spekulationen gibt. Leon macht sich auf, um dieses Geheimnis zu lüften, ohne zu ahnen, wie schwierig es werden wird, überhaupt nur Ansätze zur Lösung zu finden und viele mussten ihre Recherchen schon mit dem Leben bezahlen...

"Wer ist B. Traven" ist vom Autor Torsten Seifert als Hommage an das Lebenswerk des sagenumwobenen Schriftstellers gedacht. Geschickt verbindet er in dem Buch gut recherchierte Fakten mit einer clever konzipierten Fiktion. Der Hauptprotagonist Leon Borenstein wird als investigativer Journalist beschrieben, der bereit ist für die Lösung eines Rätsels grenzenlosen Einsatz zu zeigen. Spannend ist seine Entwicklung zu verfolgen. Anfangs weiß er nicht mal von der Existenz des Schriftstellers B. Traven und im Verlauf des Buches entwickelt sich quasi eine Obsession, die Wahrheit zu entdecken, obwohl seine Auftraggeber schon kein Interesse mehr signalisieren. Torsten Seifert erzählt die Geschichte in einem lebendigen und sehr angenehm zu lesenden Schreibstil, der mich schnell an das Buch fesseln konnte. Zudem gelingt es dem Autor gerade zu Beginn des Buches mit den Begegnungen zwischen Leon und Humphrey Bogart die besondere Atmosphäre der damaligen Filmwelt Hollywoods einzufangen. Lange habe ich mich gefragt, wie der Autor das Buch enden lassen wird und auch hier wurde ich positiv überrascht. Ein überzeugendes Finale in gelungener Kulisse rundet die spannende Geschichte um die mysteriöse Identität eines Schriftstellers zu einem tollen Roman ab.

Ich kannte bis zu diesem Buch B. Traven nicht und bin nun wirklich daran interessiert ein Werk von ihm zu lesen, oder zumindest den Film "Der Schatz der Sierra Madre" zu sehen. Den besonderen Charme erhält "Wer ist B. Traven" aus der Vielseitigkeit. So erfüllt er durchaus Kriterien eines Kriminal-, Liebes-, Dokumentar- und Abenteuerromans und kombiniert diese auch noch hervorragend miteinander. Ein sehr unterhaltsames Buch, welches ich sehr gerne weiterempfehle und mit vollen fünf von fünf Sternen bewerte. 

Veröffentlicht am 24.10.2017

Lebenswille

Tage ohne Hunger
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Laure steht an einem entscheidenden Punkt in ihrem Leben. Sie muss sich entscheiden, ob sie leben will oder nicht. Die Krankheit der Anorexie hat ihren Geist und Körper heimgesucht und durch den ständigen ...

Laure steht an einem entscheidenden Punkt in ihrem Leben. Sie muss sich entscheiden, ob sie leben will oder nicht. Die Krankheit der Anorexie hat ihren Geist und Körper heimgesucht und durch den ständigen Essensentzug wiegt sie nur noch 36 kg. Ein grenzwertiges Gewicht, welches nach Veränderungen in ihrem Leben ruft. Da sie alleine mit diesem Problem überfordert ist, geht sie in eine Klinik und tritt den Kampf um ihr Leben an. Wird sie die inneren Blockaden überwinden können und zu einem normalen Gewicht zurückkehren können?

Delphin de Vigan beschreibt das Schicksal von Laure sehr authentisch und ungeschönt. Sie erzählt die Geschichte der Magersüchtigen mit harten und kurzen Sätzen und führt so dem Leser die schwierige und dramatische Situation der Patientin vor Augen. Innerhalb der Klinik trifft Laure auf ähnlich Gesinnte und leidet bzw. hofft mit ihnen. Ihr eigener Kampf erfordert aber auch schon die volle Energie. Der Lebenswillen muss aufrechtgehalten werden und er bekommt durch ihren behandelnden Arzt täglich neue Nahrung. Die Sehnsucht nach seiner Nähe und Anerkennung gibt dem täglichen Kampf einen Sinn. Ihr Wunsch nach Kontrolle über ihren Körper und ihr Leben steht ihr allerdings das ein ums andere mal im Weg. Die Autorin schildert hier sehr gut nachvoll-ziehbar, wie schwierig es ist, eine solche Krankheit zu bekämpfen bzw. sogar zu besiegen. 

