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Marakkaram

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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 25.05.2020

Sehr behäbig und ein Plot der nicht überzeugt

Schwestern im Tod
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* "Wir alle kleiden unsere Gefühle in Worte, dabei sind es doch nur Gefühle. Wie hast du es angestellt, so schreckliche, so faszinierende Bücher zu schreiben?", fragte die Ältere und sah ihm dabei tief ...

* "Wir alle kleiden unsere Gefühle in Worte, dabei sind es doch nur Gefühle. Wie hast du es angestellt, so schreckliche, so faszinierende Bücher zu schreiben?", fragte die Ältere und sah ihm dabei tief in die Augen. "Um diese ganzen, so wunderbar...giftige Seiten zu schreiben. Du wirkst so... normal." *
Also das passiert mir wirklich selten, dass ein Roman nur 2 Sterne von mir bekommt. Aber dieser Krimi, der von einem Psychothriller weit entfernt ist, hat eher noch die Tendenz nach unten.
Es ist mein erstes Buch des Autors, aber da es nicht sein Erstes ist und dazu noch mit "Nr. 1 Bestseller aus Frankreich" beworben wird, war ich vom Inhalt dann doch sehr überrascht. Dabei ist die Geschichte an sich gar nicht schlecht und hat Potential, aber weder die langatmige, sehr behäbige und wirklich spannungsarme Erzählweise noch die relativ sinnbefreiten Hin- und Her-Wendungen zum Schluss - die mit einem wirklich Twist nicht viel zu tun haben - überzeugen. Dazu kommt eine Auflösung, die mich mit ein bisschen mehr Wie- und Warum-Informationen vielleicht halbwegs zufriedengestellt hätte, aber so regelrecht genervt zurücklässt. Die Charaktere sind einfach viel zu flach und blass, als dass sie das, was der Autor ihnen aufbürdet tragen können.
Eigentlich ist ja eine Story über Rache ein Selbstläufer und per se schon interessant und nervenaufreibend, aber hier fehlt es an Substanz, an Spannung und an ausgearbeiteten Charakteren mit halbwegs nachvollziehbaren Handlungen. Und so bleibt nur ein wildes, ziemlich an den Haaren herbeigezogenes Konstrukt und auch so manches Fragezeichen im Hintergrund, wo die Story einfach nicht ganz rund ist.
Tatsächlich hat mir Martin Servaz als Kommissar ganz gut gefallen, obwohl seine Schlussfolgerungen bzw. Eingebungen, grade zum Ende hin, auch nicht immer so wirklich glaubwürdig waren.
Es gibt Bücher, die bleiben einem in Erinnerung, weil sie begeistern und es gibt Bücher, die bleiben einem relativ lange in Erinnerung, weil man sich über sie geärgert hat. "Schwestern im Tod" gehört zu Letzteren. Man bekommt keine Erklärung für die Handlungen der Charaktere und dadurch bleibt alles sehr realitätsfern und unglaubwürdig.
Bernard Minier tischt dem Leser eine hanebüchene Story auf, die mich nicht überzeugen konnte; die wie eine Requisite ist: von weitem noch ganz okay, aber schaut man mal richtig hin kann die Illusion dem Auge nicht standhalten. Schade um die gute Grundidee, die aber jetzt auch nicht wirklich neu ist.

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Veröffentlicht am 20.05.2020

nette Strandlektüre

Labskaus für Anfänger
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Gar nicht so schlecht, dachte sie nach dem ersten Bissen, griff nach Salz und Pfeffer und streute beides über das Spiegelei. Vielleicht traf das ja auch auf ihr neues Leben zu, und sie wusste es nur noch ...

Gar nicht so schlecht, dachte sie nach dem ersten Bissen, griff nach Salz und Pfeffer und streute beides über das Spiegelei. Vielleicht traf das ja auch auf ihr neues Leben zu, und sie wusste es nur noch nicht?

Nette Strandlektüre, die ihr Potential nicht ganz ausschöpft. Bei den Themen hätte ich gern ab und zu mehr Tiefe gehabt.

