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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 18.07.2018

Entdecke, wer du bist Lia! - Ein Buch mit Sogwirkung

Wenn die Sterne Schleier tragen
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Es ist, als hätte ich mich an dir geschnitten, wie an einem Stück Papier oder so. Und jetzt.... jetzt hat sich die Wunde entzündet.

Wie lange haben sich Cecilia und Noran nicht mehr gesehen, da waren ...

Es ist, als hätte ich mich an dir geschnitten, wie an einem Stück Papier oder so. Und jetzt.... jetzt hat sich die Wunde entzündet.

Wie lange haben sich Cecilia und Noran nicht mehr gesehen, da waren sie Kinder. Und jetzt... Ja, jetzt ist sie mit ihrer Familie unterwegs nach Vienna um seine Frau und damit Königin zu werden. Sie weiss nicht einmal wie der Typ aussieht und auch warum diese Verbindung so wichtig ist, will ihr niemand erklären.
Dennoch ist Cecilia bereit, Noran eine Chance zu geben. Doch da hat sie die Rechnung ohne Elias, dem jüngeren Bruder des Prinzen, gemacht, denn der wirbelt ihre Gefühle ungewollt ganz schön durcheinander...

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E i n f a c h h e r r l i c h !
Eine angehende Königin zwischen zwei Brüdern, wie sie unterschiedlicher nicht sein könnten.
Ja, klingt irgendwie nur allzu vertraut - war auch mein erster Gedanke und deshalb war ich total unvorbereitet, wie großartig mich "Wenn die Sterne Schleier tragen" unterhalten hat.

Allein das Cover und der Fakt, dass "a tree and a valley" ein Start-up Buchverlag ist, haben mich neugierig gemacht und in die Leseprobe reinschnuppern lassen und damit war`s dann auch schon um mich geschehen.

Der Schreibstil machts. Anna Nigra hat das ganz große Talent, Dinge bildhaft zu machen und auch Kleinigkeiten einfach mitzubeschreiben, ohne dass es einem beim Lesen so richtig bewusst wird. Ich glaub, ich hab erst nach der Hälfte gemerkt, warum ich so tief drin war und so ein ganz klares Bild vor Augen hatte. Ich kenne wenige Autoren/innen, die das können, ohne dass der Leser das Gefühl hat in ausschweifenden Beschreibungen zu stecken und sich latent zu langweilen.

Das bringt einem natürlich auch die Charaktere und ihre Emotionen sehr nahe. Was mir gefällt ist, dass Cecilia kein verhuschtes Mädchen, sondern durchaus ein tougher Teenager ist und kein Blatt vor den Mund nimmt.
Bei Noran und Elias hatte ich seit der ersten Begegnung meinen Favouriten, der es auch bis zum Schluss geblieben ist und doch hat auch sein Gegenpart es geschafft, mich letztendlich für sich einzunehmen.
Nicht weniger interessant sind die Nebencharaktere, denn es scheint, in beiden Familien hat jeder so seine Geheimnisse und manch einer wurde im Laufe der Zeit immer zwielichter und mysteriöser.

Fazit: Der Schreibstil; flüssig, locker und witzig, die Charaktere; authentisch und sympathisch und die Ideen oftmals unkonventionell.
Anna Nigra hat mit ihrem Debut eine bezaubernde, mega-spannende und sehr emotionale Geschichte begonnen, deren Fortsetzung ich kaum erwarten kann.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Etwas unausgereifter Haunted-Horror

Haunted
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James blickte in den Raum und sah zuerst nichts, ausser einer kleinen rechteckigen Fläche, ungefähr so groß wie eine Schuhschachtel. Dann bemerkte er, dass sich in der Mitte ein kleiner Haufen Erde befand. ...

James blickte in den Raum und sah zuerst nichts, ausser einer kleinen rechteckigen Fläche, ungefähr so groß wie eine Schuhschachtel. Dann bemerkte er, dass sich in der Mitte ein kleiner Haufen Erde befand. Er hatte ungefähr die Größe und Form eines Ameisenhügels, aber irgendetwas an der Glätte seiner Seitenflächen ließ es so aussehen, als wäre er absichtlich gebaut worden.

Als Clara und Julian mit ihren beiden Kindern nach Jardine, New Mexico ziehen, erfüllen sie sich ihren Traum vom eigenen Haus. Doch schon kurz nach ihrem Einzug verwandelt sich der Traum in einem Albtraum. Irgendetwas geht in diesem Haus um, und es scheint sehr viel älter zu sein, als der Landstreicher, der sich vor ein paar Jahren im Keller umgebracht hat...

