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Veröffentlicht am 06.12.2023

Coras Entscheidung

Eine halbe Ewigkeit
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Da mich die Bücher der Autorin schon seit meiner Jugend begleiten, habe ich mich sehr über die Fortsetzung von Mondscheintarif, fünfundzwanzig Jahre später, gefreut.
Cora Hübsch ist knapp 55 Jahre alt, ...

Da mich die Bücher der Autorin schon seit meiner Jugend begleiten, habe ich mich sehr über die Fortsetzung von Mondscheintarif, fünfundzwanzig Jahre später, gefreut.
Cora Hübsch ist knapp 55 Jahre alt, zwei Kinder sind ausgezogen und auch der jüngste Sohn verlässt das Nest, um auf ein Internat in England zu gehen. Die Situation überfordert sie, sie blickt wehmütig in die Zukunft. Da findet sie ein Tagebuch, das sie als 30jährige geschrieben hatte. Damals hatte sie gerade Daniel kennengelernt, den sie für ihre große Liebe hält. Geheiratet hat sie Dito, ihre Ehe beschreibt sie als „eine alternde Beziehung, von der ich nicht weiß, ob sie ohne die gemeinsamen Kinder noch genug Gemeinsamkeiten hat.“
Zufällig trifft sie eine alte Bekannte wieder, die sie bittet, spontan als Fotografin bei einer Hochzeit einzuspringen. Eine gute Alternative zum Ins-Kopfkissen-des-Sohnes weinen, was eigentlich ihr Plan fürs Wochenende war. Die Hochzeit findet in einem Haus am Meer statt und dauert volle drei Tage.
Am Meer läuft ihr Daniel über den Weg. Sie blicken zurück auf ihre Beziehung und die Zeit mit Coras damaliger bester Freundin Johanna zurück. Cora muss sich entscheiden: Bleibt sie bei Dito oder wagt sie mit Daniel einen Neuanfang?
Der Roman hat mich tief berührt, ich bin mit Cora gealtert, habe zeitgleich Kinder bekommen und bin seit zwanzig Jahren mit meinem Mann zusammen. Ihre Gedanken und Gefühle über Beziehungen, Kinder und Alterserscheinungen kann ich gut nachempfinden. Beim Lesen habe ich gelacht, geschmunzelt und heftig genickt, und bei Johannas Geschichte ein Tränchen verdrückt. Der Roman hat ein sehr schönes Ende, und ich kann ihn vor allem Frauen empfehlen, die sich in der gleichen Lebenssituation wie Cora befinden, aber auch jüngeren oder älteren Leserinnen wird der Roman schöne Lesestunden bescheren.

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Veröffentlicht am 03.12.2023

Endlich! Die Reichsmordkommission ermittelt wieder

Die Schuld, die man trägt
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Endlich! Drei Jahre mussten wir auf die Fortsetzung der Sebastian-Bergman-Reihe warten. Band Nr. 8 habe ich an wenigen Tagen durchgelesen, er steht seinen Vorgängern in nichts nach.
Die Reichsmordkommission ...

Endlich! Drei Jahre mussten wir auf die Fortsetzung der Sebastian-Bergman-Reihe warten. Band Nr. 8 habe ich an wenigen Tagen durchgelesen, er steht seinen Vorgängern in nichts nach.
Die Reichsmordkommission unter der Leitung von Sebastians Tochter Vanja wird zur Aufklärung des Mordes an einer Frau, deren Leichnam in einem Schweinestall gefunden wird, herangezogen. An die Wand wurde mit roter Farbe gesprüht „Lös das hier, Sebastian Bergman“. Nach dieser Aufforderung bleibt der Reichsmordkommission keine andere Wahl, als Sebastian hinzuziehen. Es stellt sich heraus, dass Sebastian die Frau vor vielen Jahren gekannt hatte. Auch bei einem weiteren Mordfall kurze Zeit später kannte er das Opfer.
Neben der Hauptfigur Sebastian spielen Ellinor, Sebastians Ex-Freundin, Cathy, die Tochter eines von Sebastians Patienten und Billy, ein ehemaliger Ermittler der Reichsmordkommission, der sich als Serienmörder entpuppt hatte, eine größere Rolle. Billy war Vanjas bester Freund, und einerseits vermisst sie ihn, andererseits wirft sie sich vor, dass sie nicht erkannt hatte, dass Billy ein psychopathischer Triebtäter war. Vanjas Leben dreht sich mittlerweile um ihre Familie, die dreijährige Tochter Amanda und deren Vater Jonathan. Zu ihrer Mutter Anna hat sie ein schwieriges Verhältnis.
Auch dieser Bergman-Band ist ein absoluter Pageturner, ein exzellenter Thriller. Die Darstellung der Protagonist*Innen ist den Autoren wieder einmal fabelhaft gelungen, sie sind authentisch und haben sich im Laufe der Reihe weiterentwickelt. Ich empfehle, vor dem Lesen von „Die Schuld, die man trägt“ die vorherigen Bände zu lesen, um etwaige Verständnisschwierigkeiten zu vermeiden. Auch dieser Band endet mit einem Cliffhanger und offenen Fragen, deswegen hoffe ich sehr auf einen oder mehrere Nachfolgebände. Die Reihe bleibt meine absolute Lieblingsreihe, und ich kann sie allen empfehlen, die gern Thriller und Krimis lesen.

