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Veröffentlicht am 13.11.2023

Ein spannender Einblick in die französische Politlandschaft und die stets dynamische und unberechenbare Welt des Internets.

Machtspiele
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Antoine, ein junger ambitionierter Bretone, ist Assistent eines sozialistischen Politikers und zuständig, dass sein Auftraggeber für jede Situation gerüstet ist. Als nach den Unruhen mit den „Gelbwesten“ ...

Antoine, ein junger ambitionierter Bretone, ist Assistent eines sozialistischen Politikers und zuständig, dass sein Auftraggeber für jede Situation gerüstet ist. Als nach den Unruhen mit den „Gelbwesten“ die Cybersecurity auf der Tagesordnung im Parlamentsausschuss landet, weiß er anfangs gar nichts damit anzufangen. Da begegnet er der Hackerin L., die ihm versucht, das „Drinnen“ zu erklären.

L. durchlebt eine schwierige Zeit. Nachdem ihr Freund verhaftet wurde, weil er beschuldigt wird, sich unerlaubt Zugang zu Daten beschafft zu haben, fühlt sie sich nicht mehr sicher und lebt im Untergrund. Dieser Umstand löst in ihr eine Psychose aus und sie braucht Antoines Hilfe.

Meine persönlichen Leseeindrücke.

„Machtspiele“ ist ein sehr französischer und aktueller Roman, der sich einerseits mit den politischen Unruhen und anderseits mit der faszinierenden Welt des Internets beschäftigt. Aus diesem Mix entsteht ein Plot, der bis zum Schluss spannende Lesestunden garantiert.

Das Französische in dem Roman ist der Bezug zur französischen politischen Landschaft mit den Bildern der „Gelbwesten“, die auch in anderen europäischen Ländern über dem Bildschirm flimmerten. Nun ist die Zeit, in der die Proteste dieser Gruppe in aller Munde waren, vorbei. Dennoch ist es der Autorin gelungen, mir ein konkretes Gefühl des damaligen Aufruhrs zu übermitteln, sodass ich ein Verständnis entwickeln konnte für die immer wieder aufflackernde gesellschaftlichen Proteste.

Das Aktuelle hingegen spielt zwar in Frankreich, könnte aber genauso gut irgendwo auf dieser Welt sich zutragen, denn es betrifft die Welt des Internets und die Bedrohung, die von den sich dort tummelnden IT Profis ausgeht.

Stilsicher beschreibt die Autorin ihre beiden Hauptromanfiguren Antoine und L., die beide für einen Themenstrang stehen: der junge aufstrebende Assistent eines Politikers und eine etwas verlorene, sich mit dem täglichen Leben schwer tuende Hackerin.

Antoine kommt aus der Bretagne, wo er als herausragender Schüler einen Aufstieg in der französischen Hauptstadt via Eliteausbildung versucht. Als Assistent des sozialistischen Parlamentariers zählt es zu seinen Aufgaben, für seinen Auftraggeber Reden zu verfassen, die er mehr oder weniger beliebig aus umzustellenden und frei kombinierbaren Satzblöcken, gespickt mit Auszügen aus Archiv- und Fremdmaterial zusammenfasst.

Die Gegenfigur dazu ist die Computer-Spezialistin L., im Drinnen mehr zuhause als im reellen Leben.

So teilt sich auch das Buch in stets alternierende Kapitel, die sich ausschließlich mal mit der einen, mal mit der anderen Romanfigur beschäftigen, bis, etwas ab der Hälfte, die beiden endlich aufeinandertreffen als sich Antoine berufsmäßig um Cybersecurity kümmern muss und L. die richtige Ansprechpartner dafür ist.

„Machstpiele“ erinnert mich, besonders was die Psychosen der jungen Hackerin L anbelangt, an den Roman „Die Kinder sind Könige“. Das Internet ist kein sicherer Ort, dürfte soweit die Botschaft angekommen sein.



Fazit

Alice Zeniter ist mit "Machtspiele" ein extrem zeitgenössischer, genau beobachtender, spannender und literarisch ansprechender Roman gelungen. Mit Antoine und L. gelingt ein spannender Einblick in die französische Politlandschaft und die stets dynamische und unberechenbare Welt des Internets.

