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Veröffentlicht am 29.12.2020

Bewegende Familiengeschichte

Erinnerungen aus Glas
1

Sie sind vier Freunde, es ist Sommer - Josie, Samuel, Klaas und Eliese verbringen eine unbeschwerte Zeit. Jahre später begegnen sich Elise und Josie unter ganz anderen Umständen wieder. Wir sind ...

Sie sind vier Freunde, es ist Sommer - Josie, Samuel, Klaas und Eliese verbringen eine unbeschwerte Zeit. Jahre später begegnen sich Elise und Josie unter ganz anderen Umständen wieder. Wir sind in Amsterdam im Jahre 1942. Die Deportierung der Juden schreitet voran, auch hier in den Niederlanden sind sie nicht mehr sicher. Eliese – sie trägt den gelben Judenstern – hilft den Nazis bei deren Verbrechen. Dabei muss sie Hein, ihren kleinen Sohn, immer gut versteckt halten. Ihr Arbeitsplatz ist ein zur Sammelstelle für Juden umfunktioniertes Theater und gegenüber, im Kinderheim, ist Josie als Betreuerin tätig. Beide riskieren alles, um wenigstens einige Kinder zu retten.

Ava Drake reist 75 Jahre später in ihrer Funktion als Direktorin der Kingston-Stiftung nach Uganda, um die Existenz einer Kaffeeplantage mit angeschlossenem Kinderheim - betrieben von Landon West - zu überprüfen, dessen Schwester einen Förderantrag stellte. Ava taucht immer mehr in die Vergangenheit der Familie Kingston ein und kommt hinter die allzu dunkle Familiengeschichte.

Bis ich in dieser Geschichte ankam, brauchte es einige Zeit, da diese Sprünge zwischen dem Gestern und dem Heute doch sehr abrupt sind. Wie diese zwei Handlungsstränge zusammenlaufen, was sie miteinander zu tun haben, war zunächst nicht so ganz klar. Auch kam mir die Person Ava anfangs fremd, ja steril vor. Je weiter ich jedoch las, desto mehr gefielen mir beide Erzählstränge, jede auf ihre Art. Damals, im Widerstand genauso wie Jahrzehnte später bei der Aufdeckung eines streng gehüteten Familiengeheimnisses.

Sehr eindringlich schildert Melanie Dobson die Not der Juden während der Zeit des Nationalsozialismus im besetzten Holland. Mutige, uneigennützige Helfer gab es hier genauso wie überall, ebenso wie die andere Seite, die der Denunzianten und eigennützig agierenden. Und dann Avas Suche nach der Wahrheit hinter der glitzernden Fassade. Eine steinige Suche, begleitet mit sehr viel Unverständnis seitens der Familienangehörigen. Warum diese so mauern, wird so nach und nach und gut verständlich klar. Die Charaktere sind glaubhaft und gut nachvollziehbar dargestellt. Es geht um Nächstenliebe und Gerechtigkeit, aber genauso um Hass, Neid und Habgier.

Es ist ein sehr emotionales, ein aufwühlendes Buch, das ich sehr gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 24.12.2020

Ein hochbrisanter Thriller

CO2 - Welt ohne Morgen
2

Der Klimawandel - ein Thema, das uns alle beschäftigen sollte. Wir haben die Welt von unseren Kindern nur geborgt, aber in welchem Zustand geben wir sie weiter? Unsere Kids demonstrieren, setzen sich in ...

Der Klimawandel - ein Thema, das uns alle beschäftigen sollte. Wir haben die Welt von unseren Kindern nur geborgt, aber in welchem Zustand geben wir sie weiter? Unsere Kids demonstrieren, setzen sich in ihrer ganzen Lebensweise für eine saubere, lebenswertere Umwelt ein. Zwölf Kinder aus zwölf Nationen bewerben sich für ein Klima-Camp, das in Australien stattfindet. Die hier Auserwählten sind hocherfreut, aber es läuft ganz anders: Kaum angekommen, werden sie entführt, um die Weltgemeinschaft damit zu erpressen, vorgegebene Klimaziele zu erreichen. Wenn nicht, stirbt ein Kind – jede Woche eins, vor laufender Kamera.

Der Prolog lässt schon böses ahnen: Hannah in einer engen Kabine, rundum verglast, der Countdown läuft… Es bleibt das ganze Buch über äußerst spannend und nervenaufreibend. Ein Wettlauf mit der äußerst begrenzten Zeit beginnt. Wohin wurden die Kinder verschleppt? Jede Kleinigkeit sauge ich auf, wie z. B. den Hinweis auf den Weißbauch-Fregattvogel, der einen sehr begrenzten Lebensraum hat. Ausgerechnet sehr aktive, umweltbewusste Kids werden für Zwecke missbraucht, die nichts mehr mit Klimaretten zu tun haben. Diese Hintermänner sind schlichtweg Kriminelle. „Sie“ stilisieren sich als Gutmenschen, dabei legen sie ein menschenverachtendes, selbstherrliches Gebaren an den Tag. Was da alles außerhalb des Camps passiert, lässt die Vermutung auf gut organisierte Kreise zu. Wer denen im Weg steht, hat verspielt.

