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Veröffentlicht am 08.02.2024

Das leben von vier Frauen in Wales im Zeitraum von über 70 Jahren

Für immer wir
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Für immer wir von Ruth Jones ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, aber sicherlich nicht das Letzte. Es handelt sich um einen wunderbaren, hochemotionalen Familienroman über vier Generationen.
Grace ...

Für immer wir von Ruth Jones ist das erste Buch, das ich von der Autorin gelesen habe, aber sicherlich nicht das Letzte. Es handelt sich um einen wunderbaren, hochemotionalen Familienroman über vier Generationen.
Grace lebt an der walisischen Küste. Ihre Enkelin Elin lebt mit ihrer 16jährigen Tochter Becca in London. Von Grace‘ Tochter Alys haben die beiden seit dreißig Jahren nichts mehr gehört. Elin, Becca und Grace haben ein enges und herzliches Verhältnis, Elin und Becca besuchen Grace so oft wie möglich in ihrem Haus am Meer.
Elin plant zu Grace‘ bevorstehendem 90. Geburtstag eine große Überraschungsparty. Ihr Mann Greg geht seine eigenen Wege, die Ehe plätschert nach fast zwanzig Jahren vor sich hin. Tochter Beccas Liebe gehört der Musik. Sie leidet darunter, dass ihre Mutter Elin Schulleiterin der Schule ist, die sie selbst mit nur mäßigem Erfolg besucht. Die 70jährige Alys blickt wehmütig auf ein wildes Leben zurück, Elin steht vor den Scherben ihrer Ehe, Becca erlebt die erste Liebe, und Grace wäre glücklich, wenn da nicht der Bruch mit Alys wäre.
In Rückblenden und jeweils aus der Perspektive der jeweiligen Frau erfahren wir, wie es zu dem Kontaktbruch zwischen Alys, Grace und Elin gekommen ist.
Die Geschichte der vier Frauen hat mich sehr berührt, obwohl ich mich mit keiner von ihnen identifizieren kann. Sie sind trotz familiärer Verbundenheit alle sehr verschieden, nur die Liebe zur Musik und die zueinander verbindet sie. Grace bewundere ich sehr, nach einem traumatischen Erlebnis hat sie es geschafft, ins Leben zurückzufinden und doch noch ein langes, glückliches Leben zu führen. Ihre Geschichte wird erst am Ende erzählt und enthält eine Wendung, mit der ich nicht gerechnet habe. Das Ende hat mir sehr gut gefallen und mich zu Tränen gerührt. Ich empfehle den Roman allen Leser*Innen von Frauen- und Familienromanen.

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Veröffentlicht am 29.01.2024

Verhängnisvoller Umgang mit der Schuld

Leuchtfeuer
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Der Roman Leuchtfeuer ist das erste Buch, das ich von Dani Shapiro gelesen habe. Ich kann es absolut nachvollziehen, dass der Roman in den USA ein Bestseller war und freue mich darauf, die Verfilmung zu ...