Aber von vorn: Kurz nach ihrem 40. Geburtstag läuft für Tilda alles schief, erst verlässt sie ihr Freund, dann kündigt man ihr auch noch die Wohnung und zu guter Letzt beobachtet sie wie beim Sender ein Casting für ihre Position läuft. Mitten in dem Chaos namens Leben erreicht sie ein Brief mit der Aufforderung nach Amrum zu kommen, da ihr Onkel ihr seine Kate vererbt hätte. Doch mit Onkel Hannes hatte Tilda seit ihrer Kindheit keinen Kontakt und ausserdem ist eine Bedingung an die Erbschaft geknüpft.

Cover und Titel versprachen einen locker-leichten Sommerroman und das ist Tina Wolf auch gelungen. Ich fand es toll mit Tilda nach Amrum zu reisen und mit ihr die Hütte und Insel zu entdecken, so dass ich über so manche kleine unrunde Sache hinwegsehen konnte. Denn das alles ist herrlich bildhaft beschrieben und man hat die lütte Friesenkate ganz deutlich vor Augen. Und auch der Schreibstil ist nach den ersten etwas holprigeren Seiten sehr angenehm und hat vor allem einen schönen Humor.

Alles in allem, ein netter Roman für eine entspannte Auszeit.

Ich bin auch niemand, der bei einem Wohlfühlroman nach mehr Tiefe schreit, aber hier habe ich sie das ein oder andere Mal wirklich vermisst. Insbesondere, da die Autorin immer wieder in das Thema hineinsticht und damit Erwartungen weckt, aber darauf nichts folgt. Es geht um Familienstreit, Einsamkeit im Alter, Sterben etc. Da hätte ich sowohl bei Hannes als auch bei Trude sehr gerne mehr erfahren. Das einfach so stehen zu lassen fand ich eher unpassend. Grade die Geschichte mit und rund um Hannes hätte so viel Potential und mich hat wahrscheinlich am Meisten irritiert, dass Tilda nicht alles versucht, ihn wenigstens nach seinem Tod ein wenig kennenzulernen.

Auch die nette Liebesgeschichte bleibt recht oberflächlich. Aber das ist an sich Meckern auf hohem Niveau, denn insgesamt können die Charaktere überzeugen. Nicht nur Tilda, deren Handeln und Überlegungen ich ansonsten authentisch und nachvollziehbar fand, sondern auch das grummelige Insel-Urgestein Nils und die alte Trude haben sich mit ihrer ganz eigenen Art sofort ins Herz geschlichen. Dazu die toll eingefangene Inselatmosphäre, das hat mir dann schon sehr gut gefallen.

Wen es also nicht stört, wenn ernste Themen aufkommen, aber nicht weiter groß Beachtung erhalten, für den ist "Labskaus für Anfänger" eine wunderbare Sommerlektüre und auch mich hat der Roman trotz der Kritikpunkte kurzweilig unterhalten. Trotzdem muss ich sagen, dass ich grade diese Themen in sogenannten Wohlfühlromanen schon tiefgründiger gelesen habe. Ich denke, ein paar Seiten mehr hätten dem Buch ganz gut getan.

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Veröffentlicht am 20.05.2020

Warmherziger Wohlfühlroman

Happy Ever After – Wo das Glück zu Hause ist
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Aber so gerne sie sich dieser Illusion auch hingeben wollte, inzwischen musste Nina sich wohl eingestehen, dass Bücher eben nicht die Wirklichkeit waren. Es war ihr gelungen, fast dreißig Jahre lang das ...

