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Veröffentlicht am 10.12.2021

Erschütternd, fesselnd, raffiniert konstruiert

Die falsche Zeugin
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Leigh und Callie – zwei Schwestern, die ungleicher nicht sein könnten. Die eine ist eine erfolgreiche Anwältin, während die andere sich durchs Leben schlängelt, immer an Rande des Abgrunds. Ihrer beider ...

Leigh und Callie – zwei Schwestern, die ungleicher nicht sein könnten. Die eine ist eine erfolgreiche Anwältin, während die andere sich durchs Leben schlängelt, immer an Rande des Abgrunds. Ihrer beider Kindheit war hart, jeder verdiente Groschen hochwillkommen. Leigh gab ihre Stelle als Kindermädchen irgendwann an Callie ab, die über lange Zeit den kleinen Trevor betreute.

Im Sommer 1998 begegnen wir Leigh und Callie, um dann im Heute mit der Strafverteidigerin ihr doch recht komfortables Leben kennenzulernen. Ihrem Mandanten, der sie kurzfristig engagiert hat, wird Entführung, Vergewaltigung, schwere Körperverletzung und noch so einiges vorgeworfen, alle Indizien sprechen gegen ihn. Zunächst sträubt sich in Leigh alles, dessen Verteidigung zu übernehmen, letztendlich aber klemmt sie sich voll und ganz dahinter.

Es beginnt gemächlich, wenn auch nicht alltäglich. Ein interessanter Einstieg ins Buch, aber auch nicht mehr. Doch je weiter die Geschichte fortschreitet, je mehr Details bekannt werden, desto stärker ist die Sogwirkung. Zwei Haupthandlungsstränge wechseln einander ab. Die Autorin nimmt ihre Leser mit ins Gestern, als Schreckliches passiert ist und schwenkt geschickt ins Heute, um von Leigh zu erzählen, ihrer Familie, zu der auch Callie gehört. Auch wenn diese ein Leben jenseits der gutbürgerlichen Norm führt und sich die Schwestern selten sehen, sind sie gefühlsmäßig eng verbunden.

Corona ist im Jahre 2021 ein allgegenwärtiges Thema und auch hier ist die Pandemie angekommen, hält sich aber dezent im Hintergrund. Drogen in vielerlei Form spielen mit, der Missbrauch in all seiner Widerwärtigkeit kann vieles zerstören, menschliche Abgründe tun sich auf. Manches ist kaum auszuhalten, man möchte es nicht lesen und doch unbedingt wissen.

Karen Slaughter baut Spannung auf, sie bedient ihre Leser häppchenweise, schwenkt den Fokus immer dann in eine andere Richtung, wenn man eigentlich dran bleiben, diesen Strang weiterverfolgen möchte. Die fast 600 Seiten lesen sich zügig weg, auch wenn die Handlung nicht gerade lässig daherkommt. Im Gegenteil, es ist ganz schön harter Tobak, der hier serviert wird. Man muss des Öfteren schwer schlucken, das Kopfkino sendet permanent Bilder. Szenen, die sprachlos machen, die man trotz allem lesen muss. Sie gehören dazu, machen die Story stimmig. Ich bin parteiisch, schlage mich auf eine Seite, die Autorin hat ihren Charakteren viel Leben eingehaucht, sie sind mir zwar nicht nahe, aber doch glaubwürdig, lebendig.

„Die falsche Zeugin“ ist ein raffiniert konstruiertes Werk mit ausdrucksstarken Charakteren und einer erschütternden Story. Karen Slaughter hat mir wiederum mit ihrem vortrefflichen Schreibstil so manch schauderhafte, aber durchaus unterhaltsame Lesestunden beschert.

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Veröffentlicht am 07.12.2021

Famoser Thriller, exzellente Sprecherin

Der Herzgräber
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Heather muss sich um den Nachlass ihrer Mutter kümmern und so kehrt sie nach vielen Jahren zurück in ihr Elternhaus. Bei Durchsicht der Papiere findet sie unzählige Briefe eines verurteilten Serienkillers. ...

Heather muss sich um den Nachlass ihrer Mutter kümmern und so kehrt sie nach vielen Jahren zurück in ihr Elternhaus. Bei Durchsicht der Papiere findet sie unzählige Briefe eines verurteilten Serienkillers. Michael Reave sitzt seit 20 Jahren im Hochsicherheitsgefängnis, er hatte junge Frauen bestialisch getötet, ihnen das Herz herausgerissen, dieses im Wald vergraben, anstatt des Herzens Blumen hineingesteckt. Und jetzt ist wieder eine Frau genau auf diese Weise getötet worden – ein Nachahmungstäter?

Aus Heathers Sicht schildert die Autorin deren Leben und nimmt ihre Leser mit, der Verbindung ihrer Mutter zu Reave nachzuspüren. Das schon lange gestörte Verhältnis zur Mutter hat dazu geführt, dass Heather so gar nichts über sie weiß und so steht sie vor dem großen Rätsel – warum hat diese sich das Leben genommen, hatte regen Briefkontakt mit einem vielfachen Mörder unterhalten? Dazwischen sind Kapitel von früher, sowohl Michael Reaves Vergangenheit wird beleuchtet und auch aus Opfersicht erhalten wir Einblicke.

Was für ein Szenario! Welch schlimme Taten einen vermeintlichen Nachahmer finden, wie Spuren nachgegangen wird und dann doch ins Nichts führen, im Sande verlaufen – oder auch nicht. Jen Williams spinnt ihre Geschichte um den „Herzgräber“ mit feinem Instinkt immer weiter, lässt ihre Leser ins Leere laufen. Gönnt der Protagonistin auch mal entspannte Stunden. Durch den Wechsel ins Früher erfährt man Bruchstücke, die sich lange nicht zusammenfügen. Mit viel Gespür hat sie das Kunststück geschaffen, mich gleichermaßen zu fesseln und dem barbarischen Treiben mit Abscheu zu begegnen.

Eine packende Story mit grausamem Hintergrund, gelesen von Heike Warmuth. Ihre stimmliche Vielfalt lässt mich tief eintauchen in die bestialischen Gedanken des Monsters, spüre die Furcht und die Ohnmacht derer, die sich seiner nicht erwehren können. Die Sprecherin verleiht jedem Charakter sein eigenes Fluidum. Trotz der abscheulichen Szenen hörte ich ihr gerne zu, sie entführte mich in eine schreckliche Welt, erschuf Bilder in mir, deren Einzelheiten ich unbedingt wissen wollte, aber dann doch wieder ganz schnell loslassen musste.

Ein famoser Thriller, der mich bis zum Schluss gebannt zuhören ließ. Das ungekürzte Hörbuch vom Argon Verlag, gelesen von Heike Warmuth, empfehle ich sehr gerne weiter.

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Veröffentlicht am 06.12.2021

Illusionen...

Die Täuschung
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Das Cover ist schon mal die Wucht. Aber es geht ja nicht nur um das Cover, es geht auch und vor allem um den Inhalt. Um das, was sich dahinter verbirgt – und es verbirgt sich so einiges. „Die Täuschung“ ...

Das Cover ist schon mal die Wucht. Aber es geht ja nicht nur um das Cover, es geht auch und vor allem um den Inhalt. Um das, was sich dahinter verbirgt – und es verbirgt sich so einiges. „Die Täuschung“ ist ein sehr gelungener Psychothriller aus der Feder von Astrid Korten - ein phantastischer Blick hin zur Magie und mehr…

Victor Adams - der große Illusionist Horus - ist nach einer Zahnwurzelbehandlung verwirrt. Wo ist er? Warum ist er hier? Was ist geschehen?

Schon immer begeistert sich Victor für alles, was mit Zauberei zu tun hat - für Illusionen, denn das ist die bessere, die einzig richtige Beschreibung für ihn und seine Leidenschaft. Mit dreizehn Jahren nimmt er an einer Talentshow teil, sein Onkel Noah bringt ihm alles bei, hat ihn von klein auf in die Welt der Magie eingeführt und Victor war ehrgeizig und sehr zielstrebig.

