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Veröffentlicht am 03.08.2022

Sehr lesenswerte Fortsetzung der Waldfriede-Saga

Leuchtfeuer
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Die Waldfriede-Saga geht mit „Leuchtfeuer“ in die zweite Runde.

Lilly ist in Not, wird von ihren Eltern aber eher weggeekelt denn unterstützt, also musste sie schon mit fünfzehn ihren eigenen Weg gehen. ...

Die Waldfriede-Saga geht mit „Leuchtfeuer“ in die zweite Runde.

Lilly ist in Not, wird von ihren Eltern aber eher weggeekelt denn unterstützt, also musste sie schon mit fünfzehn ihren eigenen Weg gehen. In der Charité wird sie ausgebildet, diese jedoch muss Mitarbeiter entlassen und so kommt sie ins Waldfriede. Bald ist sie für den Leiter der Kinderstation Rudolph Kirsch unentbehrlich und das nicht nur als Krankenschwester. Auch findet sie in Jungschwester Gerda eine sehr aufgeschlossene, dem Leben zugewandte Freundin. Es könnte alles perfekt sein, wären da nicht die zunehmend politischen Unruhen. Die stärker werdenden Nationalsozialisten schüren den Judenhass, die jüdischen Ärzte bekommen diesen vermehrt zu spüren. Aber nicht genug, auch Dr. Conradi hat seine Widersacher. Von einer schweren Krankheit gezeichnet muss er sich auch mit den Vorwürfen auseinandersetzen, dass ihre Religionsgemeinschaft dem Judentum nahe sei. Sie gehören den Siebenten-Tags-Adventisten an, die noch heute Träger der Klinik sind - eine evangelische Freikirche, die ihren Ursprung in den USA hat.

Die Chronik der Krankenschwester Hanna Rinder, die im Buch Hanna Richter heißt, inspirierte Corina Bomann, das Waldfriede mit Leben zu füllen. Der zweite Teil bringt uns die Jahre 1930 bis 1933 näher. Es sind schwierige Jahre, die zumindest das Gebäude unbeschadet übersteht.

Nachdem mich schon „Sternstunde“, der ersten Band, ganz tief in den Klinikalltag gezogen hat, musste ich unbedingt wissen, wie es mit Dr. Conradi, Hanna und all den anderen weitergeht. In „Leuchtfeuer“ bin ich ihnen wieder begegnet und auch der jungen Kinderkrankenschwester Lilly gefolgt. An ihrer Seite ist der Leiter der Kinderstation Dr. Rudolph Kirsch, eine Koryphäe auf dem Gebiet der Knochentuberkulose speziell bei Kindern.

Die Braunhemden marschieren auf, die Stimmung kippt, sie machen auch nicht vor den Toren der Klinik halt. In der Belegschaft sympathisiert so mancher mit denen, verweigert die Zusammenarbeit mit jüdischen Ärzten und fühlt sich berufen, Kollegen zu bespitzeln und anzuschwärzen.

Viel habe ich über das Waldfriede erfahren. Die Autorin nimmt ihre Leser ab der ersten Seite mit, ihr so mitreißender Schreibstil lässt einen regelrecht ins Buch versinken, ihre Charaktere sind allesamt authentisch. Corina Bomann bürgt für gute Unterhaltung, sie ist Garant für spannende Lesestunden, verbindet die historischen Fakten geschickt mit der fiktiven Geschichte.

„Leuchtfeuer – Die Schwestern vom Waldfriede“ ist ausgelesen. Es war eine sowohl informative als auch emotionale Reise zurück in die Jahre, als die NSDAP sich die Vorherrschaft sicherte.

Die Saga geht weiter - „Die Schwestern vom Waldfriede“ wird im Winter 2022 mit „Sturmtage“ fortgesetzt. Natürlich werde ich wieder dabei sein, den „mutigen Heldinnen“ über die Schulter schauen, sie ein Stück ihres Weges begleiten. Gerne empfehle ich diese so wundervolle wie lesenswerte Saga weiter.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Gelungenes Debüt

Das Profil
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Ein Ermittlerduo, das sehr gegensätzlich anmutet: Franka Erdmann ist gut in ihrem Job, der Kriminalkommissarin zur Seite wurde Alpay Eloglu gestellt, er ist jung, er muss sich erst noch beweisen. Ihr erster ...

