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Veröffentlicht am 24.12.2022

Der zweite Fall um eine unkonventionelle Ermittlerin

Wintersterben
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Steinberg liegt sehr abgelegen, eine Enklave mitten in den Walliser Alpen. Tief drin in einer Höhle hat ein Pilzsammler eine Leiche gefunden. Sie liegt schon länger dort, Folterspuren sind sichtbar.

Interpol ...

Steinberg liegt sehr abgelegen, eine Enklave mitten in den Walliser Alpen. Tief drin in einer Höhle hat ein Pilzsammler eine Leiche gefunden. Sie liegt schon länger dort, Folterspuren sind sichtbar.

Interpol schickt Valeria Ravelli, sie soll gemeinsam mit ihrem Kollegen Colin Bain den Tod eines ehemaligen Ermittlers aufklären. Ein schlecht ausgeleuchtetes Foto zeigt den Toten – sein Gesicht verzerrt von Schmerz, der Ausdruck in seinen Augen sagt aus, dass er eine Geschichte zu erzählen hat. Ravelli und Bain sind sich einig, dass er die Akten durchgeht, während sie vor Ort ihre Fühler ausstreckt. Bald ist Valeria mittendrin, jedoch sind die Dorfbewohner nicht sehr gesprächig. Noch dazu verschwindet eine junge Frau – hängen dieser Vermisstenfall und der Tote in der Höhle zusammen? Ihr Instinkt sagt ihr, dass sie auch diese Spur weiterverfolgen sollte.

„Die Wespen, die dieses Nest bewachen, fangen an zu stechen.“ Die einheimische Bevölkerung nennt diesen Ort, an dem der Tote gefunden wurde, die Gotteshöhle. Valeria hat das Gefühl, dass in dem Dorf eine ganze Menge nicht stimmt und sie könnte durchaus recht haben.

Schon das Cover stimmt ein in diesen unwirtlichen Landstrich, man spürt direkt das frostige Umfeld und dieser kalte, düstere Backround bezieht sich nicht nur auf das Äußere.

Es ist der zweite Fall um Valeria Ravelli, den ersten Teil kenne ich nicht, ich hatte aber nicht das Gefühl, etwas verpasst zu haben, auch wenn ich die berufliche und private Vorgeschichte der Protagonistin nicht kenne. Der Fall ist in sich abgeschlossen, was ich sehr zu schätzen weiß. Die Charaktere werden nach und nach eingeführt. Es sind Dorfbewohner, die ihr argwöhnisch oder auch sehr wohlwollend gegenübertreten und es gibt einen, der sich um die Obduktion und die Spurensicherung kümmert. Zweifel sind bei jedem gegeben, denn nichts ist so, wie es den Anschein hat. Dies wird zunehmend klar und doch bleibt ein Rest Misstrauen bis zum Schluss.

Valerias Alleingänge sind schon irreal, ich habe mich beim Lesen des Öfteren gefragt, ob zu so einem undurchsichtigen und auch für den Ermittler äußerst gefährlichen Fall ein lonesome Cowboy in die Höhle des Löwen geschickt wird. Zwischendurch verfolgen Valeria Albträume, die Vergangenheit – ihre Vergangenheit? – wabert immer mal wieder durch. Haben diese Erinnerungen mit dem ersten Fall zu tun? Ich habe es nicht herausfinden können, ein kleiner Anhaltspunkt wäre super gewesen.

Martin Krüger erzählt eine dichte Geschichte, durchgängig spannungsgeladen. Das Szenario um die Auflösung war dann doch etwas zu sehr bemüht. Gut zu lesen mit einem kinoreifen Showdown.

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Veröffentlicht am 21.12.2022

Was damals geschah...

Der finstere Pfad
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„Menschliche Überreste gefunden…“ tönt es aus dem Autoradio „…auf dem berühmten West Coast Trail.“ Oh Schreck - Faye und George, Lauras Kinder, kreischen auf dem Rücksitz, als ihre Mutter auf einen Lieferwagen ...