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Veröffentlicht am 25.08.2023

Eine überaus liebevolle Hommage an eine Generation von Großeltern

Sylter Welle
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In „Sylter Welle“ erinnert sich der Autor an humorvolle Erinnerungen und Anekdoten aus seiner Kindheit während er 3 Tage bei seinen Großeltern auf Sylt verbringt. Obwohl das Buch in nur 3 Kapitel unterteilt ...

In „Sylter Welle“ erinnert sich der Autor an humorvolle Erinnerungen und Anekdoten aus seiner Kindheit während er 3 Tage bei seinen Großeltern auf Sylt verbringt. Obwohl das Buch in nur 3 Kapitel unterteilt ist, wobei jedes Kapitel für einen Tag steht, hätte es genauso gut auch eine Vielzahl von Kapiteln geben können, denn die Vielzahl von Erinnerungen und Anekdoten hätten sich gut dafür geeignet.
„Sylter Welle“ ist eine überaus liebevolle Hommage an eine Generation, die vom Krieg schwer gezeichnet wurde, mit Charakteren, die es heute kaum mehr gibt. Ich kann gut nachvollziehen, wenn der eine oder andere Leser sich bei der Lektüre an die eigenen Großeltern erinnern mag. Auch ich kann in mancher Szene meine Großmutter erkennen, die auch das Kommando in unserer Familie führte, oder auch meinen Stiefvater, der 1918 geboren wurde. Und es berührt mich die Zuneigung, die Max seinem jetzt unbeholfenen, alten Großvater entgegenbringt.
So wechseln sich nicht nur Handlungsort und –zeiten ab, sondern auch das Timbre der einzelnen Geschichten. Sehr amüsant sind jene Szenen, in denen der Autor zugibt, dass er ein kleiner Schlingel war und für keinen Bubenstreich zu schade.
Als ich das Buch zu Ende gelesen hatte und mein Blick nochmals auf das Buchcover fiel, bildet sich eine kleine Stirnfalte, denn den Zusammenhang mit dem brennenden Strandkorb will sich mir partout nicht eröffnen. Kurzerhand entschließe ich mich „Sylter Welle“ zu googlen und ein Foto des Freizeitbades ploppt auf. Jetzt bin ich noch verwirrter.

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Veröffentlicht am 02.06.2023

Sophie und ihre Träume

Wo du mich findest
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In einem Café stolpert ein Unbekannter über die Hundeleine und Sophie verschüttet ihren Kaffee auf seinem Hemd. Das kurze Aufeinandertreffen, der kurze Wortwechsel genügt und löst in Sophie eine Sehnsucht ...

In einem Café stolpert ein Unbekannter über die Hundeleine und Sophie verschüttet ihren Kaffee auf seinem Hemd. Das kurze Aufeinandertreffen, der kurze Wortwechsel genügt und löst in Sophie eine Sehnsucht aus, deren sie sich erst einige Wochen später bewusst wird, als der Unbekannte in ihren Träumen aufwacht. Nacht für Nacht verliert sie sich in eine Traumwelt, in denen der Unbekannte und sie eine vertraute Verliebtheit erleben und bald fängt sie an, die Empfindungen aufzuschreiben. Als ihre Ehe mit Thomas vor dem Aus steht, macht sie sich auf der Suche nach dem Unbekannten und kehrt nach Rügen zurück.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Manchmal brauche ich zwischendurch etwas Leichtes und Verträumtes und dieser Liebesroman (?) war dafür perfekt. Es war einfach schön der Geschichte von Sophie und Anton, die Anne Barn in vielen kurzen Kapiteln erzählt, zu folgen und sich einfach dem wohligen Gefühl der Suche nach der großen Liebe hinzugeben. Das war weder kitschig noch schnulzig, sondern modern erzählt mit jungen Menschen, die durch ihre besondere Klasse und ihren aufrichtigen Charakterzügen den Roman sehr angenehm gestalteten.