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Veröffentlicht am 29.11.2023

Ein Bild der Gesellschaft der 1930er Jahre in Berlin und in Hollywood

Die Töchter der Ärztin
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Es handelt sich um den zweiten Band der Reihe „Die Töchter der Ärztin“ von Helene Sommerfeld. Die Töchter der Ärztin, das sind Antonia und Henny, beide sind in die Fußstapfen ihrer Mutter Ricarda getreten ...

Es handelt sich um den zweiten Band der Reihe „Die Töchter der Ärztin“ von Helene Sommerfeld. Die Töchter der Ärztin, das sind Antonia und Henny, beide sind in die Fußstapfen ihrer Mutter Ricarda getreten und ebenfalls Ärztinnen geworden.
Wie bereits am Cover ersichtlich spielt sich das Leben der beiden Frauen in Berlin und Los Angeles ab, auf der Vorderseite sieht man die beiden mit Hennys Tochter Vicky unter Palmen, auf der Rückseite ist das Panorama Berlins abgebildet.
Der Roman beginnt 1929 mit der Hochzeit von Henny und Victor und der zeitgleichen Geburt von Friedas Zwillingen. Antonia, von allen Toni genannt, kehrt aus Afrika nach Berlin zurück. Sie ist dort beinahe bei einem Flugzeugabsturz ums Leben gekommen und trauert um ihren Geliebten Ben, der den Absturz nicht überlebt hatte. In Berlin findet sie sowohl eine neue Stelle als auch eine neue Liebe. Doch da ist auch noch Guntram, ihr früherer Kommilitone, den sie nicht vergessen kann.
Victor ist Filmproduzent und folgt dem Ruf Hollywoods. Währenddessen wird Henny aufgrund einer Verwechslung von SA-Männern fast zu Tode geprügelt. Der Überfall gibt Henny den Ausschlag, Victor nach Los Angeles zu folgen.
Hennys Cousin Franz ist Nationalsozialist und Reichstagsabgeordneter der NSDAP. Er wütet dagegen, dass der Vater seines Neffen Felix jüdischer Abstammung ist, es ziehen dunkle Gewitterwolken am Familienhorizont auf.
Henny lernt in Hollywood die Schriftstellerin Vicki Baum kennen, deren Buch „Menschen im Hotel“ mit Victors Hilfe verfilmt werden soll. Sie behandelt die kleine Tochter von Marlene Dietrich und macht die Bekanntschaft Scott Fitzgeralds, der mit seinem Roman „Der große Gatsby“ der damaligen Gesellschaft einen Spiegel vorgehalten hatte.
Auch dieser Band der „Töchter der Ärztin“ hat mir sehr gut gefallen. Helene Sommerfeld beschreibt bildhaft und authentisch das Leben der reichen Oberschicht in den 1930er Jahren in Berlin und in Hollywood, fiktive und historische Personen und Ereignisse wurden meisterhaft miteinander verbunden. Über eine Fortsetzung würde ich mich sehr freuen, da ich sehr gern erfahren würde wie es mit Henny und Victor, Vicky und Leo, Frieda und Jonathan, Felix und Felicitas und nicht zuletzt mit Toni und Guntram weitergeht. Von mir eine große Leseempfehlung für alle Leser*Innen von historischen und Familienromanen.

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Veröffentlicht am 28.11.2023

Spannender Pageturner, beinahe ein Politthriller

Keine Reue
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Ich habe bisher alle Bücher von Ellen Sandberg gelesen, auf ihr neuestes „Keine Reue“ habe ich mich schon sehr gefreut. Meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen, der Roman war so spannend und atemberaubend ...