Ich bin durch die Seiten gedüst, die Story hat mich nicht mehr losgelassen, ja mich entsetzt zurückgelassen, habe immer wieder gemeint, gehofft, dass die Kinder, die Jugendlichen gefunden werden und es für die meisten rechtzeitig sein wird - für diese Tomorrow-Kids, die „nur“ die Umwelt, ihre Zukunft retten wollen. Wie sich diese komplexe Story aus den vielen einzelnen Strängen dann doch noch zusammenfügt, war eine rasante Reise über Ländergrenzen hinweg. Interessant fand ich auch die Vorblenden ins Jahr 2040.

Gefallen hat mir erstens das ganze Buch und zweitens der Ausflug ins Jahr 2040. Das Ende war für mich dann doch zu sehr konstruiert, das ist der Wermutstropfen an der ansonsten guten Story. Ein aktuelles Thema, ein brisanter Thriller, der zum Nachdenken anregt.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Ein Muss für jeden Thriller-Fan

Blutroter Schatten
1

Wenn das mal kein Thriller ist! Ein eiskalter Mörder, ein smarter Anwalt. Er ist sehr erfolgreich, schlägt wie im Rausch brutal zu und wird dabei von Sam, seiner Tochter, beobachtet. Längst sitzt er im ...

Wenn das mal kein Thriller ist! Ein eiskalter Mörder, ein smarter Anwalt. Er ist sehr erfolgreich, schlägt wie im Rausch brutal zu und wird dabei von Sam, seiner Tochter, beobachtet. Längst sitzt er im Hochsicherheitstrakt der Psychiatrie, als draußen alles wieder anfängt. Mehrere Leichen werden gefunden, brutal ermordet, bei jedem hinterlässt der Schlitzer, wie er genannt wird, folgendes: „Mit den besten Empfehlungen von Thomas Rohde“. Wie kann das sein? Der Schlüssel zu diesen neuerlichen Morden ist wohl Rohde, der aber ist weggesperrt und will nicht mit der Polizei reden. Er verlangt, ausschließlich mit seiner Tochter sprechen, ansonsten schweigt er. Sie will mit ihrem Vater nichts mehr zu tun haben, willigt aber letztendlich ein. Kennt er diesen Schlächter?

Ein Wechselbad der Gefühle tut sich beim Lesen auf. Verdächtige gibt es, ja. Er, der Schlitzer, ist immer einen Schritt weiter als die Polizei. Diese kranken Phantasien, die der auslebt, sind fast nicht auszuhalten. Immer grauenhafter werden seine Taten, als ob er Rohde um jeden Preis gefallen möchte. Und dieser nutzt die Gunst der Stunde, quält Sam mit jeder neuen Begegnung.

Patricia Walter ist eine nervenaufreibende Geschichte gelungen, die mich nicht hat schlafen lassen. Entsetzen über so einen gefühlskalten Vater, der seine Tochter benutzt, um seine mörderischen, ja krankhaften Gewaltexzesse nochmal zu genießen, überkommt mich immer wieder. Auf der verzweifelten Jagd nach dem Nachahmungstäter stockt mir des Öfteren der Atem.

Für Thriller-Fans ist dieser „Blutrote Schatten“ ein absolutes Highlight, den ich ohne Wenn und Aber weiterempfehlen kann.

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Veröffentlicht am 21.12.2020

Zwei Schwestern, das erste Kinderkrankenhaus in Berlin, eindrucksvoll erzählt

Kinderklinik Weißensee - Zeit der Wunder (Die Kinderärztin 1)
1

Der sechste Geburtstag von Marlene sollte ein schöner, fröhlicher Tag werden. Mit Emma, ihrer kleinen Schwester isst sie ganz viel Streuselkuchen, als Mama sich zusammenkrümmt und stirbt. Zwei ...

