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Veröffentlicht am 31.03.2025

Idyllisches Dorfleben?

Hier draußen
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Lara und Ingo sind von der Großstadt in ein holsteinisches Dorf gezogen. Der Traum vom idyllischen Landleben zerplatzt schnell. Als Ingo eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt, hat dies Auswirkungen ...

Lara und Ingo sind von der Großstadt in ein holsteinisches Dorf gezogen. Der Traum vom idyllischen Landleben zerplatzt schnell. Als Ingo eines Abends eine weiße Hirschkuh anfährt, hat dies Auswirkungen auf die Dorfgemeinschaft.

Martina Behm legt mit „Hier draussen“ ihr Debüt vor. Sie ist ausgebildete Journalistin, hat Volkswirtschaft studiert und ist als Strickdesignerin bekannt. Und: sie ist vor einigen Jahren mit ihrer Familie nach Schleswig-Holstein gezogen.

Mit trockenem Humor, kurzweilig und in einem klaren Sprachstil beschriebt Martina Behm die Situation im Dorf Fehrdorf nach dem Wildunfall. Auch wenn viele die Prophezeiung, dass der Verantwortliche innerhalb eines Jahres stirbt, als Aberglauben abtun, sind die Dorfbewohner verunsichert. Die Autorin beschreibt sehr gut das Leben einiger Familien in unterschiedlichen Konstellationen. Sie stellt die Sehnsüchte, Hoffnungen, Enttäuschungen und zerstörte Gewissheiten, aber auch die Probleme der Landwirtschaft dar. Deutlich wird, dass nicht nur der alleinstehende Uwe unter Einsamkeit leidet. Auch, wenn sich einige fragen, ob ihre Entscheidung nach Fehrdorf zu ziehen, richtig war, macht der Roman trotz des geplatzten Traum von Lara und Ingo Lust aufs Dorfleben.

Fazit: ein wunderbarer Debütroman

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Veröffentlicht am 31.03.2025

Bonhoeffer, der Inspirator

Nachfolge
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Neben „Gemeinsames Leben“ ist „Nachfolge“ das zweite Buch von Dietrich Bonhoeffer, das der Brunnen Verlag anlässlich des 80. Todestages in einer limitierten Taschenbuch-Sonderausgabe herausgibt.

Der Herausgeber ...

Neben „Gemeinsames Leben“ ist „Nachfolge“ das zweite Buch von Dietrich Bonhoeffer, das der Brunnen Verlag anlässlich des 80. Todestages in einer limitierten Taschenbuch-Sonderausgabe herausgibt.

Der Herausgeber Peter Zimmerling stellt dem bereits zu Lebzeiten Bonhoeffers erschienenen Buches eine ausführliche Einführung voran. Darin erklärt er u.a. wie Bonhoeffer sich mit der Bergpredigt auseinandersetzt und welche Bedeutung sie für ihn und sein Leben hat. In seinem Finkenwalder Predigerseminar wurden seine theoretischen Überlegungen praktisch erprobt. Natürlich vergisst Zimmerling auch die Bedeutung für heute nicht. Bonhoeffers Überlegungen sind, so Zimmerling, fragmentarisch geblieben, was die Chance zum eigenen Weiterdenken gibt.

Bonhoeffer teilt seinen Text in zwei Teile. Im ersten Teil klärt Bonhoeffer die Begriffe Gnade und Nachfolge, bevor er auf die Bergpredigt eingeht. Im zweiten Teil geht es um die Übertragung auf die heutige Kirche.

Bonhoeffers Stil ist klar und gut verständlich. Das bedeutet keinesfalls, dass es sich um eine leichte Lektüre handelt. Im Gegenteil ist konzentriertes Lesen erforderlich. Ich empfehle, die Bergpredigt parallel zu lesen.

Fazit: Der Text regt nicht nur zum Nachdenken an, sondern gibt auch Denkanstöße.

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Veröffentlicht am 17.03.2025

Sehr berührend

Achtzehnter Stock
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Wanda und ihre fünfjährige Tochter Karlie wohnen im 18. Stock eines Plattenbaus in Berlin. Dabei hat sie von einer Filmkarriere geträumt. Ihr letztes Engagement war ein Werbespot und das damit verdiente ...

Wanda und ihre fünfjährige Tochter Karlie wohnen im 18. Stock eines Plattenbaus in Berlin. Dabei hat sie von einer Filmkarriere geträumt. Ihr letztes Engagement war ein Werbespot und das damit verdiente Geld ist so gut wie aufgebraucht. Auch als sie eine einmalige Chance bekommt, wird es für sie als alleinerziehende Mutter nicht leichter.

Sara Gmuer hat für ihren Roman eine wunderbar passende Sprache gefunden. Unversehens fühlt man sich in das Hochhaus, die Platte, versetzt, auch wenn das für mich eine völlig fremde Welt ist. Wandas Sorgen sind immer präsent. Besonders kompliziert wird es, als sie eine Rolle angeboten bekommt und gleichzeitig ihre Tochter Karlie erkrankt. Sehr lebensnah wird erzählt, wie Wanda zwischen zwei weit auseinanderliegenden Welten versucht, allen und allem gerecht zu werden.

Der Autorin gelingt es, immer wieder ein wenig Hoffnung durchschimmern zu lassen. Wird der Hauptdarsteller, der sich für Wanda interessiert, sie aus dem Hochhaus holen können? Oder schaffen es ihre Freundinnen Ming, Esther und Aylins Mama, Wandas Leben eine andere Richtung zu geben?

Sara Gmuers Protagonisten sind authentisch und realistisch, nicht immer sympathisch. Ihr Verhalten verdeutlicht vieles, ohne dass es ausgesprochen werden muss. Das gilt auch und gerade für Figuren, die nur am Rand auftauchen, so z.B. die Ärztin oder der Caterer am Set.

Das pastellige Cover mit dem angeschnittenen Hochhaus passt perfekt zum Inhalt. Die großen Träume nehmen viel Raum ein, die harte Wirklichkeit lässt sich jedoch nicht ganz verdrängen.

Fazit: eine Leseempfehlung für einen harten, aber sehr berührenden Roman

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Wasser ist Leben, aber auch gefährlich

Gefährliches Wasser
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Vicente Alapont ist mit seinem Leben als Taxifahrer und Freizeitermittler mehr als zufrieden und vermisst seinen ehemaligen Beruf überhaupt nicht. Als er gebeten wird, herauszufinden, wer hinter einem ...

Vicente Alapont ist mit seinem Leben als Taxifahrer und Freizeitermittler mehr als zufrieden und vermisst seinen ehemaligen Beruf überhaupt nicht. Als er gebeten wird, herauszufinden, wer hinter einem Einbruch in der Altstadt steckt, ahnt er nicht, was auf ihn zukommt.

Im 3. Fall von Vicente Alapont dreht sich alles um das kostbare Nass. Aufhänger für diesen Fall war die Flutkatastrophe von 1957 in Valencia. Der Krimi war zum Druck bereit, als die Stadt im Oktober 2024 erneut von einer ähnlichen Katastrophe heimgesucht wurde. Der Autor geht in einem Vorwort darauf ein.

Normalerweise ist Wasser in dieser Region knapp. Schon früh war es deshalb notwendig, eine gerechte Verteilung zu erreichen. Streitigkeiten wurden vor dem Wassergericht verhandelt, das in der Geschichte eine nicht unerhebliche Rolle spielt. Der frühere Polizist Vincente Alapont kann aus seinen Erfahrungen schöpfen und findet Mittel und Wege, an Informationen zu kommen, die zur Aufklärung des Falls führen.

Nicht zu kurz kommt die Familie. Wie auch in den beiden ersten Fällen spielt die Familie im Leben von Vincente Alapont eine große Rolle, hat er doch in seinem früheren Beruf viel zu wenig Zeit dafür gehabt. Nun genießt er die regelmäßigen Zusammenkünfte, an denen die Leser teilhaben dürfen, natürlich immer verbunden mit gutem Essen.

Daniel Izquierdo-Hänni gelingt es hervorragend, die Aufklärung des jeweiligen Falles mit sehr viel Lokalkolorit, landestypischem Essen und der Geschichte des Landes unterhaltsam und lebendig zu verbinden. In einem Epilog werden Erläuterungen dazu gegeben, die im Rahmen der Geschichte nicht möglich waren.

Da die Fälle in sich abgeschlossen sind, ist dieser Band unabhängig von den anderen zu lesen. In diesem Fall empfehle ich, die Reihenfolge einzuhalten.

Das passend zum Thema gestaltete Cover bürgt für den Wiedererkennungseffekt.

Fazit: ein unterhaltsamer, kurzweiliger und spannender Krimi, den ich sehr gern empfehle

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Veröffentlicht am 16.03.2025

Spannender Ostseekrimi

Die Brandung – Leichenfischer
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In der Flensburger Förde werden an verschiedenen Orten die Leichen von zwei jungen Frauen gefunden. Gemeinsam ist die Art der Bestattung: ein uraltes Wikinger-Ritual. Außerdem werden zwei weitere junge ...

In der Flensburger Förde werden an verschiedenen Orten die Leichen von zwei jungen Frauen gefunden. Gemeinsam ist die Art der Bestattung: ein uraltes Wikinger-Ritual. Außerdem werden zwei weitere junge Frauen vermisst. Besteht ein Zusammenhang?

Es ist der zweite Fall des deutsch-dänischen Ermittlerduos Ohlsen Ohlsen und Fria Svenson. Er ist Hauptkommissar bei der Kripo Flensburg und als typischer Norddeutscher ausgesprochen wortkarg, sie ist Archäologin, stammt aus einer Polizistenfamilie und sieht in Ohlsen möglicherweise etwas mehr als einen Freund. Beide haben andere Herangehensweisen, die sich gut ergänzen. Natürlich ermitteln sie nicht allein, sowohl auf der deutschen als auch auf der dänischen Seite gibt es ein Team, das gut zusammenarbeitet.

Die Kenntnis des ersten Bandes ist nicht notwendig, da dieser Fall in sich abgeschlossen ist.

Karen Kliewe nutzt wechselnde Perspektiven. Es wird nicht nur aus Sicht der Ermittler erzählt, sondern auch aus Sicht der beiden verschwundenen jungen Frauen, die, das kann ich wohl verraten, noch am Leben sind. Diese beiden jungen Frauen gehen sehr unterschiedlich mit der Situation um, in der sie sich befinden. Die Beschreibungen dazu sind sehr interessant.
Der Schreibstil ist flüssig und klar, die Landschaft und die unterschiedlichen Protagonisten werden bildhaft beschrieben. Privat- und Berufsleben stehen in einem gut ausgewogenen Verhältnis.

Es gibt keine vielversprechende Spur, der die Ermittler folgen könnten, dafür falsche Fährten und Irrwege. Genau das, was einen Krimi spannend macht. Aber die Lebensumstände einer Protagonistin erscheinen mir etwas konstruiert. Und auch das Motiv des Täters überzeugt mich nicht.

Fazit: ein spannender Ostseekrimi mit kleinen Schwächen

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