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Veröffentlicht am 15.08.2024

Mutter-Tochter/Sohn-Beziehungen

Genau so, wie es immer war
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Ein tiefsinniger psychologischer Familien-, Frauen und Beziehungsroman, der sich um die 57jährige Julia, ihre fast erwachsenen Kinder, ihren Mann Mark und das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter Anita ...

Ein tiefsinniger psychologischer Familien-, Frauen und Beziehungsroman, der sich um die 57jährige Julia, ihre fast erwachsenen Kinder, ihren Mann Mark und das schwierige Verhältnis zu ihrer Mutter Anita dreht.
Julia steht an einem Wendepunkt ihres Lebens, ihre 17jährige Tochter Alma steht kurz vor ihrem Highschool-Abschluss und ihr 24jähriger Sohn Ben verkündet, dass er Vater wird und vorher seine Freundin Sunny heiraten will.
Als Julia beim Einkaufen zufällig Helen, einer alten Bekannten, begegnet, denkt sie über die Zeit nach, als Ben ein kleiner Junge und Helen ihre beste Freundin war. Sie erinnert sich an das Ereignis, das dazu geführt hatte, dass sie den Kontakt zu Helen abbrechen musste.
Ben möchte unbedingt Julias Mutter Anita zu seiner Hochzeit einladen. Julia hat seit vielen Jahren keinen Kontakt mehr zu ihrer Mutter. Da sie für ihren geliebten Sohn jedoch alles tun würde, überwindet sie sich und lädt Anita zu der Feier ein.
Julia und Mark führen eine harmonische Ehe. „Dass sie ihn fand, war das größte Geschenk in ihrem Leben. Eigentlich gleicht es einem Wunder, dass sie einander gefunden haben, dass sie einander ausgleichen und gemeinsam so viel durchgestanden haben.“ (S. 244). Doch dann passiert etwas, das zu einer Ehekrise führt.
Die Kapitel spielen abwechselnd in der Gegenwart und der Vergangenheit. Im Jetzt stürzt Julia sich in die Hochzeitsvorbereitungen, obwohl sie von ihrer zukünftigen Schwiegertochter zunächst nicht sehr begeistert ist.
Auch das Geheimnis um Julias selten anwesenden Vater wird enthüllt. Dieser ist aus ihrem Leben verschwunden, als sie elf Jahre alt war.
Der Familienroman hat mir sehr gut gefallen, Julias und Anitas Persönlichkeiten werden psychologisch durchleuchtet und offengelegt. Während des Lesens habe ich mit Julia gelitten, sie hatte eine traurige Kindheit mit einer Mutter, die wenig Zeit für sie hatte, und einem Vater, der nur sporadisch auftauchte und irgendwann ganz aus ihrem Leben verschwunden ist.
Der Roman endet mit Bens und Sunnys Hochzeit. Die Beschreibung von Julias Gefühlen ist sehr emotional, ich war zu Tränen gerührt. Die lange überfällige Aussprache von Mutter und Tochter fand ich großartig. Einen weiteren emotionalen Moment hatte ich am Ende bei der Zusammenfassung der Geschehnisse, die sich in den Jahren nach der Hochzeit ereignet haben. Von mir gibt es eine Leseempfehlung für diesen großartigen, hochemotionalen Familienroman.

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Veröffentlicht am 14.08.2024

Die Zerstörung der Kleinstadtidylle

Der Honigmann
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Der Honigmann ist ein Roman über die Zerstörung einer Kleinstadtidylle, der mir sehr gut gefallen hat.
Tim und Fine mit Tochter Carla, Katja und Robert mit Nick und Justus sowie Albert und Louisa mit ihren ...