Ein Ermittlerduo, das sehr gegensätzlich anmutet: Franka Erdmann ist gut in ihrem Job, der Kriminalkommissarin zur Seite wurde Alpay Eloglu gestellt, er ist jung, er muss sich erst noch beweisen. Ihr erster gemeinsamer Fall gibt Rätsel auf: Der Tote ist nackt und wird bis auf dem Kopf in einer Sandkiste auf einem Spielplatz verscharrt aufgefunden.

Schon dieser Anfang liest bzw. hört sich sehr beklemmend an. Aber es wird noch verstörender. Wer hat es auf die jungen Influencerinnen in ihrem stylischen Zuhause abgesehen und warum?

Viel zu sorglos wird gepostet. Was zählt sind Likes und Follower. Privates wird vermeintlich geschickt verborgen, nur gelingt dies nicht immer. Selbst Kleinigkeiten sind verräterisch, hinter der Anonymität im Netz kann sich jeder nur allzu leicht verbergen.

„Ich kenne dein Profil…“ Derjenige, nach dem sie mit Hochdruck suchen, taucht zwischendurch in kurzen Kapiteln immer wieder auf. Hat ihn seine desaströse Lebensgeschichte in diese Bahnen gelenkt?

Als bekennender Thriller-Fan bin ich als erstes beim Cover hängengeblieben und wollte unbedingt wissen, was sich dahinter verbirgt. Und ich bin nicht enttäuscht worden. Hubertus Borck hat sehr authentische Charaktere geschaffen. Franka in ihrer zuweilen schroffen Art ist schon lange dabei, für einen Anfänger wie Alpay hat sie nicht unbedingt die Nerven. Ihre Hakeleien am Rande lockern auf, die Ermittlungsarbeit leidet darunter nicht. Im Gegenteil, sie ergänzen sich immer besser. Der Fokus ist auf die so spannend wie glaubwürdige Tätersuche gerichtet. Lediglich das Warum ist ein wenig zu abgehoben.

„Das Profil“ habe ich mir vorlesen lassen, Daniela Ziegler hat mir mit ihrer unverkennbaren Stimme fesselnde Hörstunden bereitet. Ich mag sie als Schauspielerin sehr gerne und schon da war und bin ich von ihr fasziniert. Auch als Interpretin dieses Thrillers gefällt sie mir ausgesprochen gut, ich werde ihr in Hörbüchern bestimmt wieder begegnen.

Der Auftakt einer neuen Thrillerserie um Franka und Alpay ist gelungen. Franka mit ihrer langjährigen Erfahrung ist abgeklärt, sie hat so ziemlich alles Schlechte gesehen und Alpay, der frischen Wind in eingefahrene Bahnen bringt, ist der belebende Gegenpol. Bilden die zwei bald das Dreamteam schlechthin? Ich werde den beiden bestimmt wieder begegnen.

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Veröffentlicht am 01.08.2022

Unterhaltsamer Hörbuch-Krimi

Fräulein vom Amt – Die Nachricht des Mörders
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In den 1920er Jahren mussten Telefonate außerhalb des Ortsnetzes noch von Hand vermittelt werden und dafür gab es die „Fräulein vom Amt“. Alma Täuber arbeitet als solche und immer wieder bekommt sie Gesprächsfetzen ...

In den 1920er Jahren mussten Telefonate außerhalb des Ortsnetzes noch von Hand vermittelt werden und dafür gab es die „Fräulein vom Amt“. Alma Täuber arbeitet als solche und immer wieder bekommt sie Gesprächsfetzen mit. Als eine Frauenleiche gefunden wird, erinnert sie sich an ein kurz zuvor mitgehörtes Telefongespräch, in dem eine Männerstimme den Auftrag bei den Kolonnaden als erledigt meldet. Sie informiert die Polizei, der Leiter der Dienststelle wimmelt sie unwirsch ab. Wenigstens kann sie Ludwig Schiller, seines Zeichens Kriminalkommissar-Anwärter, von ihrem Verdacht, dass zwischen dem Telefonat und der Leiche ein Zusammenhang besteht, überzeugen.

Alma will es wissen, auch wenn sie sich nicht nur einmal in Gefahr begibt. Sie braucht Ludwig, dessen Chef von seinen Aktivitäten aber nichts wissen darf. So ermitteln sie im mondänen Baden-Baden eher undercover, sie treiben sich in illegalen Casinos rum, sind in noblen Hotels unterwegs, immer auf der Spur des vermeintlichen Mörders.

