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Veröffentlicht am 19.03.2025

Fesselnde Story

Der Wolf im dunklen Wald
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Der zweite Carla-Seidel-Krimi ist für mich der erste, was aber nicht weiter schlimm ist, denn auch ohne Vorkenntnisse bin ich gut in die Story gestartet. Dieser Kriminalroman enthält sehr viel Privates ...

Der zweite Carla-Seidel-Krimi ist für mich der erste, was aber nicht weiter schlimm ist, denn auch ohne Vorkenntnisse bin ich gut in die Story gestartet. Dieser Kriminalroman enthält sehr viel Privates von Carla und ihrer Tochter Lana, es sind sozusagen zwei Geschichten, die sich ineinander vermengen.

Um gleich mal beim privaten Teil zu bleiben: Lanas achtzehnter Geburtstag steht an, was zur Folge hat, dass sie nun entscheiden kann, ob sie ihren Vater wieder in ihr Leben lässt. Denn seit geraumer Zeit hat Carla ein Kontaktverbot für sie und Lana erwirkt. Die Vorgeschichte möchte ich nicht vorwegnehmen, sie wird im Buch sichtbar.

Und nun zum Mordfall. Am Rande einer Jagdgesellschaft wird ein mit mehreren Messerstichen ermordeter Mann aufgefunden. Wie sich herausstellt, muss da jemand mit sehr viel Aggressivität vorgegangen sein, denn schon der erste Stich war tödlich.

Ausgerechnet die Nacht zuvor haben Lana und Fabian von Boenning auf einem Hochsitz verbracht. War es Zufall, dass danach die männliche Leiche gefunden wurde? Weiß Fabian, für den Lana schwärmt, mehr? Carla nimmt die Ermittlungen auf, ihrer Tochter bleibt dies natürlich nicht verborgen. Ein zweiter Mord geschieht und wie es aussieht, haben diese beiden Fälle miteinander zu tun.

Das Buch lebt von den beiden Hauptfiguren Carla und Lana, ihre privaten Momente sind durchwirkt von Carlas Arbeit. Nun, beide sind sie in die Ermittlungen involviert, Carla sowieso und Lana schon allein wegen Fabian, um den sie sich sorgt. Die kriminalistischen Anteile überwiegen schon, wenngleich sehr viel Privates mit hineinschwingt.

Carla ist eine exzellente Ermittlerin mit Weitblick, die gelernt hat, auf ihr Bauchgefühl zu hören und die zuweilen haarscharf am üblichen polizeilichen Prozedere vorbeischrammt. Sie ist eine starke Frau mit durchaus schwachen Momenten, die oftmals mit sich selber hadert, die auch mal über die Stränge schlägt, dabei aber nie ihre Tochter vernachlässigt, auch wenn dies die hochsensible Lana es gelegentlich anders sieht.

Die so unterschiedlichen Charaktere sind gut herausgearbeitet, das ganze Szenario, die Stimmung und die Örtlichkeiten sind schlüssig, das Motiv für all die Taten habe ich lange nicht gesehen und war mir dann doch ein Stück weit zu abgefahren. Die Ereignisse überschlagen sich zum Schluss regelrecht, die Story davor mitsamt der Aufklärungsarbeit wird im Vergleich dazu direkt gemächlich aufgebaut, wobei die Spannung und der Unterhaltungswert schon da waren. Kurzum - ich habe den „Wolf im dunklen Wald“ gerne und innerhalb kürzester Zeit gelesen, bin auch soweit zufrieden, das Ende dann war Action pur.

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Veröffentlicht am 17.03.2025

Wolf und Bär ermitteln

Kalt wie die Nacht
3

„Kalt wie die Nacht“ - mit seinem ersten Buch um den ehemaligen Polizeikommissar und jetzigen Privatdetektiv Wolf Larsen ist Bernhard Stäber ein fesselnder Thriller gelungen, zwei weitere Bücher werden ...