Der Honigmann ist ein Roman über die Zerstörung einer Kleinstadtidylle, der mir sehr gut gefallen hat.
Tim und Fine mit Tochter Carla, Katja und Robert mit Nick und Justus sowie Albert und Louisa mit ihren drei Kindern wohnen in einer kleinen idyllischen Siedlung. Hinter den Gärten fließt der Fischbach, der auch Namensgeber des Ortes ist. Die Kinder sind im Grundschulalter und spielen miteinander bei regelmäßig stattfindenden gemeinsamen Grillabenden. Sie besuchen die nahe gelegene Friedrichschule - „Hier und nirgendwo anders war Bullerbü.“
Neben der Schule hat ein kleiner Laden aufgemacht, in dem ein älterer Herr Honig in allen Variationen und Dekoartikel verkauft. Katjas und Roberts Sohn 10jähriger Sohn Justus hilft gern in dem Lädchen aus, da er sich sehr gut mit dem „Honigmann“ versteht.
Eines Tages stellt eine Mutter der Friedrichschule, die sich für Bienen und die Imkerei interessiert, Nachforschungen über den Honigmann an. Dabei kommt heraus, dass er vorbestraft ist und im Gefängnis war.
Fine erstellt eine WhatsApp-Gruppe mit dem Namen „Fischbach-Mütter“ für „alle Mütter, die sich von dem Honigmann bedroht fühlen. Wir müssen etwas tun. Bevor etwas geschieht! Bitte teilt, dass es diese Gruppe gibt.“ - Die Hetzjagd auf den Honigmann beginnt.
Neben den „Fischbach-Müttern“ und Vätern beteiligen sich noch viele andere Menschen an der Hetzkampagne: Der Dorfpolizist, der aus der Großstadt gekommen ist und daran gewöhnt ist, in Fischbach eine ruhige Kugel zu schieben, der Schuldirektor mit seiner Stellvertreterin und der Besitzer der Dorfkneipe.
Dann geschieht etwas, das zu einer 180-Grad-Wendung führt: Der Täter wird zum Opfer und Fine zur Angeklagten.
Der Autor gewährt tiefe Einblicke in die Psyche der drei Paare, ihre Gedanken und Handlungen. Der Honigmann selbst kommt nicht zu Wort, was mich aber nicht gestört hat.
Der Schreibstil ist relativ nüchtern, aber authentisch, ab der Hälfte konnte ich das Buch nicht mehr aus der Hand legen, da ich unbedingt erfahren wollte, wie die Geschichte endet. Der Epilog bildet einen schönen Abschluss. Wer Einblicke in die stetige Zerstörung einer Idylle bekommen möchte, wird an Der Honigmann seine/ihre Freude haben.

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Veröffentlicht am 12.08.2024

Eine wunderschöne Liebesgeschichte, die in Erinnerung bleibt

Ava liebt noch
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Ava liebt noch – der Titel passt perfekt zu dieser wunderschönen Liebesgeschichte, die mich gefesselt und begeistert hat.
Ava ist 43, als sie sich in den 24jährigen Kieran verliebt. Bei ihr ist es Liebe ...

