Platzhalter für Profilbild

Marakkaram

Lesejury Star
offline

Marakkaram ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Marakkaram über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 23.04.2020

lebendige Geschichte aus der Bronzezeit

Die Kinder von Nebra
0

* Ein Bild musste genügen, zumindest das Wichtigste festzuhalten und als Erinnerung zu dienen. Am besten auf einer Bronzescheibe, auf der es für alle Zeiten sichtbar bliebe. *
Nebra vor 4.000 Jahren: Die ...

* Ein Bild musste genügen, zumindest das Wichtigste festzuhalten und als Erinnerung zu dienen. Am besten auf einer Bronzescheibe, auf der es für alle Zeiten sichtbar bliebe. *
Nebra vor 4.000 Jahren: Die junge Rana muss eine weitreichende Entscheidung treffen: tritt sie die Nachfolge ihrer Mutter Herdis an und lässt sich zur Priesterin weihen oder schlägt sie einen anderen Weg ein? Bei einem Bad im Fluss wird sie eines Tages von Arrak überrascht, dem kaltblütigen Sohn des grausamen Herrschers Orkon. Diese Begegnung hat weitreichende Folgen und Rana trifft einen nicht ganz freiwilligen Entschluss. Derweil arbeitet ihr Vater an einer Bronzescheibe, auf der er die Erinnerungen seiner Reise ins Land der Hatti festhalten will...
Das nenn ich mal "lebendige Geschichte"! Ulf Schiewe ist mit "Die Kinder von Nebra" ein spannender, unterhaltsamer und unheimlich interessanter Roman rund um die historische Himmelsscheibe gelungen.
Er schildert eine faszinierende, authentisch wirkende Vergangenheit. Und das macht die Geschichte aus. Sein Schreibstil ist so bildhaft und detailreich, das man als Leser alles ganz klar vor Augen hat - vom Dorfleben, der Umgebung, dem Langhaus, bis hin zum Tagwerk des Schmieds und die Entstehung der Bronzescheibe. Man kann sich perfekt in diese lang vergangene Zeit hineinversetzen. Und dadurch, dass der Roman in der Gegenwartsform geschrieben ist, fühlt man sich mitten im Geschehen und den Personen emotional verbunden. Es geht um Familie, seinen eigenen Weg finden und Götterverehrung, um politische und religiöse Machtspielchen und dem Aufbruch in eine neue Zeit.
Man merkt, dass der Autor akribisch recherchiert und sich von den Fakten inspirieren lassen hat. Denn es ist ihm gelungen, eine Welt auferstehen zu lassen, in die man mit Leichtigkeit eintaucht, weil sein Schreibstil ganz einfach das Kopfkino anwirft und man Seite um Seite verschlingt.
Im Anhang befindet sich eine Übersicht der Klans, Personen und Ortsnamen, die ich jedoch gar brauchte. Man wird nicht erschlagen von sperrigen, kuriosen Namen und die Charaktere sind so eingehend und mit Tiefe gezeichnet, dass gar keine Verwechslungsgefahr aufkommt. Mir haben die Figuren sehr gefallen; sie handeln nachvollziehbar, wirken authentisch und sind unheimlich interessant.
Fazit: Ein großartiger facettenreicher und von historischen Fakten inspirierter Roman, der tief in die Bronzezeit führt. Für jeden Bewunderer der Himmelsscheibe ein Muss, aber auch für absolute Nichtkenner ein Lesegenuss.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 15.04.2020

traumhaft leichte Sommerlektüre (4,5 *)

Dünentraumsommer
0

* Marieke konnte die kräftige Brandung förmlich spüren, wenn sie auf die Holzpfähle unter ihr traf. "Wunderschön ist es hier. Als würde man über der Nordsee schweben. Daran könnte ich mich gewöhnen." *
Als ...

