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Veröffentlicht am 12.10.2024

Gefährliche Liebschaften - düster, manipulativ, dramatisch

Everything We Never Said – Liebe lässt uns böse Dinge tun
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Obwohl für mich das Cover eher zweitrangig ist, hat mich doch zunächst das Äußere dieses Buches in seiner Komplettheit (sowohl die Farbgebung als auch der Buchschnitt) angezogen. Und nun, nachdem ich es ...

Obwohl für mich das Cover eher zweitrangig ist, hat mich doch zunächst das Äußere dieses Buches in seiner Komplettheit (sowohl die Farbgebung als auch der Buchschnitt) angezogen. Und nun, nachdem ich es beendet habe, bin ich auch von diesem Romantic Suspence, wie sich dieses Genre auf Neudeutsch nennt, positiv überrascht. Aber nun zum Wichtigsten, zum Inhalt…

…der hauptsächlich die Sicht von Ella und von Sawyer wiedergibt, dazwischen sind Hayleys Tagebucheinträge zu lesen.

Ella fühlt sich schuldig. Sie war es, in deren Auto Hayley mitgefahren ist. An den Unfall kann Ella sich nicht mehr erinnern, aber während sie immer noch da ist, ist Hayley, ihre beste Freundin, tot. Auch Sawyer, Hayleys Freund, geht es nicht gut. In ihrer Trauer um ihre Freundin kommen sich Ella und Sawyer näher, sehr nahe sogar.

Zunächst fühlt sich das Geschriebene an wie eine typische YA-Story. Neben Ellas Schuldgefühlen und der Trauer um den Verlust ihrer besten Freundin thematisiert Sloan Harlow die Liebe, die durchaus toxisch sein kann, auch Eifersucht, Wut, Kontrolle und Kontrollverlust spielen mit hinein. Die Charaktere – allen voran Ella und Sawyer – überzeugen, wobei mir er im Gegensatz zu Ella eher fragwürdig erscheint, da ihn eine Düsternis umgibt, die des Öfteren an seiner Redlichkeit zweifeln lässt. Die Handlung wird zunehmend intensiver, die Story gut nachvollziehbar und deren Ende so ganz anders, als es lange den Anschein hatte - obwohl ich dies ab einem gewissen Punkt geahnt hatte.

Ein emotionaler, ein durchaus düsterer Thriller über Schuld und Schuldgefühle, über Liebe und toxische, manipulative Beziehungen. Ein Thema, das eher verschwiegen wird. Ein Jugendbuch, das durchaus auch den älteren Leser anspricht.

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Veröffentlicht am 11.10.2024

Ein Albtraum schlechthin - grandios in Szene gesetzt

Der lange Schatten
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Celia Fremlin beschreibt in ihrem erstmals 1975 erschienenen und nun neu aufgelegten Roman „Der lange Schatten“ nuanciert und fein austariert einen Albtraum, dem sich keiner aussetzen möchte und dem sie ...

Celia Fremlin beschreibt in ihrem erstmals 1975 erschienenen und nun neu aufgelegten Roman „Der lange Schatten“ nuanciert und fein austariert einen Albtraum, dem sich keiner aussetzen möchte und dem sie doch nicht entrinnen können.

„Sie wissen das auch, Mrs Barnicott, und zwar besser als jede andere, denn Sie haben ihn ja umgebracht.“ Mit zitternden Händen legt Imogen den Hörer weg. „Ein Irrer“, denkt sie entsetzt über den Anrufer.

Imogens Ehemann ist noch nicht lange tot, ein Autounfall auf nächtlicher Straße war ihm zum Verhängnis geworden. Und nun, kurz vor Weihnachten, ist sie von diesem schockierenden Anruf zutiefst erschüttert und nicht genug damit, erscheinen Ivors erwachsene Kinder Robin und Dot nebst Anhang. Und als ob sie sich abgesprochen hätten, taucht auch Ivors Ex-Frau Cynthia auf, gefolgt von Piggy, einer jungen Frau, die Robin angeschleppt hat. Sie alle nisten sich bei Imogen ein.

