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Veröffentlicht am 12.01.2022

Wunderschön und warmherzig – von der Autorin erzählt

Ende in Sicht
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Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen einander auf spektakuläre Art und Weise. Hella, mit ihren 69 Jahren des Lebens überdrüssig, ist auf dem Weg in die Schweiz. Gerade fährt ...

Zwei Frauen, die unterschiedlicher nicht sein könnten, begegnen einander auf spektakuläre Art und Weise. Hella, mit ihren 69 Jahren des Lebens überdrüssig, ist auf dem Weg in die Schweiz. Gerade fährt sie unter einer Autobahnbrücke, als etwas vor ihren alten Passat fällt. Es ist die 15jährige Juli, die den Sturz eigentlich nicht überleben wollte, aber jetzt bleibt ihr nichts anderes übrig, als zu Hella ins Auto zu steigen.

Ronja von Rönne spricht das ungekürzte Hörbuch selber ein, es waren trotz des ernsten Themas sechs unterhaltsame Stunden. Die beiden Frauen nähern sich an, zunächst unfreiwillig. Aber bald merken sie, dass sie sich mögen, auch wenn mal die eine, dann die andere ziemlich bärbeißig daherkommt.

Lange habe ich überlegt, ob ich hier wirklich dabei sein möchte, über den Wunsch zu sterben lesen will. Diese gemeinsamen Tage der beiden setzten viele Emotionen frei. Es ist aufwühlend, dann wieder ganz leicht, voller Harmonie. Juli trägt ein Schneckenhaus immer bei sich, es erinnert sie an ihre Mutter. Wäre es nicht schön, wenn sie sinnbildlich ihr selbst gewähltes Schneckenhaus verlässt, am besten zusammen mit Hella? So dachte ich mir zuweilen. Und sie lebten glücklich bis an ihr Ende… Ja, so oder so ähnlich enden Märchen.

Eine wunderschöne, tieftraurige, zu Herzen gehende Geschichte, die ganz warmherzig von einer zufälligen Bekanntschaft weiß - voller Leben, neugierig und bittersüß, sehr behutsam erzählt.

Ich habe diese intensiven Stunden nicht bereut, Ronja von Rönne ist die perfekte Interpretin ihrer Geschichte. Das letzte Lied, die letzten Zeilen sind verklungen. Frei nach Hermann Hesse „…Jedem Ende wohnt ein Zauber inne… Der Gegner und Verbündete war ich und endlich, endlich ist das Ende in Sicht.“ Dieses Lied hallt noch lange nach.

Als Hörbuch bei USM Audio erschienen, von der Autorin eingesprochen, ist „Ende in Sicht“ eine ganz besondere Geschichte. Mal laut, mal leise, voller Wärme - das Lied ist verklungen.

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Veröffentlicht am 12.01.2022

Tempo- und wendungsreich

COLD CASE - Das gebrannte Kind
5

Zehn Fälle mit Tess - als Dauergast sollte sie live über die Fälle berichten, die sie am meisten bewegt hatten. Das Zimmer – es steht in Flammen und eine junge Frau mittendrin. Dieser bis dato ungelöste ...

Zehn Fälle mit Tess - als Dauergast sollte sie live über die Fälle berichten, die sie am meisten bewegt hatten. Das Zimmer – es steht in Flammen und eine junge Frau mittendrin. Dieser bis dato ungelöste Brand mit Todesfolge lässt Ähnlichkeiten mit der Brandserie erkennen, die Tess nun in Atem hält: Drei Brände, vier Tote – das ist die Bilanz in weniger als einem Monat. Überall wurden Brandbeschleuniger sichergestellt, alle Rauchmelder waren deaktiviert. Bald stellt sich heraus, dass es Parallelen zu diesem lange zurückliegenden, ungeklärten Fall gibt. Das Cold Case Team um Kommissarin Tess Hjalmarsson ist alarmiert. Erste Hinweise deuten auf Doktor Feuerteufel, der seit einem halben Jahr wieder in Freiheit ist.

Der mittlerweile Dritte Fall um Tess ist angesiedelt in Südschweden in der Region Österlen mit Abstecher nach Malmö. Meine erste Begegnung mit ihr und doch hatte ich nie das Gefühl, dass mir Infos zu den beiden Vorgängerbänden fehlen.

Tess ist nicht nur Ermittlern, auch ihre private Seite fließt wohldosiert mit ein. Sie ist die Polizistin, die auch mal wie blind durch die Gegend läuft, letztendlich aber nie ihr Ziel aus den Augen verliert. Und ja, ich hatte bald einen Verdächtigen. Aber kann dieser es wirklich gewesen sein? Was treibt den oder die Täter an, die Brandopfer hatten so gar keine sichtbaren Feinde, lebten ein ganz normales Leben.

Die Autorin lockt ihre Leser auf so manch falsche Fährte und es kristallisiert sich immer mehr heraus, wer dahinter stecken könnte. Um dann doch wieder zu zweifeln, andere sind mindestens genauso verdächtig. Ich mag dieses Für und Wider, hege viel Sympathie den einen gegenüber, mag andere so gar nicht, bin parteiisch. Die Charaktere sind allesamt glaubhaft dargestellt, die Handlung tempo- und wendungsreich, spannend von Anfang an. Zum Schluss wurde es nochmal dramatisch, da konnte ich nicht schnell genug lesen, musste unbedingt Gewissheit haben.

Es wurde vieles in die Story gepackt, vielleicht etwas zu viel, es gab so manchen Nebenschauplatz, den es so gar nicht gebraucht hätte. Abgesehen davon bin ich Tess gerne gefolgt, sie hat mir kurzweilige Lesestunden beschert.

Man merkt, dass die Autorin weiß, wovon sie schreibt. Als Kriminalreporterin ist sie Expertin für unaufgeklärte Mordfälle, die akribische Ermittlungsarbeit liegt ihr sozusagen im Blut und ihren Spürsinn überträgt sie auf ihre Protagonistin. Ein gelungener Dritter Fall für das Cold Case Team mit kleinen Schwächen.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Niemand ist perfekt

Thirteen
0

Bobby Solomon, der junge, attraktive und allseits vergötterte Hollywood-Schauspieler wird beschuldigt, seine Frau und deren angeblichen Liebhaber grausam ermordet zu haben. Eine renommierte New Yorker ...

Bobby Solomon, der junge, attraktive und allseits vergötterte Hollywood-Schauspieler wird beschuldigt, seine Frau und deren angeblichen Liebhaber grausam ermordet zu haben. Eine renommierte New Yorker Anwaltskanzlei will seine Unschuld beweisen, was jedoch aussichtslos scheint. Alle Indizien sprechen für ihn als Täter. Der Strafverteidiger Eddie Flynn wird hinzugezogen, er ist erfolgreich, hat seine seit Jahrzehnten erprobten, ganz eigenen Methoden.

Der spektakuläre Mordprozess hält den Fokus auf die Jury, zunächst auf den langwierigen Prozess des Auswählens der zwölf Geschworenen. Die Leser wissen, dass der wahre Killer hier sitzt und bald ist klar, wie er sich diesen Platz eiskalt gesichert hat. Es wird sichtbar, welch perfides Spiel er spielt, welch abartiges Wesen hier heimtückisch am Werke ist.

Es ist schon der vierte Band um Eddie Flynn, den geläuterten Trickbetrüger. So eine Hintergrundstory hat was, auch um sein Privatleben steht es nicht zum Besten, sein Beruf lässt einen geruhsamen Lebenswandel nicht zu. Ich habe Eddie erst jetzt getroffen und sehe ihn schon als alten Bekannten. Mir gefällt, wenn man auch später in eine Reihe einsteigt und doch das Gefühl hat, nichts von Belang versäumt zu haben.

So manches Klischee wird hier bedient. Es handelt von all den korrupten Cops oder dem eitlen Staatsanwalt, so manch halsstarrigem Zeugen bis hin zu dem abartigen, so andersartigen bösen Buben. Eddie hatte im Gegensatz zu vielen anderen von Anfang an meine uneingeschränkte Sympathie, genauso Bobby. An seine Unschuld mochte ich glauben, habe mitgezittert und mich unsäglich aufgeregt über fiese Verhörmethoden.

Ein Gerichtsthriller, der einen in Atem hält. Schon der Einstieg verspricht nervenaufreibende Lesestunden, ich war bald drin und nichts konnte mich davon abhalten, das Buch zur Seite zu legen. Dann jedoch zog sich die Story, das Tempo war raus, es gab Todesfälle, die wenig Beachtung fanden. Auch wenn nicht alles realistisch sein muss, so wäre ein klitzeklein wenig Polizeiarbeit hier von Vorteil gewesen. Das ist Jammern auf hohem Niveau, der rasante Thriller zog bis zum Ende hin wieder an.

Das Cover versetzt einen direkt in den Gerichtssaal. Der rote Stuhl – für den Angeklagten? Dahinter alles düster, schwarz-grau. „TH1Rt3EN“ – schon der Schriftzug setzt Emotionen frei. Super gemacht.

Steve Cavanagh lässt seine Leser an Mordphantasien teilhaben, gewährt tiefe Einblicke in die menschlichen Abgründe. Spannend und aufregend, direkt am Abgrund und unfassbar böse zuweilen. Ein lesenswerter Thriller mit kleinen Abstrichen.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Ein versöhnlicher Blick nach vorn

Von Grenzen und Stegen
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Ja, unser Land ist gespalten. Und ja, Stege können helfen, Gräben zu überwinden. Steffen Hahn berichtet von der Teilung Deutschlands, hat seinen ersten Abschnitt mit „Herkunft“ übertitelt. Im Osten sind ...

Ja, unser Land ist gespalten. Und ja, Stege können helfen, Gräben zu überwinden. Steffen Hahn berichtet von der Teilung Deutschlands, hat seinen ersten Abschnitt mit „Herkunft“ übertitelt. Im Osten sind seine Wurzeln väterlicherseits und hier gewährt er einen Blick in den Alltag seines Vaters, beginnend noch vor dem Mauerbau. Sie hätten alle in den Westen gekonnt. Damals, als noch keiner absehen konnte, dass die Teilung für Jahrzehnte einengende Realität war.

Ich musste mich ein wenig akklimatisieren, um in die deutsch-deutsche Geschichte einzutauchen. Die DDR kenne ich nur vom Hörensagen, aus diversen Medien, aus der Sicht einer Westdeutschen. Der Schreibstil kam mir schon ein wenig nüchtern vor, allzu akkurat zuweilen, aber doch wollte ich nicht aufhören zu lesen. Spannend und sehr aufschlussreich, wie Steffen Hahn das persönliche Schicksal seiner Familie mit dem Geschichtlichen gut lesbar aufbereitet.

Ein kurzweiliges, interessantes und intensives Abtauchen in unsere jüngste Vergangenheit, die der Autor Revue passieren lässt, erzählt vom „Aufbruch“. Von Kohl über 9/11, der Lehman-Pleite bis hin zum Beginn der Flüchtlingswelle und noch so einiges mehr zeichnet er hier ein Bild unserer Gesellschaft, vermengt mit seiner Familiengeschichte, seinem Werdegang. Im Westen hatte er alle Chancen und er nutzte sie, der krasse Gegensatz zur damaligen DDR kommt gut durch.

Das Buch ist ein Blick zurück, eine Versöhnung mit dem Schicksal. „Blick nach vorn“ ist der letzte Abschnitt übertitelt. Es ist eher ein Blick in unsere Gesellschaft, die in großen Teilen sehr offen und tolerant ist. Aber nicht nur, da sind auch die Gewalttätigen, die laute Minderheit. Angestachelt von allzu bekannten Personen und Gruppierungen. Unsere sehr gefestigte Demokratie hält auch diese Verirrungen aus.

