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Veröffentlicht am 20.06.2023

Ein bezauberndes Kinderbuch und 2. Band mit Balsa, dem kleinen Kakapo

Der kleine Kakapo sucht die große Liebe
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Der kleine Kakapo Balsa ist in diesem zweiten Band groß geworden. Er wohnt immer noch als einziger Eulenpapagei auf dem Pako und obwohl ihn das zwar traurig stimmt, machte ihm dieser Umstand bis jetzt ...

Der kleine Kakapo Balsa ist in diesem zweiten Band groß geworden. Er wohnt immer noch als einziger Eulenpapagei auf dem Pako und obwohl ihn das zwar traurig stimmt, machte ihm dieser Umstand bis jetzt nicht so viel aus. Doch mit diesem Frühling kommen Veränderungen. Alle Freunde scheinen verrückt geworden zu sein und selbst Pikko streift nicht mehr mit ihm, sondern mit einem Kiwi-Mädchen durch die Nacht.
Da bietet ihm Pelikan Pinkus an, ihn auf den Tutoko zu fliegen, einen hohen Berg der direkt neben dem Pako liegt. Im Makori-Tal hat Pinkus eine Kolonie von Eulenpapageien entdeckt und möchte seinen kleinen Freund dorthin bringen. Was wird Balsa dort erwarten?

Meine persönlichen Leseeindrücke
Wie auch im ersten Buch „Der kleine grüne Kakapo“ muss man Balsa einfach gernhaben. Er ist einfach ein nettes, feines Kerlchen, dem ein liebevolles Miteinander, Fürsorge und Hilfsbereitschaft sehr wichtig sind.
Balsa war im Glück. Zum ersten Mal traf er auf andere Kakapos, und alle waren genau wie er!
Durch die geschickte und feinsinnige Erzählsprache wird dem kleinen Leser erklärt, welche Bedeutung der Frühling für die Tierwelt hat und wie das Paarungsverhalten der Eulenpapageien abläuft. Da muss der kleine Wissbegierige schon einiges aufmerksam lesen, denn wenngleich die Geschichte überaus gelungen ist, gibt es viel Text. Als Belohnung dafür gibt es wieder jede Menge Abenteuer und mit Fanny eine toughe Kakapodame.

Fazit
„Der kleine Kakapo sucht die große Liebe“ ist eine äußerst gelungene Fortsetzung des ersten Bandes „Der kleine grüne Kakapo“ und ein bezauberndes Kinderbuch. Die Abenteuer rund um den Frühling regen die Phantasie der kleinen Leser an und erklären, dass es in der Liebe nicht immer nur um Äußerlichkeiten geht. Das Buch eignet sich nicht nur zum Vorlesen, sondern ist auch für Grundschüler ab der 2. Klasse sehr geeignet.

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Veröffentlicht am 13.06.2023

Ein Buch über eine der schönsten Buchhandlungen Italiens

Ein Garten voller Bücher
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Die Buchhandlung der Autorin Alba Donati ist ein besonderer Ort, denn sie ist ein Garten voller Bücher! Dort bekommen „überholte“ Bücher eine Chance, nicht vergessen zu werden und können von lesebegeisterten ...

Die Buchhandlung der Autorin Alba Donati ist ein besonderer Ort, denn sie ist ein Garten voller Bücher! Dort bekommen „überholte“ Bücher eine Chance, nicht vergessen zu werden und können von lesebegeisterten Besuchern wieder entdeckt werden. Bei all dem spielt der Garten eine wichtige Rolle: nicht nur weil Besucher dort verweilen dürfen und sich mit einem Buch zurückziehen können, sondern auch weil die Buchhandlung eine spezielle Abteilung nur für Garten- und Pflanzenliebhaber reserviert hat.
Lucignana liegt 500 Meter über dem Meeresspiegel, in der Toskana, ganz in der Nähe von Lucca. Das Dorf wurde um das Jahr 1000 gegründet, ist ganz aus Naturstein gebaucht und hat heute einhundertachtzig Einwohner. Hier ist die Autorin aufgewachsen und hier leben noch viele Verwandte, eigentlich ist das ganze Dorf irgendwie miteinander verwandt. Und hier hat sie ihren Traum verwirklicht und eine Buchhandlung mit dem zauberhaften Namen Libreria sopra la Penna zusammen mit anderen begeisterten Dorfbewohnern gegründet. Die Finanzierung über das Crowdfunding auf Facebook war entscheidend und am 7. Dezember 2019 konnte die Buchhandlung eröffnen.