Der Roman Leuchtfeuer ist das erste Buch, das ich von Dani Shapiro gelesen habe. Ich kann es absolut nachvollziehen, dass der Roman in den USA ein Bestseller war und freue mich darauf, die Verfilmung zu sehen.
Es geht um zwei Familien, die in der Division Street in Avalon, einem Vorort von New York wohnen. Die Gedanken, Träume und Ereignisse von Waldo und seinem Dad sowie Sarah, Theo und Dr. Wilf werden in Rückblenden erzählt, angefangen mit dem Tag des Unfalls im Jahre 1985.
1985: Sarah (17) ist angetrunken und fordert ihren kleinen Bruder Theo (15) auf, mit dem Auto nach Hause zu fahren. Ihre Freundin Misty ist ebenfalls dabei, sie stirbt, als Theo gegen die alte Eiche vor dem Haus der Familie prallt, obwohl Theos und Sarahs Vater, Dr. Benjamin Wilf sofort zu Hilfe eilt.
31.12.1999: Die Familien Wilf und Shenkman sind Nachbarn. Am letzten Tag des 20. Jahrhunderts wird Waldo Shenkman in der Division Street geboren, Dr. Wilf rettet dem Neugeborenen bei einer Hausgeburt das Leben.
2010: Sarah und Theo sind längst erwachsen, ihre Mutter Mimi hat Alzheimer und lebt in einem Pflegeheim, Ben zieht aus dem Haus aus, in dem die Familie vierzig Jahre lang gelebt hatte. In der Nacht seines Auszugs freundet er sich mit dem elfjährigen Waldo an, es ist auch die Nacht, in der Mimi stirbt.
In nicht chronologischen Rückblenden erfahren wir, wie das Leben von Sarah und Theo verlaufen ist. Sarah lebt in Los Angeles, wo sie mit großem Erfolg im Filmbusiness tätig ist. Sie hat zwei Kinder und ist mit einem Drehbuchautor verheiratet. Theo ist beruflich ebenfalls sehr erfolgreich, er besitzt zwei Restaurants in Brooklyn. Privat jedoch kämpfen beide mit vielen Problemen, tagtäglich ist Misty in ihren Gedanken.
Seltsam fand ich, dass die beiden Familien, die sich durch Waldos Geburt kennengelernt haben, keinerlei Kontakt hatten. Ein solches Erlebnis schweißt doch zusammen. Hinzu kommt, dass beide Familien jüdischen Glaubens sind und die gleiche Synagoge besucht haben. Ben und Waldo haben sich erst an dem Tag angefreundet, an dem Ben schon fast ausgezogen ist.
Ich fand den Roman unheimlich berührend und tiefgründig. Es war tragisch und spannend zu verfolgen, wie der Unfall das Leben der ganzen Familie verändert und geprägt hatte. Es war ein furchtbarer Fehler, über den Unfall und Mistys Tod nie wieder zu reden, da sich Schuldbewusstsein nicht verdrängen lässt. Von mir eine große Leseempfehlung an alle, die Familienromane mit psychologischem Tiefgang mögen.

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Raus aus der Komfortzone, challenge accepted

Von wegen Boomer
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Ferdinand ist Abteilungsleiter in einer Bank, er hat zwei erwachsene Kinder, Tochter Flora macht gerade ihr Abitur, Sohn Raffi studiert.
Flora und Raffi finden, dass ihr Boomer-Vater aufgerüttelt werden ...

Ferdinand ist Abteilungsleiter in einer Bank, er hat zwei erwachsene Kinder, Tochter Flora macht gerade ihr Abitur, Sohn Raffi studiert.
Flora und Raffi finden, dass ihr Boomer-Vater aufgerüttelt werden sollte, raus aus der Komfortzone! Mutter Vera ist mit dem Zustand ihrer Ehe auch nicht glücklich. Ferdi verbringt seinen Feierabend mit einem Bier vor dem Fernseher. So kann es nicht weitergehen. Sie packt einen Koffer und zieht vorübergehend aus. Ferdi bekommt Vera erst wieder, wenn er einige Aufgaben erfolgreich gemeistert hatte. Jeden Tag steht eine neue Challenge an: Er soll in der Abteilungssitzung einige Jugendwörter benutzen, jedem, dem er begegnet, ein Kompliment machen, seine Kinder vor den Mitarbeitern loben und weitere.
Bei der Erfüllung der Aufgaben lernt er ganz nebenher seine MitarbeiterInnen näher kennen und merkt, welches Potential im Werksstudenten Julius steckt. Er bemüht sich um mehr Kontakt zu seinen Kindern und überdenkt seine Ernährung und die festgefahrenen und ungesunden Feierabendgewohnheiten.
So manche Situation kam mir bekannt vor. Wer ertappt sich nicht dabei, die eigenen Kinder und ihre schulischen Leistungen mit denen der Kinder von Bekannten zu vergleichen. Tanja Samson verdeutlicht, dass wir wie Ferdi dazu neigen, schulische Leistungen zu überbewerten und soziale Kompetenzen geringer zu schätzen.
Der Roman hat mir sehr gut gefallen, auch das Ende passt perfekt zu diesem Wohlfühlbuch. Natürlich ist er am besten für die Boomer-Generation geeignet. Lasst uns von der Frische und dem technischen Know-how der Jugend profitieren, wir können viel voneinander lernen!