Es geschehen seltsame Dinge. Man könnte direkt meinen, als ob Ivor im Haus herumgeistert. Imogen findet Zettel mit seiner Handschrift, die Tinte ist noch nicht ganz trocken. Immer wieder scheint es, als ob von Geisterhand Ivors Gewohnheiten nachgestellt würden. Eine düstere, eine zuweilen bedrückende Atmosphäre liegt über ihnen allen.

Die Frage, ob Imogen denn wirklich Ivors Tod verschuldet hat, habe ich während des Lesens immer im Hinterkopf. Es könnte aber auch ganz anders sein, ich denke abwechselnd an den Anrufer oder dann wieder an einen der Hausgäste. Ist es der ganz normale (Familien)Wahnsinn, wenngleich es nicht nur Familie ist, die hier mitmischt. „Der lange Schatten“ hat mich ab sofort gefesselt, die durchweg spannende Story und die eigenwilligen, sehr speziellen Charaktere verleihen dem Ganzen einen gespenstischen Hauch. Der Albtraum im beileibe nicht Alltäglichen ist meisterhaft in Szene gesetzt und ist es auch – fünfzig Jahre danach – unbedingt wert, gelesen zu werden.

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Veröffentlicht am 10.10.2024

Aristokratische It-Girls und die Nazis

Die Mitford Schwestern
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Marie Benedict hat mit „Die Mitford Schwestern“ den nunmehr sechsten Band aus der Reihe „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte“ vorgelegt. Im Nachhinein kann ich es gar nicht glauben, dass mir diese ...

Marie Benedict hat mit „Die Mitford Schwestern“ den nunmehr sechsten Band aus der Reihe „Starke Frauen im Schatten der Weltgeschichte“ vorgelegt. Im Nachhinein kann ich es gar nicht glauben, dass mir diese Schwestern total unbekannt waren, denn sie lieferten Schlagzeilen zur Genüge.

Als Hitlers Groupie hat der Spiegel die Britin Unity Mitford einst bezeichnet, aristokratische It-Girls hat Marie Benedict sie in der Schlussanmerkung ihres neuesten Buches „Die Mitford Schwestern“ genannt - sie und ihre sechs durchaus exzentrische Schwestern.

Es ist Nancy, die Älteste, die erzählt. Von sich, von Diana und von Unity. Ein wenig auch von den anderen Schwestern und von der Familie an sich, wenngleich diese hier eher als Nebendarsteller fungieren. Diana ließ sich von dem Brauereierben Bryan Walter Guinness zugunsten des Faschistenführers Mosley scheiden, dem sie regelrecht verfallen war. Mit Untiy, die Hitler schon in München kennengelernt hatte, ging sie 1933 nach Nürnberg zum Reichsparteitag der NSDAP. Beide waren sie glühende Anhängerinnen des Faschismus und des Nationalsozialismus und vor allem schien Unity Hitler verfallen zu sein. Schon lange schwärmt sie für ihn und nun, da sie ihm endlich nahe war, lässt sie dem Wagner-Verehrer wissen, dass ihr zweiter Vorname Valkyrie ist. Für ihn lernt sie Deutsch, sie bezeichnet sich selbst als eine Faschistin und bringt ihren Hass auf die Juden und zugleich die Lobpreisung von Herrn Hitler zum Ausdruck. Nancy steht dem Idealismus ihrer Schwestern kritisch gegenüber. Sie, die Schriftstellerin, gibt die Jahre der Nazi-Herrschaft von 1932 bis 1941 wieder.

