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Veröffentlicht am 26.08.2021

Was psychologischer Terror mit seinem Opfer macht

Die Nachricht
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Ruth steht in der Öffentlichkeit. Sie moderiert im Fernsehen, schreibt Drehbücher und ist gut im Geschäft. Als ihr Mann unerwartet stirbt, erfährt sie, dass er eine Geliebte hatte und wohl eine Trennung ...

Ruth steht in der Öffentlichkeit. Sie moderiert im Fernsehen, schreibt Drehbücher und ist gut im Geschäft. Als ihr Mann unerwartet stirbt, erfährt sie, dass er eine Geliebte hatte und wohl eine Trennung von ihr in Betracht zog. In dieser Trauerzeit platzen Nachrichten von Unbekannten herein, die sie wüst beschimpfen und beleidigen und sie in ihre Privatsphäre schwer verletzen. Diese Nachrichten erreichen aber nicht nur sie.
Die Nachrichten kamen nun in Schüben an mich, an immer neue Freunde, Bekannte und Geschäftspartner, ich hatte mir irgendwann eine Standardantwort auf ihre verlegenen, mitunter entsetzten Nachfragen zurechtformuliert.
Ruth muss ihr Leben neu einrichten und lernt den Psychologen ihres Sohnes, der den Tod des Vaters nicht verarbeitet, näher kennen. Es spät erkennt sie, dass ihr diese On-Off – Beziehung nicht guttut und nicht nur sie, sondern auch ihre Familie, in Gefahr bringt.
Meine persönlichen Leseeindrücke
Ich lerne relativ schnell die Protagonisten der Geschichte kennen und der Handlungsrahmen wird früh abgesteckt. Nach und nach füllt sich der Roman mit Informationen, zwischenmenschlichen Beziehungen und Einblicke in die Gefühlswelt von Ruth, die schutzlos einer gegen sie gerichtete Schmutzkampagne ausgeliefert ist und die sie weder erklären noch verstehen kann. Sie meint zuerst in Valerie, der Geliebten ihres Mannes, die Schuldige gefunden zu haben.
An all dem, was ich sah, hing eine große tiefschwarze Ahnung, eine besorgniserregende Gewissheit: Sie war es nicht.
Als sie schlussendlich den Verantwortlichen ausfindig macht, ist es schon fast zu spät. Ein erschreckendes Ende! Es geht hier überhaupt nicht um Mann vs. Frau, sondern für mich steht im Vordergrund, dass Ruth hilflos dem Bösen ausgesetzt wird und so kraftlos endet, dass sie sich nicht mehr wehren will. Alles soll nur noch aufhören. Dadurch erlaubt sie dem Bösen weiterzumachen. Jede*r kann das nächste Opfer sein. Und gleichzeitig kann ich vollkommen nachvollziehen, verstehen und begreifen, dass Selbstschutz vorgeht und ich bin mir nicht mal sicher, ob ich anders handeln würde.
Fazit
„Die Nachricht“ von Doris Knecht analysiert was psychologischer Terror mit dem Leben der Opfer macht. Sie zeichnet ein Leben, das durch digitale Gewalt aus dem Gleichgewicht gerät und beschreibt einen Täter, der durch sein perfides Verhalten bewusst und gewollt sein Opfer demütigt, erniedrigt und gesellschaftlich schädigt.

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Veröffentlicht am 20.08.2021

Ein Hof im Wandel der Zeit

Wildtriebe
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Lisbeth muss von ihren Eltern den Betches-Hof übernehmen, nachdem die älteren Brüder im Krieg gefallen sind. Sie tut es aus Pflichtbewusstsein und findet in Karl den richtigen Mann an ihrer Seite.
Da ...