„Menschliche Überreste gefunden…“ tönt es aus dem Autoradio „…auf dem berühmten West Coast Trail.“ Oh Schreck - Faye und George, Lauras Kinder, kreischen auf dem Rücksitz, als ihre Mutter auf einen Lieferwagen auffährt.

Die damals 20jährige muss sich nun, fünfzehn Jahre später, der Vergangenheit stellen und diese Erkenntnis greift zunehmend in ihr perfektes Leben mit Mann und Kindern ein. „Ich werde nie hinter mir lassen können, was in Kanada geschah.“ Diese Erkenntnis lässt sie innerlich beben. Mit einem Geschwisterpaar war sie unterwegs.

Jenny Blackhurst wechselt zwischen dem Gestern und dem Heute, zwischen der folgenschweren Wanderung auf dem West Coast Trail und dem beschaulichen Familienleben im Jetzt. Der Erzählstrang um das Heute ist doch etwas langatmig geraten. Die heutige Laura führt ein weitgehend unspannendes Leben, diese Ausführungen hätte ich mir sehr viel kürzer gewünscht.

Muss sie sich der Vergangenheit stellen mit allen Konsequenzen? Und was wären diese? Was alles würde zum Vorschein kommen? Sie weiß es, der Leser meint es zu wissen. Die vermeintlich Schuldigen und die Unschuldigen verschwimmen noch zu einer undurchdringlichen Schwärze. Die Wahrheit wabert unter der Oberfläche, die Ungewissheit schwebt über allem. Denn eins ist sicher: Es ist nichts so wie es scheint.

Die Passagen auf dem Trail sind zunehmend fesselnd und wendungsreich, es ist ein raffiniert konstruierter finsterer Pfad. Die Auflösung dann ist so unerwartet und überraschend, damit hätte ich nie gerechnet - ein spannendes Verwirrspiel. So, wie ich es von der Autorin kenne. Ein lesenswerter Psycho-Thriller mit einigen Längen.

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Veröffentlicht am 18.12.2022

Herrlich, witzig, schräg

Die Unverbesserlichen – Der große Coup des Monsieur Lipaire (Die Unverbesserlichen 1)
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Volker Klüpfel und Michael Kobr sind weitergereist. Vom Allgäu – Kluftinger haben sie derweil in den Urlaub geschickt, er hatte in den letzten Jahren genug zu tun und hat eine kleine Verschnaufpause schon ...

Volker Klüpfel und Michael Kobr sind weitergereist. Vom Allgäu – Kluftinger haben sie derweil in den Urlaub geschickt, er hatte in den letzten Jahren genug zu tun und hat eine kleine Verschnaufpause schon verdient - direkt an die Côte d’Azur in das beschauliche Örtchen Port Grimaud und hier haben sie so einiges zu berichten vom großen Coup des Monsieur Lipaire.

„Die Unverbesserlichen“ ist der Einstieg in eine neue Reihe, eine Gaunerkomödie vom Feinsten. Und es kommt noch besser: Axel Prahl ist die Erzählstimme, das ungekürzte Hörbuch hat mich bestens unterhalten. Ja, auch als Hörbuchsprecher ist er Spitze, nicht nur seine in die Jahre gekommene Lizzy Schindler mitsamt ihrem Pudel Louis bringt er quicklebendig und ein wenig schräg, aber immer charmant und reizend rüber, auch die anderen Freizeitgauner sind Figuren wie direkt aus dem Leben gegriffen.

Guillaume Lipaire – was für ein schön klingender Name – ist Deutscher, hat sich aber gut angepasst. Er hält die Häuser für diejenigen, die nicht immer hier wohnen, intakt. Als er wieder mal für den anreisenden Besitzer dessen Haus herrichten soll - sein Freund Karim hilft ihm dabei - entdecken sie eine Leiche...