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Veröffentlicht am 19.05.2023

Einblick in das Leben eines Stars, mit all seinen Schattenseiten

Die einzige Frau im Raum
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Die Schönheit von Hedy Kiesler führte sie zu einer kometenhaften Schauspielkarriere in Wien und 1933 zur Heirat mit dem österreichischen Waffenhändler und reichsten Mann des Landes Friedrich Mandl. Ihre ...

Die Schönheit von Hedy Kiesler führte sie zu einer kometenhaften Schauspielkarriere in Wien und 1933 zur Heirat mit dem österreichischen Waffenhändler und reichsten Mann des Landes Friedrich Mandl. Ihre jüdische Abstammung verleugnend erhoffte sie durch diese Verbindung Schutz für sich und ihre Eltern vor den nationalsozialistischen Judengesetzen.
Doch die Ehe verlief alles andere als harmonisch, Mandl entpuppte sich recht bald als Despot, der sie ihrer Freiheit beraubte und sie als Ausstellungsstück für seine politischen und wirtschaftlichen Interessen missbrauchte.
Im Jahr 1937 verließ sie ihren gewalttätigen Ehemann und floh über Paris und London nach Hollywood. Dort wurde sie unter den Fittichen des mächtigen MGM Bosses Mr. Mayer zu Hedy Lamarr, dem weltberühmten Filmstar. Was keiner wusste: Sie war Erfinderin. Und sie hatte eine Idee, die der U.S. Navy helfen sollte, ihre Flotte im Einsatz gegen die deutsche Marine noch stärker zu machen. Doch ihre Schönheit machte ihr einen Strich durch die Rechnung.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Die Biografie von Hedy Lamarr ist ein sehr guter Roman. Marie Benedict lässt die Protagonistin selbst zu Wort kommen und ihr Leben im Zeitfenster 1933 – 1942 erzählen. Das ist sehr ansprechend und überzeugend dargeboten. Hedy, die in sehr jungen Jahren schon ein großer Theaterstar in Wien war, war Jüdin, eine Tatsache, die sie bis zur Machtübernahme von Hitler in Deutschland selbst gar nicht so wahrgenommen hatte. Doch ihr Vater hatte die Gefahr erkannt und als der reichste Mann Österreichs um ihre Hand anhielt, hoffte er, durch die Verbindung das Leben der Tochter und der Eltern in Sicherheit zu wissen.
Wie sich mit dieser Verbindung das Leben des einstigen Bühnenstars veränderte, konnte niemand wissen. Für Hedy verwandelte sich ihr Leben als erfolgreicher Bühnenstar in eine Ehefrau, die den Launen und der Brutalität des Ehemannes hilflos ausgeliefert war. Als Ausstellungsstück, als weiterer schmückender, seelenloser Einrichtungsgegenstand, ein Statussymbol, gab ihr Mann bei gesellschaftlichen und politischen Verpflichtungen mir ihr an.
Sehr interessant und aufschlussreich sind die politischen Hintergründe dieser Zeit in den Roman aufgezeigt. Österreich bangt um seine Unabhängigkeit und fürchtet die Gefahr einer Annexion durch Hitlerdeutschland. Nachdem ich ein wenig im Internet recherchiert habe, sind die Erlebnisse auf wahre Begebenheiten zurückzuführen und dieser Geschichtsunterricht lässt mich durchaus nicht unbeeindruckt.
Im zweiten Teil des Buches wird Hedys Flucht nach Hollywood und ihr Aufstieg zum Hollywoodstar erzählt. Die Person Hedwig Kiesler und Hedy Mandl verschwinden somit aus der Bildfläche.
Auch in diesem Buchteil sind die geschichtlichen Ereignisse geschickt in die Handlung eingebunden, wenngleich Hedys Schauspiellaufbahn und ihre Popularität in den USA im Vordergrund stehen. Erstaunt lese ich, dass Amerika nicht judenfreundlich eingestellt war, dass Menschen ihre jüdische Abstammung verleugneten. Das hatte ich, zumindest was die großen europäischen Künstler und Wissenschaftlern betrifft, anders in Erinnerung.
Was allerdings im vorliegenden Roman kaum Platz findet, ist Hedy Lamarrs Erfindung eines ferngesteuerten Torpedosystems, das sich durch hohe Treffsicherheit auszeichnete und dessen Frequenzen störungssicher waren. Erst knapp 50 Seiten vor dem Ende wird über ihr wissenschaftliches Talent geschrieben. Das entwickelte „Frequenzsprungverfahren“, ein Gerät das Informationen über Funkfrequenzsequenzen übermitteln und dafür sorgen konnte, dass die Frequenz wechselte, meldet Hedy Lamarr zusammen mit Georg Antheil beim Patentamt an und stellt es der U.S. Navy vor. Die Ablehnung kam mehr als überraschend.