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Eine wunderschöne Liebesgeschichte am Vorabend des 2. Weltkriegs in London

Was der Morgen bringt
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Es handelt sich um eine Neuauflage des 1994 erschienenen Titels „Die Morgengabe“ von Eva Ibbotson. Es freut mich, dass der Titel vom Schweizer Kampa Verlag neu aufgelegt wurde und ich ihn entdeckt habe. ...

Es handelt sich um eine Neuauflage des 1994 erschienenen Titels „Die Morgengabe“ von Eva Ibbotson. Es freut mich, dass der Titel vom Schweizer Kampa Verlag neu aufgelegt wurde und ich ihn entdeckt habe. Die Liebesgeschichte zwischen der aus Wien stammenden Halbjüdin Ruth Berger und dem britischen Professor Quinton Somerville hat mir sehr gut gefallenen.
Wien 1930: Die 12jährige Ruth wächst glücklich und wohlbehütet auf, ihr Vater Kurt ist Professor für Wirbeltierkunde und Direktor des Naturhistorischen Museums. Sie besucht eine englische Schule, mit dem Ziel in England zu studieren.
Ruth liebt klassische Musik und verliert ihr Herz an den gleichaltrigen Klaviervirtuosen Heini Radek. Heini lebt seit dem Tod seiner Mutter bei Familie Berger, wo er sich auf sein Studium am Konservatorium vorbereitet.
Schon bei ihrer ersten Begegnung sind Ruth und Heini sicher, füreinander bestimmt zu sein. Heini bezeichnet Ruth als seinen Star: „Mozart hatte einen Star. Er hat ihn im Käfig in seinem Zimmer gehalten. Seinen Gesang hat er im Finale des Klavierkonzerts in G-Dur verwendet.“
Quinton Somerville ist Dozent für Paläontologie und der jüngste Professor der Universität Thameside. Auf Einladung von Kurt Berger besucht er die Familie in ihrem Haus am Grundlsee, wo er einige unbeschwerte Wochen in Gesellschaft von Kurt, seiner Frau Leonie, Tochter Ruth und Heini Radek verbringt.
1938: Erst acht Jahre später reist Quinton wieder nach Wien, wo ihm die Ehrendoktorwürde verliehen wird. Überrascht und besorgt muss er feststellen, dass Kurt Berger nicht länger Dekan der naturwissenschaftlichen Fakultät ist. In Wien sind nunmehr die Nazis an der Macht, und Kurt Berger darf seinen Beruf aufgrund seiner jüdischen Abstammung nicht länger ausüben. Kurt und Leonie schaffen es gemeinsam mit Kurts Schwester Hilda und Leonies Onkel Mishak nach England auszuwandern, nur Ruth bekommt keine Ausreiserlaubnis.
Nur als Ehefrau von Quin ist es Ruth möglich auszureisen. Aus Freundschaft zur Familie Berger lässt Quin sich auf eine Scheinehe ein, von der niemand erfahren darf. Direkt nach ihrer Ankunft in London soll die Ehe für nichtig erklärt werden.
In London lebt Ruth in der kleinen Wohnung ihrer Eltern in Belsize Park, in der auch Hilda und Mishak wohnen. Ruth nimmt ihr Studium der Paläontologie auf, Quin ist einer ihrer Professoren. Bald freundet sie sich mit ihren Mitstudenten an und wird deren Mittelpunkt. Derweil wartet Heini auf die Ausreisegenehmigung. Während der Monate des Wartens spart Ruth für ein Klavier, indem sie als Bedienung in einem Café arbeitet, das sich zum Treffpunkt für jüdische Flüchtlinge entwickelt.
Was für eine wunderschöne Geschichte! Ruth ist mir direkt ans Herz gewachsen, sie ist unheimlich liebenswert und sympathisch, wenn auch herrlich naiv und gutgläubig. Sie sieht in allen ihren Mitmenschen nur das Gute und traut niemandem etwas Böses zu, noch nicht einmal der intriganten Tochter des Vizekanzlers. Auch die anderen Flüchtlinge, die sich im Café von Miss Maud und Miss Violet treffen, sind liebenswerte Menschen, die versuchen, sich fern der Heimat ein neues Leben aufzubauen.
Das Ende hat mir sehr gut gefallen, auch wenn es bis zum Happy End fast schon zu viele Missverständnisse und Intrigen gab. Bis zum Schluss war nicht klar, ob Ruth und Quin zusammen glücklich werden. Ich empfehle diesen schönen Roman allen Leser*Innen von historischen und Liebesromanen.