Nun ist Horus der schnellste Illusionist der Welt, assistiert von Julia. Ein eingespieltes Team sind die beiden, jetten um den Globus, sind erfolgsverwöhnt. Bis Julia verschwindet. Einfach so. Der große Horus und seine Illusionen – Inspektor Banks ermittelt, verdächtigt Victor, seine Assistentin getötet zu haben. Wie soll er das angestellt haben, sie inmitten einer Show einfach auf Nimmerwiedersehen verschwinden zu lassen? Ist Julias Tod auch nur eine Illusion oder doch Wirklichkeit?

Astrid Korten ist das perfekte Verwirrspiel geglückt. Sie wechselt geschickt vom Gestern ins Heute, erzählt ihren Lesern ganz viel und doch nie genug, um hinter die Kulissen zu blicken. Man kennt Victor und die Seinen, sein Leben, seine Fähigkeiten. Sein ganzes Streben ist die Illusion. Beim Lesen vergewissere ich mich des Titels, weiß genau, dass diese Täuschung mich ganz bewusst in die Irre führt. Und komme doch immer wieder im Nichts an, muss den Fokus in eine andere Richtung lenken.

Und zwischendurch die Zahnschmerzen. Wie geht das zusammen, was steckt hinter dieser mysteriösen Geschichte?

Ja, so mag ich das. Schon von Anfang an nimmt die Autorin mich mit, dieser Psychothriller verhext und verzaubert, beeindruckt und begeistert mich gleichermaßen.

„Die Täuschung“ ist exzellent in Szene gesetzt von Astrid Korten, eine Meisterin ihres Fachs.

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Veröffentlicht am 05.12.2021

Extrem fesselnd

So eiskalt der Tod
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Kate Marshall ist zurück und das mit voller Wucht. Mit Jake, ihrem mittlerweile 16jährigen Sohn, ist sie beim Tauchen an einem Stausee. Ein paar unbeschwerte Tage wollten sie verbringen, diese sind aber ...

Kate Marshall ist zurück und das mit voller Wucht. Mit Jake, ihrem mittlerweile 16jährigen Sohn, ist sie beim Tauchen an einem Stausee. Ein paar unbeschwerte Tage wollten sie verbringen, diese sind aber vorbei, als sie bei einem Tauchgang auf die extrem zugerichtete Leiche eines jungen Mannes stoßen. In Gesicht und Oberkörper sind Schnitte und tiefe Fleischwunden erkennbar. Der Fall wird von polizeilicher Seite schnell zu den Akten gelegt, jedoch bittet die Mutter des toten Jungen Kate, ihr zu helfen. Bald schon ist Kate, unterstützt von ihrem Assistenten Tristan, davon überzeugt, dass der Tote Opfer eines Serienkillers wurde. Ist Detective Chief Inspector Henry Ko einfach nur unfähig, dies zu sehen?

Nachdem mich „So blutig die Nacht“ sowohl schockiert als auch begeistert zurückgelassen hat, ich der Ex-Polizistin Kate Marshall mit ihrem Sohn endlich Ruhe gegönnt hätte, war ich in ihrem zweiten Fall wieder mit allen Sinnen dabei. Der Autor versteht es, Spannung aufzubauen und diese nicht nur zu halten, sondern immer wieder ein Stück zu steigern.

Robert Bryndza erzählt aus verschiedenen Blickwinkeln, lässt seine Leser tief in die Gedanken, in das Tun seiner Charaktere blicken. Beschreibt aus Opfersicht, wie es sich anfühlt, all das Grauenvolle zu durchleben, ohnmächtig abzuwarten. Rückt so einige finstere Gestalten ans Licht. Jeder hätte genug kriminelle Energie für diese Schreckenstaten.

Kate und Tristan sind mir noch sehr vertraut. Ihre Art, den Dingen auf den Grund zu gehen, lässt mich so manches Mal herzklopfend weiterlesen. Im ersten Band war viel Privates dabei, es gehörte einfach zur Story und auch hier, im zweiten Fall als Privatermittlerin, werden ihre Vergangenheit und ihr jetziges Leben mit einbezogen. Das Private lockert den „eiskalten Tod“ auf, macht die Story wohldosiert richtig rund.