* Marieke konnte die kräftige Brandung förmlich spüren, wenn sie auf die Holzpfähle unter ihr traf. "Wunderschön ist es hier. Als würde man über der Nordsee schweben. Daran könnte ich mich gewöhnen." *
Als die junge Witwe Marieke mit ihrem 9-jährigen Sohn aus dem Ruhrpott nach St. Peter Ording zieht, ahnt sie noch nicht, wie sich ihr Leben grundlegend verändern wird. Die Oberwohnung bei Berta ist nicht nur sofort ein Zuhause, sondern beinhaltet auch Familienanschluss. Bei ihrem Job in der ambulanten Pflege kommt ihr eine Idee, die die rüstigen Senioren zusammenbringt; der Oma-Kuchen-Club ist geboren...
"Dünentraumsommer" hält was der Titel verspricht, eine entspannte Auszeit zum abschalten und wegträumen, mit ganz viel SPO-Flair. Die Geschichte ist wie der Schreibstil locker-leicht und sehr unterhaltsam. Man fliegt nur so durch die Seiten.
Der Oma-Kuchen-Club hat es in sich. Es wird gebacken und geschlemmt, dass einem beim Lesen das Wasser im Mund zusammenläuft. Schön, dass sich im Anhang 2 Rezepte befinden.
Obwohl Themen angeschnitten werden, die per se eine gewisse Tiefe haben - wie Trauer, Einsamkeit und der Pflegeberuf - und die Charaktere unheimlich sympathisch und liebenswert sind, fügt sich doch alles ziemlich rasch und smooth. Große Dramen und Stolpersteine darf man nicht erwarten, es ist eher: Problem erkannt - Problem gebannt. Das stört mich aber bei einer, wie im Vorfeld erwarteten, seichten Lektüre nicht und ich würde es andersherum eher als unpassend und aufgesetzt empfinden.
Absolut herrlich ist auch das Strandfeeling, der Charme von SPO ist allgegenwärtig spürbar. Das ist schon besonders und macht Lust auf die anderen Romane von Tanja Janz.
Dieser hat auf jeden Fall alles, was es für eine gelungene Auszeit vom Alltag braucht: Nordsee-Flair, liebevolle, charmante Charaktere, Leckereien, Familie, Zusammenhalt und eine Portion Liebe.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 14.04.2020

Urban Fantasy meets Mantel- und Degen Abenteuer

Priest of Bones
0

Als Tomas Piouty mit seiner Truppe aus dem Krieg zurückkehrt, sind die Familiengeschäfte, um die sich Tante Edith kümmern sollte, von anderen Gangs übernommen und besagte Tante im Kloster. Tomas, sein ...