„Kalt wie die Nacht“ - mit seinem ersten Buch um den ehemaligen Polizeikommissar und jetzigen Privatdetektiv Wolf Larsen ist Bernhard Stäber ein fesselnder Thriller gelungen, zwei weitere Bücher werden folgen.

Der Prolog spielt in Oslo, es ist der 15. Januar 2009. Nachdem sich Jan Tore Kjerstad mit seinem Dealer getroffen hat, beobachtet er kurz danach den brutalen Überfall auf einen Juwelier.

Vierzehn Jahre später ist Rolf Larsen, der von allen Wolf genannt wird, unterwegs nach Bø. Dort will er sich nach dem Tod seiner Frau als Privatdetektiv selbständig machen. Kaum angekommen, ruft auch schon seine erste Klientin an. Sofia Jacobsen vermutet, dass ihr Ehemann sie betrügt. Da Sofia kommendes Wochenende eine Freundin besuchen will, bereitet sich Wolf auf die Observierung seines Zielobjektes vor. Der Verdacht der Ehefrau scheint sich zu bestätigen, denn eine dunkel gekleidete Person schleicht sich durch den Garten über die Terrassentür ins Innere des Hauses, Wolf folgt in gebührendem Abstand und – wird Zeuge einer Straftat…

Wäre noch Sanna Bjørnstad. Sie arbeitet in Teilzeit als Journalistin bei der örtlichen Tageszeitung. Ein frühkindliches Trauma hat bei ihr zu einer dissoziativen Identitätsstörung geführt. Sie meidet größere Menschenansammlungen, ist jedoch ein Recherche-Ass. Sie berichtet über den aktuellen Fall, dabei kommt sie mit Wolf näher in Kontakt, was wiederum ihm zugute kommt, denn er sucht sowieso eine Mitarbeiterin. Wolf und Bär, wie sie sich ihren Namen nach nennen (Sanna Bjørnstad trägt den Bären in ihrem Nachnamen), werden weiter zusammenarbeiten. Sie harmonieren gut und sie schätzen sich gegenseitig – ein nicht ganz alltägliches Ermittlerteam.

Bernhard Stäber lebt seit Jahren in der norwegischen Provinz Telemark und was liegt da näher, als seine neue Thriller-Reihe hier anzusiedeln. „Kalt wie die Nacht“ ist mein erstes Buch von dem Autor, die beiden Nachfolgebände „Stumm wie der Schnee“ und „Einsam wie der Tod“ werde ich mir nicht entgehen lassen.

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Veröffentlicht am 10.03.2025

Auf gefährlicher Mission

Im Auftrag der Fugger - Der Burgunderschatz
4

Augsburg im Jahre 1502. Afra und ihre Mutter sind in einer engen Gasse unterwegs, hinter ihnen ein Reiter, ein Karren – Afra kann sich gerade noch in eine Mauernische retten, für ihre Mutter reicht dazu ...

Augsburg im Jahre 1502. Afra und ihre Mutter sind in einer engen Gasse unterwegs, hinter ihnen ein Reiter, ein Karren – Afra kann sich gerade noch in eine Mauernische retten, für ihre Mutter reicht dazu die Zeit nicht mehr. Der weiße Teufelsreiter scheint Gefallen an dieser Hatz zu finden, er spornt seinen Gaul noch mehr an…

Einige Zeit später ist Afra mit knurrendem Magen auf dem Markt unterwegs, sie lebt auf der Straße, als Bettlerin ist sie für die meisten unsichtbar. Als sie dann einen Beutel erwischt, ist ihre Enttäuschung zunächst groß, denn außer Zeichnungen findet sich nichts darin. Und doch erkennt sie, dass diese Blätter wertvoll sind, also versucht sie, diese an die höhergestellten Persönlichkeiten Augsburgs zu verkaufen.

Gleich mal erlebe ich Afra als geschickte Diebin, die mir bald vertraut ist, die ich sehr mag. Sie hat zu Ihresgleichen ein gut funktionierendes Netzwerk gespannt, denn nur so ist ein Überleben einigermaßen gesichert. Afra ist eine der Hauptfiguren, die mit Herwart, dem jungen Meldereiter von Jakob Fugger, den sagenumwobenen Burgunderschatz von Basel nach Augsburg bringen soll - ein von vielen Unwägbarkeiten begleitetes Unterfangen.