Charlotte Blum hat einen unterhaltsamen kriminalistischen Fall kreiert, auch wenn das toughe Fräulein Alma ein wenig überzeichnet ist. Nichts desto Trotz ist sie eine durchaus sympathische „Ermittlerin“, die sich nicht so leicht abwimmeln lässt. Sie kombiniert messerscharf, hat im Notfall Ludwig zur Seite und nicht nur ihn, auch ihre Freundinnen halten ihr bisweilen den Rücken frei.

Ich habe dem ungekürzten Hörbuch vom Argon-Verlag gelauscht, gelesen von Dagmar Bittner. Sie ist das Beste, was das „Fräulein vom Amt“ zu bieten hat. Ihre nuancenreiche Stimmlage passt sich der Handlung perfekt an, sie gibt jeder Figur ihre ganz individuelle Note. Es waren trotz der Toten sehr vergnügliche Stunden.

Den Charakteren nimmt man ihre Eigenheiten ab - Alma überstrahlt sie alle, sie ist durchgängig präsent, wenn auch etwas zu umtriebig. „Zwischen illustren Kurgästen und illegalem Glücksspiel“ verweben sich Tätersuche und private Elemente. Die Auflösung, das Warum, kam überraschend, auch gefällt mir dieses Warum nicht. Ich finde dies zu konstruiert. Wer der Täter ist, hat sich dagegen schon abgezeichnet.

Alma Täuber ermittelt: „Fräulein vom Amt - Die Nachricht des Mörders“ ist der erste Band einer neuen Reihe, der mich neugierig auf den Folgeband, bevorzugt als Hörbuch, zurück lässt.

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Veröffentlicht am 29.07.2022

Von den Träumern und den etwas Übernatürlichen

An den Ufern von Stellata
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Als der schwermütige Giacomo Casadio Viollca, einer Frau mit rabenschwarzer Mähne und Federn im Haar, begegnet, ist es um ihn geschehen - er verliert sein Herz an sie. Und sie bleibt bei ihm, bleibt in ...

Als der schwermütige Giacomo Casadio Viollca, einer Frau mit rabenschwarzer Mähne und Federn im Haar, begegnet, ist es um ihn geschehen - er verliert sein Herz an sie. Und sie bleibt bei ihm, bleibt in dem kleinen Dorf in der Lombardei und nun beginnt die Geschichte um die Familie Casadio.

Giacomo, der Träumer, baut Boote. Eine Arche Noah schwebt ihm vor und auch, wenn das erste bald untergeht, baut er einfach noch eins… und noch eins… und…

Über sieben Generationen hinweg erzählt Daniela Raimondi die Geschichte der Familie, auch das Geschichtliche wird im Hintergrund gut eingeflochten. Es werden Träumer mit blauen Augen und heller Haut geboren, die eher Giacomos Gemüt geerbt haben und dann sind da noch die anderen, die etwas Übernatürlichen, die mit ihrem schwarzen Haarschopf an das fahrende Volk erinnern.

Es sind schon einige sonderbare Charaktere dabei, von denen ich höre und es verfestigt sich das Bild von ganz eigentümlichen Nachkommen. „Zu viele von ihnen waren nicht glücklich, waren hinter einem unmöglichen Traum her…“ Und sie alle entsprechen nicht der Norm. Sind mystisch veranlagt und übersinnlich, von außen betrachtet ein wenig verrückt, wie von dieser Welt entrückt. Es sind Geschichten von denen, die mit den Toten sprechen oder hellsichtige Fähigkeiten haben. Nicht alle habe ich kennengelernt, so etliche blieben schemenhaft, waren wahrscheinlich nicht für diese Geschichte geeignet.

Das ungekürzte Hörbuch von Hörbuch Hamburg hat mir Simone Kabst vorgelesen. Ihre facettenreiche Stimme wird den einzelnen Figuren gerecht, sie sind gut unterscheidbar. Ihre Erzählung punktet mit starken Bildern, die vor meinem geistigen Auge sehr farbenprächtig erscheinen. So konnte ich mich zurücklehnen und ganz dem Klang ihrer Stimme lauschen.

Die Reise zu den „…Ufern von Stellata“ war eine ganz besondere. Interessante Charaktere, wundervoll vorgetragen – es war ein kurzweiliger Hörgenuss.

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Veröffentlicht am 29.07.2022

Ein dunkles Kapitel der ukrainischen Geschichte, sehr einfühlsam erzählt

Denk ich an Kiew
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Ein sehr dunkles Kapitel der ukrainischen Geschichte bringt Erin Litteken ihren Lesern näher. „Denk ich an Kiew“ zeigt ein geschundenes Volk, das ehemals zur Sowjetunion gehörte und seit 1991 ein selbständiger ...

Ein sehr dunkles Kapitel der ukrainischen Geschichte bringt Erin Litteken ihren Lesern näher. „Denk ich an Kiew“ zeigt ein geschundenes Volk, das ehemals zur Sowjetunion gehörte und seit 1991 ein selbständiger Staat ist. Ein Volk, das nicht zur Ruhe kommt - die täglichen Nachrichten berichten von der aktuellen Tragödie der Ukraine. Das Leben schreibt die schlimmsten Geschichten, keine Kreatur ist so grausam wie der Mensch.

In zwei Zeitebenen erzählt die Autorin einmal von Katja, Alina, Pawlo, Kolja und ihren Familien in den 1930er Jahren, sie leben in einem kleinen Ort nahe Kiew. Die zweite Zeitebene ist 2016 angesiedelt, in Illinois leben Bobby, Anna, Cassie, Birdie und Nick.

Cassie zieht nach Henrys Unfalltod mit ihrer kleinen Birdie zu ihrer Großmutter, alle nennen sie Bobby, deren Tagebuch mit vielen losen Zetteln darin auftaucht. Nick, ein Bekannter, kann das in ihrer Muttersprache geschriebene Tagebuch lesen. „Ruf ihn an“ ermuntert Bobby ihre Tochter Anna, er wird es übersetzen. Bobby kann das nicht mehr, es wäre zu hart, dies alles nochmal zu durchleben. Es ist ihr aber wichtig, dass Anna Bescheid weiß.

Katja erzählt ihre Geschichte von der Ukraine in der Zeit, als die Bolschewiken alles an sich reißen, sie die Leute zwingen, sich den Kolchosen anzuschließen. Sie und Alina, ihre Schwester, hatten eine glückliche Kindheit und jetzt, als junge Frauen, verlieren sie alles. Katja bekommt von Pawlo ein Tagebuch geschenkt und er ermuntert sie, alles festzuhalten. „Das Tagebuch, das Pawlo ihr geschenkt hatte, war mittlerweile fast voll, und es enthielt alles, was sie gesehen hatte, alles, was sie verloren hatte…“

Die Hungersnot in den 1930er Jahren in der Ukrainischen Sozialistischen Sowjetrepublik war eine von höchster Stelle angeordnete. Stalins Ziel, die sowjetische Herrschaft in der Ukraine zu festigen, die Freiheit des einzelnen dagegen brachial zu unterdrücken, wurde gnadenlos vorangetrieben. Wer sich der Zwangskollektivierung entgegensetzte, wurde verhaftet. Sie hatten keine Wahl – ihr Besitz war nicht mehr der ihre, alles war Staatseigentum, jedes Getreidekorn, selbst die angefaulten Kartoffeln gehörten ihnen nicht. Bewaffnete Aktivisten waren eifrig bei der Sache, selbst enge Freude und Familienmitglieder wurden denunziert oder gleich an Ort und Stelle erschossen. Dem Holodomor fielen nach Studien geschätzt 3,9 Millionen Menschen zum Opfer, genauere Zahlen sind nicht mehr zu ermitteln.

Die beiden Zeitebenen werden abwechselnd erzählt, wobei ich im Gestern noch viel mehr verhaftet war. Der Autorin ist es gelungen, all ihre Charaktere, ihre Pein, ihren Überlebenswillen und auch ihren Mut, „Verbotenes“ zu tun, so eindringlich zu schildern, dass ich das Buch nicht weglegen konnte. Ich konnte mich gut in sie hineinfühlen, es waren viele Bilder in meinem Kopf. Das Heute, Cassies Geschichte, war teils eine Liebesgeschichte ohne Tiefgang. Die Idee, sich dem geheimnisvollen Tagebuch als Bindeglied zu bedienen, hat dagegen sehr viel Charme.

Erin Litteken hat ein erschütterndes Zeugnis eines heute fast vergessenen Genozids niedergeschrieben - ein Volk wird ganz gezielt ausgehungert.

Die Geschichte wiederholt sich, den Ukrainern ist kein Frieden vergönnt. Ein Roman, der zutiefst erschüttert, der lange nachwirkt.

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