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Veröffentlicht am 24.05.2023

Rache!

Schmeckst du ihren Tod?
2

Eine wie achtlos weggeworfene Leiche wird gefunden, ihr Brustkorb wurde fachgerecht mit einem Y-Schnitt geöffnet und nicht genug damit, ein Organ wurde entfernt. Und – es bleibt nicht bei dieser einen ...

Eine wie achtlos weggeworfene Leiche wird gefunden, ihr Brustkorb wurde fachgerecht mit einem Y-Schnitt geöffnet und nicht genug damit, ein Organ wurde entfernt. Und – es bleibt nicht bei dieser einen Tat. Als dann ein rotes Paket mit makaberem Inhalt zugestellt wird, auch hier folgen mehrere, fragen sich Marc, der Ermittler und Frieda, die Psychologin, wer hinter diesem grausamen Spiel steckt und warum. Darüber hinaus nimmt der vermeintliche Täter telefonisch Kontakt zu Frieda auf – was will er damit bezwecken? Eine schier ausweglose Situation, das Team tappt lange im Dunkeln und doch bleiben sie nah dran: „Wir! Finden! Ihn!“

Wie von Gunnar Schwarz gewohnt, bleibt die Spannung bis zuletzt erhalten. Neben dem vielschichtig angelegten Fall schimmert auch ein wenig Privates durch. Frieda und Marc mögen sich sehr, sie waren verbandelt, sie sind sich noch immer sehr zugetan. Ihr familiärer Hintergrund fließt mit ein, nicht zu viel, aber doch genug, um beide menschlich gut einschätzen zu können.

Neben Marcs Ermittlungen ist Frieda als Psychologin prädestiniert, hinter die Tötungsphantasien der oder des Täters zu blicken. Wer lebt diese Phantasien aus und warum? Steckt gar etwas ganz anderes dahinter? In akribischer Kleinarbeit tragen sie Puzzleteil für Puzzleteil zusammen, denn irgendetwas müssen die Opfer gemeinsam haben. Grausame Details kommen zum Vorschein, man mag sich so manche Szene gar nicht vorstellen und doch treibt es einen weiter und – viel zu oft endet eine Spur im Nichts. Oder doch nicht? Hängt alles mit allem zusammen? Der Autor versteht es hervorragend, Hochspannung zu erzeugen und diese nicht abebben zu lassen.

„Schmeckst du ihren Tod?“ ist der finale fünfte Teil um Frieda Rubens und Marc Wittmann, dieser letzte Fall ist – wie alle anderen – in sich abgeschlossen. Er hat mich, wie nicht anders erwartet, von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt, ich kann ihn jedem Thriller-Fan wärmstens empfehlen.

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Veröffentlicht am 23.05.2023

Kurzweilig erzählte Familiensaga

2

„Ein verheerender Brand zerstörte 1872 das Dorf Zernez im Engadin, von den 145 Häusern blieben nur 27 unversehrt…“

Die fünf Erzählungen sind fiktiv, die Figuren erfunden und doch könnte es sich so oder ...

„Ein verheerender Brand zerstörte 1872 das Dorf Zernez im Engadin, von den 145 Häusern blieben nur 27 unversehrt…“

Die fünf Erzählungen sind fiktiv, die Figuren erfunden und doch könnte es sich so oder so ähnlich zugetragen haben. „Fö“, das Feuer, spielt immer mit hinein. Nicht unbedingt vernichtend, wie es vor 150 Jahren war, mal ist es ein Funke, dann sind es eher die Kerzen, um die sich alles rankt oder auch die Fackel und die Küche an sich, zum Schluss bleibt dann die Asche.

Mit LA LINTERNA (die Laterne) ist die erste Geschichte überschrieben, hier lerne ich Braida kennen, die Stolze wird sie genannt und sie schaut sich Fracasch aus, den Nachfahren dieser beiden begegne ich in den nächsten Kapiteln, allesamt sind sie von der Illustratorin Anja Streit liebevoll gestaltet. Das Glossar am Ende sei noch erwähnt, es ist beim Lesen hilfreich, die im Text eingestreuten rätoromanischen Begriffe sind nach Kapiteln geordnet, ich habe mich bald gut zurechtgefunden.

Selma Mahlknecht hat im Auftrag der Gemeinde Zerniz, ihrer Wahlheimat, diesen Brand und den Wiederaufbau bis in die heutige Zeit hinein thematisiert, es sollte keine exakte Chronik sein und doch daran erinnern. Es ist eine Familiensaga über mehrere Generationen geworden, die von Zweisamkeit genauso wie vom Auseinanderleben erzählt, vom Glück und vom Leid, von Schuld und unterdrückter Homosexualität. Kurz - vom Leben an sich, das nicht immer fair ist. Ein schmales Buch, das jede Generation in kurzen Episoden vorstellt, das eher Abrisse wiedergibt. Und doch ist dies genug, um sich ihr Leben vorstellen zu können, auch wenn ich mir ein wenig mehr davon gewünscht, einige tiefere Einblicke gehabt hätte, so hat mir diese Erzählung und dazu die wunderschöne Aufmachung, die als erstes ins Auge fällt, gut gefallen. Ein schmales Buch, das nachhallt.