Als Tomas Piouty mit seiner Truppe aus dem Krieg zurückkehrt, sind die Familiengeschäfte, um die sich Tante Edith kümmern sollte, von anderen Gangs übernommen und besagte Tante im Kloster. Tomas, sein Bruder Jochan sowie ihre Gefolgsmänner incl. Bloody Anne, schmieden Pläne um das Casino und diverse andere Etablissements zurückzuerobern. Allerdings setzt man den Pious-Men - wie sie sich nennen - eine Queenswoman ins Nest, deren wahre Identität nur Tomas kennt....
Ich bin mir nicht sicher, ob das Buch mich genauso hundertprozentig gefesselt hätte, wie das Hörbuch, denn Frank Stieren erweckt den Roman von Peter McLean einfach absolut genial zum Leben. Und das bedeutet über 14 Stunden Spannung und in erster Linie großartige Unterhaltung. Stieren ist schon einer der ganz Großen, er stattet jeden Charakter mit einer eigenen Stimme aus, so dass man sofort erkennt, wen man grad vor sich hat - ohne zu denken: Himmel, wieso verstellt der denn seine Stimme so gruselig. Das ist schon großes Kino und unterhaltsam. Was er auch perfekt draufhat, diesen klasse trockenen Humor von Tomas. Yep, es macht einfach Spaß ihm zuzuhören.
Die Geschichte läuft unter Urban Fantasy und das passt. Wer deswegen allerdings ein Fantasy-epos erwartet, wird enttäuscht sein. "Der Kampf um den Rosenthron" ist in erster Linie ein Abenteuerroman, Bandenkriege mit hier und da ein paar magischen Elementen. Es gibt Magier und weise Männer und es gibt Billy the Boy, ein 12-jähriger in Tomas Gruppe, der von der Göttin gesegnet wurde.
Peter McLean schreibt und beschreibt sehr detailliert, die Umgebung aber auch seine Charaktere. So hat man während des Hörens ein ganz klares Bild vor Augen. Und die Charaktere sind schon klasse, von Billy the Boy, der selbst einem gestandenen weisen Mann das Fürchten lehrt, über Bloody Anne, Tomas rechte Hand, die sich nicht nur als taffe Frau in dem Männerhaufen behauptet, sondern die auch eine grausame Vergangenheit verbirgt, die mir sehr nahe gegangen ist, bis hin zur Queenswoman Aylsa, die Undurchschaubare, die Tomas und auch den Hörer immer wieder überrascht. Aber auch von Tomas war ich angetan. Er sorgt gut für seine Leute, ist hart aber gerecht und hat seine Geschäfte früher allein mit Androhung von Gewalt und selten unter Gewaltausübung geführt. Doch die Zeiten haben sich geändert und mit letzterem hat er grade schwer zu kämpfen. Die Charaktere haben mir wahnsinnig gut gefallen und sie haben eine tolle Tiefe. Die teilweise recht kreative Namensgebung wie Cookpot, Gut Cutter etc. sorgen zusätzlich für so manchen Schmunzler.
Die Sprache ist eher derb und die Kämpfe, auch Machtkämpfe, sehr brutal - aber beides absolut passend für die von McLean erschaffene, historisch anmutende Welt. Dazwischen immer wieder Tomas trockener Humor.
Für mich ist "Priest of Bones" ein absoluter Hörgenuss und ich freue mich schon sehr auf den zweiten Teil, bei dem ich wohl auch das Hörbuch bevorzugen werde. Vielleicht muss ich dazusagen, ich mag es eher, wenn richtig gekämpft wird, als wenn es Pottermäßig zugeht und deswegen war es für mich eine gelungene Mischung. Manchmal überkam mich sogar das Gefühl, Billy könnte einem S. King entsprungen sein. Er hat mir unheimlich gut gefallen, vor allem, weil sich der Charakter erst langsam aufbaut.
Also, absolute Hörempfehlung an alle, für die Urban Fantasy nicht nur vor Zauberei und magischen Elementen strotzen muss und die eine gute Geschichte zu schätzen wissen.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2020

Dämonengruselthrill

Akuma
0

* "Und wer bist du?" Sie wartete, das Herz schlug ihr in gespannter Erwartung bis zum Hals. Da drang eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit zu ihr herüber. "Akuma." *
Unterhaltsame Spannung, mystisch, dämonisch, ...

* "Und wer bist du?" Sie wartete, das Herz schlug ihr in gespannter Erwartung bis zum Hals. Da drang eine tiefe Stimme aus der Dunkelheit zu ihr herüber. "Akuma." *
Unterhaltsame Spannung, mystisch, dämonisch, überraschend und mit einem großartigen Humor. Nicole Siemers Buch ist kein klassischer Thriller und auch kein typischer Horrorroman, er ist eigensinnig - something inbetween.
Die junge Kjara ist verliebt und diesmal scheint es richtig ernst zu werden. Doch Kjara hat ein Problem, ein Problem namens: Akuma. Sie wendet sich hilfesuchend an einen Pfarrer....
Der Schreibstil ist klasse und sehr angenehm. Mir hat diese Beziehung zwischen Kjara und Akuma unheimlich gut gefallen. Vor allem wird man Seite um Seite neugieriger, was seine Vergangenheit betrifft, denn ein typischer Dämon scheint er nicht zu sein. Ja, er wächst einem schon fast ans Herz. Sehr interessant gemacht. Alle Charakter, die sympathischen wie die nicht so sympathischen, sind toll geschildert, haben Ecken und Kanten und auch eine gewisse Tiefe.
Zwischendurch gibt es immer mal wieder härtere Szenen, die sich perfekt einfügen und dem Roman einen kleinen Horror-Touch verleihen. Und der coole trockene Humor bringt einen immer wieder zum Schmunzeln.
Nur der Thrillerpart konnte mich nicht ganz von sich überzeugen. Er ist spannend gemacht - keine Frage - und hatte auch ein paar Überraschungen in petto, aber da wäre noch ein bisschen mehr drin gewesen.
Fazit: "Akuma" ist eine klasse Dämonengeschichte, die mich unheimlich gut unterhalten hat - gerne mehr davon!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 13.04.2020

