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Veröffentlicht am 10.09.2024

Gut und spannend - aber kein klassischer Thriller

Ein gefährliches Talent
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Mit „Ein gefährliches Talent“ habe ich mein erstes Buch von Camilla Sten gelesen und konnte mich ganz unvoreingenommen auf diesen Thriller einlassen.
Der Inhalt ist schnell zusammengefasst: Die forensische ...

Mit „Ein gefährliches Talent“ habe ich mein erstes Buch von Camilla Sten gelesen und konnte mich ganz unvoreingenommen auf diesen Thriller einlassen.
Der Inhalt ist schnell zusammengefasst: Die forensische Psychologin Rebecca Lekmann kehrt nach Jahren in ihre schwedische Heimatstadt zurück, um ihre kranke Mutter zu pflegen und lässt dabei ihre Karriere und ihre amerikanische Ehefrau zurück. Als ihre ehemalige Freundin und Jugendliebe Louise in ihrem Haus ermordet wird, beginnt Rebecca auf eigene Faust mit den Ermittlungen. Denn Louise hatte kurz vorher versucht Kontakt mit Rebecca aufzunehmen, obwohl sie nie wieder etwas mit Rebecca zu tun haben wollte. Je tiefer sie in den Fall einsteigt und den Menschen um Louise näher kommt, desto mehr gerät sie selbst in Gefahr. Denn Louise war Teil eines dubiosen Geschäftsmodelles.
Dank des flüssigen und leicht verständlichen Schreibstils liest sich das Buch angenehm, und die kurzen Kapitel ermöglichen flexible Pausen oder ein paar zusätzliche Leseminuten. Die Geschichte beginnt ruhig, nimmt aber allmählich an Fahrt auf. Mit den interessanten Protagonisten und den tieferen Einblicken in fragwürdige Geschäftspraktiken steigt die Spannung merklich. Obwohl Rebeccas eigenwilliges Verhalten nicht immer nachvollziehbar war, blieb ich neugierig, wie sich die Handlung entwickelt und wer Louise getötet hat.
Für mich ist die Geschichte stimmig und mit einem klaren Spannungsbogen erzählt. Besonders interessant fand ich die Geschäftsidee mit dem Versprechen schnellen Reichtums, die mal etwas Anderes bietet. Allerdings sehe ich die Bezeichnung „Thriller“ kritisch, da „Ein gefährliches Talent“ nicht die Erwartung eines atmosphärisch dichten und beklemmenden Thrillers erfüllt. Wer jedoch ohne diese Erwartungshaltung an das Buch herangeht und einen realitätsnahen Kriminalfall mit psychologischen Aspekten und emotionalen Momenten sucht, dem kann ich dieses Buch empfehlen.

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Veröffentlicht am 03.09.2024

Gelungene Fortsetzung

Die Hausboot-Detektei - Tödliche Farben
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„Die Hausboot-Detektei - Tödliche Farben“ von Amy Achterop ist bereits der 4. Band ihrer Reihe um die bunte Truppe der Detektei aus Amsterdam.
Für die Hausboot-Detektive Arie, Elin, Jan und Maddie steht ...

„Die Hausboot-Detektei - Tödliche Farben“ von Amy Achterop ist bereits der 4. Band ihrer Reihe um die bunte Truppe der Detektei aus Amsterdam.
Für die Hausboot-Detektive Arie, Elin, Jan und Maddie steht ein neuer Fall an: Ein verschwundenes Bild und ein toter Mann – eine Herausforderung, die sie sicher meistern wollen, auch wenn sie dafür manchmal unkonventionelle Wege einschlagen müssen.
Onno, auch bekannt als der "Katzenpate aus dem Grachtenviertel," teilt seine Wohnung mit vier Katzen und der Möwe Kimiko, die er regelmäßig füttert. Doch jetzt sitzt ein toter Mann in seinem Lieblingssessel, und ein Gemälde fehlt – eine Kopie des verschollenen Kunstwerks „Farbenzauber“ eines berühmten Künstlers, die Onno selbst angefertigt hat. Da Onno seine Fälscherkünste nicht der Polizei offenbaren will, beauftragt er die Hausboot-Detektei, den Fall zu lösen.
Voller Eifer stürzen sich die vier in eine wilde Schnitzeljagd quer durch Amsterdam. Doch obwohl die Jagd anfangs spannend ist, verliert sie irgendwann den Reiz für mich und stellenweise war ich auch etwas verwirrt.
Der vierte Fall besticht erneut durch die liebenswürdigen Protagonisten und den feinen Humor, die Schnitzeljagd und eigentliche Aufklärung des Mordes und des Kunstraubes rutscht für mich etwas in den Hintergrund. Neben den Detektiven sind auch wieder dabei: Fru Gunilla, das zahme Eichhörnchen, der Neufundländer Hund, Isa mit ihrem Modelabel Coole Chica und die kreative Kaatje. Auch Wessel de Boer, der Ex-Kollege von Arie ist in den Kriminalfall involviert.
Bei diesem Buch handelt es sich um einen klassischen Wohlfühlkrimi mit sympathischen Charakteren, einem ungewöhnlichen Kriminalfall und zudem lässt es sich angenehm lesen. Amsterdam als Schauplatz der Geschehnisse verleiht der Geschichte ein besonders charmantes Umfeld. Für Fans von Cosy-Crime- Fällen eine absolute Empfehlung.