Lisbeth muss von ihren Eltern den Betches-Hof übernehmen, nachdem die älteren Brüder im Krieg gefallen sind. Sie tut es aus Pflichtbewusstsein und findet in Karl den richtigen Mann an ihrer Seite.
Da sie auch nach mehreren Ehejahren nicht schwanger wird, nehmen sie und Karl einen namenlosen Säugling an Kindesstatt an. Konrad, so nennen sie den Jungen, wächst in der Hoftradition auf. Als er Marlies seinen Eltern vorstellt, kommt eine neue Frau ins Haus. Ihre Vorstellungen von einem Leben und der Tagesablauf am Betches-Hof prallen aufeinander. Marlies‘ Wunsch nach Selbstverwirklichung bringt Unruhe und am Ende wird sie zwar viel durchgesetzt, aber das wahre Glück nicht gefunden haben.

Meine persönlichen Leseeindrücke
In einem rasanten Tempo erzählt Ute Mank eine Familiengeschichte, die ich z. T. auch kenne und lässt 70 Jahre dahinrauschen.
Das Buch stilisiert an 3 Frauen die Lebensweisen der verschiedenen Generationen. Lisbeth musste den Hof übernehmen, die Tradition weiterführen und an ihren Sohn weitergeben. Marlies ist dazugekommen. Sie hat den schwierigsten Part und kommt mit allem nicht so zurecht. Sie will anders leben, eigene Entscheidungen treffen, machen, was Frauen bis jetzt nicht gemacht haben. Sie passt nicht und wirkt wie ein Störfaktor. Das ist nicht böse gemeint, sie ist ja nicht absichtlich so. Marlies sucht nach etwas und weiß wohl nicht, dass man etwas nur finden kann, wenn es schon in einem ist.
Joanna steht für die Zukunft, die kommende Generation. Sie gehört auf den Bethches-Hof, da ist sie zuhause und nirgendwo anders möchte sie sein. Darin ist sie wie ihre Großmutter und unterscheidet sich von ihrer Mutter.

Fazit
„Wildtriebe“ ist ein Buch für Frauen. Im Roman erzählt Ute Mank von drei Frauenfiguren, die den Wandel der Zeit in einem Zeitfenster von knapp 70 Jahren er- und durchleben. Es ist ein Buch über Familie, Tradition, Liebe und Fürsorge zwischen den Generationen. Der Hof wird der Fels in der Brandung, er wird bleiben und für die kommenden Generationen ein Zuhause sein.

P.S. Das Cover ist mit das schönste, was ich in letzter Zeit gesehen habe.

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Veröffentlicht am 14.08.2021

Ein guter Thriller, der mich aber zum Schluss hin enttäuschte

Narbenherz
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Kommissar Erik Schäfer kommt aus dem Urlaub zurück und muss sofort in einem Vermisstenfall ermitteln. Lukas, der Sohn des Arztes Jens Bjerre ist nachmittags nicht im Hort erschienen und die Schulleitung ...

Kommissar Erik Schäfer kommt aus dem Urlaub zurück und muss sofort in einem Vermisstenfall ermitteln. Lukas, der Sohn des Arztes Jens Bjerre ist nachmittags nicht im Hort erschienen und die Schulleitung hat Alarm geschlagen. Die Investigativ-Journalistin Heloise Kaldan ist just in dem Moment beim Arzt, als der Anruf der Schulleitung ihn über das Verschwinden informiert.
Heloise und Schäfer kennen sich von einem vorherigen Fall. Auch dieser wird sie in ihren Ermittlungen, wenn auch aus anderen Gründen, zusammenführen.

Der Thriller hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Ich fand die Handlung gut aufgebaut, sodass ich den Ermittlungen problemlos folgen konnte und die Spannung bis zum Ende bleibt. Die Sprache ist gut und nicht langweilig. Die Dialoge sind gut ausgearbeitet. Mit der Figur Heloise hatte ich allerdings meine Probleme. Ich kam mit ihr nicht so ganz zurecht. Zuerst die Abtreibungsabsicht (ganz emotionslos), dann die fast mütterliche Beziehung zur Tochter ihrer Freundin, dann das Ende der Beziehung mit dem Mann, von dem sie schwanger war und dem sie nach dem körperlichen Übergriff auch noch verzeiht - vielleicht ist das ein Frauentyp, der in Dänemark zur Zeit "in" ist.

