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Veröffentlicht am 10.03.2022

Spannung pur

Jigsaw Man - Der tote Priester
8

Der zweite Fall steht an für DI Anjelica Henley und die Serial Crimes Unit. Die Autorin Nadine Matheson kennt die Welt genau, in der ihre Serie um den „Jigsaw Man“ spielt, arbeitet sie doch als Verteidigerin ...

Der zweite Fall steht an für DI Anjelica Henley und die Serial Crimes Unit. Die Autorin Nadine Matheson kennt die Welt genau, in der ihre Serie um den „Jigsaw Man“ spielt, arbeitet sie doch als Verteidigerin in Strafrechtsverfahren. Mit dem Jigsaw Man verbinde ich Oliver und das wunderbare Puzzle, den menschlichen Körper, der in seine Einzelteile zerlegt wahre Schönheit darstellt. Henley hat immer noch Albträume seinetwegen – weilt Oliver doch noch unter den Lebenden?

Und nun Teil zwei. Auch „Der tote Priester“ verspricht Hochspannung. In der Kirche des Propheten Annan wird eine fürchterlich zugerichtete Leiche gefunden, hier hat jemand mit zahlreichen Messerstichen seiner Wut freien Lauf gelassen. Aber nicht genug, finden sie doch in einem abgelegenen Zimmer einen jungen Mann, der dem ersten Augenschein nach auch tot ist.
Schon während des Prologs geht es knallhart zur Sache. Wer wird da so brutal massakriert? „Ich will nicht sterben…“ klingt es durch und da sind noch andere Stimmen. Welche Teufel sind hier am Werk?

Schon bald war klar, dass es noch mehr brutal zugerichtete Opfer gibt, allesamt haben indirekt mit dieser Kirche zu tun – oder doch nicht? Es sind durchweg schlechte Charaktere, denen wir hier begegnen und jedem würde man zutrauen, einen Mord zu begehen. Da ist dieser Priester, der seinen Schäfchen nicht nur gehörig Geld aus der Tasche zieht, sie regelrecht abzockt, auch ist er der holden Weiblichkeit nicht abgeneigt und nimmt sich, was er kriegen kann. Notfalls mit Gewalt.

Wir blicken hinter die Kulissen, fast jeder hat genügend zu verbergen. Auch wenn es den Anschein hat, hier ein Missbrauchsopfer zu haben, so stößt das Ermittlerteam auf eine Mauer des Schweigens. Die einen treten forsch auf, verlangen rotzfrech Aufmerksamkeit und bringen Rassendiskriminierung ins Spiel. Während andere so brav und unbedarft daherkommen, dass man ihnen jedes Wort unbesehen abnimmt. Folter und Exorzismus schweben im Raum, eine ganze Palette menschlicher Abgründe tut sich auf.

Neben der nervenaufreibenden Aufklärungsarbeit streut die Autorin Privates um das Team um Henley wohldosiert ein. Auch hier gibt es welche, denen man nur das Beste wünscht, deren Schicksal einen anrührt und dann gibt es die Unsympathen, denen man regelrecht grollt. Diese Prise jenseits des Falles nimmt keineswegs die Spannung, es birgt genug Konfliktpotential.

Nadine Matheson versteht es, ihre Leser bei Laune zu halten und führt sie geschickt auf so manch falsche Fährte. Sie hält die Spannung hoch, ich war immer ganz tief drin, wollte und musste dem Geschehen einfach folgen und habe mich so manches Mal verrannt, war ich doch fest davon überzeugt, endlich den oder die Täter entlarvt zu haben. Von wegen! Und genau diese Dramatik macht die Story zu einem nervenaufreibenden Thriller, dem man einfach folgen muss, will man doch endlich wissen, wie sich das Ganze aufklärt.

Ein durchweg rasanter zweiter Teil des Jigsaw Man, schon das Cover hat Wiedererkennungswert. Man kann, ohne den ersten Teil zu kennen, gleich hiermit einsteigen. Einen nächsten Fall wird es – so wie es aussieht – bestimmt geben. Ich werde dabei sein.