Herwart ist ein erfahrener Bote, der ständig im Auftrag der Fugger unterwegs ist. Afra jedoch ist in dieser Hinsicht eher unerfahren, wenngleich sie sich täglich mit gefährlichen Situationen konfrontiert sieht und sich sehr wohl durchzusetzen weiß. Sie sind ein ziemlich ungleiches Duo, das sich aber zusammenraufen muss, denn Fugger hat es so bestimmt. Die beiden geraten von einer Gefahr in die gefühlt nächste. Auch haben sie es mit einem durchtriebenen Widersacher zu tun, den es gilt, abzuschütteln. Nicht nur einmal habe ich um sie gebangt und doch sind sie – wenn auch so manches Mal schwer lädiert – mehr oder weniger leidlich davon gekommen. Es sind (auch) diese actionreichen Szenen, die dem Roman vorantreiben. Aber nicht nur…

…denn der Autor gibt Einblick in die damalige Zeit, auch beschreibt er den Burgunderschatz, um den sich die Geschichte rankt, näher. Im informativen Nachwort geht er nochmal detailliert darauf ein und lässt nicht unerwähnt, dass sich die wertvollen Stücke lange im Besitz der Stadt Basel befunden haben. Der Fugger-Faktor Hans Kohler, den wir im Buch begegnen, war real wie so manch andere Personen, die Figuren Afra und Herwart dagegen sind fiktiv, obwohl der Transportes des Burgunderschatzes an sich Jakob Fuggers Idee war.

Der abenteuerliche historische Roman ist ein kurzweiliges Lesevergnügen, in dem unsere beiden Protagonisten in so manch gefährliche Situation geraten. Und wie nebenbei serviert uns der Autor eine gute Dosis geschichtliches Wissen auf unterhaltsame Weise, die er geschickt in diese unterhaltsame Geschichte verpackt hat.

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Veröffentlicht am 10.03.2025

Geheimnisumwittert

Haus Waldesruh
1

Ins Haus seines Onkels – es ist ein abgelegenes Landhaus in der Steiermark - hat Marco seine ehemaligen Klassenkameraden Anna, Ferdinand und Lea eingeladen. Fünfzehn Jahre sind seit ihrer Matura vergangen ...

Ins Haus seines Onkels – es ist ein abgelegenes Landhaus in der Steiermark - hat Marco seine ehemaligen Klassenkameraden Anna, Ferdinand und Lea eingeladen. Fünfzehn Jahre sind seit ihrer Matura vergangen und nun trudeln sie nach und nach ein, auch gesellt sich Frank zu ihnen, den Lea im Zug hierher kennengelernt hat. Das Wochenende soll einigermaßen strukturiert ablaufen, sie stellen Regeln auf. Eine davon besagt, dass jeder und jede etwas von sich preisgeben wird, alle müssen ein Geheimnis verraten. Einer jedoch fehlt – Max. Er hat sich vor fünfzehn Jahren das Leben genommen.

Nicht nur die vier Freunde haben Geheimnisse, auch das Haus scheint ein solches zu haben. Als sie ankommen, ist es eiskalt, es wirkt düster und nicht gerade einladend und heimelig. Diese Aura ist deutlich spürbar, sie überträgt sich auch auf das Miteinander. Sie waren einmal gute Freunde und auch mehr, so dann und wann sind sie sich schon mal über den Weg gelaufen, aber eher zufällig und unverbindlich. Fassaden bröckeln, die Stimmung kippt. Als dann ein Gast plötzlich vor ihnen steht, mit dem keiner gerechnet hat, droht alles in einem nicht beherrschbaren Desaster zu enden.

