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Veröffentlicht am 17.12.2020

Leben mit dem Virus

Die Krone der Schöpfung
1

Experten sind wir alle, durchleben wir doch genau diese Corona-Zeit, von der und über die Lola Randl in „Die Krone der Schöpfung“ erzählt.

Das neue Virus breitet sich im Frühjahr 2020 aus, keiner entkommt ...

Experten sind wir alle, durchleben wir doch genau diese Corona-Zeit, von der und über die Lola Randl in „Die Krone der Schöpfung“ erzählt.

Das neue Virus breitet sich im Frühjahr 2020 aus, keiner entkommt ihm. Die Autorin lebt auf dem Dorf, auch hier ist es angekommen. Abstand halten, Hände waschen, desinfizieren und daheim bleiben ist angesagt. Homeschooling – wie regelt man das hier am besten?

Zunächst musste ich mich in das Buch, in ihren ganz eigenen Erzählstil einfinden, über ihre teils doch sehr absonderlichen Gedankengänge mich des Öfteren wundern. Sie erzählt mitunter gewollt naiv von den ganzen Eigenheiten, wie leichtfertig sie zuweilen mit dem Virus umgeht. In wunderlich anmutenden Szenen hält sie uns bisweilen einen Spiegel vor. Augenzwinkernd erfahre ich so manche Anekdote, als das Virus ihr Leben eroberte. Ihren Alltag mit dem Mann und den Kindern, dem Liebhaber und der Dorfgemeinschaft mit den Zugezogenen, ihren doch recht rigorosen Umgang mit der Mutter, die ganze Unsicherheit, verpackt Lola Randl in Ironie.

Ein schmales Buch mit erstaunlich viel Inhalt, für das man sich Zeit nehmen sollte. Neben Corona ist eine Zombiegeschichte immer mal wieder dazwischen geschoben, viele Anekdoten, für den Moment kurz angerissen und lose in sehr kurzen Kapiteln über die Seiten verteilt, verlangen schon Aufmerksamkeit.

Ein sehr aktuelles Thema, witzig und ironisch, zu weilen flapsig erzählt, für mich in diesen schnellen Wechseln etwas zu chaotisch.

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Veröffentlicht am 16.12.2020

Langatmige Geschichte über eine interessante Frau

Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen
1

Die Hollywood-Prinzessin und der echte Prinz: Gefreut habe ich mich auf eine Art Roman-Biographie mit fiktiven Elementen. Gelesen habe ich aber etwas ganz anderes. Ein amerikanisches Mädchen aus wohlhabender ...

Die Hollywood-Prinzessin und der echte Prinz: Gefreut habe ich mich auf eine Art Roman-Biographie mit fiktiven Elementen. Gelesen habe ich aber etwas ganz anderes. Ein amerikanisches Mädchen aus wohlhabender Familie, die ihren Traum von der Bühne verwirklicht. Soweit, so gut. Ihr Weg dahin ist fast ausschließlich beschrieben mit irgendwelchen Liebschaften. Die eine oder andere Geschichte mag ja noch angehen, aber ganze Kapitel langatmig damit zu füllen, ist weder interessant noch hat es eine Bedeutung. Ihre Arbeit am Theater, ihr Ehrgeiz und später dann ihre Filme, bekannte Kollegen, Hitchcock. Dies alles ist angerissen, kommt aber viel zu kurz.

Grace Kelly, die spätere Fürstin Gracia Patricia von Monaco: Bis es soweit war im Buch, musste ich lange warten. Was ich dann zu lesen bekam, war zunächst der komplett erfundene Briefwechsel zwischen ihr und Rainier und später dann ihre devote Rolle als Ehefrau. Natürlich ist nicht alles Gold was glänzt, aber so habe ich die Bilder von damals nicht in Erinnerung. Rainier hat in seiner Zeit das Fürstentum zu sehr viel Glanz verholfen und Gracia Patricia hatte einen entscheidenden Anteil daran. Sie war eine strahlende, selbstsichere Frau, musste sich in ihre Rolle natürlich erst einleben, die französische Sprache perfekt lernen, um die nötige Sicherheit zu gewinnen. Gefreut hätte ich mich, mehr von ihrer Arbeit als Repräsentantin zu lesen, die ihre wohltätigen Aufgaben erfüllt und von den Monegassen durchaus geschätzt und geliebt wurde.

Das Buch habe ich zwischendurch weggelegt, was ich sonst eher nicht mache. Das Leben von Grace bestand bestimmt nicht überwiegend aus totalen Belanglosigkeiten. Es plätschert so dahin, sagt nichts aus. Natürlich gibt es in jedem Leben diese Phasen, aber müssen die so endlos beschrieben werden?