Was mir aber gar nicht gefallen hat und was ich absolut vermisst habe, sind die Beschreibungen der inneren Beweggründe und Gefühle der Täter, deren menschliche Abgründe, die Panikmomente der Opfer - darum sollte es ja in einem Thriller eigentlich gehen. So kommt es auch zum Schluss zu Tatbeständen, die überhaupt nicht beleuchtet oder untersucht wurden und der Thriller hört einfach auf.

Es ist halt wieder ein Beweis, dass die Bezeichnung "Bestseller" für mich nicht unbedingt ein Qualitätsmerkmal ist.

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Veröffentlicht am 13.08.2021

Herodot Geschichtsschreibung

Blasmusikpop oder Wie die Wissenschaft in die Berge kam
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Johannes Gerlitzen wohnt mit seiner schwangeren Frau Elisabeth in St. Peter am Anger. Der Ort, ein knapp 500 Einwohner zählendes Alpendorf und unterhalb der Sporzer Alpen, mit den 4000 m hohen Gipfeln, ...

Johannes Gerlitzen wohnt mit seiner schwangeren Frau Elisabeth in St. Peter am Anger. Der Ort, ein knapp 500 Einwohner zählendes Alpendorf und unterhalb der Sporzer Alpen, mit den 4000 m hohen Gipfeln, gelegen, weißt eine lange Geschichte als rebellische uneinnehmbare Hochburg auf. Weder Kaiser noch Papst konnten dem Dorf Herr werden, eine Tatsache, auf die die St. Petrianer besonders stolz sind. Und so ist es auch, dass kein St. Petrianer sein Dorf verlässt und kaum ein Nicht-St. Petrianer ins Dorf einheiratet. Das ändert sich als Elisabeth eine Tochter zur Welt bringt, in der Johannes seinen Erzfeind und Nachbar Götsch zu erkennen glaubt. Johannes packt seine Sachen und zieht aus dem gemeinsamen Haus aus und ins Kirchenhaus ein. Dort unterzieht er sich einer Entwurmungskur, mit welcher er sich seines 14,8 m langen Bandwurms entledigt und damit seine Berufung für die Naturwissenschaft begründet. Er verlässt sein Dorf, seine Frau und das Mädchen, das sie ihm geboren hat.
Nach vielen Jahren, Ilse ist nun fast 11 Jahre alt, erkrankt Elisabeth unheilbar an Parkinson. Johannes kehrt ins Dorf zurück, versöhnt sich mit seiner Frau und den St. Petrianern und wird Dorfarzt. Einzig allein das Zusammenleben mit seiner Tochter bleibt extrem schwierig. Auch der Tod der Mutter kann beide nicht zueinander finden lassen. Nachdem Ilse, gegen den Willen des Vaters, Alois heiratet und nach vielen Ehejahren einen Sohn zur Welt bringt, dem sie den Namen ihres Vaters geben und mit A. den Namen des Vaters dazufügen, kommt das Verhältnis der beiden einigermaßen in Ordnung.
Johannes A. und der Doktor Opa sind ein Herz und eine Seele. Es ist der Doktor Opa, der den kleinen Johannes A. in die Naturwissenschaft einführt, mit ihm griechische Mythologie liest und den Jungen in seiner Eigenart und ablehnenden Haltung gegenüber den Bergbarbaren, wie Doktor Opa die Dorfbewohner betitelt, fördert. Als er stirbt, ist Johannes A. im Grundschulalter und eine Welt bricht für den Jungen zusammen.
Es braucht den Zufall, dass Johannes A. Irrwein, der sich seit dem Tod seines Doktor Opa von der Familie und dem Dorf vollkommen zurückgezogen hat, ein Stipendium bekommt und somit auf das Gymnasium des Benediktinerklosters in Lenk gehen kann. Hier, unter dem Schutz von Pater Tobias erlebt Johannes seine erste glückliche Zeit. Johannes A. wird Mitglied des Digamma-Klubs, dessen Hauptziel der Erhalt der klassisch-europäischen Bildung ist. Die Liebe zu Klassik und die Überzeugung, dass seine Erfüllung in der Fortführung Herodots Geschichtsschreibung liegt, wird für Johannes und die St. Petrianer zu einer großen Herausforderung.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Der Debütroman von Vea Kaiser ist ein heiteres Werk über ein skurriles Bergdorf und seinen Bewohnern. Darin plaudert sie mit Nonchalance über die St. Petrianer, die in den Dorfchroniken als Bergbarbaren geführt sind, und hat über jeden etwas zu berichten. Auch die Gepflogenheiten, Eigenheiten und Sonderheiten beschreibt sie recht ausführlich. All das macht das Buch stellenweise etwas langatmig. Die vielen direkten Reden im strengen Dialekt sind für mich als Südtirolerin sehr beschwingt zu lesen, ob ein jeder damit zurechtkommt, wage ich zu bezweifeln. Das letzte Drittel des Romans, beginnend mit Johannes‘ verpatzter Maturaprüfung, ist mit Sicherheit am besten gelungen.