Der sechste Geburtstag von Marlene sollte ein schöner, fröhlicher Tag werden. Mit Emma, ihrer kleinen Schwester isst sie ganz viel Streuselkuchen, als Mama sich zusammenkrümmt und stirbt. Zwei kleine Mädchen – plötzlich ganz alleine. Sie wollen auf gar keinen Fall ins Waisenhaus, aber genau da verbringen sie zwölf Jahre ihres noch so jungen Lebens. Eine Ausbildung als Kinderkrankenschwester bietet ihnen dann die Chance zusammenzubleiben, aufeinander aufzupassen. Es geht hier streng zu, wobei die beiden sich leichter unterordnen können als die verwöhnten Töchter aus gutem Hause. Hanny Polsfuß, die Oberin, führt die Elevinnen mit eiserner Hand, Disziplin und Gehorsam wird vorausgesetzt. Marlene und Emma müssen sich erst beweisen, die Polsfuß verordnet ihnen eine zweimonatige Probezeit. Bald spricht sich herum, dass die Schwestern vom Waisenhaus kommen und sie werden dementsprechend herablassend behandelt. Der adelige Assistenzarzt Maximilian von Weilert erkennt Marlenes Fähigkeiten, die beiden verlieben sich, was aber nicht jedem und jeder gefällt.

Mit dem ersten Teil der „Kinderklinik Weißensee – Zeit der Wunder“ führt Antonia Blum ins Berlin von 1911 - zurück in eine Welt voller Standesdünkel. Es ist erst gut hundert Jahre her und doch war es eine ganz andere Zeit. Der Mann war derjenige, der das Sagen hatte, Frauen hatten zu dienen. Adelig geboren hieß, eine gute Partie zu machen. Als erstgeborenes Mädchen verschrieb man sich in diesen Kreisen den Idealen des Vaterländischen Frauenvereins vom Roten Kreuz, die nachgeborenen Mädchen wurden standesgemäß verheiratet. Die Linie musste fortgesetzt werden. Gefühle? Darauf kam es nicht an.

Die Anfänge der Kinderheilkunde als eigene Fachrichtung, die Pädiatrie, wird hier sehr anschaulich und gut lesbar dargestellt. Bis dahin wurden kranke Kinder wie kleine Erwachsene behandelt. „Der Arzt als Erzieher des Kindes“ ist aus heutiger Sicht wohl nicht mehr nachvollziehbar. Engagierte Ärzte und gut geschulte Rotkreuzschwestern nehmen den Leser mit in diese ganz eigene Welt. Marlene und Emma gehen jede für sich ihren Weg, die eine träumt davon, eines Tages als Kinderärztin zu wirken, während die andere ganz in ihrer Rolle als Kinderkrankenschwester aufgeht. Es begegnen ihnen strenge, wohlwollende, ehrliche und hinterhältige Menschen auf ihrem nicht immer leichten Weg.

Dieses Buch konnte ich nur schwer aus der Hand legen. Die Geschichte um die beiden Schwestern ist voller Leben, sehr einfühlsam erzählt. Den zweiten Teil „Die Jahre der Hoffnung“ sehne ich herbei, möchte mit den so vertrauten Personen weitergehen.

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Veröffentlicht am 17.12.2020

(K)ein Sommerkrimi

Ein Sommer in Cassis
1

Sommer, Sonne, Unbeschwertheit. Dazu ein Kriminalkommissar, der endlich in Südfrankreich seinen wohlverdienten Urlaub genießen will. Eine Wasserleiche kommt ihm dazwischen. Er, ganz Polizist, kann so gar ...

Sommer, Sonne, Unbeschwertheit. Dazu ein Kriminalkommissar, der endlich in Südfrankreich seinen wohlverdienten Urlaub genießen will. Eine Wasserleiche kommt ihm dazwischen. Er, ganz Polizist, kann so gar nicht verstehen, dass die Franzosen von einem tragischen Unglücksfall ausgehen. Deutet doch alles auf ein Verbrechen hin. Als dann eine zweite Tote wiederum lapidar als Suizid abgetan wird, muss Jan, der deutsche Kommissar, wohl selber ermitteln.

Ein etwas holpriger Schreibstil, über den ich dann hinweggesehen habe, wollte ich doch einen leichten Sommerkrimi lesen. Der Anfang ließ sich noch einigermaßen gut an, aber je weiter ich las, desto mehr war mir der Ursprung abhanden gekommen. In weiten Teilen waren das Liebschaften in der Konstellation älterer Mann – junge, begehrenswerte, sehr hübsche Frau, ausführlich abgehandelt. Der Held war wohl der Hahn im Korb. Es war viel die Rede von Prostitution, von einer Konkubine, die des Nachts eingesperrt um Aufmerksamkeit bettelt, kurz: Ein Lotterleben vom Feinsten. Und ganz nebenbei wurde dem Verbrechersyndikat das Handwerk gelegt.

„Ein Sommer in Cassis“ ist für mich vieles, aber ein Krimi ist es nur bedingt. Gestört hat mich das Geplänkel drumherum. Nichts Halbes und nichts Ganzes.

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