Die beiden Autoren haben sich wieder mal was herrlich Schräges einfallen lassen. Eine Leiche und die zuweilen dilettantische Suche nach einem Schatz scheint nicht immer so ganz lebensnah zu sein und doch oder gerade deshalb ist sie gelungen. Bald haben auch andere den großen Coup und viel Geld gewittert und so bleibt es nicht aus, dass sich zu Guillaume und Karim noch so einige dazugesellen. Alle sind sie im Grunde genommen ehrliche Typen, nur manchmal machen sie halt einen kleinen Umweg um die Legalität. Wer sollte ihnen das auch übel nehmen! Sie kommen schon vorwärts, sie machen ihre Sache gut, ein Kommissar wäre hier direkt fehl am Platze. „Die Unverbesserlichen“ haben sie sich irgendwann genannt, ein treffender Name. Der erste Coup ist ihnen schon mal gelungen. Fortsetzung folgt. Ich freu mich drauf.

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Veröffentlicht am 16.12.2022

Rache!

Die Blutliste
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Quereinsteiger bin ich sozusagen, habe Martin Abel, seines Zeichens Fallanalytiker, erst jetzt für mich entdeckt. Und was für eine Entdeckung das ist, mein Thriller-Herz jubiliert. Zur Einstimmung in die ...

Quereinsteiger bin ich sozusagen, habe Martin Abel, seines Zeichens Fallanalytiker, erst jetzt für mich entdeckt. Und was für eine Entdeckung das ist, mein Thriller-Herz jubiliert. Zur Einstimmung in die „Blutliste“ lande ich direkt auf dem Friedhof. Irgendwelche Eindringliche sollen hier eine Party feiern, zumindest wird es so an den Friedhofswärter weitergegeben. Dieser macht sich natürlich sofort auf den Weg, es ist finstere Nacht, der Regen lässt um ein frisch ausgehobenes Grab die Erde absinken. Und da – das Grauen nimmt seinen Anfang.

Rainer Löffler gehört definitiv zur ersten Riege der Thriller-Autoren. Sein Schreibstil ist absolut fesselnd und - man braucht Nerven wie Drahtseile. Wenn man die aber hat, saugt es einen direkt in die Story. Mit jeder Zeile, mit jedem Wort. Diese „Blutliste“ ist wieder eines der Bücher, die ich am Stück verschlungen habe, ich einfach nicht aufhören konnte zu lesen, zu spannend war Abels nicht ganz alltägliche, aber im Endeffekt sehr effektive Herangehensweise.

„Nicht ist dunkler als die menschliche Seele.“ Wie wahr! Rainer Löffler lässt seine Leser an den Foltermethoden teilhaben, beschreibt sie detailliert. Abels Recherchen führen bis zu Dracula, diesem sadistischen Tyrannen. Ja, es geht heftig zur Sache. Und Abel will wissen, wie dieser brutale, unbarmherzige Täter tickt. Abels Methoden sind so ausgefallen wie zielführend.

In mehreren Akten gewährt der Unbekannte Einblick in das Warum. Warum ist er auf Rachefeldzug, verfolgt in einer Unerbittlichkeit sein Ziel. Und das kann für ihn nur heißen: Töten. Auf bestialische Weise töten. „Serienmörder werden nicht geboren, sie werden gemacht.“ Wer immer es auch sein mag. Ich bin bei ihm. Kann seinen Gram, seine Wut, seine unendliche Sehnsucht, seine Liebe nachvollziehen. Und dann auch wieder so gar nicht. Wie wurde er zu dem, der er ist?

Ein absolut faszinierendes Buch, ein Thriller vom Feinsten. Ich habe mich keine Sekunde gelangweilt, es gibt nicht eine langatmige Szene. Natürlich werde ich die beiden Vorgängerbände lesen. Rainer Löffler ist ein Meister seines Fachs.

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Veröffentlicht am 15.12.2022

Die Stewardessen wünschen einen angenehmen Flug

Die Stewardessen. Bis zum Horizont
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„Come fly with me…“ Aber ja doch, gerne fliege ich wieder mit, fliege mit Margot Frei weiter „…bis zum Horizont.“ Sie ist Stewardess der ersten Stunde, schon im ersten Band „Die Stewardessen. Eine neue ...