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Veröffentlicht am 09.03.2022

Gut inszenierter, sehr fesselnder Hörgenuss

Mörderfinder – Die Macht des Täters
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Der zweite Fall um den Fallanalytiker Max Bischoff geht unter die Haut. Alles beginnt mit dem Anruf einer Ex-Kollegin, deren Neffe des Mordes beschuldigt wurde. Konnte er die falsche Anschuldigung nicht ...

Der zweite Fall um den Fallanalytiker Max Bischoff geht unter die Haut. Alles beginnt mit dem Anruf einer Ex-Kollegin, deren Neffe des Mordes beschuldigt wurde. Konnte er die falsche Anschuldigung nicht verkraften und nahm sich deshalb das Leben oder war sein Selbstmord eher ein Schuldeingeständnis?

Der ehemalige Polizist Max Bischoff pflegt mit seinen ehemaligen Kollegen noch immer freundschaftlichen Kontakt und in diesem so rätselhaft wie unerklärlichen Fall steht er Horst Böhmer mit Rat und Tat zur Seite, was dessen Vorgesetzte so gar nicht gefällt.

Diesen so undurchsichtigen Fall habe ich mir von Dietmar Wunder, einem exzellenten Hörbuchsprecher, erzählen lassen. Man merkt ihm seine langjährige Erfahrung als Synchronsprecher für namhafte Künstler an, als Hörbuchinterpret setzt er seine klangvolle Stimme situationsbedingt perfekt ein, er gibt jeder einzelnen Figur ihre eigene Persönlichkeit mit.

Arno Strobel bürgt für Gänsehaut-Momente. So verworren die Geschichte ist, so spannend ist sie. Nicht nur aus Max‘ Perspektive erzählt er seine Story, auch lässt er die Täterstimme immer wieder anklingen. „Das ist der Anfang. Ihr fasst mich nicht…“ – mit Blut geschrieben. So oder so ähnlich müssen es die Ermittler immer wieder lesen und kommen keinen Schritt voran.

Bis zum Schluss ist die Geschichte nicht durchschaubar, die Handlung ist zuweilen ganz schön hart, man schluckt und muss doch wissen, was als Nächstes geschieht. Der Autor saugt einen förmlich ins Geschehen, lässt einen ziemlich ratlos im Dunkeln tappen. Und doch ist – wenn man um die Auflösung weiß – das ganze Konstrukt ein äußerst raffiniert inszenierter Thriller. Genau so, wie man es von Arno Strobel gewohnt ist. Tempo- und facettenreich erzählt war ich immer ganz dabei, musste einfach weiterhören. Und – es hat sich wieder mal gelohnt.

„Mörderfinder“ – das von Dietmar Wunder sehr gut eingesprochene Hörbuch von Argon Hörbuch kann ich nur empfehlen. Ein spannender Thriller, den ich am Stück konsumieren musste.

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Veröffentlicht am 06.03.2022

Ein liebenswerter Anti-Held – ein schelmischer Hörspaß

Der Held vom Bahnhof Friedrichstraße
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Da sind sie wieder, diese Heldengeschichten, von denen es unzählige gibt. Aber sind sie alle wirklich so oder so ähnlich passiert?

Eine beinahe schicksalhafte Begegnung war das zwischen dem Journalisten ...

Da sind sie wieder, diese Heldengeschichten, von denen es unzählige gibt. Aber sind sie alle wirklich so oder so ähnlich passiert?

Eine beinahe schicksalhafte Begegnung war das zwischen dem Journalisten und dem Videothekenbesitzer. Eine win-win-Situation gar. Was wäre gewesen, wenn dieser Journalist besagte Stasi-Akten nicht entdeckt und er Hartung nicht überzeugt hätte, seine Geschichte öffentlich zu machen? Der immer klamme Hartung musste ganz einfach die Gelegenheit beim Schopfe packen, wenn schon mal ordentlich Kohle fließt. Aber alles auf Anfang:

Michael Hartung ist eher der Anti-Held. Immer schon gewesen. Dem Erfolg hinkt er ewig hinterher, er steigt ins Videogeschäft, als sich dieses beinahe totgelaufen hat. Auch seine Verflossene weint ihm keine Träne nach, seine Tochter ist nicht gerade erpicht, ihren Erzeuger ständig zu sehen. Geld ist Mangelware, er hat Mietschulden und ist ob des Angebotes von Alexander Landmann in der Lage, diese endlich zu begleichen. Gesagt, getan – die Story will ans Licht, sie schlägt ein wie eine Bombe, verselbständigt sich. Es folgen Fernsehauftritte, Interviews – das ganze Programm.