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Ich bin ein großer Fan von Spukgeschichten und Haunted-Häusern und habe mich gefreut, als ich Bentley Littles Roman bei Voodoo Press entdeckt habe.

Die Geschichte lies sich auch sehr gut an. Es gibt keinen langen Einstieg, sondern man ist recht flott im Geschehen. Zudem sind die Perrys eine absolute Durchschnittsfamilie, mit denen sich jeder identifizieren kann. Und der bildhafte, flüssige Schreibstil tut sein übriges. Es ging so weit, dass ich teilweise selber den Geschmack von Erde im Mund hatte. ...
Little spielt mit dem subtilen Grauen; eine Ecke im Keller, die riecht, ein Wäschekorb, der sich verstellt, eine Tür, die sich wieder öffnet...

Doch nach einer Weile verliert der Autor sich ein wenig in seiner Story und die Luft ist raus.
Es gibt nicht wenige Stränge, die ins Nichts laufen, darunter leider auch die sehr interessanten, historischen Rückblicke, die nicht nur unstrukturiert und willkürlich wirken, sondern auch zu abgehackt und ohne Verbindung in die Gegenwart.

Mir ist klar, dass in einem Horror-Roman nicht immer alles schlüssig ist und offene Fragen bleiben, aber in Haunted erschien mir irgendwann alles angestückelt und gewollt. Die Wiederholungen der Sex-Szenen und Erscheinungen hatten sich ungefähr ab der Mitte des Buches abgenutzt und man verlangte beim Lesen eher nach Hintergrundinformationen, stattdessen musste man auf das nächste Auftauchen einer Erscheinung warten. Die Möglichkeit eines Schamanen oder Geisterjägers, um Licht in die Vergangenheit zu bringen, hat der Autor vollständig verschenkt. Schade....

Dabei sind seine Ideen und die Sprache durchaus ansprechend. Man hätte durchaus mehr daraus machen können. So jedoch wirkt sein neustes ins Deutsche übersetzte Werk etwas unausgegoren und der Schluss bemüht.

Wenn auch nicht sein bestes Werk, ist Hauted trotzdem ein solider Horrorroman, der mich nicht gelangweilt hat.

Veröffentlicht am 08.07.2018

Deutsche Nachkriegsgeschichte

Der englische Liebhaber
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"Ich möchte denjenigen erleben", hatte Herr Kuropka gesagt, " der stark genug war, unter bestimmten Bedingungen stets moralisch einwandfrei zu handeln."

November 1945: Münster ist zerbombt und liegt ...

"Ich möchte denjenigen erleben", hatte Herr Kuropka gesagt, " der stark genug war, unter bestimmten Bedingungen stets moralisch einwandfrei zu handeln."

November 1945: Münster ist zerbombt und liegt in Schutt und Asche. Um sich, ihre Eltern und Schwester über Wasser zu halten, nimmt die junge Anna einen Job als Dolmetscherin bei den Besatzern an und lernt dort den Briten Jeremy kennen. Die beiden fühlen sich sofort zueinander hingezogen, aber ihnen ist klar, dass ihre Beziehung schwierig wird. Nicht nur, dass es eine Liaison zwischen einer Deutschen und einem Angehörigen der Besatzungsmacht verpönt ist, Jeremy ist auch verheiratet. Trotzdem entscheidet er sich für sie. Doch als Anna ihm mitteilen will, dass sie schwanger ist, ist er spurlos verschwunden und man verweigert ihr jegliche Auskunft.
Jeremy reagiert jahrelang auf keinen ihrer Briefe. Hat Anna sich wirklich so in ihm getäuscht....

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Eine Familiengeschichte der Nachkriegszeit nach einer wahren Begebenheit.

In "Der englische Liebhaber" verarbeitet Federica de Cesco die Lebens- und Liebesgeschichte der Münsteranerin Anna Henke und Jeremy Frazer, einem Offizier der Besatzungsmacht und Spion des britischen Geheimdienstes.

Der Einstieg in die Geschichte hat mich regelrecht gefangengenommen. Er beginnt in der Gegenwart und man spürt die Spannungen und den riesigen Gefühlsgraben zwischen Mütter und Tochter. Nach dem Tod von Anna beginnt Charlotte zögernd deren Tagebücher zu lesen und diese erzählen die komplette Geschichte von Anna und Jeremy

Seit ich "Silbermuschel" gelesen habe, bin ich ein riesiger Fan von Federica de Cesco, sie schafft es immer wieder gewaltige Emotionen zu transportieren und viele ihrer Romane verbinden die Gegenwart mit der Geschichte der Vorfahren. Deswegen habe ich mich unheimlich auf den neuen Roman gefreut, der sogar in meiner unmittelbaren Umgebung spielt. Doch diesmal konnten mich die Charaktere nicht komplett überzeugen.

Der Schreibstil ist gewohnt bildhaft und flüssig. Er nimmt einen mit in den bitterkalten, entbehrungsreichen Winter 1945. Dem Leser ist nicht nur das zerbombte Münster präsent, sondern man spürt auch die klirrende Kälte und die Not der Menschen.
Was ich allerdings nicht wirklich gespürt habe, waren die Emotionen.

Anna, mit ihrer kühlen, distanzierten Art, war mir noch am nächsten, am authentischsten und sympathischsten. Ihre Tochter Charlotte, deren Schicksal ich durchaus nachfühlen konnte, ist auch im Alter noch immer kindisch verbockt und macht keine sichtbare Entwicklung durch. Mir hat sich Ihr Verhalten entzogen, diese Gefühlskälte und Ablehnung der Mutter, war für mich einfach nicht nachvollziehbar. Da haben mir tiefergreifende Erklärungen gefehlt. Die Mutter-Tochter Beziehung hätte definitiv mehr Tiefe gebraucht.
Jeremy wurde hingegen immer unsympathischer. Der Spion ohne Rückgrad, ein sehr schwacher Mensch. Schade, auch diesem Charakter hätte ein wenig mehr Tiefe nicht geschadet.

Der Vergleich mit "Vom Winde verweht" ist schon etwas weit hergeholt und weckt falsche Erwartungen. Während das Epos fast schon vor Romantik trieft, fehlt sie hier vollständig. Diese bittere, lebenslange Liebesgeschichte ist eher sachlich und distanziert.

Fazit: Eine Geschichte der deutschen Nachkriegszeit über Familie, Besatzungskinder, vaterlos aufwachsen und dem Verlust der großen Liebe. Es geht um grenzenloses Vertrauen und das Verhältnis von Mutter und Tochter. Eine tolle Geschichte, mit Charakteren, denen ich mir mehr Tiefe gewünscht hätte.
Aber auf jeden Fall lesenswert.

Veröffentlicht am 02.07.2018

Gibt es eine 2. Chance?

Tom & Malou 2: Liebe Backstage
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Bewegungslos stand ich da. Gefangen in meiner Unsicherheit. Gehemmt von meinen Zweifeln. Unfähig, alles beiseitezuschieben und im Hier und Jetzt zu leben.

Nachdem Tom aus dem Club verschwunden ist, beginnt ...

Bewegungslos stand ich da. Gefangen in meiner Unsicherheit. Gehemmt von meinen Zweifeln. Unfähig, alles beiseitezuschieben und im Hier und Jetzt zu leben.

Nachdem Tom aus dem Club verschwunden ist, beginnt eine fieberhafte Suche. Malou ist nicht nur verletzt, sondern auch geschockt und schwört sich, von nun an bleibt alles auf absolut professioneller Ebene und auf Abstand.

Doch da hat sie die Rechnung ohne Tom gemacht, der so langsam erkennt, was ihm wirklich wichtig ist.

Wird er Malou noch einmal für sich gewinnen können....

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Ein gelungener Abschluss!

Nach dem Cliffhanger aus dem ersten Teil, schliesst dieser Band nahtlos an und ich war wirklich sehr gespannt, ob er das hohe Niveau seines Vorgängers halten kann. Glaubt mir, er kann.

Sina Müllers Schreibstil ist gewohnt sexy, locker, schlagfertig und fesselnd und sie überrascht wieder einmal mit pfiffigen Ideen, die jenseits von 0815 sind.

Es wird ein Stück ernster, die Gefühle tiefer und man leidet mit den beiden mit - manchmal gingen sie mir mit dem ganzen Hin und Her auch ein Stück weit auf den Keks - wie bei echten Freunden halt.
Aber auch der unverkennbare Humor der Jungs on Tour ist wieder mit an Bord.