„Come fly with me…“ Aber ja doch, gerne fliege ich wieder mit, fliege mit Margot Frei weiter „…bis zum Horizont.“ Sie ist Stewardess der ersten Stunde, schon im ersten Band „Die Stewardessen. Eine neue Freiheit“ habe ich sie begleitet und sie in ihrer frisch-forschen Art ins Herz geschlossen. Es ging aufwärts, die Lufthansa nahm den Flugbetrieb wieder auf, sie bildete Stewardessen aus, Margot gehörte zu den ersten, die ihre Fluggäste hoch oben in den Wolken verwöhnen durfte. Mittlerweile schreiben wir das Jahr 1957, auf sie warten neue Herausforderungen.

So lange musste ich zwar nicht auf den Folgeband warten und doch habe ich ihn herbeigesehnt. Endlich! Die Stewardessen haben mich wieder! Der erste Band ist in sich abgeschlossen und auch dieser zweite Band kann unabhängig vom ersten gelesen werden, alle relevanten Begebenheiten sind hier gut eingearbeitet und doch war und ist es nicht nur informativ, von den Anfängen der Lufthansa nach dem Krieg zu lesen, es ist auch sehr unterhaltsam.

Die Lufthansa erwartet von ihren Flugbegleiterinnen einen einwandfreien Leumund, auch wird die Ehelosigkeit vorausgesetzt, sie sind schließlich das Aushängeschild des Unternehmens. Sie sind junge Frauen, so manche Liebelei und auch mehr bleibt trotzdem nicht aus. Wir sind in den 50er Jahren des letzten Jahrhunderts, die Engstirnigkeit und der Mief dieser Zeit sind schon noch spürbar. Von der Rolle der Frau, die noch weit entfernt von Gleichberechtigung war, hat Margot sich weitgehend emanzipiert, auch ist der politische und gesellschaftliche Hintergrund in die Story geschickt mit eingebunden. Fiktion und der geschichtliche Hintergrund bilden eine gut lesbare, homogene Einheit.

Margot bereist die halbe Welt, sie begleitet auf ihren Flügen bekannte Persönlichkeiten aus Politik und Showbiz von damals, deren Namen uns auch heute noch durchaus vertraut sind. Neben dem Alltag einer Stewardess hat Svea Lenz immer wieder kleine Anekdoten eingeflochten, die einfach zu schön sind, um nicht wahr zu sein. Diese Leckerbissen zwischendurch habe ich sehr genossen, sie mir auf der Zunge zergehen lassen. Auch finde ich die mit Songtiteln von anno dazumal überschriebenen Kapitel eine super Ergänzung, sie runden die Story perfekt ab – gute Laune inklusive.

Von Hamburg geht es über den großen Teich, PanAm, die feudale Fluggesellschaft, ist ein formidabler Aufstieg. Es gilt, noch einmal alles von der Pike auf neu zu lernen. Die Umsiedelung nach New York ist ein gewagter Schritt, hier genieße ich unter anderem die West Side Story, die gekonnt ins Geschehen mit einfließt. Auch Almuth und Thea, die einst mit Margot einen der begehrten Ausbildungsplätze erhielten und schon lange beste Freundinnen sind, sind im übertragenen Sinne wieder mit an Bord. Und mit ihnen auch die Piloten Claus und Klaus und so manch andere lieb gewordene Figur.

Eine sehr unterhaltsame Reise, ein Blick zurück in eine Zeit des Aufbruchs, des Neubeginns ist zu Ende. Der Zeitgeist war gut spürbar, die Autorin hat hervorragend recherchiert, sie hat mir viel Wissenswertes von damals erzählt. Nun bin ich sicher gelandet im Hier und Heute. Es war ein angenehmer Flug mit so etlichen Turbulenzen. Schade, dass es vorüber ist. Schön, dass ich dabei sein durfte. Ein großartiges Buch mit vielen interessanten Zusatzinformationen, das ich sehr gerne empfehle. Ein packender Schreibstil mit glaubhaften Charakteren, eine interessante Story inbegriffen. Einfach lesen – es lohnt sich!

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