Aber so gerne sie sich dieser Illusion auch hingeben wollte, inzwischen musste Nina sich wohl eingestehen, dass Bücher eben nicht die Wirklichkeit waren. Es war ihr gelungen, fast dreißig Jahre lang das wahre Leben außen vor zu lassen. Doch jetzt drohte es sie plötzlich im Eiltempo zu überrollen, deshalb musste sie irgendetwas tun, was auch immer.
Ich habe es total genossen, mit Nina nach Schottland aufzubrechen. Die 29-jährige verliert durch die Schließung der Bücherei nicht nur ihren Arbeitsplatz, sondern quasi auch ihren Traumjob. Denn die ansonsten so schüchterne und introvertierte junge Frau hat für jeden Leser das passende Buch parat und liebt Bücher über alles. Aus einer spontanen Idee heraus reist sie nach Schottland um sich einen alten Bus anzuschauen, den sie als fahrenden Bücherbus umfunktionieren möchte. Aber ob sie sich das letztendlich wirklich zutraut?
Ein Buch über Bücher und eine absolut sympathische Leseratte haben mich total begeistert.
Ich mag Jenny Colgan`s Art zu schreiben: sehr angenehm, bildhaft und mit unheimlich viel Liebe zum Detail und ihren Charakteren. Man ist Nina sehr nahe und sieht ihre Entwicklung, spürt wie sie immer mehr Selbstvertrauen und dadurch auch Selbstbewusstsein bekommt. Das ist toll und wirkt mit allen Zweifeln und Überlegungen durchaus authentisch. Aber auch die Nebencharaktere sind großartig, von schrulligen alten Schotten bis hin zu einsamen lettischen Lokführern und einem Hund namens Petersilie. Und ja, auch die Liebe und Romantik kommen nicht zu kurz.
Wie es so ist in Wohlfühlromanen, es gibt kleine Stolpersteine, aber die sind dafür da ganz fix aus dem Weg geräumt zu werden. Mir gefällt das, ich brauche keine Action oder große Dramen in diesem Genre. Die Geschichte ist unheimlich warmherzig erzählt und man fühlt sich beim lesen wohlig und geborgen. Das macht ein schönes Buch zum Abschalten doch aus. Hinzu kommt noch die traumhafte Kulisse Schottlands, die man so lebendig vor Augen hat, das man jeden Wetterumschwung mitfühlt.
Fazit: Die perfekte Wohlfühllektüre zum eintauchen und abschalten. Ich wäre am liebsten gar nicht wieder aufgetaucht und freue mich schon sehr auf den zweiten Teil.

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Veröffentlicht am 16.05.2020

Leben auf einer Hallig

Frische Brise auf dem Sommerdeich
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* Ich glaube aus tiefstem Herzen, dass man das alles ganz besonders auf einer Hallig wunderbar vereinen könnte. Das Bewahren der Traditionen, eine lebendige Gesellschaft und trotzdem ein fortschrittliches ...

* Ich glaube aus tiefstem Herzen, dass man das alles ganz besonders auf einer Hallig wunderbar vereinen könnte. Das Bewahren der Traditionen, eine lebendige Gesellschaft und trotzdem ein fortschrittliches Leben in einem einzigartigen Lebensraum. *

Erneut nimmt uns Katja Just mit auf die kleine Hallig Hooge, ihre Wahlheimat. Und wieder macht es einfach nur Spaß ihr zuzuhören, wenn sie über die Kühe, die absolute Dunkelheit, Landunter, dem sozialen Gefüge in so einer kleinen Gemeinschaft, aber auch von ihrem Urlaub von der Hallig usw. erzählt. Denn das tut sie frei heraus, sehr persönlich und auch ungeschönt. Man spürt ihre Liebe und Hingabe in jeder Zeile und das macht dieses Buch zu etwas besonderem.

Man erlebt ein faszinierendes, völlig anderes Leben, in das ich (wie bei "Bergsommer") unglaublich gerne eintauche und mich von der Autorin an die Hand nehmen lasse. Ihr Schreibstil ist dabei so herrlich bildhaft, dass man bei der Wattwanderung nach Rungholt, den Schlick zwischen den Zehen spürt.

Jedem Kapitel ist ein kleines s/w Foto vorangestellt - stattdessen eine kleine Fotostrecke im Innenteil wäre das I-Tüpfelchen gewesen.