Es waren schillernde Persönlichkeiten, über die Marie Benedict schreibt. Gerne glaube ich ihr, dass es für sie persönliche eine Herausforderung war, sich selbst zurückzunehmen und die geschichtlichen Fakten sprechen zu lassen. Den Fanatismus und die sehr persönliche Sichtweise von Unity und auch den von Diana hat sie eindringlich geschildert, die beiden waren glühende Nazis ohne jegliches Unrechtsbewusstsein. Dieser Massenmörder, dieser Schwerverbrecher kam mir dabei aber allzu menschlich rüber. Gut, sie schreibt von diesem Monster A. H., das sie durch die Augen von Diana und Unity in positives Licht gesetzt hat. Eine Gratwanderung, die für mich persönlich nicht so ganz gelungen ist. Und doch hat sie mir ein Stück Geschichte nähergebracht, von dem ich bis dato nichts wusste.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Kurzweilig, mitreißend, spannungsgeladen

Lupus
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Die Wölfe sind zurück – das hört man allerorts. Auch wenn es heißt, sie wären scheu, würden sich vor dem Mensch zurückziehen, so bleibt doch ein mehr als mulmiges Gefühl. Und spätestens jetzt, nachdem ...

Die Wölfe sind zurück – das hört man allerorts. Auch wenn es heißt, sie wären scheu, würden sich vor dem Mensch zurückziehen, so bleibt doch ein mehr als mulmiges Gefühl. Und spätestens jetzt, nachdem ich mir das Hörbuch habe von Tim Gössler vorlesen lassen, verstärkt sich dieses Unbehagen noch ein ganzes Stück. Was beileibe nicht an dem Sprecher liegt, denn er hat seinen Job hervorragend erledigt. Er hat mich ganz tief hineingeführt in den Wald, in diese so nervenaufreibende Geschichte.

Alles beginnt mit Jos Verschwinden. Seine Tochter Jenny ist Tierärztin und nun auch Wolfsbeauftragte für diese Gegend. Wir sind in den Wäldern Vorpommerns unterwegs und allein diese Streifzüge sind so plastisch, so düster beschrieben, dass es einen fröstelt. Ein Toter unter dem Hochsitz wird gefunden und wie es aussieht, waren hier Wölfe am Werk. Jennys Befürchtung, dass es Jo sein könnte, bewahrheitet sich nicht, er jedoch ist weiterhin nicht auffindbar. Die Angriffe häufen sich und die Vermutung taucht auf, dass sich hier ein Mörder den Wolf zunutze macht, ihm seine Taten unterschiebt. Ob das wirklich stimmt?

Wir tauchen tief ein in die die finstere Vergangenheit und die Verbrechen während der Nazi-Zeit und der DDR und spüren einem Familiendrama nach, das in diese Zeit irgendwie involviert scheint, jedoch lange nicht als solches erkennbar ist.

Jenny recherchiert auf eigene Faust, unterstützt wird sie dabei von Frederik Bach, seines Zeichens Staatsanwalt. Diesen beiden Charakteren bin ich gerne gefolgt, sie sind so normal und durchaus sympathisch, wenngleich sie situationsbedingt schon auch zu weit gehen und ich nicht nur einmal um sie gebangt habe.

„Lupus“ ist ein sehr komplex erzählter Thriller, der die ganze Aufmerksamkeit verlangt, denn schnell verpasst man so manch für die ganze Story wichtige Situation. Jedoch – erst mal hineingehört – kann man sich dem Ganzen eh nicht mehr entziehen, es geht sofort spannend zur Sache und setzt sich fort bis zum doch sehr verblüffenden Ende. Zwischendrin konnte ich mir so gar nicht vorstellen, wie alles zusammenhängen mag und nun, nachdem der letzte Satz gesprochen ist, bin ich von der durchdachten Story komplett überzeugt. Fesselnd bis zum Schluss.

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Veröffentlicht am 07.10.2024

Von grenzenloser Freundschaft und noch sehr viel mehr

Herrliche Zeiten - Die Himmelsstürmer
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Peter Prange hat mit „Herrliche Zeiten – Die Himmelsstürmer“ den ersten Band seiner neuen Duologie vorgelegt. Er lässt neben der fiktiven Geschichte um Liebe und Freundschaft viel Historisches mit einfließen. ...