Fazit
„Die einzige Frau im Raum“ von Marie Benedict ist ein biografischer Roman über die Österreicherin Hedy Kiesler, Star am Theater an der Wien, die nach einer kurzen Ehe mit dem österreichischen Waffenhändler Fritz Mandl nach Amerika flieht und dort der gefeierte Hollywoodstar Hedy Lamarr wird.
Leider gerät die schon auf dem Buchcover angekündigte Idee, die die Weltgeschichte hätte verändern können, dabei vollkommen in den Hintergrund. Meine Enttäuschung darüber möchte ich nicht verbergen. Schon auf dem Cover wird ihre Entdeckung angekündigt, die manchen Leser dazu verleitet, zum Buch zu greifen. Dieser kleine Wermutstropfen hat letztendlich meine Buchbesprechung kritisch beeinflusst hat.

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Veröffentlicht am 21.04.2023

Das Thema Kinderwunsch und Muttersein aus vier unterschiedlichen Perspektiven erzählt

Eva
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„Eva“ steht für 4 Frauen: 4 Porträts & ihre Beziehungen zu Mutterschaft und Kinderwunsch. Ausgangspunkt ist die Frage was heute gegen, war für eigene Kinder spricht. Verena Keßler erzählt von vier Frauen, ...

„Eva“ steht für 4 Frauen: 4 Porträts & ihre Beziehungen zu Mutterschaft und Kinderwunsch. Ausgangspunkt ist die Frage was heute gegen, war für eigene Kinder spricht. Verena Keßler erzählt von vier Frauen, die ihre ganz eigenen Antworten auf diese Frage finden.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Das Buch präsentiert vier verschiedene Standpunkte zum Thema Kinderwunsch und Muttersein, die anders und gegensätzlicher nicht sein könnten. Überspitzt könnte ich sagen es gibt klare weiß-schwarz Schattierungen aber kein Grau dazwischen. Allerdings steht weiß nicht für glücklich und schwarz nicht für unglücklich, denn Glück sucht man bei allen 4 Frauen vergebens. Es ist eine triste Darstellung unseres Geschlechts und schade, dass es nicht eine 5. Geschichte mit einer herzerfrischenden Protagonistin gibt, die mir ihrer Entscheidung einfach nur glücklich ist. Das Buch lässt mich daher über eine Frauenrolle nachdenken, die ich niemals empfunden habe.
Mit „Eva“ gelingt Verena Keßler ein nuanciertes, warmherziges und tiefgründiges Portrait von Frauen in einer besonderen Lebensphase. Dabei ist in der Leserunde auf LovelyBooks immer wieder das Adjektiv „wertfrei“ gefallen. Ich finde es ein sehr interessantes Wort und musste erst mal darüber nachdenken, was es in diesem Zusammenhang bedeuten könnte. Nun, die Autorin gibt keine moralische Bewertung zu den Einstellungen der vier Frauen, dennoch ist in jeder Geschichte die Meinung der jeweiligen Protagonistin klar formuliert. Und das ist das Faszinierende an diesem Buch, das obwohl als Roman deklariert für mich vielleicht mehr ein kleiner Erzählband ist.

Fazit
In „Eva“ portraitiert Verena Keßler vier Frauen, die sich mit dem Thema Kinderwunsch und Muttersein auseinandersetzen. Es ist ein Buch das zum Nachdenken anregt, denn es bietet mit diesen vier sehr unterschiedlichen Geschichten ein unglaublich weites Gesprächs- und Gedankenfeld. In irgendeiner Form wird die Lektüre auf jeden Leser wirken, das ist die Besonderheit, die „Eva“ ausmacht.

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