Der Held aus dem Osten ist eine tragisch-komische Figur. Landmann weiß, was sich verkauft, er schult den herrlich unbedarften Hartung in Sachen Medien, erzählt ihm, dass so manche Ausschmückung gar nicht so schlimm ist, das gehört einfach dazu.

Diese Heldengeschichte ist hinreißend erzählt, das Klischee des Ostens wird auch hier bedient, was aber der Story nicht schadet, ist doch die feinsinnige Ironie spürbar. Aus einem Missverständnis wird eine glaubhaft ersonnene Flunkerei, die Sensationsgier wird aufs Trefflichste gestillt. Es kommt niemand zu Schaden, die Hochstapelei ist eine interessant inszenierte Mär, Münchhausen hätte seine Freude gehabt.

Das Hörbuch vom Argon Verlag hat Peter Kurth eingesprochen, welcher der amüsanten Story den nötigen Schalk verleiht. Humorvoll, ohne ins klischeehafte abzudriften, versteht er es, seine Hörer bei Laune zu halten und ihnen immer wieder ein Schmunzeln ins Gesicht zu zaubern. Genau so mag ich es – hier ist beste Unterhaltung garantiert. Gerne mehr davon.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Der Fall John - ein Hörerlebnis

Ein Präsident verschwindet
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Schon „Die Akte Adenauer“ hat mich atemlos durch die Seiten fliegen lassen und nun geht es rasant weiter. „Ein Präsident verschwindet“ knüpft an die deutsche Nachkriegsgeschichte - den Ost-West-Konflikt ...

Schon „Die Akte Adenauer“ hat mich atemlos durch die Seiten fliegen lassen und nun geht es rasant weiter. „Ein Präsident verschwindet“ knüpft an die deutsche Nachkriegsgeschichte - den Ost-West-Konflikt – an. Der zweite Thriller um Philipp Gerber, den in Deutschland geborenen US-Amerikaner, der 1953 in den Dienst des BKA tritt. Diesmal bin ich hörend dabei.

Wir schreiben das Jahr 1954. Otto John, der Präsident des Verfassungsschutzes, verschwindet. Philipp Gerber von der Sicherungsgruppe Bonn ermittelt. Als John in Ost-Berlin wieder auftaucht stellt sich die Frage: Wurde er tatsächlich entführt?

Otto John, der mit seinem Auftauchen in der DDR für einen der größten politischen Skandale in der frühen Geschichte der BRD sorgte, war von 1950 bis 1954 der erste Präsident des Bundesamtes für Verfassungsschutz. Hier trifft viel Wirklichkeit auf dichterische Freiheit.

Schon das Cover vermittelt diese beklemmende Stimmung des geteilten Deutschlands beim Grenzübertritt bei Nacht - Düsternis und Tristesse.

Eine durch und durch spannend erzählte Geschichte, die durch den Hintergrund der deutsch-deutschen Geschichte besticht, die tief eintaucht in das damalige Geschehen, die alles hat, was ein Thriller braucht – aufregend, mitreißend, fesselnd und sehr interessant. Wird hier doch Geschichte vermittelt, eingebettet in eine fiktive Story die so hätte sein können, die vielleicht nicht nur einmal so oder so ähnlich gewesen ist. Man spürt, dass Ralf Langroth genauestens recherchiert hat und sein Wissen geschickt mit den erdachten Momenten vermengt.

Nicht genug damit, ist auch das Hörbuch gelungen. Dank des hervorragenden Sprechers sind die Figuren sehr authentisch gezeichnet, man nimmt Johannes Steck sofort ab, wenn er seine Charaktere in Dialekt sprechen lässt, einem Fremdsprachler seinen typischen Akzent lässt oder hinter der kraftvollen Stimme ein stämmiger Mann hervorblitzt.

„Ein Präsident verschwindet“ hat Argon Hörbuch vertont und mit dem sehr erfahrenen Sprecher Johannes Steck und seinem akzentuierten Vortrag der spannenden Geschichte viel Leben eingehaucht. Wer geschichtlich interessiert ist, zudem gut unterhalten werden will, der sollte hier zugreifen.