Fazit: Wer -wie ich- dem ersten Teil verfallen ist, der kann den zweiten eh kaum erwarten. Und der hält, was er verspricht.
Für alle anderen heisst es, ganz fix "Tom & Malou - Herzklopfen on Tour" lesen, denn "Liebe Backstage" sollte nicht unbedingt unabhängig gelesen werden. Ich kann die Dilogie nur empfehlen.

Veröffentlicht am 01.07.2018

Prof. Dieffenbach und die Anfänge der modernen Medizin

Die Charité: Hoffnung und Schicksal
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Das venerische Gift führt zu Hautausschlägen (...) Die Lymphknoten schwellen an, es gibt eiternde Geschwüre, die aber unter der Behandlung mit Quecksilber vollständig abheilen. Natürlich ist es wichtig, ...

Das venerische Gift führt zu Hautausschlägen (...) Die Lymphknoten schwellen an, es gibt eiternde Geschwüre, die aber unter der Behandlung mit Quecksilber vollständig abheilen. Natürlich ist es wichtig, auch das Innere des Körpers von allem Gift zu befeien, daher die Abführ- und Schweißkuren.

3 starke Frauen und eine gemeinsame Leidenschaft: die Medizin!

Elisabeth ~ Als die junge Elisabeth 1831 ihren Dienst als Wärterin in der Charitè antritt, ist ihr schon ein wenig mulmig zumute und sie fragt sich, ob sie der Aufgabe gewachsen sein wird. Dennoch hat sie sich ganz bewusst für dieses Leben entschieden. Sie interessiert sich für die Medizin und Behandlungsmethoden und möchte helfen, da es Frauen immer noch verboten ist, Ärztin zu werden. Und schon bald ist die sanfte, mitfühlende Wärterin nicht nur bei den Patienten beliebt, sondern ihre Art wird vor allem auch von den Ärzten anerkannt und geschätzt.
Martha ~ Um ihrem schielenden Sohn August eine bessere Zukunft bieten zu können, verlässt sie ihren tyrannischen Ehemann, gibt nach einem Schicksalschlag den Beruf der Hebamme auf und verdingt sich im Totenhaus der Charité.
Ludovica ~ Die Gräfin führt ein freudloses Leben an der Seite ihres Gatten und Hypochonders. Durch ihre Wissbegier und die Gespräche mit Prof. Dieffenbach, der fast täglich zu Gast in ihrem Haus ist, beginnt sie sich für Medizin zu interessieren.

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Ulrike Schweikert hat mit "Die Charitè - Zwischen Hoffnung und Schicksal" einen großartig recherchierten, schockierenden, aber auch berührenden Roman, über die Anfänge der modernen Medizin geschrieben, in dem fiktive Protagonisten neben den Großen ihrer Zeit agieren.

Ihre Recherche galt vor allem Prof. Johan Friedrich Dieffenbach, dem Vorreiter in der Behandlung muskulärer Fehlstellungen und den OP-Methoden und Patientenversorgungen der damaligen Zeit.
Dieser medizinische Teil nimmt tatsächlich einen großen Part ein und ist perfekt mit dem Zwischenmenschlichen kombiniert.

Durch ihre detaillierten Schilderungen interessanter Persönlichkeiten, starken Frauen und dem Bild der Charitè um 1831, ist der Roman unheimlich lebendig und wirkt authentisch.
Man vermag fast den Wundbrand, die Fäulnis und Eiter zu riechen und rümpft so manches Mal die Nase oder zuckt zusammen vor nachempfundenem Schmerz. Dabei ist die Sprache zumeist sehr schlicht und frei von Fachbegriffen.
Der Fakt, dass immer wieder aus unterschiedlichen Perspektiven erzählt wird (vom Arzt bis hin zur Wärterin) macht das Ganze zu einem interessanten, spannenden und abwechslungsreichen Lesegenuss. Ein weiteres und besonderes Highlight, ist die ein oder andere überlieferte Episode von damaligen Patienten aus der Charitè, die die Autorin miteinfliessen lässt. Im Nachwort "Dichtung und Wahrheit" verrät Ulrike Schweikert nicht nur, welche Personen auf realen Vorlagen beruhen, sondern gibt auch ihre Quellen preis, so dass man bei Interesse selber recherchieren kann.

Fazit: Ein historischer Schmöker mit Suchtfaktor, von dem ich hoffe, dass weitere Bände folgen. Bis dahin werde ich mich an die anderen Romane von Ulrike Schweikert halten, denn ich habe für mich eine neue Lieblingsautorin entdeckt, die mit einem sehr lebendigen Schreibstil einfach Geschichten erzählen kann.