Man schaut nicht hinter die Fassade einer Buchhandlung - zudem wenig Rügen-Feeling

Meine Inselbuchhandlung
0

* Kurzum, als "Verkehrskaufmann" habe ich nie gearbeitet, aber vielleicht hat mir diese Ausbildung doch irgendwie geholfen, später als Buchhändlerin effektiv zu sein: planen, verkaufen, organisieren, überwachen ...

* Kurzum, als "Verkehrskaufmann" habe ich nie gearbeitet, aber vielleicht hat mir diese Ausbildung doch irgendwie geholfen, später als Buchhändlerin effektiv zu sein: planen, verkaufen, organisieren, überwachen - das alles beschreibt meinen heutigen Alltag recht gut. *
Nur leider findet sich davon recht wenig in Petra Dittrichs kleinem Büchlein.
Ich liebe die Sehnsuchtsorte-Reihe und habe auf "Meine Inselbuchhandlung" regelrecht hingefiebert. Endlich einmal etwas aus der Sicht einer Buchhändlerin. Naja, die Seiten, in denen es wirklich einmal kleine Einblicke gab, haben mir auch unheimlich gut gefallen. Rügen-Feeling hab ich hingegen selten verspürt.
Die ersten 100 Seiten - wobei man dazu sagen muss, jedem neuen Kapitel gehen 4 (!) Leerseiten voran, ganz gruselig - dreht sich alles um Petra Dittrich, ihre sexuelle Orientierung (die ist mir eigentlich wurscht), ihre Jahre in Berlin und und und.... Auch über ihren Quereinstieg bei einer Buchhandlung erfährt man wenig Hintergrund, sondern eher Selbstbeweihräucherung, wie viele tolle Ideen sie da doch hatte ohne diese näher auszuführen.
Aber die hat sie wirklich und sie ist eine Persönlichkeit, keine Frage, kann gut mit Kindern umgehen und hat ein tolles Konzept auf die Beine gestellt. Doch beim Lesen wurde mir diese Werbeshow und Selbstbeweihräucherung irgendwann einfach zu viel.
Ich hätte gern mehr über ihren ganz normalen Alltag als Buchhändlerin auf Rügen, incl. aller Schwierigkeiten erfahren und weniger allgemeines über den Menschen Petra Dittrich. Und dann gibt es noch dieses schöne Kapitel "Autorinnen und Autoren loben mich" ~ das lass ich mal so im Raum stehen.
Witzigerweise stammen ihre Lieblingsbücher, obwohl sie von Nischenbüchern und kleine Auflagen unterstützen schwadroniert, ohne konkret etwas zu nennen, von Dörthe Hansen oder Donna Tartt bis hin zu "Ein Mann namens Ove".
Ja, ich gebe zu, mir war die Person Petra Dittrich selten sympathisch, dieses ganze Brüsten ist nicht meine Welt. Mit seinen knapp 130 effektiven Seiten und der kleinen Fotostrecke im Mittelteil, hat man es schnell ausgelesen.
Schade, ich hatte mir so viel von dem Buch versprochen und mich haben schon viele Bücher grade aus dieser Reihe begeistert.

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere