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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 02.06.2022

Mit Dolores habe ich mich in guter Gesellschaft gefühlt!

Dolores
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Dolores arbeitet seit Jahrzehnten für Vera Donovan, seit einigen Jahren wohnt sie auch bei ihr und pflegt die bettlägerige alte Frau. Als Vera nach einem Treppensturz stirbt und sich herausstellt, dass ...

Dolores arbeitet seit Jahrzehnten für Vera Donovan, seit einigen Jahren wohnt sie auch bei ihr und pflegt die bettlägerige alte Frau. Als Vera nach einem Treppensturz stirbt und sich herausstellt, dass sie Dolores ein Millionenerbe hinterlassen hat, gerät diese unter Mordverdacht. In einer langen Nacht erzählt sie auf dem Polizeirevier ihr Leben und gesteht dabei auch den Mord an ihrem Ehemann.
Ekelige Horrorszenen, spritzendes Blut, Gehirnmasse – wer das mit Stephen King verbindet, wird von „Dolores“ nicht enttäuscht sein. Die Szenen um den Mord an Joe (vor allem, als er aus dem Brunnen steigt und ihren Knöchel umklammert) sind ziemlich blutig. Aber der Roman ist viel mehr als das – Familiendrama, die Geschichte einer komplizierten Freundschaft (denn Freunde sind Dolores und Vera), Psychothriller. Wirkliche Hochspannung entsteht bei dem Verhör durch den Pathologen – ich habe erst gemerkt, dass ich beim Lesen die Luft angehalten hatte, als sich der alte Dorfpolizist einmischt und ich endlich tief durchatmen konnte… Und was für ein genialer Schachzug, fast das ganze Buch in einem langen Monolog der Protagonistin erzählen zu lassen!
Mein Fazit: Mit Dolores habe ich mich in guter Gesellschaft und gut unterhalten gefühlt – was will man mehr…!

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Veröffentlicht am 27.05.2022

Beklemmender, packender Roman

Die neue Wildnis
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Irgendwann In der Zukunft beschließt eine zusammengewürfelte Gruppe von Menschen in der „Wildnis“, einer Art riesigem Nationalpark, unter primitivsten Bedingungen ein neues Leben zu beginnen. Sie leben ...

Irgendwann In der Zukunft beschließt eine zusammengewürfelte Gruppe von Menschen in der „Wildnis“, einer Art riesigem Nationalpark, unter primitivsten Bedingungen ein neues Leben zu beginnen. Sie leben dort, überwacht von „Rangern“, ohne technische Hilfsmittel wie Nomaden, wandern in Tierhäuten und bewaffnet mit Pfeil und Bogen durch diese Welt mit all ihren Schrecken und Gefahren und schätzen sich doch glücklich, dem Leben in den Großstädten, der Überbevölkerung und der tödlichen Luftverschmutzung entkommen zu sein. Als neue Mitglieder in die Gruppe integriert werden sollen, brechen die Regeln und Beziehungen, die sie über Jahre entwickelt haben, auf.
Vordergründig hat Cook einen Roman über die Folgen des Klimawandels geschrieben, aber auf einer tieferen Ebene geht es um uralte Themen der Menschheit – Machtkämpfe, unsere Beziehungen zu einander (Liebesbeziehungen, Mutter-Kind-Beziehungen) – die auch im sehr brutalen Kampf ums Überleben nicht verdrängt werden, sondern im Gegenteil sehr präsent sind.
Mich hat das Buch von Anfang an in seinen Bann gezogen, und das, obwohl ich keine der Personen besonders sympathisch fand oder mich mit ihnen identifizieren konnte. Auch sind einige Szenen schwer zu ertragen durch die sehr nüchterne, pragmatische Art, mit der die Gemeinschaft mit Tod und Verlust umgeht. Aber Cook schreibt so eindringlich und lässt immer wieder unbeantwortete Fragen auftauchen, so dass die Spannung nie nachlässt.
Einziger Kritikpunkt ist für mich der Schluss, der mir überhaupt nicht gefallen hat. Ich hatte nicht mit einem rosaroten HappyEnd gerechnet, aber am Ende des Buches sind meiner Meinung nach zu viele Fragen offen geblieben, zu viele lose Enden nicht verknüpft worden. Insgesamt hat Diane Cook aber einen beklemmenden, packenden Roman über den Mensch im Überlebensmodus, aber auch über die Liebe zwischen Mutter und Tochter geschrieben, den ich nur empfehlen kann!

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Veröffentlicht am 19.05.2022

Ein kleines, aber feines Buch!

Der fränkische Uhrmacher
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Vielen Dank an LovelyBooks, dort habe ich bei einer Verlosung das Buch „Der fränkische Uhrmacher“ von George Gaio Mano gewonnen!
In das fantasievolle Cover habe ich mich sofort verliebt, die Geschichte ...