Ava liebt noch – der Titel passt perfekt zu dieser wunderschönen Liebesgeschichte, die mich gefesselt und begeistert hat.
Ava ist 43, als sie sich in den 24jährigen Kieran verliebt. Bei ihr ist es Liebe auf den ersten Blick. Als sie ihn kennenlernt, ist sie in einem Teufelskreis aus Haushalt, Kinder und Küche gefangen. Ihr Mann unterstützt sie überhaupt nicht, er sieht seine Aufgabe einzig darin, viel Geld zu verdienen, um der Familie einen hohen Lebensstandard zu sichern. Kein Wunder, dass Ava mit ihren drei Kindern - der Jüngste ist erst fünf - am Ende ihrer Kräfte ist.
Sie wehrt sich gegen ihre Gefühle für Kieran, an erster Stelle stehen für sie ihre drei Kinder, denen sie ein harmonisches Familienlieben bieten möchte. Sie leben in einer Kleinstadt, und Ava möchte ihre Familie nicht dem Klatsch und Tratsch aussetzen.
In einigen Kapiteln wird auch Kierans Perspektive dargestellt, so dass kein Zweifel besteht, dass auch er Ava mit Haut und Haaren verfallen ist.
Wir begleiten Ava und Kieran über 20 Jahre. Kieran macht Karriere als Journalist und lebt einige Jahre in New York. Auch Ava geht in ihren Beruf als Lektorin zurück und findet in ihrer Kollegin Britta eine gute Freundin.
Der Schreibstil und die Geschichte haben mir sehr gut gefallen, ich konnte mich sehr gut in Ava hineinversetzen, ihre Gefühle als Mutter von drei Kindern kann jede Mutter nachvollziehen, einerseits eine große Erschöpfung, andererseits eine unendliche Liebe zum Nachwuchs, und im Gegensatz dazu Befreiung und Erlösung in der Leidenschaft und Hingabe zu Kieran.
Eine Liebesgeschichte, die mir in Erinnerung bleiben wird und die einen Ehrenplatz in meinem Regal bekommen wird, direkt neben „Die Liebe an miesen Tagen“ von Ewald Arenz. Ich freue mich jetzt schon auf weitere Bücher von Vera Zischke.
Zum Schluss möchte ich eine Passage von einer der letzten Seiten zitieren: „Was wäre, wenn wir im gleichen Jahr geboren worden wären und uns mit Anfang zwanzig gegenübergestanden hätten? Hätte ich ihn damals schon so tief lieben können? Und wenn ja: Hätte dann nicht eine junge Frau, die unbedingt Kinder und Familie haben wollte, einem jungen Mann gegenübergestanden, der genau das nicht wollte?“

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Demenz und Depressionen treffen auf Lebensfreude und Optimismus

Der Bademeister ohne Himmel
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Was für ein tolles Debüt! Obwohl nicht viel passiert, konnte mich der Roman von der ersten bis zur letzten Seite packen.
Linda ist erst 15 und bereits lebensmüde. Sie findet, dass das Leben mit ihrer ...

Was für ein tolles Debüt! Obwohl nicht viel passiert, konnte mich der Roman von der ersten bis zur letzten Seite packen.
Linda ist erst 15 und bereits lebensmüde. Sie findet, dass das Leben mit ihrer Mutter nicht viel Schönes bietet. Zu ihrer Mutter hat sie kein gutes Verhältnis, und es wird nicht besser, als diese ihren neuen Freund mit nach Hause bringt. Aufgrund seines Berufes nennt Linda ihn „Der Bestatter“. Ein Lichtblick ist die Aussicht auf einen Urlaub auf Gran Canaria, zu dem der Bestatter auch Linda einladen will. Linda und ihre Mutter waren noch nie am Meer.
Die Tochter ihres demenzkranken Nachbarn Hubert bittet Linda, ihn mittwochs zu besuchen und mit ihm ein paar Stunden zu verbringen. Sie mag den älteren Herren und bemüht sich, ihm Freude zu bereiten, geht im Gespräch auf ihn und seine Erinnerungen ein, spielt ihm Tonbandaufnahmen vom Schwimmbad vor und setzt sogar durch, dass er einen Ausflug an den See macht. Sie findet es furchtbar traurig, dass Hubert, der sein Leben lang als Bademeister an der frischen Luft verbracht hatte, nur noch zu Arztterminen aus dem Haus geht.
Lindas einziger Freund Kevin ist ebenfalls kein fröhlicher junger Mensch. Er glaubt fest daran, dass die Welt auf eine Katastrophe zurast und verbringt seine Tage vor dem Computer. Linda und er sind beide ohne einen Vater aufgewachsen, die beiden sind sich einig: „In der Kindheit passiert viel Dummes. Man sollte erwachsen geboren werden.“ (S. 63).
Huberts polnische Pflegerin Ewa ist für mich der Star der Geschichte. Obwohl sie seit vielen Jahren kranke Menschen bis zu ihrem Tod pflegt und begleitet, hat sie ein sonniges Gemüt. Sie findet Halt im Glauben, und ihr zweitgrößter Wunsch ist eine Wallfahrt nach Tschenstochau zur Schwarzen Madonna. Der größte Wunsch ist es, ihre zweite Hälfte zu finden.
Der Schreibstil der Autorin ist sehr authentisch, ich konnte mich gut in die 15jährige Linda und ihre Gedankenwelt hineinversetzen. Das Ende ist traurig und schön zugleich, ein guter Abschluss dieses wunderbaren Coming of Age-Debütromans. Trotz der schwierigen Themen Demenz und Depressionen hat mich das Buch nicht bedrückt, sondern optimistisch und positiv gestimmt. Von mir eine große Leseempfehlung.

