Den Lügen folgt die bittere Wahrheit
Die Nacht (Art Mayer-Serie 3)Alle lügen – so scheint es von Anfang an. Der Prolog, dann Teil eins, mit „Die Lügner“ überschrieben, belegen genau diesen ersten Eindruck, der sich permanent durchs Buch, durch den dritten Band der Art ...
Alle lügen – so scheint es von Anfang an. Der Prolog, dann Teil eins, mit „Die Lügner“ überschrieben, belegen genau diesen ersten Eindruck, der sich permanent durchs Buch, durch den dritten Band der Art Mayer-Serie, zieht.
In einem abgelegenen Waldstück bricht Feuer aus, auch die nahegelegene Wohnhaussiedlung ist betroffen. Was Art Mayer und Nele Tschaikowski in einem der Wohnwagen finden, lässt ihnen den Atem stocken. Ein anonymer Hinweis war es, dem sie nachgegangen sind und der sie hierher zu dem Toten führt - Dr. Richard Dressel, Richter am Kammergericht Berlin. Er wurde vor drei Tagen von seiner Frau als vermisst gemeldet.
Art und Nele sind mir wohlbekannt, ich habe mit ihnen schon „Der Morgen“ und „Die Dämmerung“ durchlebt und nun war ich gespannt auf „Die Nacht“, die den beiden Vorgängerbänden in nichts nachsteht.
Art sorgt sich um Milla, das 8jährige Nachbarsmädchen, deren Mutter Dana seit geraumer Zeit verschwunden ist. Sie wohnt nach wie vor bei ihrer an Demenz leidenden Oma, die Wohnung der beiden befindet sich direkt unter der von Art. Dem Vermisstenfall Dana scheint außer Art niemand mehr nachzugehen und nun führen Spuren von ihr direkt in die von Flammen umzingelte Wohnhaussiedlung.
Kaum hatte ich das Buch in Händen, war ich nicht mehr zu stoppen, es knisterte bis zum bitten Ende nur so vor Spannung. Marc Raabe hat auch mit seinem dritten Band um den BKA-Ermittler Art Mayer und seine junge Kollegin Nele Tschaikowski bewiesen, dass er sein Handwerk beherrscht. Er erzählt in zwei Zeitebenen, lässt das längst Vergangene um die Wohnhaussiedlung aufleben, parallel dazu schreiten die heutigen Ermittlungen voran. Das Gestern und das Heute scheinen sich mehr und mehr zu vermengen und wie nebenbei sind es auch Art und Neles private Momente, die gut eingebunden sind. Wobei sie schon ein wenig speziell sind, denn eigentlich sind beide aus verschiedenen Gründen beurlaubt, was sie jedoch nicht hindert, weiter an der Sache dran zu bleiben. Art kocht schon immer gerne sein eigenes Süppchen und Neles Mutterrolle scheint fern jeglicher Realität zu sein, sie ist für meine Begriffe arg überzogen dargestellt.
Marc Raabe versteht es, Spannung aufzubauen und diese dann bis zum Schluss zu halten. Denn wenn man meint, alles sei aufgeklärt, dann rückt der Showdown alles nochmal ins rechte Licht - die letzten Szenen waren mir persönlich dann doch zu abgedreht.
Nichtsdestotrotz rattert ein Zahnrädchen ins nächste, auch dieser dritte Band hat es in sich. Er hat mich von Anfang an gepackt, mich mitgerissen, mich gefesselt und nicht mehr losgelassen bis zum bitteren Schluss. Und nun freue ich mich auf ein Wiedersehen mit Art und Nele, denen ich im Frühjahr 2026 „Im Morgengrauen“ in alter Frische wieder begegnen werde.