Grace. Das Mädchen mit den weißen Handschuhen hat mich so gar nicht überzeugt. Große Literatur habe ich nicht erwartet, doch aber kurzweilige Episoden aus ihrem Leben sowohl als Schauspielerin als auch als Fürstin von Monaco. Dieses Buch wird ihr leider nicht gerecht.

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Veröffentlicht am 13.12.2020

Emotional, ergreifend, sehr lesenswert

All die ungelebten Leben
1

Ein zu Herzen gehendes Buch, ein ernstes Thema, das mich tief bewegt. Michaela Abresch trifft den genau richtigen Ton. Es ist die Geschichte dreier Schwestern, vor zwanzig Jahren ging jede ihren eigenen ...

Ein zu Herzen gehendes Buch, ein ernstes Thema, das mich tief bewegt. Michaela Abresch trifft den genau richtigen Ton. Es ist die Geschichte dreier Schwestern, vor zwanzig Jahren ging jede ihren eigenen Weg. Sie wollten nichts mehr miteinander zu tun haben, waren mit ihrem neuen Leben beschäftigt. Und dann schreibt Jane, die Jüngste, an Selma und Mascha je einen Brief. Bittet sie zu kommen ins Sommerhaus ihrer Tante Gitte.

Dieses eindringliche Buch setzt viele Gefühle frei. Liebevoll, mit ganz viel Gespür erzählt, erlebe ich die Charaktere. Es ist der nahe Tod, um den herum sich diese Geschichte rankt. Jane hat Krebs und hier habe ich das erste Mal vom Sterbefasten gelesen, mich damit näher beschäftigt. Sehr einfühlsam, jedoch ohne Sentimentalität folge ich Jane, die ihr Schicksal annimmt und akzeptiert. Es sind aber keine düsteren Gedanken, die von denen ich erfahre. Auch wenn ich zunächst ein bisschen zögerlich war, weil das Sterben nun mal nicht in unser Weltbild gehört. Obwohl genau dies für jeden von uns unumgänglich ist. Zumindest verdrängt man diesen letzten Weg allzu gerne. Umso überraschter war ich vom Schreibstil, von der so angenehmen Erzählweise.

„All die ungelebten Leben“ macht sehr deutlich, dass es Mut braucht, sich der Vergangenheit zu stellen, auch unangenehmes auszusprechen. Nur so lassen sich die entstandenen Barrieren abbauen, ja einreißen. Alles, was wir tun, betrifft auch andere. Schweigen oder sich der Wahrheit stellen – was ist besser?

Am Ende des Buches angelangt habe ich Parallelen zu meinem Leben gesehen. So oder so ähnlich läuft es nun mal ab. Ohne falsche Distanz erlebe ich in dieser Geschichte viel positives Miteinander und erfahre, dass es sehr wohl möglich ist, über die Vergangenheit zu sprechen. Und - der Tod gehört zum Leben, unausweichlich.

Ein ernstes Thema, behutsam erzählt. Mit jeder Zeile, jedem Wort fühlte ich mich gut eingebettet, ging sehr gerne ein Stück des Weges mit Jane und den ihren. Ich kann dieses Buch jedem, wirklich jedem wärmstens empfehlen. Es lohnt sich.

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Veröffentlicht am 09.12.2020

Die Welt des organisierten Verbrechens

Der erste Tote
1

Es geht gleicht heftig los. Ein Toter, wie hin drapiert unter der Straßenlaterne - übelst zugerichtet. Ein Umweltaktivist, wie sich später herausstellt. Zwei Journalisten - Carlo und Andrew - stolpern ...

Es geht gleicht heftig los. Ein Toter, wie hin drapiert unter der Straßenlaterne - übelst zugerichtet. Ein Umweltaktivist, wie sich später herausstellt. Zwei Journalisten - Carlo und Andrew - stolpern regelrecht über ihn. Carlo ist die Ruhe selbst, macht seine Fotos, während Andrew mit dem Mageninhalt kämpft. Sie sind in Poza Rica, Veracruz. Die frühere Erdölmetropole Mexikos leidet unter den Altlasten wie Umweltverschmutzung und Gewalt. Dies hält Investoren ab, trotzdem ist ein großer amerikanischer Konzern interessiert.