Meine persönlichen Leseeindrücke
„Ein Garten voller Bücher“ ist eine Biografie mit Tagebucheintragungen von 6 Monaten, in denen die Autorin die Verwirklichung ihres Herzprojekt der Buchhandlung literarisch verarbeiten, mit all den Höhen und Tiefen, Schwierigkeiten und Erfolgen, die so ein Vorhaben mit sich bringt.
Dinge fallen nicht vom Himmel, sie reifen, gären und beschäftigen – bis der richtige Moment kommt und die Ideen umgesetzt werden können.
Das Buch ist voll von Reflektionen über den italienischen Literaturbetrieb und die Stellung der weiblichen Schriftstellerinnen, das Heimweh, das Alba Donati wieder in ihr Heimartdorf zurückgebracht hat und ihre Idee dort eine Buchhandlung mit Garten zu gründen.
Dies alles ist eingebettet in die Familiengeschichte der Autorin, die gleichzeitig auch die Familiengeschichte des 180-Seelenortes ist und übt einen speziellen Zauber aus, der mir sehr gefällt, mich beruhigt und mir beim Lesen ein Wohlfühlen vermittelt, das ich schon lange nicht mehr hatte.
Als besonderes Schmankerl stehen am Ende jeder Tageseintragung Alba Donati die Bestellungen der Bücher– leider muss ich gestehen, dass ich nicht allzu viele davon kenne. Da muss ich wohl noch viel aufholen!

Fazit
Mit ihrer Biografie „Ein Garten voller Bücher“ gibt Alba Donati einen Einblick in ihre besondere Buchhandlung. Es ist ein Genuss, dieser wunderbar sanften Erzählweise zu folgen.

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Veröffentlicht am 02.06.2023

Sophie und ihre Träume

Wo du mich findest
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In einem Café stolpert ein Unbekannter über die Hundeleine und Sophie verschüttet ihren Kaffee auf seinem Hemd. Das kurze Aufeinandertreffen, der kurze Wortwechsel genügt und löst in Sophie eine Sehnsucht ...

In einem Café stolpert ein Unbekannter über die Hundeleine und Sophie verschüttet ihren Kaffee auf seinem Hemd. Das kurze Aufeinandertreffen, der kurze Wortwechsel genügt und löst in Sophie eine Sehnsucht aus, deren sie sich erst einige Wochen später bewusst wird, als der Unbekannte in ihren Träumen aufwacht. Nacht für Nacht verliert sie sich in eine Traumwelt, in denen der Unbekannte und sie eine vertraute Verliebtheit erleben und bald fängt sie an, die Empfindungen aufzuschreiben. Als ihre Ehe mit Thomas vor dem Aus steht, macht sie sich auf der Suche nach dem Unbekannten und kehrt nach Rügen zurück.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Manchmal brauche ich zwischendurch etwas Leichtes und Verträumtes und dieser Liebesroman (?) war dafür perfekt. Es war einfach schön der Geschichte von Sophie und Anton, die Anne Barn in vielen kurzen Kapiteln erzählt, zu folgen und sich einfach dem wohligen Gefühl der Suche nach der großen Liebe hinzugeben. Das war weder kitschig noch schnulzig, sondern modern erzählt mit jungen Menschen, die durch ihre besondere Klasse und ihren aufrichtigen Charakterzügen den Roman sehr angenehm gestalteten.

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Veröffentlicht am 30.05.2023

Eine Hommage an das Provinz-Freibad

Seemann vom Siebener
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Sieben unterschiedliche Menschen gehen am letzten Sommertag der Saison, bevor sich der Wetterumschwung mit kühlen Temperaturen ankündigt, ins Freibad. Jeden beschäftigen eigene Gedanken, doch an diesem ...

Sieben unterschiedliche Menschen gehen am letzten Sommertag der Saison, bevor sich der Wetterumschwung mit kühlen Temperaturen ankündigt, ins Freibad. Jeden beschäftigen eigene Gedanken, doch an diesem Tag, an diesem Ort, diesem Moment des Schicksals kommen sie zusammen und ihre Geschichten überschneiden sich. Das klapprige Freibad aus den Siebzigerjahren wird eine eigene Welt, der ihre Leben widerspiegelt und wird ein Beginn, als ein junges Mädchen vom gesperrten Springturm, dem Siebener, den Seemann wagt.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Das Literaturjahr 2023 scheint sich dem Element Wasser zu widmen. Selten habe ich so viele Bücher, Buchcover und Geschichten rund um die chemische Verbindung von Wasserstoff und Sauerstoff, kurz: H2O, gesehen und gelesen. Klar, geruchslos, farblos und geschmacksneutral - so simpel lassen sich die Grundeigenschaften von Wasser zusammenfassen, doch was die Literatur daraus macht, ist alles andere als banal!
Der Sommer hat zumindest in Südtirol dieses Jahr noch gar nicht begonnen und da lese ich ein Buch, das mit dem letzten Sommertag im Freibad aufhört!
Sieben Personen sind die aktiven Protagonisten des Romans, obwohl es schon einige mehr sind, die hier eine Rolle spielen. Man könnte meinen, das wären definitiv zu viele, aber es wird niemals kompliziert, denn die Geschichten sind so geschickt ineinander verknüpft, dass es mir als Leserin leicht fällt, alles schön auseinander zu halten und wieder mühelos zusammenzusetzten.
Dieser eine Tag im Provinz-Freibad, wie ihn Arno Frank beschreibt, erinnert mich an meine Kindheit, an das besondere Sommerfreibadgefühl, die Hitze, das kühle Nass, die Frittenbude, die lärmenden Kinder, die alten Damen, den Bademeister und die Kassierer, die Springtürme, von denen auch ich gesprungen bin (nur vom 1 m Brett!!).
Sieben Personen mit sieben Geschichten, an einem Ort, der trotz kleiner Erneuerungen stets der gleiche geblieben ist, geben nicht nur ein Stück Beständigkeit sondern auch einen Halt an diesem besonderen letzten Sommertag der Saison. Dies alles liest sich ganz wunderbar leicht, weil Arno Frank nicht nur feinen Humor, sondern großes Einfühlvermögen an den Tag legt.

Fazit
„Seemann vom Siebener“ ist eine Hommage an das Provinz-Freibad, das trotzig der kapitalistischen Veränderung standhält und seinen Besuchern damit ein Stück Beständigkeit bietet. Zumindest diesen letzten Sommertag der Saison, der für einige Badbegeisterte in besonderer Erinnerung bleiben wird.

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Veröffentlicht am 25.05.2023

Der Faszination des Bösen entkommt man nicht

Frankie
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Frank ist vierzehn Jahre alt als sein Großvater nach 18 Jahren aus dem Gefängnis kommt. Bisher lebte Frank mit seiner alleinerziehenden Mutter in einer innigen und vertrauten, wenngleich auch ungewöhnlichen ...

Frank ist vierzehn Jahre alt als sein Großvater nach 18 Jahren aus dem Gefängnis kommt. Bisher lebte Frank mit seiner alleinerziehenden Mutter in einer innigen und vertrauten, wenngleich auch ungewöhnlichen Beziehung. Das ändert sich mit der Entlassung des Großvaters radikal. Instinktiv spürt Frank die Angst seiner Mutter vor ihrem Vater. Sie möchte dass er sich von ihm fernhält, doch fühlt er sich angezogen von dessen Ausstrahlung und folgt ihm teils widerwillig, teils fasziniert. Nicht genug, dass der Großvater ihm seine Präsenz aufdrängt und ihm, sehr zu seinem Missfallen, Frankie nennt; die Beziehung kippt, als er ihm eine geladene Pistole gibt, die Frank zu ungeahnten Handlungen verleitet.

Meine persönlichen Leseeindrücke
„Frankie“ lässt niemanden unberührt! Entweder man mag das Buch, findet es banal oder lehnt es ab. Es ist genug Platz für jede Art von Buchkritik, und das ist schon erstaunlich für einen Roman, der knapp 200 Seiten lang ist. Ich muss gestehen, hätte ich das Buch nicht in unserer Literaturrunde besprochen, wäre mir einiges durch die Lappen gegangen. Dabei war auffallend, dass jede*r eine Meinung dazu hatte, und übereinstimmend fanden wir es alle faszinierend und unheilvoll schon von den ersten Seiten an: Es war klar, hier wird was kommen!
Die Kunst des Michael Köhlmeiers besteht darin, die Faszination des Bösen, die in Form des Großvaters, der mit seinen Tentakeln nach dem unschuldigen Enkelsohn greift, in einen Plot einzubauen, der es schwer macht das Buch zur Seite zu legen. Die Zugkraft der Handlung, die besonders durch die direkte Rede sehr aktiv und plastisch dargestellt ist, läuft in meinem Kopf ab wie ein Film und ich stelle mir vor, wie der großartige österreichischen Schauspieler Franz Buchrieser den Großvater verkörpert. Die Wandlung, die dabei Frank hinlegt, ist außergewöhnlich und versetzt mich immer wieder ins Staunen. So ganz begreifen tu ich sie nicht. Die Spannung bleibt bis zum Buchende, denn ganz raffiniert vermeidet es Köhlmeier weder mitzuteilen, welche schweren Straftaten der Großvater begangen hat, noch was aus ihm geworden ist. Das bleibt immer im Hinterkopf, auch jetzt noch, einige Wochen nachdem ich das Buch beendet habe.

Fazit
„Frankie“ von Michael Köhlmeier ist eine raffiniert konstruierte Darstellung einer Großvater-Enkel-Beziehung, die mit einer ganz eigenen Atmosphäre aufwartet. Der Faszination des Bösen entkommt man beim Lesen nicht und das Buch bleibt bis zum Schluss spannend.

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