Es ist ein leiser Roman, sehr atmosphärisch, mit starken, gut gezeichneten, individuellen Charakteren. Diese so unterschiedlichen Persönlichkeiten sind es, die die Handlung vorwärts treiben. Es gleicht einem Kammerspiel, wie „Haus Waldesruh“ beschrieben wird und ja, es ist ein Bühnenstück mit dem Haus als Bühne und von der Anzahl her überschaubaren Akteuren. Das Stück treibt unweigerlich in die Katastrophe, die erst allmählich sichtbar wird, um dann umso gewaltiger einzuschlagen.

Von Anfang an hatte ich eine Erwartungshaltung schon allein aufgrund der Regeln und deren Umsetzung, was an sich schon genug Sprengstoff enthält. Die packende Story ist gut nachvollziehbar, sie war dem Ende zu für meine Begriffe ein klein wenig zu illusorisch, was aber angesichts der durchweg fesselnden und spannungsgeladenen Handlung vernachlässigbar ist. Es ist ein Roman, der mich nachdenklich zurücklässt, der mir noch lange im Gedächtnis bleiben wird.

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Veröffentlicht am 06.03.2025

Träume...

Achtzehnter Stock
1

Das Leben im 18. Stock, noch dazu in einem Berliner Plattenbau kenne ich überhaupt nicht, umso mehr war ich gespannt auf diesen Roman.

Wanda lebt mit ihrer 5jährigen Tochter Karlie in einem Hochhaus, ...

Das Leben im 18. Stock, noch dazu in einem Berliner Plattenbau kenne ich überhaupt nicht, umso mehr war ich gespannt auf diesen Roman.

Wanda lebt mit ihrer 5jährigen Tochter Karlie in einem Hochhaus, in einer Zweizimmerwohnung, die eigentlich renovierungsbedürftig wäre. Ihr Vermieter ist ihr Onkel, der ihre Mietschulden für dieses „Kronjuwel“ nicht mehr allzu lange dulden will. Wanda ist Schauspielerin, gerade aber nicht beschäftigt. Als Alleinerziehende ist es gar nicht so einfach, Kind und Arbeit unter einen Hut zu bekommen. Nur gut, dass die Mutter von Karlies Freundin Aylin so dann und wann auf beide Mädchen aufpasst.

Auch in so einem Haus richtet man sich ein oder besser gesagt man akzeptiert, dass der Lift oft kaputt ist und dass schon mal eine schon auf den ersten Blick eklige Matratze in der Liftkabine auf einen neuen Besitzer wartet. Man nimmt es nicht so genau, auch nimmt man hin, dass der Betonbau ein einziges Funkloch ist.

Doch wie anders sieht die Glitzerwelt des Films aus, denn Wanda kennt auch diese Seite. Nur müsste sie viel Zeit mitbringen und komplett unabhängig sein, was sie nun mal mit Kind nicht ist.

Sara Gmuer nimmt ihre Leser mit auf beide Seiten. Die Autorin vermittelt beides, ohne ins Klischeehafte abzudriften. Es sind intensive Blicke auf Mutter und Kind mitsamt den Nachbarn. Die Wirklichkeit ist hier herzlich und auch rau, man hilft sich gegenseitig, ist zuweilen auch ganz schön schräg drauf und dann wieder schlägt die Realität hart zu, überlagert von ständiger Geldnot. Ganz anders präsentiert sich die Welt des Films, in der Geld keine Rolle zu spielen scheint. Wanda geht durch Höhen und durch Tiefen und natürlich ist es verlockend, wenn einen plötzlich die Welt offen steht. Sie ist eine junge Frau, die zwar in erster Linie Mutter ist, die aber dennoch den Hunger nach Leben, nach Selbstverwirklichung spürt, nach Liebe und Zweisamkeit. Und da ist die Sorge um das Kind, das krank ist. Kann Wandas ständiger Spagat gelingen?

Das Ende dann zeigt auf, was im Leben wichtig ist. Wer Wanda wichtig ist. Für mich ein versöhnliches, ein stimmiges, ein fürsorgliches und ja – ein glückliches Ende. Zusammen ist man nie allein, das Glück findet man in den kleinen, in den alltäglichen Dingen.

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