Ich habe bisher alle Bücher von Ellen Sandberg gelesen, auf ihr neuestes „Keine Reue“ habe ich mich schon sehr gefreut. Meine Erwartungen wurden sogar noch übertroffen, der Roman war so spannend und atemberaubend gut, dass ich ihn kaum aus der Hand legen konnte.
Der Roman spielt auf zwei Handlungsebenen, 2019 und 1988. Die Geschichte der Familie Maienfeld wird hauptsächlich aus der Perspektive der Mutter Barbara, des ältesten Sohnes Ben und seines Onkels Lukas erzählt.
Während seiner Joggingrunde sieht Ben, wie ein Mann eine Frau angreift, er geht dazwischen. Der Mann flieht, die Frau stirbt, Ben wird schwer verletzt. Als die Polizei ihn befragt, kann er sich an den Zwischenfall nicht genau erinnern und den Angreifer nicht beschreiben. Wie sich herausstellt, leidet er seit seiner Kindheit an Erinnerungslücken und kann sich an manche Ereignisse nicht erinnern.
Kripobeamtin Charlie kennt die ermordete Frau und vermutet, dass deren Ehemann Yasin der Täter war. Mit diesem verbindet sie ein traumatisches Erlebnis aus ihrer Jugend und will ihn deswegen unbedingt überführen. Da sie davon ausgeht, dass Yasin den Zeugen Ben umbringen will, beschließt sie, ihn auf eigene Faust zu beschützen.
Nach und nach erfahren wir viele Details aus Bens Kindheit. Seine Eltern waren und sind radikale Linke und RAF-Sympathisanten. Ihre drei Kinder überließen sie sich selbst, es war Ben, der für das Wohlergehen und die Erziehung seiner beiden jüngeren Geschwister Leon und Luise gesorgt hatte. Einer der wenigen Lichtblicke in der Kindheit der drei Kinder war ihr Onkel Lukas, der aber eines Tages wie vom Erdboden verschluckt und nie mehr gesehen wurde.
Ellen Sandberg hat mit diesem Buch einen spannenden Politthriller vorgelegt. Die Beschreibungen der Kindheit von Ben und seinen Geschwistern waren erschütternd, die RAF-Sympathisanten Barbara und Gernot waren nur aneinander interessiert, neben der Hingabe an ihre verqueren radikalen Theorien gab es in ihrem Leben keinen Platz für Erziehung oder ein Familienleben. Das Ende ist offen, das Schicksal der Täter bleibt unserer Phantasie überlassen.
Ich spreche eine große Leseempfehlung aus, sowohl für LeserInnen von Familienromanen als auch für Krimi- und ThrillerleserInnen aus, da ich den Roman dem Genre Thriller oder Krimi zuordnen würde.

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Veröffentlicht am 06.11.2023

Der Siegeszug des Saccharins

Die Zuckerbaronin
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Nachdem ich den ersten Teil der Zuckerbaronin verschlungen habe, wollte ich unbedingt wissen, wie es mit den drei Schinder-Schwestern weitergeht.
Bayern, 1911: Gwendolyn hat Alexander von Wallenstein geheiratet ...

Nachdem ich den ersten Teil der Zuckerbaronin verschlungen habe, wollte ich unbedingt wissen, wie es mit den drei Schinder-Schwestern weitergeht.
Bayern, 1911: Gwendolyn hat Alexander von Wallenstein geheiratet und leitet mit ihm zusammen die Zuckerfabrik. Allerdings ist Alexander längst nicht so fleißig wie sie und vertreibt sich die Zeit lieber mit Glückspiel, Automobil fahren und Trinkgelagen. Dann taucht Lisa mit dem kleinen Matti auf, den sie als Alexanders Sohn ausgibt. Alexander hatte einige Jahre zuvor mit Lisa eine Affäre. Lisa kommt aus Leipzig, wo Alexander studiert hat.
Martha ist in die Fußstapfen ihres verstorbenen Vaters getreten und schmuggelt Saccharin über die Schweizer Grenze ins Deutsche Reich. Als Martha, Benno und Helena von ihrem Schweizer Geschäftspartner zu einer Hochzeit eingeladen werden, lernt Helena auf der Feier Andrin, einen der Schmuggler, näher kennen. Eine Verbindung zwischen Helena und dem Schweizer würde Martha sehr begrüßen, und als Helena von einer Schweizer Familie gebeten wird, als Kindermädchen auszuhelfen, überredet Martha ihre Schwester, für einige Wochen in der Schweiz zu bleiben. Schon bald muss Helena feststellen, dass Andrin kein Mann ist, an den sie sich binden möchte.
In einigen Kapiteln erfahren wir einiges über den Siegeszug des Saccharins in den USA, dessen größter Verfechter der damalige US-Präsident, William H. Taft, war. Er beauftragte die Chemieindustrie damit, die Unbedenklichkeit von Saccharin in Lebensmitteln nachzuweisen. Im Deutschen Reich hingegen gab es ein Süßstoffgesetz, nach dem Lebensmittel mit Saccharin gekennzeichnet werden mussten und ein weiteres, nach dem es nur auf Rezept in Apotheken erworben werden konnte.
Der Schreibstil ist flüssig, bildhaft und fesselnd, ich habe auch den zweiten Band sehr gern gelesen und kann beide Bücher Leser*Innen von historischen Romanen empfehlen. Über eine Fortsetzung der Reihe würde ich mich sehr freuen.

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