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Veröffentlicht am 22.05.2023

Die Magie der Musik

Dunkel der Himmel, goldhell die Melodie
2

Anne Stern erzählt von den ersten Jahren der Semperoper, begleitet von viel Musik - wie könnte es anders sein – und von den Menschen, die hier arbeiten, deren Lebensinhalt das Spiel der Melodien ist, ...

Anne Stern erzählt von den ersten Jahren der Semperoper, begleitet von viel Musik - wie könnte es anders sein – und von den Menschen, die hier arbeiten, deren Lebensinhalt das Spiel der Melodien ist, das jedoch viel zu oft geprägt ist von Armut und schierem Überlebenskampf.

Wir schreiben das Jahr 1841 und treffen auf die junge Elise, deren Geigenspiel alle verzaubert. Die Musik liegt ihr und ihrer Familie im Blut. Bald auch begegne ich dem äußerst begabten Malergehilfen Christian, der gefeierten Primaballerina in ihrem Tutu mitsamt der Garderobiere des Königlichen Theaters, dem Ballettmeister und noch vielen anderen, sie alle haben mit dem Opernhaus zu tun. Die einen mehr, die anderen eher am Rande.

Es hat ein wenig gedauert, bis ich mich zurechtgefunden habe, ich die einzelnen Erzählstränge zusammenführen konnte. Ich lese von einer ganz anderen Zeit, in der die gesellschaftlichen Konventionen mit unseren heutigen nur wenig zu tun haben. Die Moralvorstellungen waren streng, ein uneheliches Kind war ausschließlich der Verwerflichkeit des weiblichen Geschlechtes geschuldet. Männer hingegen konnten sich die Hörner abstoßen, was auch so manchen Ehemann mit einschloss.

Nach dem Lesen wird mir der Titel erst so richtig bewusst, der dunkle Himmel und die Armut mit den einhergehenden Hungersnöten in weiten Teilen der Bevölkerung führen zu sozialen Unruhen. Und ja, es prallen Gegensätze aufeinander, auch das feudale Luxusleben findet daneben statt. Die Musik und die goldhelle Melodie klingen immer mit, es ist „ein Fest der Sinne“. So wie die nicht standesgemäße Liebe zwischen zwei jungen Menschen, die sich durchs Buch rankt - ihre heimlichen Treffen, ihre gestohlenen Stunden erzählen davon.

Elbflorenz, wie Dresden auch bezeichnet wird und die Semperoper bilden die Kulisse, den historischen Hintergrund, in dessen Mittelpunkt eine von der Gesellschaft nicht tolerierten Liebe steht, ein Nachfolgeband ist angedacht.

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Veröffentlicht am 19.05.2023

Eine starke Frau geht ihren Weg

Spuren einer fernen Zeit
2

Sophie von Mayden ist ihrer Zeit weit voraus, denn der Weg einer jungen Frau ist vorgezeichnet. Alles, wonach sie streben sollte, wäre eine standesgemäße Heirat. Wir schreiben das Jahr 1907.

Mit so einem ...

Sophie von Mayden ist ihrer Zeit weit voraus, denn der Weg einer jungen Frau ist vorgezeichnet. Alles, wonach sie streben sollte, wäre eine standesgemäße Heirat. Wir schreiben das Jahr 1907.

Mit so einem Leben gibt sich Sophie nicht zufrieden, sie ist fasziniert von den riesigen Wesen, von den vor langer Zeit auf dieser Erde weilenden Dinosaurier. Sie strebt das Paläontologie-Studium an, was ihr als Frau allerdings versperrt ist. Und doch setzt sie alle Hebel an, lässt nicht locker. Zumindest kann sie im Senckenberg Museum Frankfurt arbeiten, wenn auch unentgeltlich und hier erledigt sie eher Schreib- und Hilfsarbeiten. Aber – sie ist nah dran, ist im Museum und lernt einflussreiche Leute kennen.

Es ist eine fiktive Geschichte, die sich um real gelebte Personen rankt. Die historischen Hintergründe sind gut recherchiert, die Autorin vermengt diese geschickt mit dem damaligen Zeitgeist. Die Diskrepanz der Geschlechter ist deutlich zu spüren, die Rollen waren vor 120 Jahren strikt zugeteilt, eine Frau konnte ohne ihren Ehemann oder Vater nichts entscheiden, auch wurde ihr ein analytisches Denkvermögen schlichtweg abgesprochen.