Wohin gehen wir? Wie Steffen Hahn so versöhnlich schreibt: „Unsere offene Gesellschaft ist großzügig... gewährt Vertrauensvorschuss...“ Manchmal habe ich das Gefühl, dass sich keine Stege mehr finden lassen und wenn doch, sind diese sehr brüchig.

„Von Grenzen und Stegen“ zeichnet ein deutliches Bild vom Gestern und vom Heute, den Titel beziehe ich eher auf den Ist-Zustand. Viel habe ich über unsere Nachkriegsgeschichte gelesen, war im Hier und Jetzt immer nahe beim Autor, empfand es ähnlich. Ein Streifzug durch mehr als ein halbes Jahrhundert. Es wird sie immer geben, die sichtbaren und die unsichtbaren Grenzen und doch sollte man die Hoffnung nie aufgeben.

Eine sehr persönliche Sicht auf die deutsch-deutsche Geschichte, eingebettet in den politischen Alltag. Ein Appell, Stege zu finden, Grenzen zu überwinden. Steffen Hahn gibt einen Anstoß, sich damit auseinanderzusetzen. Ein Buch, das zum Nachdenken anregt. Ein aufschlussreicher Blick in unsere trotz allem offene Gesellschaft.

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Veröffentlicht am 10.01.2022

Das Böse - genial inszeniert

Das Loft
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Marco und Sarahs Märchen beginnt an einem Sommertag vor drei Jahren und endet nun, als eine Polizistin wissen will, wer Henning getötet hat. Sarah und Marco – sie erzählen abwechselnd, jeder hat seine ...

Marco und Sarahs Märchen beginnt an einem Sommertag vor drei Jahren und endet nun, als eine Polizistin wissen will, wer Henning getötet hat. Sarah und Marco – sie erzählen abwechselnd, jeder hat seine eigene Sicht auf das Geschehene, von ihrem Zueinanderfinden, von ihren gemeinsamen Jahren, von ihrer Liebe. Henning, Marcs bester Freund, kommt auch vor. Ja, um sein Verschwinden geht es. Es kommen Dinge ans Licht, die besser im Verborgenen geblieben wären und doch drängen diese an die Oberfläche. Aber hilft dies, die Nebel zu lüften, das Wahre vom Gelogenen fein säuberlich zu trennen, hinter die Kulissen zu schauen? Auch die Sicht der Ermittler, ihre Herangehensweise an den so mysteriösen Fall, zieht sich durch das Buch.

„Sie dürfen nicht abschweifen, sollten nicht mit den Gedanken woanders ein…“ Nein, abschweifen geht hier gar nicht. Kaum habe ich ein paar Seiten gelesen, hat mich der Autor schon eingefangen. Diese ganz eigene Art, den Lesern die Geschichte der drei Freunde näherzubringen und doch ganz viele Zweifel zu streuen, fesselt ungemein.

Ich meine, die ganze Geschichte zu kennen, weiß, wie es wirklich war. Aber nein, noch ist nicht alles gesagt. Jeder Abschnitt, jede Aussage lässt mich wieder zweifeln, ich hege für die einen Sympathie, verurteile Andere. Immer wieder kommen mir die Anfangsworte des Autors in den Sinn „… habe ich gerade gesagt, Sie hätten eine Chance? Vergessen Sie´s…“

Das Cover kommt ziemlich düster und daher, man spürt direkt, dass hinter der Tür so einiges los ist. Das dominierende Rot vor dem schwarz-grauen Hintergrund lässt blutige Szenarien ahnen. Wie es denn wirklich aussieht hinter der Stahltür, bleibt im Verborgenen. Ein kraftvolles Titelbild, ein starker Auftritt.

„Das Loft“ ist trotz oder gerade wegen seiner Unaufgeregtheit durchgehend spannend. Je mehr ich erfahre, desto mehr hinterfrage ich weil – es kommt doch wieder anders. Dieser raffiniert inszenierte Thriller ist bis zum überraschenden Schluss nicht zu durchschauen. Böse, hässlich, genial inszeniert. Ein absolutes Muss für jeden Thriller-Fan.

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