Berlin und die Modewelt - ein interessanter Auftakt
Das Lichtenstein - Modehaus der Träume* Die deutsche Industrie steht als begeisterndes Beispiel und Vorbild für die deutschen Truppen (./.) Nicht London, nicht Paris, nein, Berlin ist der Mittelpunkt der Welt in Fragen der Mode, des guten ...
* Die deutsche Industrie steht als begeisterndes Beispiel und Vorbild für die deutschen Truppen (./.) Nicht London, nicht Paris, nein, Berlin ist der Mittelpunkt der Welt in Fragen der Mode, des guten Geschmacks und der Eleganz, die den Weg vorschreibt. *
Berlin 1913: Das Kaufhaus Lichtenstein muss aufpassen, dass es den Anschluss nicht verliert. Die Konkurrenz wird immer größer und nicht nur deren Schaufenster sind besser ausgeleuchtet. Auch das Lichtenstein hat ein breites Sortiment, aber an der Präsentation mangelt es und die Ware hebt sich nicht wirklich von der Masse ab. Das will Jakob schon lange ändern, stößt mit seinen Ideen aber jedes Mal auf den Wiederstand seines Bruders. Deswegen stellt er im Alleingang einen neuen Konfektionär ein, der den Pariser Chic ins Lichtenstein bringen soll...
Ein interessanter Einblick in die Modegeschichte und die Welt der großen Kaufhäuser ihrer Zeit.
Marlene Averbeck (auch bekannt als Liv Winterberg) hat mit "Das Lichtenstein - Modehaus der Träume" einen vielschichtigen Auftakt gestartet. Sie zeigt nicht nur das Leben, die Sorgen und Nöte der Kaufmannsfamilie, sondern auch die des kleinen Mannes, des Ladenmädchens Hedi, der Schneiderin Thea und der Schauspielerin Ella. Mit Jakob gibt es insgesamt 4 Perspektiven. Dadurch brauchte ich eine Weile, bis mich das Lichtenstein endgültig in seinen Bann gezogen hat. Ich mag Perspektivwechsel und die Autorin hat einen sehr angenehmen und flüssigen Schreibstil, aber durch die teils rechts kurzen Kapitel und raschen Wechsel, fiel es mir anfangs schwer einen emotionalen Bezug zu den Charakteren aufzubauen und tatsächlich hat es bei Hedi am längsten gedauert. Ihr hätten, grade auch wegen der Liebesgeschichte, ein paar längere Szenen manchmal ganz gut getan. Aber das ist auch ein wenig Geschmackssache.
Was ich hingegen vollständig vermisst habe, war das Berlinern. Grade um 1913 habe ich das zumindest von den Zulieferern, Zwischenkonfektionären und im Privatleben erwartet. Das hat mich wirklich oft irritiert. Ansonsten ist der Flair der Zeit perfekt eingefangen und auch die seelischen Gräuel des Krieges sind so geschickt eingebaut, dass sie mich tief berührt haben.
Ein Roman über Mode, Aufbruch, Neuanfänge, Liebe, Krieg und Mut, aber auch die Rolle und die Möglichkeiten der Frauen zur damaligen Zeit sind sehr interessant geschildert.
Fazit: Ein gelungener Auftakt, dessen Fortsetzung ich kaum erwarten kann.