Mir gefällt nicht jedes Buch dieser an sich großartigen Reihe, aber "Frische Brise auf dem Sommerdeich" ist ein absoluter Volltreffer und ich würde mich gerne auch ein 3. Mal von Katja Just mit auf die Halligen nehmen lassen.

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Veröffentlicht am 13.05.2020

deutsch/deutsche Geschichte - sehr politisch unterkühlt

Margos Töchter
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* "Ich habe Post von der Stasiunterlagenbehörde bekommen. Sie haben was über Leonore gefunden. Ich muss nach Berlin." *
Ein Stück dunkelster deutscher Geschichte ~ interessant, aber sehr distanziert.
Cora ...

* "Ich habe Post von der Stasiunterlagenbehörde bekommen. Sie haben was über Leonore gefunden. Ich muss nach Berlin." *
Ein Stück dunkelster deutscher Geschichte ~ interessant, aber sehr distanziert.
Cora Stephan widmet sich in ihrem neuen Roman der Nachkriegsgeneration, den Kindern der 60iger Jahre. Leonore, die in Norddeutschland aufwächst und Clara, eine aufrechte Genossin aus dem Osten. Leonore ist eine Außenseiterin und gerät auf der Suche nach sich selbst, immer wieder in politisch engagierte Kreise. Für Clara, die sie in einem DDR Camp kennengelernt hat, wird sie rasch uninteressant, für ihre Zwecke nicht zu gebrauchen. Doch Jahre später kommt es zu einer erneuten schicksalshaften Begegnung...
Ich hatte zu Beginn so meine Probleme mit "Margos Töchter", denn mir waren tatsächlich sämtliche Personen unsympathisch und ich habe bis zum Schluss zu niemandem einen wirklichen Bezug aufbauen können. Dazu kam dann auch noch ein sehr distanzierter, unterkühlter Schreibstil, an den ich mich erst gewöhnen musste.
Der Roman ist in 3 Teile gegliedert. Im Ersten geht es hauptsächlich um Leonore; Ihre Jugend, die Suche nach sich selbst, das ganze politische Umfeld, bis hin zu ihrer Mutterrolle. Ich muss sagen, der politische Aspekt war mir hier zu viel, es wurde gefühlt nichts ausgelassen - bis hin zum Personalien-Klau durch Mitglieder der RAF. Dadurch wurde es oft zäh und langatmig, es drehte sich alles nur um Politik, ging aber dann auch nicht dementsprechend in die Tiefe. Das gleiche gilt für Clara im 2. Teil. Sie ist eine unheimlich emotionslose Person, die handelt wie befohlen, ohne jemals zu hinterfragen. Auch hier wieder eine rein politische Ebene und wenig andere Gedanken oder Background.
Die Geschichte ist spannend und auch interessant, keine Frage, aber am besten hat sie mir in den Momenten gefallen, wo es ein klein wenig auf die persönlichere Ebene ging, rund um Jana, ihre Mutter usw. Wäre der Roman eher aus dieser Perspektive und weniger aus der arg politischen geschrieben worden, er hätte mich wahrscheinlich sehr viel mehr berührt - so blieb eine unüberbrückbare Distanz zum ganzen Geschehen. .
Wobei ich auch sagen muss, dass der Clou am Ende für mich schon vorher die einzig logische Erklärung war, ohne dass ich den ersten Band "Ab heute heiße ich Margo" kannte und trotzdem oder vielleicht deswegen, blieben für mich ein paar Ungereimtheiten. Was ich zudem recht ungewöhnlich fand, die Männer spielen kaum eine Rolle und agieren eher unter ferner liefen. Auch das ließ kleinere Fragen zurück, da man ihre Ansicht nicht kennt..
Fazit: Es geht um Familiengeheimnisse, Stasivergangenheiten, um politische Ambitionen und die Frage, ob man immer den richtigen Weg gegangen ist. Ein bewegendes und interessantes Thema, das für mich etwas zu distanziert und politisch erzählt wurde. Dadurch fehlte der emotionale Bezug zu den Charakteren.

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