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Veröffentlicht am 24.08.2024

Guter und lesenswerter Kriminalroman

Schwarze Dame
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"Schwarze Dame" von Andreas Franz bzw. Daniel Holbe ist bereits der 24. Fall der Kommissarin Julia Durant und ihrem Team der Mordkommission Frankfurt. Für mich war es nicht der erste Band dieser Reihe, ...

"Schwarze Dame" von Andreas Franz bzw. Daniel Holbe ist bereits der 24. Fall der Kommissarin Julia Durant und ihrem Team der Mordkommission Frankfurt. Für mich war es nicht der erste Band dieser Reihe, aber alle Bücher kenne ich nicht. Da die einzelnen Kriminalfälle in sich abgeschlossen sind, fiel es mir leicht in die Handlung einzusteigen. Wem die persönliche Entwicklung von Julia mehr interessiert, der sollte die Bücher in chronologischer Reihenfolge lesen.
In Frankfurt werden zwei Menschen ermordet, erschlagen mit einem Hammer. Zufällige Taten? Die Morde erinnern an eine Serie von Verbrechen, die 30 Jahre zuvor stattfanden, der damalige Täter wurde jedoch gefasst und ist verstorben. Ahmt jemand diese Morde nach? Julia erhält bald einen merkwürdigen Stadtplan von Frankfurt, der wie ein Schachbrett in 64 Felder unterteilt ist. Weitere Morde geschehen und der Täter hinterlässt Hinweise auf das Schachspiel. Ist in Frankfurt ein Serienmörder unterwegs, der ein tödliches Schachspiel spielt?
Den Prolog und die ersten Kapitel empfand ich zunächst etwas verwirrend, aber bald ergab alles einen Sinn und ich kam richtig in die Story rein. Der Schreibstil und das Tempo passen gut zur Geschichte und das Buch lässt sich angenehm lesen. Julia ist menschlich und sehr sympathisch, ihr ungewöhnliches Privatleben gefällt mir.
Im Laufe der Ermittlungen kommen mehrere mögliche Tatverdächtige vor, lange ist unklar wer die schrecklichen Taten verübt hat. Die Spannung steigt stetig an. Das Ende des Falles kommt überraschend, hier hätte ich mir etwas mehr Raffinesse gewünscht. Gerade auch im Hinblick auf das Thema Schach wäre noch etwas Luft nach oben gewesen.
Dennoch ist „Schwarze Dame“ ein lesenswerter Kriminalroman, der besonders durch die sympathische Ermittlerin Julia überzeugt. Der eigentliche Kriminalfall ist vielschichtig und lässt Raum für eigene Vermutungen. Ich hatte mit dem Buch einige unterhaltsame Lesestunden verbracht.

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Veröffentlicht am 12.08.2024

Spannender und sehr raffinierter Psychothriller

Stalker – Er will dein Leben.
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„Stalker“ ist der Titel des neuen Psychothrillers von Bestsellerautor Arno Strobel, erschienen bei Fischer Taschenbuch. Mit dem Subclaim „Er will dein Leben“ gibt der Autor schon einen kleinen Hinweis ...

„Stalker“ ist der Titel des neuen Psychothrillers von Bestsellerautor Arno Strobel, erschienen bei Fischer Taschenbuch. Mit dem Subclaim „Er will dein Leben“ gibt der Autor schon einen kleinen Hinweis auf den spannenden Inhalt.
Eric Sanders ist ein talentierter Schauspieler, der durch seine Rolle im Münchner Tatort viel Aufmerksamkeit und Anerkennung bekommt. Seine Followerzahlen in den Sozialen Medien steigen rapide, jedoch kann sich Eric nicht lange daran erfreuen. Denn ein Unbekannter beginnt sich für Eric auszugeben und in seinem Namen unangemessene Beiträge zu posten. Es bleibt nicht lange bei den reinen Onlineaktivitäten, der Unbekannte zeigt sich auch in Erics realem Leben. Was will der Fremde von Eric, hat diese Person etwas mit seiner Kindheit zu tun, an die Eric sich nach einem tragischen Unglück nicht mehr erinnern kann?
Arno Strobel ist ein Meister darin, die Spannung aufzubauen und auf einem hohen Niveau zu halten, bevor die Dramatik zum Ende hin noch einmal zunimmt. Die Bedrohung durch den Unbekannten wird so realistisch erzählt, dass sich beim Lesen ein Unbehagen einstellt und die Ängste von Eric vollkommen nachvollziehbar wirken. Die beteiligten Protagonisten und deren Charaktereigenschaften werden psychologisch eindrucksvoll dargestellt, ich konnte mich gut in die Handlungen einfühlen. Strobel schreibt direkt, auf überflüssige Ausschmückungen wird weitgehend verzichtet. Das Tempo ist dadurch flott und die atmosphärische Stimmung direkt spürbar. Mir gefällt diese realitätsnahe und flüssige Schreibweise sehr und ich habe das Buch kaum weglegen können. Das fesselnde Finale des Thrillers ist ein absoluter Höhepunkt - überraschend, unvorhersehbar und raffiniert.
Falls jemand eine Anleitung benötigt, wie ein sehr guter Psychothriller geschrieben werden muss, kann er sofort „Stalker“ als Idealbeispiel hernehmen. Große Empfehlung von meiner Seite.

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Veröffentlicht am 07.08.2024

Gefühlvoller Roman vor stimmungsvoller Kulisse

Mitternachtsschwimmer
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"Mitternachtsschwimmer" von Roisin Maguire spielt im kleinen irischen Küstendorf Ballybrady. Hier lebt Grace alleine und zurückgezogen mit ihren Tieren. Sie wirkt stur und schroff, zeigt aber auch liebevolle ...

"Mitternachtsschwimmer" von Roisin Maguire spielt im kleinen irischen Küstendorf Ballybrady. Hier lebt Grace alleine und zurückgezogen mit ihren Tieren. Sie wirkt stur und schroff, zeigt aber auch liebevolle Züge. Um Geld zu verdienen, vermietet sie ein Cottage an Evan, der einen schweren Verlust erlitten hat. Eine Woche am Meer soll ihm helfen, wieder ins Leben zurückzufinden. Doch aufgrund des Corona-Lockdowns wird aus seiner geplanten Auszeit ein längerer Aufenthalt.
Die Geschichte dreht sich um Grace und Evan, beide leiden an ihren seelischen Verletzungen. Bei Evan sind die psychischen Belastungen und die Trauer noch frisch, Grace lebt mit ihren seelischen Narben bereits seit längerer Zeit. Ohne zu sehr ins Detail zu gehen erfährt man so nach und nach, was Grace in ihrer Jugend erlebt hat. Evan knüpft trotz der Umstände Kontakte zur Dorfgemeinschaft und schöpft langsam neue Hoffnung. Durch den Besuch seines taubstummen Sohnes bekommt die Geschichte eine unerwartete Dynamik.
Die Autorin beschreibt die ernsten Themen sehr einfühlsam, die Schicksalsschläge der beiden Protagonisten sind spürbar und geben dem ganzen Roman eine melancholische Atmosphäre. Dazu passt die schroffe und eindrucksvolle Natur an der irischen Küste. Der Blick auf den einzelnen Menschen und die Beschreibungen der zwischenmenschlichen Begegnungen gelingen Maguire sehr gut, insbesondere die leisen Töne und kleinen Begebenheiten sind bedeutend und machen das Lesen so angenehm.
Der Roman hat mir gut gefallen, es handelt sich um eine kluge und mitfühlende Geschichte mit authentischen Protagonisten und einem stimmungsvollen Handlungsort. Erwähnen muss ich allerdings auch, dass die mit den Lockdowns verbundenen Maßnahmen (z.B. Abstandsregelung, Ausgangssperre) beim Lesen tatsächlich ein Beklemmungsgefühl bei mir ausgelöst haben. Der Mensch verdrängt viel, aber beim Lesen der damaligen Einschränkungen sind die Gefühle der Lockdownzeit bei mir sofort wieder präsent gewesen.

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