Vielen Dank an LovelyBooks, dort habe ich bei einer Verlosung das Buch „Der fränkische Uhrmacher“ von George Gaio Mano gewonnen!
In das fantasievolle Cover habe ich mich sofort verliebt, die Geschichte ist aber ebenfalls lesenswert: Mit 130 Seiten ist es ein kleiner, aber feiner Roman, der nicht, wie es der Titel vermuten lässt, in Deutschland, sondern im Persien des 17. Jahrhunderts spielt. Dorthin hat es den Christen Rudolf Stadler verschlagen, der der Uhrenmeister des persischen Schahs wird. Er ist einige Jahre ein enger Vertrauter des Schahs und baut sich in Isfahan eine Heimat auf, doch die Intrigen des persischen Hofes holen ihn ein und er wird hingerichtet.
Mano hat einen unterhaltsamen, gut geschriebenen Roman vorgelegt, der an der einen oder anderen Stelle auch gern etwas ausführlicher hätte sein dürfen. Ich habe trotzdem einige interessante historische Details mitgenommen (u.a. wie man sich in der damaligen Zeit eine Braut aussucht – erschreckend!) und konnte mich in die exotische Welt des Orients versetzen.
Wer also einen schnellen Lesegenuss sucht und sich in eine orientalische Welt träumen möchte, ist hier genau richtig!

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Veröffentlicht am 17.05.2022

Aufwühlend!

Amelia
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Dank Vorablesen und dem Tropenverlag durfte ich „Amelia“ von Anna Burns lesen!
Amelia wächst in Belfast auf, sie ist acht Jahre alt, als die Unruhen dort beginnen. Der Roman beschreibt ihren Kampf, einen ...

Dank Vorablesen und dem Tropenverlag durfte ich „Amelia“ von Anna Burns lesen!
Amelia wächst in Belfast auf, sie ist acht Jahre alt, als die Unruhen dort beginnen. Der Roman beschreibt ihren Kampf, einen Weg aus Gewalt und Brutalität zu finden.
Anna Burns versucht keine Erklärung für den Nord-Irland-Konflikt, sie hat auch keinen historischen Roman geschrieben. Hauptpersonen sind die Kinder und späteren Erwachsenen, die in einem solchen Umfeld von Tod und Grausamkeit aufwachsen müssen. Als Kinder erleben sie zu Hause, in der Schule, auf der Straße, dass Gewalt ein normaler Bestandteil ihres täglichen Lebens ist und sie dem hilflos ausgesetzt sind. Burns beschreibt in einzelnen über die Jahre verteilten Episoden, wie sie darauf reagieren. Einige geben die eigenen Gewalterfahrungen an andere weiter, andere leiden wie Amelia an psychischen Problemen, an Bulimie oder werden drogenabhängig.

Mich hat das Buch stellenweise verstört, viele Gewaltszenen sind sehr brutal, sehr deutlich beschrieben, häufig aber auch mit einem ironischen Unterton, als ob die Autorin sich selbst und dem Leser die Möglichkeit schaffen wollte, doch einen gewissen Abstand zu wahren. Und trotz der sinnlosen, gewalttätigen, sich selbst und andere verletzenden Taten der Personen schafft Burns es, dass am Ende mein Verständnis und Mitgefühl für sie überwiegt.

Ich möchte das Buch auf jeden Fall empfehlen, gerade auch vor dem aktuellen Hintergrund des Ukraine-Krieges, aber mit der Warnung: „Amelia“ bleibt im Kopf!

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Veröffentlicht am 12.05.2022

Empfehlenswert, aber kein Buch für zwischendurch!

Der Schwarm
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Nachdem der Mensch jahrhundertelang die Meere ausgebeutet hat, schlagen seine Bewohner plötzlich zurück. Wale und Orcas greifen Menschen an, Krebse fallen über Strände her, Tsunamis zerstören ganze Küstenstreifen. ...

Nachdem der Mensch jahrhundertelang die Meere ausgebeutet hat, schlagen seine Bewohner plötzlich zurück. Wale und Orcas greifen Menschen an, Krebse fallen über Strände her, Tsunamis zerstören ganze Küstenstreifen. Eine Gruppe von Wissenschaftlern sucht zusammen mit US-Militärs nach der Ursache und wird fündig…
Auf ca. 1000 Seiten hat Schätzing auf der einen Seite einen Weltuntergangsthriller geschrieben mit den dazugehörigen guten und (unerwartet) bösen Charakteren, der einen oder anderen Liebes- und Selbstfindungsgeschichte sowie vielen, vielen Toten. Nebenbei ist es auch gute Science-Fiction, auch wenn die „Aliens“ nicht aus dem Weltall, sondern aus der Tiefsee kommen.
Auf der anderen Seite liest sich das Buch teilweise wie ein Sachbuch mit gut aufbereiteten Infos über die Tiefsee, ihre Bewohner und das Ökosystem Erde.

Mich hat an diesem Buch vor allem beeindruckt, wie gründlich Schätzing mit der landläufigen Meinung von der Vorherrschaft des Menschen, der „Krönung der Schöpfung“, aufräumt. Unabhängig von der Wahrscheinlichkeit, ob die Geschehnisse im Buch zur Realität werden könnten, hat mich dieses Buch dazu gebracht, noch einmal aus einem anderen Blickwinkel über das Thema Umweltschutz und meine Rolle dabei nachzudenken. Schätzing führt uns gnadenlos unsere eigene Hybris und Bedeutungslosigkeit vor, mit dem Kerngedanken „Die Erde braucht uns nicht zum Überleben, aber wir brauchen die Erde…“

Fazit: Es ist eine gute Mischung aus allem, aber eben mit seinen 1000 Seiten kein Buch für zwischendurch. Man muss sich auf das Thema und Schätzings Erzähltempo einlassen, dann erlebt man einen fundiert erzählten, spannenden und auch beängstigenden Wissenschaftsthriller.

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