In „So eiskalt der Tod“ erzählt Robert Bryndza wiederum extrem spannend und sehr fesselnd von all den menschlichen Abgründen - der gelungene zweite Fall für Kate Marshall und Tristan, ihrem Assistenten, den ich sehr gerne weiterempfehle. Ein Leckerbissen für Thriller-Fans.

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Veröffentlicht am 04.12.2021

Teuflisch, spannend, unterhaltend

Teufelsnetz
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Lisa und Jason, die momentan populärsten Social-Media-Promis und Lifestyle Blogger Finnlands, sind spurlos verschwunden, nachdem sie auf der Party des Rappers Kek Mace´s dessen neuestes Album gefeiert ...

Lisa und Jason, die momentan populärsten Social-Media-Promis und Lifestyle Blogger Finnlands, sind spurlos verschwunden, nachdem sie auf der Party des Rappers Kek Mace´s dessen neuestes Album gefeiert hatten. Fast zeitgleich wird eine als Manga-Mädchen verkleidete junge Frau tot an den Strand gespült – Zufall? Oder haben diese beiden Fälle miteinander zu tun?

Meine erste Begegnung mit Max Seeck. „Hexenjäger“, den ersten Band der Reihe um Jessica Niemi habe ich (noch) nicht gelesen. Auch wenn einiges auf diesen Vorgängerband hindeutet, war ich doch gleich mittendrin. Wohl dosiert bindet der Autor alles Nötige in sein „Teufelsnetz“ ein, sodass ich mir einen guten Überblick in das Leben und Wirken seiner Protagonisten verschaffen konnte.

Eine so ganz andere Welt, in die ich mitgenommen werde. Es gibt sie zuhauf, die Blogger und Influencer. Jeder möchte berühmt sein, viel Geld mit dem Werben für alles Mögliche verdienen, nur wenige schaffen den Aufstieg in diese Scheinwelt. Social Media ist das Thema unserer Zeit, die jungen Leute kennen es gar nicht mehr anders. Abgründe tun sich auf, es geht ins Verborgene, das Dark Net verspricht Schutz. Und Manga in seiner ursprünglichen Form ist der japanische Begriff für Comics, die Verkleidung weckt Begehrlichkeiten. Phantasien können ausgelebt, die Spuren nicht zurückverfolgt werden. Die skrupellosen Machenschaften derer, bei denen ein Menschenleben nicht zählt – der Autor versteht es hervorragend, all diese verwerflichen Grausamkeiten in unterhaltsamer Form aufzubereiten.

Vor diesem Hintergrund ermittelt Jessica Niemi, die brillante Polizistin. Max Seeck hat mit ihr eine nahbare Figur erschaffen, die man einfach mögen muss, auch wenn sie ihre Geheimnisse hat. So ganz anders lebt, als es den Anschein hat. Alle Charaktere haben ihre Ecken und Kanten, sind auf ihre Art einzigartig. Die Handlung schreitet voran, so manches Mal kommen sie nicht weiter, stehen vor verschlossenen Türen. Der Mix aus Privatem und der Ermittlungsarbeit um das Verschwinden der beiden Blogger und den Tod des Manga Mädchens ist gut austariert. Jessica lässt nicht locker, Hindernisse sind da, um aus dem Weg geräumt zu werden, aber auch sie stößt an ihre Grenzen. Und - nicht jeder meint es gut mit ihr.

Ich lese einen raffiniert gemachten Thriller, der all das hat, was eine gut durchdachte Story braucht. Der Autor lässt seine Leser tief blicken, führt sie dann aber doch in eine Richtung, in der es scheinbar nicht weitergeht. Spannend, irritierend und zutiefst verstörend geht es zu. Ein Buch, das man nicht weglegen kann, es kommt immer wieder anders - bis zum bitteren Ende.

Jessica Niemis Spuren werde ich weiterverfolgen. „Teufelsnetz“ - ein teuflisch guter Thriller, den Max Seeck hier vorgelegt hat.

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