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Veröffentlicht am 28.02.2022

Rasant, abwechslungsreich, spannend

Violas Versteck (Tom-Babylon-Serie 4)
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Band 4 der Tom Babylon-Serie „Violas Versteck“ von Marc Raabe ist der letzte Band um den LKA-Ermittler Tom Babylon und der Psychologin Sita Johanns.

Seit nunmehr 23 Jahren kommt er nicht zur Ruhe. Spürt, ...

Band 4 der Tom Babylon-Serie „Violas Versteck“ von Marc Raabe ist der letzte Band um den LKA-Ermittler Tom Babylon und der Psychologin Sita Johanns.

Seit nunmehr 23 Jahren kommt er nicht zur Ruhe. Spürt, dass sie noch da ist – Vi, seine kleine Schwester. Ein Foto, das Viola als erwachsene Frau zeigt, bestätigt ihm, dass er richtig liegt, er nicht aufgeben darf – Tom Babylon, LKA-Ermittler aus Berlin.

Er wacht auf, ist orientierungslos – hier stimmt was nicht. Schaut nach draußen. Das ist Big Ben! Und Viola flüstert im Hintergrund - wie so oft. Seit 23 Jahren sucht er sie. In einem Müllcontainer wurde er gefunden – wie kommt er hierher? Er, Tom Babylon, der Polizist aus Berlin? Jetzt ist er im Krankenhaus, Dr. Harris erzählt ihm, dass sie ihn nackt herausgefischt haben – er wurde niedergeschlagen. Kann sich an nichts mehr erinnern. Beim LKA arbeitet er nicht mehr, vor 6 Wochen wurde er gekündigt und es kommt noch schlimmer. Seine Frau Anne und sein kleiner Sohn Phil sind aus der Wohnung ausgezogen.

Und schon bin ich wieder mittendrin, erliege Marc Raabes so fesselndem Schreibstil. Der nunmehr vierte Band greift die Suche nach Viola auf, die Story hat es wieder in sich. Nicht nur Tom, auch Sita Johanns, die Psychologin und langjährige Kollegin Toms, nimmt die Leser mit in tiefste menschliche Abgründe, mitten hinein in eine abgeschiedene psychiatrische Anstalt. Ihr Part ist kursiv geschrieben, die Sicht auf die Geschehnisse wechseln stetig vom Vorher zu wenige Stunden, Tage oder Wochen später. Der Wechsel der Perspektive - Toms Suche ebenso wie die von Sita - macht die Story unglaublich rasant, spannend und kurzweilig.

Toms Aufruhr in sich selbst, seine Gefühlswelt, ist ein auf und ab. Er kann und will nicht aufgeben, ist es seiner kleinen Schwester schuldig, mit der er mental den Kontakt nie verloren hat. „Es ist besser, du findest mich nie“ – und doch muss er sie finden.

Das Cover hat einen Wiedererkennungswert, sind doch die Vorgänger „Schlüssel 17“, „Zimmer 19“ und „Die Hornisse“ ähnlich aufgemacht. Perfekt!

Marc Raabe versteht es, die Ängste und Zweifel so präzise und ausdrucksstark, so lebendig zu vermitteln, dass man unmöglich aufhören kann zu lesen. Auch wenn man die Vorgängerbände nicht kennt, ist man schnell dabei, das Nötige fließt wie nebenbei mit ein. Zwei sehr kurze Nächte waren es, diese gut 600 Seiten habe ich regelrecht inhaliert, belohnt wurde ich mit spannender Unterhaltung.

Loslassen ist niemals einfach. Tom, Sita, Bene und all die anderen haben mich über vier Bände begleitet. Ob es ein Wiedersehen geben wird? Marc Raabe weiß es noch nicht, ich lasse mich überraschen. Auf jeden Fall wünsche ich den Protagonisten, dass es ihnen gut gehen möge – ob im „Thriller-Ruhestand“ oder bis zum nächsten Fall. Aber eines ist sicher: Marc Raabe wird mir bestimmt noch so manch aufregende Lesestunde bescheren.

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