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Veröffentlicht am 31.07.2024

Ein erfolgreiches Trio: Julia, Kim und Astrid

Signum
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„Signum“ ist der zweite Band der Mittsommer-Reihe um die Schriftstellerin und ehemalige Polizistin Julia Malmros und ihren Liebhaber, den Hacker Kim Ribbing.
Band 1 „Refugium“ habe ich bereits vor einem ...

„Signum“ ist der zweite Band der Mittsommer-Reihe um die Schriftstellerin und ehemalige Polizistin Julia Malmros und ihren Liebhaber, den Hacker Kim Ribbing.
Band 1 „Refugium“ habe ich bereits vor einem Jahr gelesen, trotzdem war ich sofort wieder mitten drin im Geschehen. Im Laufe der Handlung kommen einige Hinweise auf die Ereignisse aus dem Vorgängerband, so dass man SIGNUM auch lesen kann, ohne REFUGIUM gelesen zu haben.
Nach dem Tod seiner Eltern und seines Großvaters einige Jahre zuvor wurde Kim Ribbing vom Psychiater Dr. Martin Rudberg behandelt bzw. eher misshandelt. Um seine Beweggründe für die Misshandlungen zu erfahren, beschließt Kim, seinen Peiniger zu entführen und einige Tage gefangen zu halten.
Währenddessen hat Astrid Helander Kims Angebot angenommen, in seinem Haus ein Zimmer zu bewohnen. Astrids und Kims Geschichten zeigen Parallelen auf, beide haben als Jugendliche ihre Eltern durch einen Mordanschlag verloren.
Julia Malmros trifft sich nach wie vor mit Kim, auch wenn sie nicht genau weiß, ob sie eine Beziehung oder nur eine Affäre haben. Sie überlegt, ob sie die rechtsradikale Bewegung der „Wahren Schweden“ in ihrem nächsten Buch thematisieren soll.
Band 2 hat mir sogar noch besser gefallen als der Vorgänger. Ich mag Julia und Kim, aber am sympathischsten und faszinierendsten finde ich die 14jährige Astrid. Ich habe mich über die Tricks, mit denen sie ihre Ziele erreicht hatte, köstlich amüsiert. Als militante Veganerin kämpft sie gegen Massentierhaltung und isst keine tierischen Produkte.
Sehr unterhaltsam fand ich die Treffen von Julia und Irma Ryding. Die 82jährige Irma und Julia sind beste Freundinnen und überlegen, ihr nächstes Buch zusammen zu schreiben. Irma will alles über Julias und Kims Beziehung wissen und kommentiert Julias Erzählungen mit einem herrlich trockenen Humor.
Mit den Polizisten Jonny Munther und Christof Adler hat der Autor zwei wunderbare Nebencharaktere geschaffen, die mich oft zum Schmunzeln gebracht haben. Jonny ist Julias Ex-Mann, er hasst Kim Ridding und bemüht sich nach Kräften, ihn zu überführen.
Ich freue mich schon auf den nächsten Band der Reihe und ein Wiedersehen mit Julia, Kim und Astrid. Von mir eine große Leseempfehlung für alle, die gern skandinavische Krimis und/oder Thriller lesen.

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