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Veröffentlicht am 23.11.2021

Paris ist ein Hühnerstall und Maldoror ist der Fuchs

Stadt der Mörder
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Paris im Dezember 1924. Ein junger Adeliger wird auf grausame Weise getötet. Auf der Suche nach dem Mörder kreuzen sich die Wege des Lieutenant Julien Vioric und Lysanne, die ihre Schwester Isabelle sucht. ...

Paris im Dezember 1924. Ein junger Adeliger wird auf grausame Weise getötet. Auf der Suche nach dem Mörder kreuzen sich die Wege des Lieutenant Julien Vioric und Lysanne, die ihre Schwester Isabelle sucht. Als weitere schreckliche Morde geschehen, Lysanne endlich ihre Schwester findet und das verbotene Büchlein "Die Gesänge des Maladoror", die Bibel der Surrealisten, in den Mittelpunkt der polizeilichen Ermittlungen rückt, müssen Lysanne und Vioric in die Abgründe der menschlichen Seele steigen um den Mörder zu finden.

Britta Habekost gelingt mit diesem Kriminalroman ein tolles Leseerlebnis. Sie führt geschickt durch das Paris der 1920ger Jahre und lässt den Leser teilhaben an den Geschehen in dieser pulsierenden, gefährlichen Metropole. Gleichzeitig zeichnet sie ihre Romanfiguren, die sich perfekt in die Handlung einfügen, entblößt persönliche Schwächen und setzt Charakterstärken gekonnt in Szene. Es entsteht ein sehr überzeugendes Gesamtbild, harmonisch und gewaltsam gleichzeitig, entmenscht und liebesbedürftig.

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Veröffentlicht am 17.11.2021

A mon seul desir! – So wie ich allein es will.

Vom Libellenflug
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Ich habe dieses Buch von Frau Trude Schneider erhalten, um es zu lesen und über meine Eindrücke zu schreiben.

Arianne ist knapp 18 Jahre alt, als sie vom Tod ihres Vaters in ihrem Lausanner Internat erfährt. ...

Ich habe dieses Buch von Frau Trude Schneider erhalten, um es zu lesen und über meine Eindrücke zu schreiben.

Arianne ist knapp 18 Jahre alt, als sie vom Tod ihres Vaters in ihrem Lausanner Internat erfährt. Nachdem ihre Mutter und ihre Großeltern bereits Jahre zuvor gestorben waren und sie keine Geschwister hat, bleibt sie nun als Vollwaise alleine zurück. Der Tod des Vaters kommt verfrüht, wenn auch nicht ganz unvorbereitet, denn er ist unheilbar krank. So war es ihm möglich das Erbe für seine einzige Tochter zu regeln und ihr eine geheime Botschaft zu hinterlassen, die Arianne auf eine Reiseroute zu sieben Orten aufbrechen lässt. Es wird ihr Libellenflug, eine Reise zur Selbstbestimmung.

„Du willst mir sagen: frei und selbstbestimmt leben zu wollen geht nicht, ohne Verantwortung für andere zu übernehmen. Verantwortung ist der Preis der Selbstbestimmung. Für jeden Menschen.“

Meine persönlichen Leseeindrücke
Der Roman ist in 5 Büchern unterteilt, die die Titel „Erlangen – Erkennen – Verlieren – Erspüren – Verstehen“ tragen. Vom Libellenflug ist ein Roman mit einem anthroposophischen Touch und der Leser sollte ein Verständnis von Natur, Geist und menschlicher Entwicklung mitbringen, um sich in diesem Werk wohlzufühlen. Nun muss ich gestehen, dass ich eher der praktische, pragmatische Typ bin und für Philosophie und Anthropologie / Anthroposophie nur bedingte Voraussetzungen mitbringe, was wohl die Zuneigung zu diesem Buch etwas getrübt hat. Nichts desto trotz kann ich manchen Gedankengängen zustimmen, die sich mit den großen anthroposophischen Themen beschäftigen. Arianne unternimmt eine halbe Weltreise an Orte, an denen sie Menschen kennenlernt, die sie mit ihren verstorbenen Eltern verbinden und die ihr bei der Lösung der geheimen Botschaft helfen.