Die allzu dunkle Seite Mexikos wird hier thematisiert. Immer wieder machen Bilder und Reportagen auf die grausamen Verbrechen aufmerksam. Da werden ganze Gruppen vermisst, nie mehr gefunden oder irgendwo vergraben, verstümmelt, wie weggeworfen aufgefunden. Ein Menschenleben ist hier nicht viel wert. Es braucht diesen investigativen Journalismus, um zu informieren, die Welt aufzurütteln. Die Guardia Civil ist hier unterwandert vom organisierten Verbrechen. Die Brutalität berüchtigter Kartelle, Todesschwadronen und deren grenzenloser Gnadenlosigkeit lassen ein Bild der Hoffnungslosigkeit entstehen.

Zurück in Mexico City wird Andrews Partner und Freund Carlos umgebracht, der hinterlässt ihm brisantes Material. Andrew beginnt nun alleine zu recherchieren, mehr als einmal schrammt er knapp am Tod vorbei. Der Anfang war eine rasante Reise durch ein korruptes, ein gefährliches Land. Was den Lesefluss doch sehr getrübt hat, waren die vielen spanischen Begriffe und Sätze. Um dem in Teilen recht turbulenten Geschehen folgen zu können, musste ich immer wieder nachschlagen. Das hätte man besser lösen können. Und - mit der ganzen Story hatte ich über lange Strecken so meine Probleme, es war teilweise wirr und nicht recht nachvollziehbar.

Zum Schluss gibt Tim MacGabhann mit der Würdigung des „echten Carlos“ Einblick in die Entstehungsgeschichte seines „Ersten Toten“ und vermittelt einen kurzen Abriss über die unsauberen Geschäfte der Ölindustrie.

„Der erste Tote“ ist der Beginn einer Trilogie, jedoch muss ich die nachfolgenden Bände nicht unbedingt lesen.

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Veröffentlicht am 06.12.2020

Ein Psychothriller, der aufwühlt

Seelen unter dem Eis
1

Tom Döbbe ist mit seiner Werbeagentur sehr erfolgreich, hat es zu einem ansehnlichen Vermögen gebracht. Nachdem er einen Lehrauftrag an der Universität annimmt, konfrontiert ihn seine schlechteste Studentin ...

Tom Döbbe ist mit seiner Werbeagentur sehr erfolgreich, hat es zu einem ansehnlichen Vermögen gebracht. Nachdem er einen Lehrauftrag an der Universität annimmt, konfrontiert ihn seine schlechteste Studentin Amal mit ihren Arbeiten. Sie ist hartnäckig, lässt sich nicht abwimmeln. So nach und nach verfällt er der unscheinbaren jungen Frau, kann sich ihr nicht entziehen. Zumal seine Ehe an der Kinderlosigkeit krankt, nutzt Amal ihre Machtstellung immer mehr für sich.

Astrid Korten ist ein bedrückend grandioser Psychothriller gelungen, den ich – einmal angefangen – nicht mehr aus der Hand legen konnte. Tom sitzt im Todestrakt, wartet nur noch auf den Termin seiner Hinrichtung. Kann und darf es wirklich soweit kommen? Das fragte ich mich immer wieder, hoffte auf ein anderes Ende. Hier bekam ich ein wenig Einblick in den Hochsicherheitstrakt mit seinen Vorschriften, den Umgang der Mithäftlinge untereinander, den Part der Wärter, den für Außenstehende sehr beklemmenden Alltag der Insassen.

Über lange Strecken dachte ich sehr geradlinig, folgte der Story - aber wie so oft trügt der Schein. Habgier und Verrat, Lügen und Intrigen wechseln sich ab. Toms Vergangenheit, seine verhängnisvolle Affäre, Ehefrau und Freunde werden gut nachvollziehbar abgebildet. Im Wechsel mit dem Gefängnisalltag war mein Urteil schnell gefällt. Wer ist gut, wer ist böse? Gibt es Grautöne dazwischen?

Im Nachwort lässt die Autorin ihre Leserinnen und Leser ein wenig hinter die Kulissen schauen. Sie war im US-Staatsgefängnis in Huntsville, Texas, hat mit Gefangenen und Wachleuten gesprochen, über die Todesstrafe recherchiert. Sehr belastend, aber es ist dort Realität.

„Seelen unter dem Eis“ konnte ich nicht einfach weglegen. Alles drängte mich zum fertiglesen, um mich dann sehr aufgewühlt zurückzulassen. Ein Psychothriller, der erschüttert und sehr betroffen macht. Wer dieses Genre liebt, kommt an diesem Buch nicht vorbei. Ein erstklassiger Korten!

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