Profilbild von Magnolia

Magnolia

Lesejury Star
offline

Magnolia ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Magnolia über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 31.12.2023

Der Donnerstagsmordclub und ihr viertes Mal

Der Donnerstagsmordclub oder Ein Teufel stirbt immer zuletzt (Die Mordclub-Serie 4)
1

Es ist wieder ganz schön was los, der Donnerstagsmordclub geht in seine vierte Runde und ich mit ihm, obwohl es für mich erst das zweite Mal ist, dass ich den Hobbyermittlern behilflich bin. Es gilt, den ...

Es ist wieder ganz schön was los, der Donnerstagsmordclub geht in seine vierte Runde und ich mit ihm, obwohl es für mich erst das zweite Mal ist, dass ich den Hobbyermittlern behilflich bin. Es gilt, den Mord an dem Antiquitätenhändler Kuldesh Shamar aufzuklären. Nicht nur mit Antiquitäten, auch mit Drogen scheint er gehandelt zu haben, zudem ist ein Paket verschwunden, das so einige in seinem Besitz vermuten. Die Jagd beginnt nicht nur für die Ganoven, auch die vier Senioren aus Coopers Chase - Elizabeth, Joyce, Ibrahim und Ron – müssen wieder ran. Der Tote war ein guter Freund von Elisabeths Ehemann Steven, seine zunehmende Demenz macht ihm zu schaffen.

Es geht eher gemächlich zu, dem Alter unserer Ermittler angepasst. Auch wenn ich die beiden Vorgängerbände versäumt habe, war ich schnell drin, ich hab mich bestens dank der beiden Sprecher Johannes Steck und Beate Himmelstoß eingehört. So konnte ich mich entspannt zurücklehnen und über so manche Szene schmunzeln.

Diese Reihe lebt von den vier speziellen Charakteren und bietet neben ihren Ermittlungen auch altersbedingte Themen wie etwa Sterbehilfe und die schon angesprochene Demenz. Als Thriller-Fan war mir die Handlung aber dann doch zu gemächlich, zu langatmig. Trotzdem waren es nicht zuletzt dank der beiden Sprecher vergnügliche Hörstunden - den beiden sind meine 4 Bewertungssterne geschuldet.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 30.12.2023

Bewegend

Weil du meine Tochter bist
0

Beginnend im Jahre 1939 - vor dem Hintergrund des zweiten Weltkrieges - erzählt Julia Kelly stellvertretend für die vielen evakuierten Kinder die Geschichte von Mutter und Tochter, die alles füreinander ...

Beginnend im Jahre 1939 - vor dem Hintergrund des zweiten Weltkrieges - erzählt Julia Kelly stellvertretend für die vielen evakuierten Kinder die Geschichte von Mutter und Tochter, die alles füreinander sind und sich doch trennen müssen. Wie sie in den Nachbemerkungen verrät, ist ihr Roman ansatzweise der Geschichte eines Mitglieds ihrer Familie nachempfunden.

Viv und Joshua sind nun verheiratet, das Kind wird ehelich geboren werden. Alles andere ist nicht von Belang, zumindest der äußere Schein bleibt gewahrt. Den werdenden Vater zieht es nach New York, dort sieht er seine Chance, als Musiker ganz groß rauszukommen. Derweilen bleibt Viv mit ihrer Maggie, ihrem Bärchen, zurück in Liverpool. Infolge der Luftangriffe ist die Kinderverschickung aufs Land geboten und auch wenn Viv sich nicht von ihrer Tochter trennen mag, so gibt sie sie schweren Herzens in die Obhut einer Familie. Das Band zwischen Mutter und Tochter bleibt dank Vivs gelegentlicher Besuche trotz allem eng. Bis es zur Katastrophe kommt – das Haus der Thompsons, Maggies Gastfamilie, wird bombardiert, von Maggie und ihren Gasteltern fehlt jede Spur.

Die Liebe einer Mutter ist unendlich, sie stellt das Leben und das Glück ihres Kindes vor ihr eigenes, Julia Kelly hat den Schmerz der Trennung und die nie endende Hoffnung auf ein baldiges Wiedersehen gut eingefangen. Auch spielen die religiöse Herkunft und das Zusammenleben jüdischer und katholischer Familien und die nicht überall tolerierten Mischehen mit hinein. Sie beschreibt eindrucksvoll ein trauriges Stück Geschichte, die ein Krieg mit all seinen Schrecken mit sich bringt. Ihre Figuren sind fein ausgearbeitet, jede einzelne ist individuell gezeichnet - voller Herzensgüte und Mitgefühl, aber auch Verrat, Hinterhältigkeit und Intoleranz ohne jegliches Feingefühl für die anderen kennzeichnen ihre Charaktere.