Fazit
Nachdem ich ihren letzten Roman „Rückwärtswalzer“ gelesen hatte, wolle ich auch ihre anderen Romane kennenlernen. Mit „Blasmusikpop“ ist ihr ein heiterer Debütroman über das entlegene Dorf St. Peter am Anger und seiner sich der Moderne widerstrebenden Dorfgemeinschaft gelungen. Leider ist das Buch etwas anstrengend und obwohl ab dem letzten Drittel sehr amüsant und lustig geschrieben, ist der Weg dahin doch mühsam.

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Veröffentlicht am 04.08.2021

Wer Sinn für Humor und Satire hat, kommt auf seine Kosten

Wäre ich du, würde ich mich lieben
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In 5 Gruppen sind insgesamt 60 Kurzgeschichten über Alltagssituationen aufgeteilt, die Horst Evers in ein witziges, spitzbübisches, intelligentes und verschmitztes Erzählkleid verpackt.

Meine persönlichen ...

In 5 Gruppen sind insgesamt 60 Kurzgeschichten über Alltagssituationen aufgeteilt, die Horst Evers in ein witziges, spitzbübisches, intelligentes und verschmitztes Erzählkleid verpackt.

Meine persönlichen Leseeindrücke
Ich habe meist Schwierigkeiten mit Erzählbänden, da die einzelnen Geschichten ja nicht wie in einem Roman in Kapitel zusammenhängen, sondern in sich kurze abgeschlossene Handlungen sind. Und so habe ich mir gedacht, wenn ich über den Tag verteilt ein paar Geschichten lese, dann klappt das vielleicht, was es auch getan hat.
In seinem Buch hat Evers ausgesprochen lustige Satire gemischt mit humorvollen, und so nehme ich mal an, nicht immer ganz ernst gemeinten Alltagseindrücken gesammelt. Ich habe mich köstlich amüsiert, ganz besonders bei den Geschichten „Flohmarktpädagogik“, „Pizza Deutschland“, „Tauben auf dem Dach“, „Das Hobby zum Beruf gemacht“ und „Der gütige Siegfried“. Das ist haarscharfe Gesellschaftsbetrachtung verpackt in fröhlichem Schwachsinn.

Fazit
Es ist ein Buch mit 60 humorvollen Kurzgeschichten über Dinge und Situationen, die im Laufe eines Lebens vorkommen können. Und auch wenn ich die eine oder andere Szene noch nicht selbst erlebt habe, so vermittelt die Lektüre mögliche Abläufe und Empfindungen und ich bin sicher, dass ich mich dann auf jeden Fall sehr gerne an die vergnüglichen Ausführungen erinnern werde.

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