Peter Prange hat mit „Herrliche Zeiten – Die Himmelsstürmer“ den ersten Band seiner neuen Duologie vorgelegt. Er lässt neben der fiktiven Geschichte um Liebe und Freundschaft viel Historisches mit einfließen.

Vicky hat zu ihrem siebzehnten Geburtstag eine Europareise geschenkt bekommen. Wir schreiben das Jahr 1871. Sie, die junge Londonerin, trifft in Karlsbad auf zwei charmante junge Männer, wenngleich die beiden sich zunächst ganz schön angiften. Nun gut, die drei verabreden sich zum Picknick und natürlich lässt es sich Auguste Escoffier, ein französischer Koch aus Leidenschaft, nicht nehmen, seine neu gewonnen Freunde, zu denen neben Vicky auch der deutsche Ingenieur Paul Biermann zählt, mit den köstlichsten Speisen zu verwöhnen. Den gelungenen Tag lässt Vicky mit je einem Glückspenny ausklingen, damit ihre Träume sich erfüllen mögen.

Von 1871 bis zur Jahrhundertwende 1900 begleiten wir die drei jungen Leute, deren Lebensweg neben den familiären Einflüssen und Zwängen auch geprägt wird vom gesellschaftlichen Leben, von Politik und dem technischen Fortschritt dieser Zeit. Die Idee zur Untertunnelung des Ärmelkanals geht auf diese Jahre zurück, auch wenn er – wie allseits bekannt - erst sehr viel später verwirklicht wird. Auch nimmt Bismarcks Gedanke, den Berlinern eine Prachtstraße zu hinterlassen, Gestalt an - der Kurfürstendamm soll vor allem die Überlegenheit des Kaiserreichs demonstrieren. Paul Biermann ist in beide Projekte involviert. Der technische Forstschritt schreitet voran, Telegrafen verbreiten Nachrichten um die Welt und das in Windeseile, das Automobil verdrängt bald die Pferdekutsche, es ist eine Epoche des Aufbruchs.

Daneben tauchen wir ein in den Kolonialismus und die damalige Denkweise darüber, wir begegnen Karl Marx, nehmen unsere vorzüglichen, von Auguste Escoffier kreierten Köstlichkeiten in den besten Lokalen Frankreichs und Englands (in denen, nebenbei bemerkt, August als Chefkoch brilliert) zumindest gedanklich zu uns, César Ritz spielt dabei ganz vorne mit. Zu Gast sind viele Berühmtheiten wie etwa die gefeierte Schauspielerin Sarah Bernhardt, auch den lebensfrohen Bertie, der damals noch Prince of Wales war, war gern gesehen. Oscar Wild reiht sich mit ein wie viele andere, alle sind sie uns heute noch mehr oder auch mal weniger ein Begriff.

Peter Prange lässt auch hier Geschichte lebendig werden. Eingebettet in den historischen Hintergrund erzählt er die Lebenswege von Vicky, Paul und Auguste, die sich nie ganz aus den Augen verlieren. Ihre weit verzweigten Familiengeschichten haben mich so sehr in ihren Bann gezogen, dass ich einfach weiterlesen musste. Die kurzen Kapitel, die wechselseitig von den dreien erzählen, sind so mitreißend, so spannend, ihre Wünsche, ihre Träume und ihr unbedingter Wille zum Durchhalten absolut nachvollziehbar. Der so einnehmende Schreibstil und die so nahbaren Hauptakteure - und nicht nur diese, auch die anderen so vielschichtig beschriebenen Charaktere - machen das Lesen zu einem ganz besonderen Genuss-

Ein wunderbares Buch ist ausgelesen, am liebsten möchte ich sofort weiterlesen, der zweiten Band der Duologie erscheint jedoch erst im Herbst 2025 – ich freu mich schon drauf und schwelge einstweilen in „Herrlichen Zeiten“.

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