Der Autorin ist es gelungen, all die Hoffnung, die Ängste und Zweifel einer Mutter, die das Beste für ihr Kind will, hautnah zu vermitteln. Das Buch ist wie ein Sog, es zieht einen förmlich mit. „Weil du meine Tochter bist“ hat mich aufgewühlt und bis zum Schluss nicht mehr losgelassen. Ein Buch, das bewegt und lange nachwirkt.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 28.12.2023

Gelungener Reihenauftakt

Töchter des Aufbruchs
0

Im beschaulichen Moselstädtchen Diedenhofen führt Pauline Martin mit viel Engagement und Herzblut ein Mädchenpensionat, das sie einst von ihrer Patentante Adèle übernommen hat, sehr zum Leidwesen ihrer ...

Im beschaulichen Moselstädtchen Diedenhofen führt Pauline Martin mit viel Engagement und Herzblut ein Mädchenpensionat, das sie einst von ihrer Patentante Adèle übernommen hat, sehr zum Leidwesen ihrer Eltern. Denn im Jahre 1910 war es einer Lehrerin nicht gestattet, sich zu verehelichen. Pauline jedoch steht zu ihrer Entscheidung und geht in ihrer Aufgabe, die Mädchen zu selbstbestimmten und selbstbewussten Frauen zu erziehen, voll und ganz auf. Ihre Unterrichtsmethoden sind zuweilen unkonventionell, das Institut für höhere Töchter wird von außen her eher kritisch beäugt. Sie aber hält nichts von bloßer Wissensvermittlung, sie will, dass die Mädchen auch verstehen, was sie zu lernen haben und worauf es im Leben ankommt. Und so wie es aussieht, hat sie damit Erfolg, auch wenn Fräulein Hildebrandt, die sie von Adèle übernommen hat, ganz aufgebracht ihre Stellung kündigt. Den letzten Anstoß dazu hat Suzette, eine Schülerin, mit ihrem Verhalten gegeben. Oberflächlich, eitel und sittenlos nennt das Fräulein sie, das unseriöse Haus will sie gleich morgen verlassen. Dies ist eine Anekdote, über die wir heute schmunzeln, sie zeigt aber deutlich, in welch engem Korsett sich die fortschrittliche Pauline bewegt.

Wir sind im Reichsland Elsass-Lothringen, das in jenen Jahren zum von Preußen geführten deutschen Kaiserreich gehört. Diese Region hat eine bewegte Geschichte, sie ist geprägt von den wechselnden deutschen und französischen Zugehörigkeiten.

Marie Pierre lässt die politischen und gesellschaftlichen Einflüsse dieser Zeit gekonnt in ihre Geschichte mit einfließen. Hier hat sie ihre Wurzeln, hier lebt und arbeitet sie und kennt die historischen Hintergründe bestens. Ihre detaillierten Recherchen und die fein ausgearbeiteten Charaktere harmonieren hervorragend, sie vermittelt viel geschichtlich Interessantes und das auf eine sehr spannende Weise. Ihre Figuren sind authentisch und liebenswürdig, sie sind zuweilen auch ganz schön fies, gar hinterhältig und verlogen. So manch einer schweigt lieber und macht sich so angreifbar. Paulines Gärtner Vincent ist einer jener Persönlichkeiten, die man eher geheimnisumwittert wahrnimmt. Auch spielt der preußische Hauptmann Erich von Pliesnitz eine nicht unwesentliche Rolle. Es sind noch so einige interessante Gestalten, die ich hier kennen- und auch schätzengelernt habe und deren zukünftigen Weg ich gerne weiterverfolgen würde. Auch wenn es noch ein Weilchen dauern mag, so reise ich gerne wieder ins „Pensionat an der Mosel“.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2023

Gute Unterhaltung

Der süße Duft der Reben
0

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Rolle der Frau eine ganz andere. Sie hatte den Wünschen des Vaters zu folgen und wenn sie erst den für sie ausgewählten Mann geehelicht hat, ist er es, dessen Wünsche ...

Anfang des 20. Jahrhunderts war die Rolle der Frau eine ganz andere. Sie hatte den Wünschen des Vaters zu folgen und wenn sie erst den für sie ausgewählten Mann geehelicht hat, ist er es, dessen Wünsche sie zu erfüllen hat. Isabel ergeht es nicht viel besser. Hinter Vaters Rücken hat sie sich bei der Londoner Kunstakademie beworben und nun die Zusage erhalten, hier ihre künstlerischen Fähigkeiten zu verfeinern. Vater jedoch hat andere Pläne für sie, er will sie mit dem Sohn eines spanischen Rosinenbarons verheiraten. Die Schiffspassage ist gebucht, sie muss sich fügen.

Schon die Schiffsfahrt gestaltet sich äußerst schwierig, Isabel sinnt auf Auswege, sie setzt alles daran, dem Ziel ihrer Reise – der Heirat – doch noch zu entkommen. Ein Aufpasser, den ihr Vater kurzerhand als Reisebegleiter mitschickt, folgt ihr mit Argusaugen.

Dénia ist eine Stadt an Spaniens Ostküste - hier hat Isabel ihre ersten Lebensjahre verbracht. Aus dieser Zeit kennt sie ihren zukünftigen Ehemann, ihn verabscheut sie seit jeher. Auch Fernando, ihr Freund aus Kindertagen, lebt hier und ihn will sie wiedersehen, er war schon damals ihre große Liebe und ist es bis heute geblieben.