"Der Weg des Glücks setzt ein selbstbestimmtes Leben voraus. Ein freies, selbstbestimmtes Leben aber, das nicht zu nacktem Egoismus verkommen will, muss von Verantwortung begleitet sein – für sich selbst und für andere. Und indem man Verantwortung für die Selbstbestimmung anderer übernimmt, lebt man Toleranz."

Der Roman liest sich insgesamt flüssig, auch wenn er stellenweise banale Stellen zu detailliert beschreibt und dadurch etwas langatmig wirkt. Auffallend ist die teils sehr ausführliche Einführung in die Geheimnisse fremdländischer Küchenkunst, die gefallen kann oder auch nicht. Was mir doch aufgefallen ist, sind diese sehr unregelmäßigen Spannungsbögen. Es gibt Abschnitte, bei denen ich überhaupt nicht aufhören konnte zu lesen und andere, die für mich fast unerträglich langweilig waren. Ich kann mich eines gewissen Eindruckes nicht erwehren, dass hier vielleicht mit mehreren Federn geschrieben wurde.

Fazit
„Vom Libellenflug“ von Matthias Hübener, erschienen im eigenen Verlag, erklärt anhand von Ariannes Reise zur Selbstbestimmung, die großen anthroposophischen Themen. Es gilt die Spitze der Maslow Pyramide zu erklimmen und Selbstverwirklichung zu erreichen. Eine gewisse Zuneigung zu dieser Wissenschaft ist sicherlich hilfreich, das Werk vollends zu verstehen und darin einen Wegweiser für das eigene Glück zu erkennen.

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Veröffentlicht am 11.11.2021

eine interessante, kleine Dokumentation über die wohl berühmteste Modemarke der Welt

Little Book of Chanel
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Das Buch im kleinen Format erzählt in groben Zügen den Werdegang der Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel. Es skizziert ihr Leben von den Anfängen als Hutmacherin bis zur Gründung ihres Modeimperiums, ...

Das Buch im kleinen Format erzählt in groben Zügen den Werdegang der Modeschöpferin Gabrielle „Coco“ Chanel. Es skizziert ihr Leben von den Anfängen als Hutmacherin bis zur Gründung ihres Modeimperiums, ermöglicht durch die finanziellen Unterstützungen ihrer Liebhaber und ihre enormen Erfolge, von ihrem Exil nach dem 2. Weltkrieg und ihrer Rückkehr nach Paris in den 50ger Jahren bis zu ihrem Tod 1971 und die Weiterführung ihres Erbe durch Karl Lagerfeld. Ihrem Privatleben wird nur wenig Aufmerksamkeit zuteil.

Ihr Erfolg ist einzigartig: sie bleibt ihr Leben lang ihrer neutralen Farbpalette Biege, Schwarz, Weiß, Rot und Marineblau treu sowie auch den klassischen Stoffen Tweeds, Jersey, Seidenbrokat und Samt. Damit entwirft und entwickelt sie einen Stil zeitloser Eleganz, der ihren eigenen Vorlieben gerecht wird und auf Funktionalität, Schlichtheit und Klassizismus aufbaut. Sie vervollständigt ihre bequeme Kleidung mit Schmuck, Schönheit und Duft und kreiert somit einen kompletten Look von Kopf bis Fuß.

So wie sich bereits Coco Teile der Männermode und Sportbekleidung für ihre Kollektionen zu eigen gemacht hatte, bediente sich auch Lagerfeld anderswo und schöpfte Inspiration aus den Modeerscheinungen urbaner Subkulturen.

Meine persönlichen Leseeindrücke

Das Büchlein liest sich flüssig und schnell. Das ist auch den vielen Bilder geschuldet, die die Texte ergänzen und somit die Entwicklung der Luxusmarke Chanel gut darstellen.

In einfacher aber dennoch fachkundiger Sprache erklärt Baxter-Wright den Erfolg von Chanel. Es ist mir so möglich nicht nur den Grundgedanken dieser Emanzipation zu verstehen, sondern ihn auch mitzutragen. Die Idee des kompletten Looks fasziniert mich, er macht Sinn, bietet Sicherheit und Freiheit für eine Frau, die weiß was sie will. Leider muss ich auch feststellen, dass meine finanziellen Mittel niemals ausreichen, Chanels Ideal zu folgen. Aber ich kann wenigsten versuchen, nach meinen Möglichkeiten diese Idee umzusetzen.

Anders als ich gedacht habe, ist das Doppel-C ihrer Marke nicht aus den Anfangsbuchstaben ihres Namens „Coco Chanel“ entstanden, sondern ist die Verbindung zu ihrer „einzigen Liebe“ Boy Capel.

Fazit

„Little book of Chanel“ von Emma Baxter-Wright ist eine interessante, kleine Dokumentation über die wohl berühmteste Modemarke der Welt. Das Büchlein ist mit tollen Bildern gestaltet, die Texte und Erklärungen ergänzen und die Entwicklung des Modehauses Chanel erzählen. Das Leben der Modemacherin Gabrielle „Coco“ Chanel konzentriert sich fast ausschließlich auf ihr schöpferisches Schaffen und enthält ein kompaktes Basiswissen über die Marke und die Idee, die sie stets verfolgte: die Kreation des kompletten Looks.

„Mode ist vergänglich. Stil niemals.“ Coco Chanel

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Veröffentlicht am 06.11.2021

Eine kleine Anstrenung

Der Kolibri
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Das Buch beginnt mit einem der vielen Schicksalsschläge, mit denen Marco Carrera, Augenarzt in Rom aber gebürtig aus Florenz, in seinem Leben zurechtkommen muss. Seine Frau erwartet ein Kind von einem ...

Das Buch beginnt mit einem der vielen Schicksalsschläge, mit denen Marco Carrera, Augenarzt in Rom aber gebürtig aus Florenz, in seinem Leben zurechtkommen muss. Seine Frau erwartet ein Kind von einem anderen Mann und wird ihn verlassen. Es ist das Jahr 1999 und von diesem Ereignis ausgehend, wird das Leben des Marco Carrera erzählt, der von seiner Mutter den Spitznamen Kolibri erhielt, weil er mit 15 Jahren aufgehört hatte zu wachsen.

"Im Übrigen hatte sie, sobald dieses Defizit offenbar geworden war, für ihren Jungen den beruhigendsten aller Spitznamen geprägt, Kolibri, um zu betonen, dass Marco mit diesem anmutigen Vögelchen neben der Kleinheit eben auch die Schönheit und der Schnelligkeit gemeinsam hatte: die körperliche – in der Tat bemerkenswerte -, die ihm beim Sport zugutekam, und die – vor allem behauptete – geistige in der Schule und im gesellschaftlichen Leben."

Es sind die Frauen, die sein Leben zeichnen. Seine Schwester Irene, die den Freitod wählt, Adele, seine Tochter, die mit 22 Jahren stirbt und Miraijin, seine Enkeltochter, die ihn bis zu seinem Tod begleitet. Und dann gibt es noch Luisa, seine große Liebe.

"Ich habe Dich so sehr geliebt, wirklich, vierzig Jahre lang bist Du das Erste und das Letzte gewesen, woran ich jeden einzelnen Tag meines Lebens gedacht habe."

Meine persönlichen Leseeindrücke
Der Roman ist ein Puzzle, wie es Sandro Veronesi selber schreibt. Er hätte die Handlung auch in chronologische Reihenfolge setzen können, das wollte er aber nicht, denn er könne von seinen Lesern auch eine kleine Anstrengung verlangen. Und so zieht sich dieser Anspruch durch das gesamte Buch, das ich mit Begeisterung ab der ersten Seite gelesen habe. Gäbe es nicht diese Tragödien, ich könnte der Geschichte etwas Amüsantes abgewinnen.
Der Roman ist eine berührende Erzählung über Marco Carrera und sein Leben. Marco verkörpert einen Durchschnittsitaliener der Mittelschicht, mit all seinen Schrullen und Ansichten, seinen Schwächen, seinen Freunden und seinen Familien. Sein Leben verläuft nach einem gleichbleibenden Muster: jahrelang verharrt er im Stillstand, während die anderen sich vorwärtsbewegen. Dann bricht ein unerwartetes, außergewöhnliches Erlebnis aus, stets begleitet von großem Schmerz, das ihn in ein neues, unbekanntes Anderswo schleudert. Stets ist er begleitet und beeinflusst von Frauen, die ohne Psychoanalysten nicht lebensfähig scheinen. Am Ende grenzt es an ein Wunder, dass er ein normales Leben führt. Die Tragödien, denen er schutzlos und machtlos ausgesetzt ist, gipfeln mit jenem Schicksalsschlag, der für Eltern das Schlimmste ist: ein Kind zu verlieren. Veronesi findet dafür gar kein Wort in unserer Sprache sondern weicht auf das Hebräische „shakul“ oder auch in das Arabische „thaakil“ oder auf das Sanskirt „vilomah“ aus, was ich sehr treffend beschrieben, diese Ohnmacht dem Schmerz gegenüber. Nur die Sorge um und die Liebe zu seiner Enkeltochter gibt ihm die Kraft zum Weitermachen.
"... weil mein erster Gedanke jetzt ihr gilt, und auch mein letzter Gedanke gilt ihr, und dazwischen gibt es weitere Gedanken für sie. Nur so ist es mir jetzt möglich zu leben."