Die Autorin Delphin de Vigan hat mit "Tage ohne Hunger" ein aus meiner Sicht sehr ergreifendes Buch geschrieben, in dem sie sehr respektvoll mit der schweren Krankheit Anorexie  umgeht, die in der heutigen Zeit leider immer weiter in den Fokus rückt. Der Roman hat mich trotz seiner Kürze noch lange nachdenklich zurückgelassen und mir ein sensibles Thema nähergebracht. Es hilft definitiv auch Verständnis für Erkrankte aufzubringen und Wege zu finden, ihnen Hilfe zukommen zu lassen. Ich empfehle das Buch daher als seriöse Auseinandersetzung mit dem Thema Anorexie gerne weiter und bewerte es mit guten vier von fünf Sternen.

Veröffentlicht am 23.10.2017

Spannung aus den 20ern

Tod an der Wien
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Ernestine Kirsch hat das große Glück Karten für die Premiere der Operette "Die gelbe Jacke" ergattert zu haben und überredet den anfangs nicht begeisterten aber ihrem Charme erliegenden Anton Böck sie ...

Ernestine Kirsch hat das große Glück Karten für die Premiere der Operette "Die gelbe Jacke" ergattert zu haben und überredet den anfangs nicht begeisterten aber ihrem Charme erliegenden Anton Böck sie zu begleiten. Mit ihrer direkten und offenen Art gelingt es ihr zu den Garderoben der Starts vorzudringen und ein Autogramm der Hauptdarstellerin Hermine Egger zu bekommen. Kurze Zeit später ist Hermine tot, bei einem vermeintlichen Unfall ist sie gestürzt und hat sich das Genick gebrochen. Alles sieht nach einem Routinefall aus und die Polizei will die Akten schon schließen, nur Ernestine wittert aufgrund einiger kleiner Ungereimtheiten ein Verbrechen und begibt sich mit Anton wieder auf die Jagd nach einem Mörder...

"Tod an der Wien" ist der zweite Band um die beiden sympathischen Protagonisten Ernestine Kirsch und Anton Böck. Schon im ersten Band waren mir die beiden ans Herz gewachsen und konnten dies auch im zweiten Teil bestätigen. Mit dem Charme einer einstigen Miss Marple, ohne sie aber lediglich zu kopieren, überzeugt Ernstine mit ihrer liebevollen, zuvorkommenden, aber auch neugierigen Art. Sie wird unterstützt von dem eher schüchternen, aber über beide Ohren verliebten Anton. Die Autorin Beate Maly verstrickt die beiden in kriminalistische Untersuchungen, bei denen Scharfsinn und Kombinationsgabe gefragt sind. Die Szenerie Wiens in den 20er Jahren fängt die Autorin mit ihrem bildreichen und sehr lebendigen Schreibstil hervorragend ein. Die historischen Details wirken sehr gut recherchiert und rundeten die Kulisse passend ab. Auch die Spannung kommt nicht zu kurz. Die erste Tote lässt mit Hermine Egger nicht lange auf sich warten und eine ganze Liste verdächtiger Personen kann herausgearbeitet werden. Das Buch bietet viel Gelegenheit eigen Überlegungen anzustellen, wer der Täter oder die Täterin sein könnte. Das für mich völlig überraschende, aber auch schlüssige Finale runden den hohen Unterhaltungswert des Buches gut ab.

"Tod an der Wien" ist für mich ein richtig gut gelungener Kriminal-roman im klassischen Stil. Ohne viel technische Hilfsmittel sind die Ermittler hier in den 20er Jahren noch auf ihre Kombinationsgabe angewiesen, und die funktioniert bei der Hauptprotagonistin hervorragend. Dies lässt hoffen, dass die beiden Ermittler noch einige knifflige Fälle zu lösen bekommen Insgesamt aus meiner Sicht ein fesselnder Krimi, den ich sehr gerne weiterempfehle und mit vollen fünf von fünf Sternen bewerte.