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Veröffentlicht am 23.01.2024

Bücher helfen, Krisen zu überwinden

Frau Komachi empfiehlt ein Buch
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Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt. In jedem Kapitel steht eine Person im Mittelpunkt, die etwas in ihrem Leben verändern will, da sie mit dem Status quo nicht zufrieden ist.
Tomoka: Die junge Frau ...

Das Buch ist in fünf Kapitel unterteilt. In jedem Kapitel steht eine Person im Mittelpunkt, die etwas in ihrem Leben verändern will, da sie mit dem Status quo nicht zufrieden ist.
Tomoka: Die junge Frau ist vom Land nach Tokio gekommen und arbeitet als Verkäuferin in einem Kaufhaus.
Ryo ist Buchhalter, träumt aber davon, einen eigenen Antiquitätenladen zu eröffnen.
Natsumi arbeitet in einem Verlag und ist Mutter einer kleinen Tochter. Nach der Elternzeit wurde sie degradiert und ins Archiv versetzt.
Der 30jährige Hiroya hat Design studiert, findet aber keine Anstellung.
Masao ist seit kurzem Rentner und weiß nichts mit sich anzufangen.
Alle gehen in die Gemeindebücherei, um sich Bücher für ein Projekt auszuleihen, das sie in Angriff nehmen wollen wie einen Computerkurs oder das Erlernen des Go-Spiels.
Frau Komachi ist Bibliothekarin und leiht die gewünschten Bücher aus + jeweils ein weiteres Buch, das sie aussucht. Außerdem bekommen sie von ihr eine Zugabe, d.h. einen Gegenstand, den sie selbst gefilzt hatte: Eine Katze, eine Krabbe, einen Globus, ein Flugzeug, eine Pfanne.
Über Frau Komachi erfahren wir häppchenweise in jedem Kapitel eine Kleinigkeit. Sehr gefallen hat mir der rote Faden, der die Personen aus dem Umfeld der Gemeindebücherei verbunden hat. Einige Nebencharaktere kommen in mehreren Kapiteln vor: Der Hausmeister, der früher einen Antiquitätenladen hatte, der Autor, der von der Verlagsmitarbeiterin den Vertrag für ein Buch angeboten bekommt, die Informatikdozentin, die Masaos Ehefrau ist. Masao selbst hat bis zu seinem Renteneintritt für die Firma gearbeitet, die Frau Komachis Lieblingskekse „Honey Dome“ herstellt. In der Keksdose bewahrt sie ihre Filzutensilien auf.
Ein sehr schönes Buch, das zum Nachdenken über das Leben anregt und Einblick in die japanische Kultur und Lebensweise gibt. Von der Autorin möchte ich gern weitere Bücher lesen, da ihr Buch mein Interesse für Japan geweckt und mir schöne Lesestunden beschert hat.

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