Die Anstrengung des Lesers liegt darin, die Ereignisse der verschiedenen Kapitel in ein Ganzes zusammenzufügen. Eigentlich ist das gar nicht so schwer, aber man ist verwöhnt und möchte sich nicht über die Maßen verausgaben. Damit ist erklärt, warum so viele mit dem Roman nicht so zurechtkommen.
Noch ein Wort zur Übersetzung. Michael von Killisch-Horn hat diesen Roman in außerordentlicher Feinarbeit und hoher Sensibilität übersetzt. Ich bewundere diese Fähigkeit.

Fazit
„Der Kolibri“ von Sandro Veronesi ist eines der schönsten Bücher, die ich dieses Jahr lesen durfte. Ein literarisches Puzzle, das die Handlung absichtlich in zeitlich wirr verschachtelten Abschnitten zwischen Jahren und Jahrzehnten hin und her schwirren lässt. Und dennoch fügt sich jedes Teil perfekt in die Geschichte ein, die eine tief berührte Geschichte erzählt.
Wer eine leichte, unbekümmerte Lektüre sucht, sollte allerdings die Hände davonlassen.

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Veröffentlicht am 04.11.2021

Eine belanglose Erzählung über das Leben im Hochgebirge

Das Glück des Wolfes
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Im neuen Roman "Das Glück des Wolfes" von Paolo Cognetti geht es um Fausto, der Mailand den Rücken kehrt, um in Fontana Fredda, einer Gemeinde im den Alpen des Aostatals, mit 40 Jahren neu anzufangen. ...

Im neuen Roman "Das Glück des Wolfes" von Paolo Cognetti geht es um Fausto, der Mailand den Rücken kehrt, um in Fontana Fredda, einer Gemeinde im den Alpen des Aostatals, mit 40 Jahren neu anzufangen. Als erfolgloser Schriftsteller übernimmt er aus Geldnot einen Job als Koch im einzigen Speiselokal "Babettes Gastmahl", das während der Wintersaison gut besucht ist. In Babettes Ex-Mann Santorso findet er einen Freund, der ihn auf seine besondere Art unterstützt. Und während dieser Wintersaison lernt er Silvia kennen, in die er sich verliebt.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Ich hatte noch den wunderbaren Roman "Acht Berge" im Hinterkopf und mich auf diesen neuen Roman gefreut. Leider bin ich sehr enttäuscht. Ich habe den Eindruck, dass das Buch eine oberflächliche, schnell geschriebene, kurze Erzählung ist, ohne Tiefgang und ohne Leidenschaft. Die landschaftlichen Beschreibungen sind, mit Ausnahme des Kapitels 19, kaum vorhanden oder können kaum Emotionen hervorzurufen. Genau das machte aber den Welterfolg des Romans "Acht Berge" aus!
Die sehr kurze Geschichte streift viele Romanfiguren nur nebensächlich, obwohl es über jeden einzelnen viel mehr zu erzählen gäbe. Da ist nicht nur Fausto mit seinen 40 Jahren, der einen Neuanfang sucht. Auch Santorso muss sein Leben neu ordnen. Wie viel wäre da zu erzählen gewesen!
Dieses Buch ist für mich leider wieder eine Bestätigung, dass nur weil einem Autor ein außerordentlich gutes Buch gelungen ist, auch nachfolgende Bücher gut sind.

Fazit
"Das Glück des Wolfes" ist eine belanglose Erzählung über das Leben im Hochgebirge. Die etwas mehr als 200 Seiten sind in wenigen Stunden gelesen und sorgen für ein kurzweiliges Lesevergnügen ohne Ansprüche zu stellen.

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