Aufwühlend!
AmeliaDank Vorablesen und dem Tropenverlag durfte ich „Amelia“ von Anna Burns lesen!
Amelia wächst in Belfast auf, sie ist acht Jahre alt, als die Unruhen dort beginnen. Der Roman beschreibt ihren Kampf, einen ...
Dank Vorablesen und dem Tropenverlag durfte ich „Amelia“ von Anna Burns lesen!
Amelia wächst in Belfast auf, sie ist acht Jahre alt, als die Unruhen dort beginnen. Der Roman beschreibt ihren Kampf, einen Weg aus Gewalt und Brutalität zu finden.
Anna Burns versucht keine Erklärung für den Nord-Irland-Konflikt, sie hat auch keinen historischen Roman geschrieben. Hauptpersonen sind die Kinder und späteren Erwachsenen, die in einem solchen Umfeld von Tod und Grausamkeit aufwachsen müssen. Als Kinder erleben sie zu Hause, in der Schule, auf der Straße, dass Gewalt ein normaler Bestandteil ihres täglichen Lebens ist und sie dem hilflos ausgesetzt sind. Burns beschreibt in einzelnen über die Jahre verteilten Episoden, wie sie darauf reagieren. Einige geben die eigenen Gewalterfahrungen an andere weiter, andere leiden wie Amelia an psychischen Problemen, an Bulimie oder werden drogenabhängig.
Mich hat das Buch stellenweise verstört, viele Gewaltszenen sind sehr brutal, sehr deutlich beschrieben, häufig aber auch mit einem ironischen Unterton, als ob die Autorin sich selbst und dem Leser die Möglichkeit schaffen wollte, doch einen gewissen Abstand zu wahren. Und trotz der sinnlosen, gewalttätigen, sich selbst und andere verletzenden Taten der Personen schafft Burns es, dass am Ende mein Verständnis und Mitgefühl für sie überwiegt.
Ich möchte das Buch auf jeden Fall empfehlen, gerade auch vor dem aktuellen Hintergrund des Ukraine-Krieges, aber mit der Warnung: „Amelia“ bleibt im Kopf!