Birgit Borchert schildert Sophies Alltag in all den Facetten, die ihr das Leben zu bieten hat. Ihr unbändiger Wille treibt sie voran, sie lässt sich nicht von ihrem Ziel abbringen. Anhand Charlotte und Marianne haben wir noch zwei Frauenschicksale, der einen ist ihre Malerei Lebensinhalt und die andere wurde – wie damals üblich – mit einem Mann verheiratet, der ihr den (von den Eltern) erstrebten Standard bieten konnte. Zuneigung oder gar Liebe waren nicht nur Nebensache, sie hatten schlichtweg keinerlei Bedeutung. Umso mehr kämpft Sophie um ihren Traum, hat sie doch ihre ältere Schwester stets vor Augen. Die Paläontologie steht für sie an erster Stelle und doch schließt dies die Liebe nicht aus. Auch führt sie ihre Beharrlichkeit nach Afrika, sie begleitet eine Expedition, ein abenteuerliches Unterfangen, sie lässt sich jedoch nicht unterkriegen.

„Spuren einer fernen Zeit“ zeichnet den beschwerlichen Weg einer starken Frau nach, die sich trotz all der Hindernisse nicht beirren lässt, die mutig voranschreitet. Birgit Borchert hat ihre gut aufbereiteten Recherchen gekonnt in Szene gesetzt, ich habe mich während des Lesens direkt in dieser Zeit gewähnt, lediglich die Expedition ist für meine Begriffe ein wenig durch die allzu rosarote Brille geraten. Ansonsten ein lebendig geschildertes Zeugnis dieser Zeit.

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Veröffentlicht am 19.05.2023

Sehr spannend und wendungsreich

Dunkle Wolken über Cannes
2

Bei den Filmfestspielen in Cannes treffen sie sich, die Reichen und die Schönen dieser Welt. Auch die Reisejournalistin Conny von Klarg genießt es, wieder hier zu sein und ist schon ganz aufgeregt, wird ...

Bei den Filmfestspielen in Cannes treffen sie sich, die Reichen und die Schönen dieser Welt. Auch die Reisejournalistin Conny von Klarg genießt es, wieder hier zu sein und ist schon ganz aufgeregt, wird sie doch die berühmte Schauspielerin Margaux Calimard und ihre ebenso erfolgreiche Tochter Juliette interviewen. Daraus wird leider nichts, Margaux liegt erschlagen in ihrer Villa und nicht genug damit, Juliette ist verschwunden.

Die Côte d’Azur mit allen Sinnen genießen inmitten all der Stars und Sternchen, das wär schon was. Da passen dunkle Wolken so gar nicht ins schillernde Ambiente und doch muss dieser Mord, der sich als Raubmord darstellt, aufgeklärt werden. Schon früher, in Saint-Tropez, wird Conny in einen Fall hineingezogen und auch hier stehen die Vorzeichen auf „ermitteln“.

Der Fall gestaltet sich vielschichtig. Je weiter ich lese, je mehr ich weiß, desto mehr Fragen tauchen auf. Und wenn man meint, jetzt aber – jetzt dreht sich die Geschichte, die einzelnen Puzzleteile fügen sich zusammen, kommt ein unerwarteter Aspekt dazu und schon steht man wieder ratlos da. Die einzelnen Charaktere sind schwer bis gar nicht zu durchschauen, sie alle sind nicht sehr nahbar. Und doch meine ich, den Täter ausgemacht zu haben, auch wenn er sich windet und schwer fassbar ist, so deutet vieles auf ihn. Und doch bleiben Zweifel, mehr als genug. Denn es kommen immer mehr Details ans Licht, auch spielt die Vergangenheit eine nicht zu unterschätzende Rolle.

Es ist das zweite Buch mit Conny, der so liebenswert wie zupackenden Journalistin. Sie ist mit Felix verbandelt, ihre privaten Momente sind eher nicht vorhanden und wenn, dann rar gesät. In ihrer Suite in Nizza wartet sie auf Felix, mit dem sie zu den Festspielen fahren will. Als Fallanalytiker wird er jedoch in Margaux Villa gerufen, die Zweisamkeit wird wieder mal hintangestellt.

Der Mordfall und das Private, dazu das herrliche Ambiente an der Côte d’Azur haben in mir die Reiselust geweckt und durch die eingestreuten französischen Wörter und Sätze wähnt man sich direkt vor Ort. Auch wer kein Wort französisch spricht, wird hier nicht allein gelassen, diese Einwürfe werden gleich danach übersetzt oder umschrieben, der Lesefluss wird keineswegs gestört. Eher im Gegenteil, das französische Flair wird dadurch charmant und reizvoll wiedergegeben. Alle hier agierenden Darsteller kommen authentisch rüber, sowohl die eher zwielichtigen, undurchschaubaren Gestalten als auch die anderen, die nichts zu verbergen haben.

Sabine Vöhringer hat mir mit ihren „Dunklen Wolken über Cannes“ unterhaltsame Lesestunden geschenkt. Sie hat mich lange rätseln lassen, ihr einnehmender Schreibstil hat mich nicht mehr losgelassen. Es war ein verzwickter Fall mit nicht vorhersehbaren Wendungen, das Ende hat mich dann kalt erwischt. Ein anregendes Lesevergnügen mit einer Protagonistin, die sich – so hoffe ich – noch in so manch anderen Fall einmischen wird.

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