Vor herrlicher Kulisse spielt sich ein Drama ab, geprägt von Liebe und Schmerz, von Verlust und Hinterhältigkeit. Im Mittelpunkt eine junge Frau, die ein selbstbestimmtes Leben führen will, die gesellschaftlichen und familiären Zwänge lassen dies jedoch nicht zu.

Isabel war mir sofort nahe. Sie verkörpert eine zupackende Frau, die sich nicht so leicht einschüchtern lässt und sich doch bestimmten Gepflogenheiten nicht entziehen kann. Nicht so ganz nachvollziehen konnte ich, dass sie sich ausgerechnet in dem Ort niederlässt, in dem ihr verhasster Zukünftiger lebt. So sind Verwicklungen vorprogrammiert. Auch waren mir einige Passagen, wie etwa ihr unfreiwilliger Abstecher ins Bordell, des Guten zu viel.

Nichtsdestotrotz habe ich mich durchweg gut unterhalten gefühlt, Tara Haighs lockeren, gut lesbaren Schreibstil kenne ich bereits aus anderen Büchern. Es geht um viel Gefühl, um bittere Enttäuschungen und Ungerechtigkeiten, aber auch um Zusammenhalt und wahre Liebe. In die Welt der Rosinenbarone mitsamt ihrer Habgier bin ich tief eingetaucht, hatte Einblick in ein sehr dunkles Kapitel einer Familie und wie nebenbei wurden mir die Tücken der Monokultur nähergebracht.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 27.12.2023

Frostig, spannend, düster

Schneesturm
0

Sie sind älter geworden, erwachsener. Cillians zehnter Todestag rückt näher – Anlass genug, Zeit mit den Freunden von damals zu verbringen. Also treffen sie sich auf Inishmore, der windumtosten Insel im ...

Sie sind älter geworden, erwachsener. Cillians zehnter Todestag rückt näher – Anlass genug, Zeit mit den Freunden von damals zu verbringen. Also treffen sie sich auf Inishmore, der windumtosten Insel im Atlantik. Hier lebt und arbeitet die gebürtige Insulanerin Cara Folan als Inselpolizistin. Aufgewachsen ist sie nicht hier, auch spricht sie kein Gälisch und somit ist sie für die Inselbewohner eher Außenseiterin.

Schon der Prolog mit dem Klippenspringer lässt einen frösteln und auch die Außentemperaturen und der einsetzende Schneesturm sorgen für eine zunehmend eisige Atmosphäre. Zunächst schein alles okay zu sein, das Wiedersehen der sechs Freunde wird aber bald getrübt durch die Nachricht, dass eine Leiche in der Serpent´s Lair, unterhalb der Steilklippen, gefunden wurde. Spuren an der Leiche machen deutlich, dass es kein Unglück war, der Mörder ist unter ihnen. Durch die ungünstigen Witterungsverhältnisse ist es Caras Kollegen vom Festland nicht möglich, auf die Insel zu gelangen. Der Fährbetrieb ist eingestellt, sie haben weder Strom noch Telefon, sie sind auf sich alleine gestellt. Cara setzt alles dran, diesen Klippensturz nicht öffentlich zu machen und doch bleibt es nicht aus, dass die Gerüchteküche brodelt. Die Insel ist klein, sie hat gerade mal 900 Einwohner. Hier kennt jeder jeden – ein auffälliges Verhalten wird sofort zur Kenntnis genommen.

Die Fassade bröckelt zunehmend. Da ist Seamus, der jüngere Bruder von Cillian. Beide waren sie in dieser Nacht draußen, als Cillian umgekommen ist. Seamus hatte sein Tod arg zugesetzt, er hat die Insel verlassen, hat in Hollywood Fuß gefasst. Ferdy und Sorcha leben in London, auch sie gehören zur alten Clique. Daithi betreibt das örtliche Pub, auch Maura ist nie fortgegangen und Cara durch ihre Heirat mit Cillian zurückgekehrt.

Tríona Walsh verbreitet mit ihrem „Schneesturm“ eine zunehmend düstere Atmosphäre. Die raue Landschaft und die unwirtliche Wetterlage sorgen für Eiseskälte, die gut gezeichneten Charaktere sind durchweg lebensnah und somit gut nachvollziehbar. Die zunächst lockere Stimmung weicht Zweifeln und schlägt in Feindseligkeit um. Mit den Jahren haben sie sich auseinandergelebt, sie beäugen sich kritisch.

Der Autorin ist ein durchweg spannender Thriller gelungen. Die Mördersuche wird akribisch vorangetrieben, es kristallisieren sich so einige finstere Gestalten heraus, auch scheint ein dunkles Geheimnis über allem zu schweben. Cara ist in erster Linie Polizistin, sie agiert besonnen, beobachtet, nimmt ihre Umgebung mit allen Sinnen wahr. So einige kommen als Täter infrage, das Ende hat Überraschendes zu bieten.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere