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Veröffentlicht am 15.02.2021

Elbleuchten

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Handlung
Lily Karsten ist behütet und in Reichtum aufgewachsen. Sie entstammt aus einer der erfolgreichsten Reederfamilien Hamburgs, lebt in einer Villa und ist mit Henry verlobt. Sie träumt von einer ...

Handlung
Lily Karsten ist behütet und in Reichtum aufgewachsen. Sie entstammt aus einer der erfolgreichsten Reederfamilien Hamburgs, lebt in einer Villa und ist mit Henry verlobt. Sie träumt von einer glücklichen Ehe und einem Leben als Schriftstellerin.
Zu ihrer Rolle als einzige Tochter der Karstens gehört es auch, dass sie bei Schiffstaufen anwesend ist und Reden hält. So auch an einem heißen Sommertag 1886. Und hier nimmt das Schicksal seinen Lauf. Ein Gewitter zieht auf, ihr Hut fliegt weg und als ein Arbeiter versucht, ihn aus der Elbe zu fischen, gerät er in einen grauenhaften und folgenreichen Unfall.
Jo Bolten ist Zeuge dessen und möchte für seinen verletzten Freund um Hilfe bitten. Schließlich stammt er ebenfalls aus dem Altstädter Gängeviertel und weiß, wie schwierig es für die betroffene Familie sein wird, zu überleben. Und Lily fühlt sich für den Unfall schuldig und möchte helfen. Jo zeigt ihr die Welt, in der er aufgewachsen ist und die für viele Bürger Hamburgs der traurige Alltag ist. Und Lily erkennt, wie privilegiert sie aufgewachsen ist. Und so wächst das ungleiche Paar zusammen, allerdings müssen beide darauf achten, ihre Zuneigung zueinander vor der Welt verborgen zu halten...

Meinung
Mir gefällt das Cover richtig gut. In der oberen Hälfte werden vorwiegend neutrale und zurückhaltende und neutrale Farben genutzt, die fast ein wenig kühl wirken. Dadurch fällt das untere, von der Sonne angestrahlte Gebäude natürlich umso stärker auf und bildet für mich den Blickfang des Covers. Mit der Darstellung des Gebäudes und des Gewässers wird dem Handlungsort Hamburg gehuldigt und es zeigt einen wichtigen Ort der Geschichte, wo für den weiteren Fortgang wichtige Ereignisse geschehen.
Über diesem staatlichen Bau wurden zwei Damen in grau-weißen Nuancen dargestellt, die der Mode der 1880er Jahre entsprechend gekleidet sind. Eine von Beiden wendet dem Betrachter halb ihr Gesicht zu, die andere zeigt sich im Profil. Sie ergänzen das Bild und geben ihm das gewisse Etwas.
Insgesamt mag ich das Cover wirklich gern. Es ist stimmungsvoll und auffallend, gleichzeitig aber auch schlicht und zurückhaltend. Eine sehr gelungene und gute Mischung!

Tatsächlich habe ich den Roman erstmals bei der Buchboutique entdeckt, wo es vorgestellt wurde und die Möglichkeit bestand, sich bei der Buchpremiere dafür zu bewerben. Daraufhin habe ich mal in die Leseprobe reingeschnuppert und war vollends interessiert und mein Bedürfnis und der Wunsch, das Buch zu lesen wurde immer größer. Leider hatte ich bei dieser Aktion kein Glück, schließlich habe ich auf Lovelybooks eine Buchverlosung dazu entdeckt und nochmals einen Eindruck des Buches und der Leseprobe verfasst. Diesmal wurde mein Wunsch erfüllt und ich konnte mich über ein Exemplar freuen, was mich absolut glücklich gemacht hat. Daher ein riesiges Dankeschön an Lovelybooks und den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Mit der Gestaltung der Umschlaginnenseiten wurde sich viel Mühe gegeben und sie wurden individuell gestaltet. Einmal findet man eine historische Karte von Hamburg aus dem Jahre 1886, wo wichtige Orte der Geschichte hervorgehoben wurden und man sich somit einen sehr guten Eindruck von Entfernungen machen kann und es leicht war, die Wege der Protagonisten nachzuverfolgen. Ich fand dies sehr hilfreich und war dankbar, dass es eingebunden wurde.
Auf der Innenseite am Ende ist der zweite Band der Saga abgedruckt, der im April 2021 erscheint. Nachdem ich den Roman beendet habe, war meine Freude auf die Fortsetzung sehr groß und ich habe mir den Titel direkt auf meiner Wunschliste notiert, ich möchte ihn unbedingt lesen, zu gern möchte ich erfahren, wie es mit Lily weitergeht und was sie noch erleben wird.

Ein wenig hätte ich mir, gerade anfangs, ein Personenverzeichnis gewünscht. Die Familie Karsten konnte ich ohne Probleme auseinanderhalten, bei manch anderen Personen hatte ich ein wenig Probleme, sie nach dem ersten Zusammentreffen im Gedächtnis zu behalten. Dazu habe ich ein wenig Zeit gebraucht, auch um mir einzuprägen, welche Positionen die Angestellten im Haushalt Karsten übernehmen. Hier hätte mir ein Verzeichnis der handelnden Personen wirklich weitergeholfen und ich hätte es aufgrund der Fülle an Personen für sehr angebracht gehalten.

Ich fand es sehr angenehm, dass es nicht erst ewige Erklärungen zu den Personen, der Situation gibt, sondern die Handlung ziemlich direkt startet und man währenddessen die Figuren kennenlernt und von ihnen einen ersten Eindruck erhält. Anhand von kleinen Aussagen, Handlungen und Gesten sind einige Wesenszüge erkennbar, die sich schnell verstärken und eine gute Charakterzeichnung ergeben.
Zudem finde ich, dass die Geschichte direkt spannend beginnt, indem der besagte Unfall vom Klappentext kurz bevorsteht und man natürlich wissen möchte, wie dieser ausfällt und welche Auswirkungen er auf die folgende Handlung hat. Das regt dazu ein, weiterzulesen, die Personen besser kennenzulernen und mehr über die Ereignisse zu erfahren.

Zu einem flüssigen und anregenden Lesen hat auch die Schreibweise beigetragen. Sie war von der ersten bis zur letzten Seite sehr angenehm und gut lesbar und hat dadurch dazu verführt, immer weiterzulesen zu wollen. Besonders gefallen haben mir die bildhaften Umschreibungen der Handlungsorte, die ich allesamt sehr lebendig vor Augen hatte und einfach nur beeindruckend fand. Und hier hat mich auch die Vielfalt überzeugen können, zahlreiche Szenen spielen in den ärmeren Vierteln der Stadt, dazu gibt es den Gegensatz zu den Villen der Bellevue. Diese Unterschiede werden dem Leser deutlich vor Augen geführt und ergeben eine schonungslose und ehrliche Sicht auf die gesellschaftlichen Kluften in Hamburg.

Ein klein wenig hat es mich gestört, dass es so schwer möglich war, die Handlungszeit genauer zu bestimmen. Diese ist meines Erachtens gar nicht so lang, wie ich anfangs aufgrund der hohen Seitenanzahl gedacht hatte, aber irgendwie ist es mir auch nicht möglich, sie nur ansatzweise zu bestimmen. Vielleicht wären einige kleine Erwähnungen, wenigstens der Monat am Anfang neuer Kapitel ganz angebracht und hilfreich gewesen.

Und obwohl die Geschichte schon spannend angefangen hat, konnte sie mich erst ab ungefähr der Hälfte der Handlung richtig fesseln. Bis dahin wurde ich gut unterhalten, habe die Story mit viel Interesse verfolgt und mir Gedanken über einen möglichen Fortgang gemacht, war aber noch nicht komplett beeindruckt. Das kam erst später und ab da war ich wirklich Feuer und Flamme. Als dieser Punkt erreicht war, wollte ich das Buch absolut nicht mehr aus der Hand legen und habe die zweite Hälfte innerhalb von knapp zwei Tagen verschlungen. Und dann kam ein wenig die Enttäuschung, dass ich nun bis April warten muss, um zu erfahren, wie es mit den Personen weitergehen wird...
Immer wieder sind Ereignisse eingetreten, die mich überrascht haben und mit denen ich absolut nicht gerechnet hätte. Ich wurde oft überrascht und die Karten über einen möglichen Fortgang der Geschichte wurden immer wieder neu gemischt. Daher blieb die Handlung für mich immer undurchschaubar und interessant.
Anhand von kleinen Bemerkungen und Gesten merkt man, dass die Protagonisten kleine Geheimnisse beherbergen und hier ist es natürlich spannend zu erfahren, was es damit auf sich hat und wie sich manche Zusammenhänge auflösen werden. Wobei hier auch manche Punkte geschickt etwas offen bleiben, um die Vorfreude, aber auch das Verlangen, den zweiten Teil ebenfalls zu lesen, zu erhöhen. Ich wurde damit geködert und möchte unbedingt die Fortsetzung lesen und hoffe, mit dieser ebenfalls so gut unterhalten zu werden wie diesmal!

Ich war ganz überrascht davon, wie viele Erzählperspektiven eingesetzt und genutzt wurden. Ursprünglich hatte ich die Erwartungshaltung, dass ganz viele Kapitel aus Lilys Sicht, sowie der ihrer Familie und vielleicht von ein-zwei außenstehenden Personen beschrieben werden. Doch hier erweist sich die Vielfalt viel größer als ursprünglich angenommen und sowohl die Familie Karsten, als auch unter anderem Jo Bolten, sein Chef oder sein bester Freund kommen zu Wort. Auf diese Weise kann man die Figuren nicht nur auf unterschiedliche Weisen sehen, sondern auch die Ereignisse besser einschätzen und mehr Zusammenhänge finden. Außerdem erweist sich die Geschichte als vielfältiger und abwechslungsreich, zudem lernt man verschiedene Lebensweisen kennen und kann sich von den unterschiedlichen gesellschaftlichen Schichten ein Bild machen.

Anhand vieler kleiner oder großer Details gibt es Informationen über die Handlungszeit. Diese äußern sich in verschiedenen Themen, sowohl in der Politik und dem Handel, als auch im persönlichen Leben, in Krankheiten, der Mode oder den gesellschaftlichen Konventionen. Wegen dieser Details ist es möglich, einen Überblick über die Handlungszeit zu erhalten und die Geschichte bekommt einen hohen Realitätsbezug, was von der gründlichen und tiefen Recherche der Autorin zeugt.

Als Setting dient durchweg Hamburg und wie ich schon erwähnt hatte, lernt man die verschiedensten Ecken kennen, die ich mir meistens sehr gut vorstellen konnte. Ich finde es besonders, welche Stimmungen mit den jeweiligen Handlungsorten daherkommen. Diese sind abwechslungsreich und geben daher noch tiefere Einblicke in bestimmte Orte und Lebensweisen, sind schonungslos ehrlich und lassen sich gut nachvollziehen. Mir war es daher auch möglich zu den Figuren eine bessere Bindung aufzubauen.

Den Großteil der Charaktere fand ich sehr angenehm und abwechslungsreich. Sie haben starke Zeichnungen erhalten und gestalteten sich als vielfältig und Personen mit mehreren Seiten. Es wurde mit ihnen nie langweilig und immer wieder haben sie mit ihren Aussagen und Handlungen überrascht. Zudem war es interessant, von vielen so genau die Emotionen und Gedanken mitzuerleben. Viele haben Gewissenskonflikte gegenüber der Familie oder Freunden und diese waren hautnah mitzuerleben, was die Personen sehr lebendig und realistisch gemacht hat!
Einzig mit Lily hatte ich ab und an ein paar kleine Probleme. Sie war mir zwar sympathisch, manche Handlungen wirkten allerdings etwas überstürzt und zu impulsiv. Manchmal wirkte sie noch etwas kindlich und ihre Aussagen erschienen nicht immer durchdacht. Man merkte aber deutlich, wie sie mit der Zeit reifer wurde und da hat mir Lily deutlich besser gefallen als noch am Anfang.

Fazit
Nach der glänzenden Leseprobe und einem sehr guten ersten Eindruck von der Handlung bin ich mit vollem Enthusiasmus in die Geschichte gestartet und hatte einige Erwartungen an sie. Während des Lesens habe ich dann bereits ein paar kurze Urteile dazu gelesen und diese sind fast durchweg positiv ausgefallen, was meine Erwartungen nochmals etwas erhöht hat. Und lange Zeit konnte ich mich den guten Meinungen anschließen, war aber noch nicht vollends überzeugt. Mir hat noch ein bisschen mehr Spannung gefehlt, die glücklicherweise später dazukam und irgendwann hat mich die Geschichte komplett gefesselt. Gerade das letzte Drittel habe ich verschlungen und war sehr enttäuscht, als das Lesevergnügen dann vorbei war und ich nun ein bisschen warten muss, bis die Fortsetzung erscheint. Ein absolut tolles und mitreißendes Buch, welches mir viele schöne Stunden bereitet hat!

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  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
  • Charaktere
Veröffentlicht am 08.02.2021

Wo wir Kinder waren

Wo wir Kinder waren
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Handlung
Langbein-Puppen stehen für Qualität, Einzigartigkeit und Handarbeit: Die Spielzeugfabrik Langbein wurde in der Kaiserzeit gegründet, konnte in der Weimarer Republik große Erfolge erzielen, selbst ...

Handlung
Langbein-Puppen stehen für Qualität, Einzigartigkeit und Handarbeit: Die Spielzeugfabrik Langbein wurde in der Kaiserzeit gegründet, konnte in der Weimarer Republik große Erfolge erzielen, selbst die Weltkriege konnten ihr nichts anhaben und auch die deutsche Teilung und die folgende Verstaatlichung hat die Firma ausgehalten. Nur nach der Wiedervereinigung konnte nicht an alte Erfolge angeknüpft werden und mittlerweile ist sie nicht mehr existent. Und auch die Familie wurde auseinandergetrieben, Streitereien und Verbitterung beschränken den Kontakt auf das Nötigste.
Zufällig treffen sich Eva, Iris und Jan, drei der Erben der ehemals prächtigen und bekannten Spielzeugfabrik, wieder, nachdem im Internet eine der seltenen Langbein-Puppen versteigert wurde. Die Puppe wurde noch vom Großvater persönlich bemalt und lässt die Drei an die Vergangenheit denken. Dabei kommen zahlreiche Fragen auf und langsam keimt die Hoffnung nach einem Neubeginn...

Meinung
Ich mag das Cover sehr gern, es wirkt nostalgisch und idyllisch, stellt eine wunderschöne Stadtansicht dar, die einfach nur bezaubernd ist. Die obere Hälfte wird vom Himmel, sowie dem Titel und dem Namen der Autorin in Anspruch genommen, dazu sieht man im Hintergrund noch ein wenig Landschaft. In der unteren Hälfte wurde eine alltägliche Szene dargestellt, man sieht Autos und Menschen, die unterwegs sind und dazu noch niedliche Häuser. Alles in allem ein sehr gelungenes und stimmiges Bild, welches mir gefällt und ich denke, es wird auch in einer Buchhandlung auffallen.

Erstmals entdeckt habe ich den Roman bei Vorablesen. Auf den ersten Blick fand ich das Cover zwar schön, aber ich muss ehrlich zugeben, dass ich vom Inhalt noch nicht komplett überzeugt war. Das kam erst, nachdem eine Person in meinem Umfeld gemeint hat, dass das Buch interessant klingt. Ab diesem Moment habe ich gesehen, was sie meint und mich hat es nicht mehr losgelassen, mein Wunsch, es zu lesen wurde immer größer. Deshalb habe ich kurzerhand bei Vorablesen Punkte dafür eingesetzt, um die Geschichte sicher lesen zu können. Ich hatte das starke Gefühl, wenn ich es nicht tue, werde ich etwas verpassen. Ein herzliches Dankeschön also an Vorablesen, sowie den Verlag für das Rezensionsexemplar!

Es liegt eine wunderschöne und zum Inhalt passende Gestaltung der Umschlaginnenseiten vor. Diese wurden jeweils mit dem Stammbaum der Familie Langbein ausgestattet, sodass man direkt auf einen Blick sehen kann, wie die Personen miteinander verwandt sind, wann sie geboren und gestorben sind und teilweise auch, welche Ehepartner sie gewählt haben. Auf einen Blick hat man außerdem die wichtigsten Personen versammelt und im Grunde stellt dieser Stammbaum nicht nur die verwandtschaftlichen Beziehungen dar, sondern dient auch gleichzeitig als Personenverzeichnis. Den die abgedruckten Namen stellen die Hauptprotagonisten dar, es gibt nur wenige weitere Personen, die auftauchen. Der Fokus liegt stets auf der Familie Langbein und man verfolgt im Roman der Werdegang verschiedener Generationen und Personen.

Ich empfand den Start in den Roman sehr angenehm, allerdings war mir dieser ja noch aus der Leseprobe bekannt und ich konnte mich noch grob daran erinnern, was auf diesen Seiten beschrieben wurde. Daher war ich sofort in der Handlung drin und habe mich ohne Probleme zurechtgefunden. Viele Orte, aber auch die Personen konnte ich mir nach guter Zeit ganz gut vorstellen, vor allem von den Schauplätzen der Handlung hatte ich häufig Bilder vor Augen.
Ich empfand die Sprache weder als zu einfach, noch als zu anspruchsvoll. Anhand zahlreicher Beschreibungen von der Herstellung von Spielwaren, allen voran von Puppen erhält die Schreibweise der Autorin einen besonderen Charakter und sie stellt diese Prozesse nicht nur haargenau dar, sondern zeigt auch, dass sie sich hervorragend in dieser Thematik auskennt. Über jede der Epochen wurden Details eingebunden, die im Kopf hängen bleiben und die jeweilige Zeit genau darstellen. Diese historischen Punkte tauchten zahlreich auf und geben einen sehr guten Eindruck von den Handlungszeiten, lassen die Geschichte rund wirken und sind sehr genau beschrieben. Dieser Aspekt ist wirklich mein großes Highlight des Buches und zeugt von einer akribischen und umfassenden Recherche.
Zudem ließ sich die Geschichte durchweg flüssig und gut lesen, sie hat immer wieder kleine Hinweise auf Geheimnisse gegeben, die im weiteren Verlauf der Geschichte gelöst werden. Auf diese Weise bleibt die Handlung spannend und der Leser wird dazu angeregt, immer wieder über die Handlung nachzudenken und sich auszumalen, was im weiteren Verlauf noch folgen könnte.

Anhand des Klappentextes hatte ich es mir bereits gedacht: die Handlung findet auf mehreren zeitlichen Ebenen statt. Man begleitet Eva, Iris und Jan in der heutigen Zeit, erfährt von ihren Kindheitserinnerungen und den Erlebnisse, die im Zusammenhang mit der Puppenfabrik stehen, als auch von ihrem Lebensweg. Dazu gibt es noch allerhand Kapitel, die vergangene Zeiten erläutern, wobei diese 1912 starten und sich langsam bis ins Jahr 1978 erstrecken. Man erlebt auf diese Weise zwei Weltkriege mit, die Teilung Deutschlands, sowie die Verstaatlichung der Betriebe. Anhand von lebendigen und authentischen Beschreibungen der Situation, sowie Handlungen der Protagonisten entsteht ein umfassender Einblick in die Zeit und in geschichtliche Ereignisse. Letztendlich folgt man vielen Personen durch die Geschichte, erlebt verschiedene Perspektiven und kann sich daher ein umfangreiches Bild der Figuren, aber auch der geschichtlichen Abschnitte machen.
Ich muss sagen, dass ich die unterschiedlichen Erzählperspektiven gern mochte, es entsteht immer Abwechslung und man konnte beobachten, mit was für Themen sich die Generationen auseinandergesetzt haben und was ihnen auf dem Herzen lag. Dadurch kann man einen Hauch des Zeitgeistes erahnen und die Geschichte der fiktiven Firma Langbein sehr genau verfolgen.
Hier muss ich allerdings sagen, dass mir vor allem die Zeit vor 1960 sehr gefallen hat und ich diese mit großem Interesse verfolgt habe. Nach dem Mauerbau gestaltete sich die Handlung zwar immer noch spannend und informativ, konnte mich aber nicht mehr so fesseln und packen wie zuvor. Vielleicht liegt es daran, dass ich die Zeit nach 1960 zwar historisch wichtig finde, sie mich aber persönlich nicht so reizt und sie mir vielleicht zu nah an der heutigen Zeit ist. Ich kann es selbst nicht genau benennen, aber ab diesem Zeitpunkt hatte ich nicht mehr so ganz das Verlangen, ganz schnell und flüssig weiterzulesen.

Oft wurden Zeitsprünge eingesetzt, die ein paar Wochen oder Monate, teils gar Jahre übersprungen und die Geschichte setzt einiges später erst wieder ein. Ich fand dieses Stilmittel sehr passend und sinnvoll, so gestaltet sich die Handlung als bündig und nie zu langatmig, für meinen Geschmack konnten dadurch keine Längen entstehen und es gibt außerdem nicht zu viel Drumherum. Man konnte trotzdem bestens nachvollziehen, wie die Personen gelebt haben, wie sich die Politik entwickelt hat, aber auch die Puppenfabrik und die Herstellung verschiedener Objekte wurde immer wieder angesprochen.

Ich hatte ja bereits kurz erwähnt, dass die Spannung durchweg auf einem guten Niveau war. Sie war nicht immer zu spüren, oft gab es schlichte Beschreibungen von alltäglichen Abläufen und Verrichtungen, die Einblicke in verschiedene Lebensweisen geben. Aber anhand von Andeutungen und Geheimnissen, die immer wieder auftauchen und nach und nach aufgedeckt werden, erhält die Geschichte ein angenehmes und sehr passendes Maß an Spannung. Letztendlich werden viele offene Fragen beantwortet, was zu einem runden und stimmigen Ende führt.

Als Setting dient durchweg Sonneberg und die Umgebung. Hier lernt man die Stadt auf verschiedene Weisen kennen und kann mitverfolgen, wie sie sich über die Jahre entwickelt. Es gibt außerdem zahlreiche Hinweise auf die Umgebung, auf Wälder und kleine Berge. Dies vermischt mit den Beschreibungen der Stadt ergibt letztendlich ein rundes Bild der Gegend.
Am besten vorstellen konnte ich mir durchweg das Stammhaus der Familie Langbein. Nicht nur von der Fassade und dem Garten, den angrenzenden Gebäuden hatte ich zahlreiche Bilder vor Augen, sondern auch von den einzelnen Räumen des Hauses. Zudem herrschte hier eine besondere Stimmung vor, die einerseits altmodisch war, aber auch irgendwie gemütlich und urig. Sehr ansprechend und das hat viel zum Charme des Hauses und den Szenen, die dort stattgefunden haben, beigetragen!

Vor allem Personen der Familie Langbein tauchen im Buch auf, man merkt deutlich, dass sie im Mittelpunkt stehen. Nur wenig außenstehende Figuren nehmen noch eine Rolle ein, die jedoch recht klein und nur selten für die weitere Handlung bedeutend ist. Viele der Protagonisten mochte ich gern, sie haben besondere und aussagekräftige Wesen erhalten und zeichnen sich in ihrem Auftreten, ihren Handlungen und Aussagen aus. Besonders hat es mir gefallen, dass durchweg Entwicklungen vorhanden sind und die Personen mit kleinen Spleens ausgestattet wurden, die immer wieder auftauchen. Dadurch kommen sie sehr lebendig und realitätsnah daher, bei einigen konnte ich mir gut vorstellen, dass sie tatsächlich gelebt haben.

Fazit
Nachdem ich das Buch nicht mehr aus dem Kopf bekommen hatte, war ich natürlich sehr gespannt darauf und die Leseprobe hatte ihr Übriges getan, dass ich letztendlich mit vielen Hoffnungen und Erwartungen in die Geschichte gestartet bin. Und ganz lange Zeit wurden diese auch vollkommen erfüllt und ich bin flüssig und mit viel Interesse durch die Handlung gekommen, mochte die Darstellungen der verschiedenen Zeiten und die einzigartigen Charaktere. Das Setting war traumhaft und die Schreibweise hat ihr Übriges getan, um mich so angenehm durch die Geschichte zu geleiten.
Ein wenig nachgelassen hat für mich die Spannung, aber auch mein Interesse, je mehr die DDR Zeit fortgeschritten ist. Diese Zeit kann mich in Büchern einfach nicht begeistern und ab hier waren die anderen Aspekte (Schreibweise, historische Details, … ) immer noch sehr angenehm, aber ich wurde von der Handlung nicht mehr ganz gefangen genommen. Sehr schade, ansonsten hätte sich der Roman wirklich zu einem wahren Highlight entwickeln können!
Trotzdem möchte ich eine dicke Empfehlung aussprechen. Allein für die unglaubliche Recherche der Autorin lohnt es sich, in die Story einzutauchen und mehr über die Herstellung von Puppen, aber auch über die Familie Langbein zu erfahren!

  • Einzelne Kategorien
  • Cover
  • Erzählstil
  • Handlung
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Veröffentlicht am 06.02.2021

Das Erbe der Hohensteins

Das Erbe der Hohensteins
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Handlung
Nach einigen Jahren mit ein paar Sorgen über das Fortbestehen des Hotels am Drachenfels, aber auch mit politischen Wirren erstrahlt das Haus wieder im alten Glanz. Langsam werden dort wieder schillernde ...

Handlung
Nach einigen Jahren mit ein paar Sorgen über das Fortbestehen des Hotels am Drachenfels, aber auch mit politischen Wirren erstrahlt das Haus wieder im alten Glanz. Langsam werden dort wieder schillernde Abendveranstaltungen gegeben, die weithin berühmt und beliebt sind. Illustre Gäste beehren das Hotel und es gibt stetige Entwicklungen der Gesellschaft und der Mode. Von dieser Stimmung hat sich auch Valerie, Tochter des Hoteliers Karl von Hohenstein, anstecken lassen, sie genießt das Leben, möchte viel erleben und verdreht den Männern reihenweise den Kopf. Bisher war allerdings der Eine noch nicht dabei...
Auch ihr Bruder Ludwig steckt in der Zwickmühle. Er hadert mit seiner Zukunft als Hotelier und möchte nach Amerika ziehen, wo er gern als Ingenieur arbeiten würde. Allerdings traut er sich nicht, dies öffentlich zu sagen und zudem hält ihn seine Verlobte in der Heimat. Und um dies auch weiterhin zu schaffen, greift diese zu heimtückischen Mitteln...

Meinung
Das Cover ist dem des ersten Bandes ein wenig ähnlich, wobei diesmal mehr Farben genutzt werden und die ganze Szenerie lebendiger wirkt. Auch diesmal sieht man eine Dame von der Seite, sie ist schick und der Mode der 1920er entsprechend gekleidet, ich finde, dass man ihr ansieht, dass sie aus einer gesellschaftlich höheren Klasse stammt. Vielleicht soll es sich ja um eine Darstellung von Valerie handeln?
Auf jeden Fall schaut sie auf ein unglaublich schönes und schmuckes Gebäude, ein traumhaftes Schloss, welches sehr einladend wirkt. Interessehalber habe ich im Internet nachgeschaut, um welches Palais es sich hier handeln könnte und bin direkt auf das Schloss Drachenburg gestoßen. Ich mag es, dass es so einen starken Bezug zu der Umgebung des Hotels am Drachenfels gibt und man so einen kleinen Einblick auf das Schloss, aber auch die Umgebung und die Natur erhält.
Ich finde das Cover gut und ansprechend, es ist farbenfroh und stimmt ein wenig auf die Geschichte ein.

Erst im November letzten Jahres hatte ich den ersten Band der Reihe gelesen, welcher mir sehr gut gefallen hat und mein Interesse an den Fortsetzungen geweckt hat. Im Zuge dessen habe ich mir einen der Folgebände zu Weihnachten gewünscht, mir den anderen auf einen Gutschein gekauft und es war von Anfang an mein Plan, die Reihe so schnell wie möglich weiterzulesen. Und ich muss ehrlich sagen, dass ich es sehr angenehm finde, mal eine Saga innerhalb so kurzer Zeit zu lesen und nicht längere Zeit auf die Erscheinungstermine des nächsten Bandes warten zu müssen. Für mich war es also im Januar so weit und ich habe den zweiten Teil der Hohenstein-Saga gelesen und jetzt einiges dazu zu sagen!

Auch diesmal wurden auf den Umschlaginnenseiten wieder zwei Karten abgedruckt, die jeweils die Gegend rund um das Hotel Hohenstein zeigen. Hier kann man Wege nachverfolgen, Entfernungen grob einschätzen und das gesamte Setting gut einordnen. Mir hat das sehr geholfen und ich habe gerne auf die Abbildungen zurückgegriffen, ich kenne mich im Siebengebirge nicht gut aus und war daher sehr froh um dieses hilfreiche Extra!

Zudem gibt es als Zusatzmaterial noch ein Personenverzeichnis, welches am Ende des Buches abgedruckt wurde. Dort kann man sich einen direkten Überblick über die Personen verschaffen, zudem wurden verwandtschaftliche Beziehungen aufgeführt und man kann auf einen Blick das Personal ihrer jeweiligen Tätigkeit zuordnen.
Diesmal habe ich das Verzeichnis gerade am Anfang genutzt, um die Kinder von den beiden Hoteliers Karl und Konrad auseinanderzuhalten und mir einzuprägen, welche von ihnen Geschwister sind. Dafür habe ich einige Zeit gebraucht, dabei war mir diese Übersicht eine große Hilfe, dementsprechend froh war ich, dass sie auch diesmal wieder abgedruckt wurde!

Bis auf die Tatsache, dass ich anfangs die Nachkömmlinge der Familien Hohenstein und Alsberg ein wenig durcheinandergebracht habe, gab es für mich sonst keine weiteren Startschwierigkeiten.Es gibt im Grunde einen flüssigen Start, wobei man trotzdem ausreichend Zeit dazu hat, um die Personen kennenzulernen und Zusammenhänge zu dem vorherigen Band herzustellen. Dazu gibt es auch ab und an kleine Hintergrundinformationen und nebenbei wird teils angeschnitten, was im ersten Teil geschehen ist. Daher fiel für mich der Start in die neue Geschichte einfach aus und nachdem ich mir eingeprägt hatte, wie die verwandtschaftlichen Beziehungen der Kinder sind konnte ich der Handlung flüssig und ohne Probleme folgen.
Mir hat die Sprache von der ersten Seite an zugesagt und das hat sich dann auch über den weiteren Roman so fortgezogen. Sie war bildhaft und hat nicht nur das Hotel und die Personen, sondern die ganze Gegend und das Umland lebendig werden lassen. Viele Szenen und Situationen konnte ich mir gut vorstellen, sie waren realistisch und an keiner Stelle im Buch hatte ich den Eindruck, dass die Geschichte als zu übertrieben oder dramatisch dargestellt wird.
Im Grunde ist die Sprache einfach und daher leicht lesbar. Fachbegriffe tauchen nur selten auf und anhand einiger Diskussionen rund um das Hotel und seinen Ablauf, aber auch anhand von historischen Begebenheiten erhält sie Anspruch. So ist sie nicht zu leicht, aber auch nicht zu anspruchsvoll, es entsteht ein angenehmer Mix, der den Leser bequem durch das Buch trägt.
Ich kann mich noch gut daran erinnern, wie viele humorvolle kleine Szenen und Dialoge es im ersten Band gab, die mich hervorragend unterhalten haben. Darauf hatte ich auch diesmal wieder gehofft und wurde in dieser Hinsicht ein wenig enttäuscht. Solche Abschnitte kamen nur äußerst selten vor und irgendwie erschien die Handlung dadurch deutlich ernster und nüchterner. Mir hätte es wirklich gut gefallen, wenn es auch in diesem zweiten Teil wieder mehr Scherze und kleine Neckereien der Protagonisten gegeben hätte.

Meiner Ansicht nach hat sich die Spannung auf einem sehr guten und reizenden Niveau befunden. Immer wieder gab es kleine Details, die zum nachdenken angeregt haben und dazu anleiten, Spekulationen anzustellen. Oft gingen diese ins Leere und die Handlung ging ganz anders weiter, als ich es mir vorgestellt hatte, nur selten hatte ich den richtigen Instinkt und meine Überlegungen sind eingetroffen. Immer wieder werden einige, wenige Details preisgegeben und dadurch die Spannung aufrechterhalten. Das regt zum flüssigen Lesen an und auch dazu, das Buch immer wieder in die Hand nehmen zu wollen und weiterzulesen.

Auch diesmal gibt es wieder einen allwissenden Erzähler, der sich in verschiedene Protagonisten hineinversetzt und damit eine abwechslungsreiche Geschichte bietet. Auf diese Weise lernt man verschiedene Lebensweisen und Ansichten über die Politik, die Gesellschaft und das Hotel, aber auch über die anderen Figuren kennen, erlebt diese aus unterschiedlichen Sichtweisen und kann sich ein umfassendes und gutes Bild von ihnen machen. Dabei betrachtet der Prosaist die Personen so, dass man als Leser zwar merkt, was sie von den anderen Akteuren hält, man aber frei entscheiden kann, wie man selbst die Figuren einschätzt und beurteilt.
Zudem lässt der Erzähler immer wieder Bemerkungen fallen, die Platz zum spekulieren und nachdenken bieten und er ist ein großer Bestandteil dessen, dass die Handlung stets spannend und reizvoll bleibt. Oft lässt er sich nicht in die Karten blicken und führt den Leser gern mal auf falsche Fährten, am Ende lüftet er all seine Geheimnisse und die Handlung ist in sich geschlossen und man kann das Buch ohne offene Fragen beiseite legen.
Ich mochte auf jeden Fall die wandelnden Erzählperspektiven sehr, es gibt zahlreiche Einblicke in unterschiedliche Menschen, mit ihren Zielen und Träumen. Es gibt Informationen über gesellschaftliche Konventionen, die Rolle der Frau und die Führung eines Hotels, was gesamt ein rundes Bild der Gesellschaft und der Menschen zur Handlungszeit der 1920er ergibt.

Im Roman kommen Stimmungen verschiedener Typen auf, sie sind unterschiedlicher Naturen und bieten eine große Vielfalt. Die Protagonisten durchleben einiges, sowohl freudige, als auch traurige Momente sind vorhanden und bieten daher eine große emotionale Vielfalt. Ab und an haben sich diese Stimmungen auch ein wenig auf mich übertragen, was nicht nur dazu beigetragen hat, dass ich die Personen besser einschätzen und verstehen konnte, sondern die Handlung lebendiger und auch natürlicher, einfach glaubhaft erschien.

Ich hatte ja bereits erwähnt, dass auch immer wieder kleine historische Details eingebunden wurden und man anhand dieser ein gutes Bild über die Zeit der 1920er Jahre erhalten hat und grob nachvollziehen konnte, was die Menschen bewegt hat. Diese Erwähnungen beziehen sich vor allem auf den aufkommenden Nationalsozialismus und ihre Taten, aber auch auf das gesellschaftliche Leben und die Rolle der Frau mit möglichen Ambitionen, einen Beruf auszuüben oder ihr bisheriges Leben zu überdenken. Anhand dieser Punkte bekommt man nicht nur einen Einblick in die Zeit, sondern kann auch die Sorgen der Bevölkerung nachvollziehen und die Handlung geschichtlich einordnen.

Auch diesmal gilt das Hotel Hohenstein wieder als vorherrschendes Setting. Hier finden die meisten Szenen statt und viele rote Fäden, die sich durch die Handlung ziehen, treffen hier aufeinander und verbinden sich teilweise. Ich mochte diesen Ort wirklich sehr gern und die Unterschiede zwischen den öffentlichen und privaten Orten, sowie den Arbeitsplätzen der Angestellten ließen sich herauslesen und gaben verschiedene Einblicke. Auch die Umgebung erhält einiges an Beachtung und man lernt manche Orte aus dem ersten Band aus einem anderen Winkel kennen, andere Orte hingegen sind neu und geben einen noch besseren Eindruck der Gegend.

Einige Figuren sind aus dem ersten Band der Reihe bekannt und ich habe mich gefreut, eine Vielzahl von ihnen wiederzusehen und zu erleben, welchen Punkt sie gerade in ihrem Leben erreicht haben, wie sie noch reifer und erwachsener geworden sind und in welche Richtung sie sich entwickelt haben. Dazu kommen noch einige neue Personen hinzu, allen voran die Kinder der Hohensteins und Alsbergs, sowie Mitarbeiter und Gäste des Hotels, im Grunde ist die Runde damit fast schon komplett.
Ich mag die unterschiedlichen und variablen Beschreibungen der Protagonisten sehr gern, sie sind einzigartig und haben unvergleichliche Wesen erhalten. Man kann stets gut herauslesen, welche Ziele sie verfolgen, welche Ambitionen sie haben und dadurch war es mir möglich, ein umfassendes Bild ihres Charakters zu erhalten. Ich mochte es sehr, dass die Figuren verschiedene Facetten zeigen und sich stetig weiterentwickeln und neue Erkenntnisse erwerben. Sie wirken dadurch sehr realitätsnah, ich konnte zu vielen eine bessere Bindung aufbauen, sie einschätzen und bewerten.

Fazit
Da mir der erste Band gut gefallen hat, hatte ich natürlich große Hoffnungen darauf gesetzt, dass mich die Fortsetzung ebenso überzeugen kann und mich gut unterhält. Und ich kann glücklicherweise sagen, dass mir auch dieser zweite Teil gut gefallen hat, viele Überraschungen parat gehalten hat und eine ebenbürtige Fortsetzung darstellt. Ich mag den Abwechslungsreichtum und die Spannung, das Setting und auch die Protagonisten sehr gern und freue mich auf ein Wiedersehen im dritten und finalen Band, den ich gerne noch im Februar lesen möchte!

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Veröffentlicht am 31.01.2021

Die Frauen vom Jungfernstieg - Gerdas Entscheidung

Die Frauen vom Jungfernstieg. Gerdas Entscheidung
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Handlung
Hamburg 1889
Für Gerda geht ihr größter Traum in Erfüllung, als Oscar, ein junger Apotheker mit vielen neuen Ideen, um ihre Hand anhält. Und schon kurz nach der Verlobung beginnt Oscar, seine ...

Handlung
Hamburg 1889
Für Gerda geht ihr größter Traum in Erfüllung, als Oscar, ein junger Apotheker mit vielen neuen Ideen, um ihre Hand anhält. Und schon kurz nach der Verlobung beginnt Oscar, seine Pläne umzusetzen, er kauft das Labor von Paul Carl Beiersdorf in Altona, beginnt mit der Entwicklung neuer Produkte und verbessert nach und nach die Arbeitsbedingungen seiner Angestellten. Schon nach kurzer Zeit kann er Erfolge verzeichnen, doch in der Gesellschaft wird er wegen seinen Ansichten und seiner jüdischen Religion schief angeschaut.
Auch Gerda bemerkt, dass die Hanseaten sehr zurückhaltend sind und beschließt, auch ihren Anteil dazu beizutragen, dass das Ansehen der Familie Troplowitz steigt. In der gemeinsamen Villa führt Gerda Salonabende ein und lädt dazu allerhand einflussreiche und kunstinteressierte Gäste ein. Ob dies ausreichend ist, um sich gegen die Widersacher zu behaupten?

Meinung
Als ich das Cover das erste Mal gesehen habe, ist mir direkt aufgefallen, wie hell und freundlich es wirkt. Fast durchweg wurden sommerliche Farben genutzt, die den Betrachter nur dazu einladen, das Buch in die Hand zu nehmen und es nicht nur genauer zu betrachten, sondern auch den Klappentext durchzulesen.
Es wurden vor allem frühlingshafte und zarte Farben genutzt, die zusammen ein stimmiges und ansprechendes Bild ergeben. Als Blickfang der Szene dient für mich die Dame, welche man von hinten sieht und die auf ein Gewässer, sowie einige Gebäude schaut. Anhand des Handlungsortes Hamburg verorte ich diese Szene auch in diese Stadt. Die Person ist ausgewählt und schick gekleidet, wobei sich die Mode direkt der Handlungszeit, den 1880er und 1890er Jahren zuordnen lässt. Am oberen Bildrand wurden noch einige Blattranken eingefügt, die das gesamte Bild abrunden und die noch einen Hauch Natur reinbringen. Insgesamt mag ich das Cover wirklich sehr gern, es ist stimmig, wunderschön und ausgewählt gestaltet und es sticht aus der Masse heraus!

Von Lena Johannson habe ich bereits einige Bücher gelesen, wobei die Reihe rund um die Elbchaussee wahrscheinlich am bekanntesten ist. Und jedes Buch der Autorin hat mir gut oder sehr gut gefallen, weshalb ich auf ihre neuen Werke sehr gespannt war. Als ich dann diesen Start einer neuen Reihe in der Verlagsvorschau entdeckt hatte, war ich sofort angetan. Nicht nur von dem hübschen Cover, sondern auch von der Inhaltsangabe, der Handlungszeit und auch von den Personen hatte ich spontan einen positiven Eindruck. Daher wanderte der Titel direkt auf meine Wunschliste und ich habe dem Erscheinungstermin entgegengefiebert. Es war mir eine Freude, das Buch als Rezensionsexemplar zu erhalten und zu lesen, ein herzliches Dankeschön an den Aufbau Verlag!

Direkt am Anfang möchte ich nicht nur die ansprechende Gestaltung der Umschlaginnenseiten erwähnen, die passend auf die Romane der Autorin ausgerichtet sind, sondern auch das umfassende und gut erläuternde Nachwort. Dort werden einige Punkte des Buches nochmals aufgegriffen und näher beschrieben, sodass am Ende eine durch und durch stimmige und gut nachvollziehbare Geschichte vorliegt. Zudem gibt es eine kleine, aber feine Übersicht über Erfolge und Geschehnisse innerhalb von Beiersdorf, die im Buch genannt werden. So hat man das wichtigste knapp und prägnant vor Augen.
Außerdem gibt es noch ein Personenverzeichnis, welches sich ebenfalls am Ende des Buches befindet. Hier werden die Figuren nicht nur genannt, sondern es gibt zu jedem noch ein paar Worte über ihre Person. So kann man auf einen Blick erfassen, wer eine wichtige Rolle spielt und welche Protagonisten tatsächlich gelebt haben.
Darauf folgt noch ein Glossar, wo vor allem Hamburger Begriffe und Wendungen ins Hochdeutsche übersetzt werden. Einige der Worte waren mir bekannt, bei einigen konnte ich ableiten, was sie bedeuten sollen, bei dem Rest war ich froh um die Erklärungen!

Ich empfand den Start in die Geschichte sehr angenehm und flüssig. Auf den ersten paar Seiten kann man in Ruhe die Protagonisten und ihre Lebenssituation kennenlernen, danach geht es recht schnell zur Sache und Oscar kauft die Firma von Herrn Beiersdorf ab. Auf diese Weise können eingangs keine Längen entstehen und für mich hat sich die Handlung von Anfang an als interessant und gut lesbar gestaltet. Es gibt immer wieder Abwechslung, man erhält ausreichend Einblicke in verschiedene Lebensweisen und Personen, kann sich dadurch ein Bild von der Gesellschaft machen und auch das historische Hamburg gut kennenlernen.
Die Schreibweise wurde immer wieder mit ein wenig Dialekt vermischt. Dies kam vor allem durch einige Begriffe aus dem Hamburger Wortschatz, was dazu beigetragen hat, dass die Handlung und die Figuren sehr lebendig und authentisch erschienen. Ich bin flüssig und ohne Probleme mit dem Lesen vorangekommen, mir hat die beschriebene Vielfalt, als auch die zahlreichen Einblicke in die Gedanken der verschiedenen Protagonisten gefallen und das hat stark dazu beigetragen, dass ich am Ende einen sehr positiven Eindruck von dem Roman habe und mich schon sehr auf die Fortsetzungen freue!

Ursprünglich hatte ich gedacht, dass die meisten Kapitel aus der Sicht von Gerda beschrieben werden, immerhin taucht sie als Hauptperson im Klappentext auf und ist namensgebend für den Untertitel. Daher war ich positiv überrascht, dass auch zwei andere Damen zu Wort kommen und Einblicke in ihr Leben geben. Das Interessante hierbei ist, dass sie aus ungleichen gesellschaftlichen Schichten stammen, in verschiedenen Stadien ihres Lebens stehen und eigene Ziele haben, die sich stark voneinander unterscheiden. Auf diese Weise kommt immer viel Abwechslung hinein und die Handlung gestaltete sich für meinen Geschmack nie zu monoton, sondern vielfältig und oft überraschend. Am Ende bin ich sogar froh, dass es eine Aufteilung auf drei Erzählperspektiven gibt, manche Szenen, vor allem aber die restlichen Protagonisten erlebt man deshalb aus unterschiedlichen Blickwinkeln und man kann sie dadurch noch besser einschätzen und ihre Handlungen bewerten.

Ein wenig hätte ich mir gewünscht, dass es mehr Angaben zur Handlungszeit gibt. Diese wurden spartanisch eingefügt und oft konnte ich lediglich schätzen, wie viel Zeit seit dem Beginn der Geschichte vergangen ist. Wenn es hierzu öfters mal nur die Jahreszahl gegeben hätte, wäre dies wirklich hilfreich gewesen, um die Geschichte zeitlich einzurahmen und zu schauen, was zu dieser Zeit sonst noch so politisch und weltgeschichtlich geschehen ist.

Einige wenige Kapitel am Anfang des Buches finden in Posen statt und man merkt direkt, dass die Beschreibung der Stadt nicht so tiefgehend und ausführlich ist, wie es später bei Hamburg der Fall ist. Man kann sich grob ein Bild von dem Ort machen, aber für mich hat es sich bereits so angefühlt, als würde man hier nur einen kleinen Teil der Handlung verbringen. Und genauso war es auch, die Geschichte wechselt schnell nach Hamburg, wobei man dort verschiedene Bezirke und Gegenden kennenlernt und insgesamt einen soliden Überblick über die Stadt bekommt. Zahlreiche Gebäude, allen voran die Wohnungen von Oscar und Gerda, aber auch die Beiersdorf-Fabrik haben gute und detaillierte Beschreibungen erhalten, sodass man sich die wichtigsten Gebäude leicht vorstellen kann und einen soliden Eindruck von ihnen erhält.

Nicht nur anhand der Firma Beiersdorf, ihren Entdeckungen und neuen Produkten gibt es immer wieder Informationen über die geschichtlichen Entwicklungen, sondern auch so werden oft einige Themen nebenbei eingeflochten. Diese passen stets perfekt zur jeweiligen Szene, sind nie zu viel und geben genau das richtige Maß an Wissen an den Leser weiter. Man erhält zu vielen Punkten kurze und prägnante Auskünfte und teils regen diese dazu an, sich auch außerhalb des Lesens mit einigen Themen zu befassen und weitere Informationen zu sammeln.

Eindeutig im Mittelpunkt stehen Gerda und Oscar Troplowitz, dazu kommen noch Irma und Toni. Sie sind ganz klar der Fokus und an ihnen orientiert sich die restliche Handlung. Daher haben sie auch äußerst lebendige und realistische Charaktere erhalten, die sie nicht nur sympathisch, sondern auch einzigartig machen. Ich fand es sehr interessant, wie ausführlich und in die Tiefe gehend die vier Personen beschrieben wurden, eine jede hat auch mit Zweifeln zu kämpfen und hat viel komplexere Wesenszüge erhalten, als ich anfangs angenommen hatte. So erfährt man einige Sorgen und Nöte der Personen und kann teils mit ihnen mitfühlen, sie auf jeden Fall aber besser in ihren Handlungen und Aktionen verstehen.
Auch die restlichen Figuren haben interessante Merkmale erhalten, wobei diese meist nicht ganz so stark ausgeprägt sind. Trotzdem kann man ihre Ambitionen gut verstehen, sie als sympathisch oder unangenehm einschätzen und sie ganz gut analysieren.

Fazit
Aufgrund dessen, dass ich schon einige Bücher der Autorin gelesen habe, die mich immer überzeugt haben, bin ich mit einigen Erwartungen in die Geschichte gestartet. Ich habe sehr auf einen spannenden und informativen ersten Band der Jungfernstieg-Saga gehofft und bin frohen Mutes in die Handlung gestartet. Und nachdem ich das Buch nun beendet habe, kann ich glücklicherweise sagen, dass meine Erwartungen auf jeden Fall erfüllt wurden und mit diesem Auftaktband ein interessanter und stimmiger Roman vorliegt, der nicht nur gut über die Firma Beiersdorf und ihre Firmengeschichte informiert, sondern auch allerhand historische Einblicke in die Lebensweisen und Ereignisse der Handlungszeit gibt. Dies, vereint mit der sehr angenehmen und gut lesbaren Sprache, den Personen und dem traumhaften Setting ergibt eine ansprechende und überzeugende Mischung, die überzeugend ist und sich sehr positiv auf meinen Lesefluss ausgewirkt hat. Mein Interesse auf die beiden folgenden Bände wurde definitiv geweckt und ich freue mich, Gerda und ihrem Mann, aber auch Toni und Irma darin wiederzusehen und sie auf ihren weiteren Erlebnissen zu begleiten!

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Veröffentlicht am 26.01.2021

Die Zarin

Die Zarin
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Handlung
Katharina I., die zweite Ehefrau von Peter I. wird als Martha geboren, sie ist die Tochter von baltischen Leibeigenen. Sie wird von ihren Eltern verkauft, lernt das Leben mit seinen verschiedenen ...

Handlung
Katharina I., die zweite Ehefrau von Peter I. wird als Martha geboren, sie ist die Tochter von baltischen Leibeigenen. Sie wird von ihren Eltern verkauft, lernt das Leben mit seinen verschiedenen Nuancen kennen, muss immer wieder Rückschläge hinnehmen und kommt schließlich in Gefangenschaft, als Marienburg durch den Zaren eingenommen wird. Doch mit ihrem frechen Mundwerk, ihrer aufgeweckten und keineswegs verlegenen Art und ihrer Schönheit schafft es Martha schließlich, dass nicht nur die russischen Generäle sich nach ihr umdrehen. Auch der Zar Peter wird auf sie aufmerksam und kann sich nicht lange gegen ihre Verlockungen wehren. Martha gelingt es, den obersten russischen Herrscher so um ihren Finger zu wickeln, dass sie nicht nur seine Mätresse wird, sondern später auch seine Ehefrau, weshalb sie sich von nun an als Katharina bezeichnet. Doch trotzdem muss sie sich immer in Acht nehmen, sowohl vor Lästereien, als auch vor dem Zorn des Zaren. Schließlich weiß sie genau, wie schnell er sich seiner ersten Ehefrau entledigt hat und mit welch kritischem Blick sie betrachtet wird... Aber so schnell gibt Katharina nicht auf. Sie hat sich ihren Weg nach oben hart erkämpft und setzt alles daran, diesen Platz auch beizubehalten!

Meinung
Ich mag das Cover ganz gerne. Es ist auf jeden Fall perfekt an die Handlung angepasst und wirkt auch farblich sehr stimmig. Den Großteil des Bildes nimmt eine Dame ein, von der man lediglich den Rumpf sieht, welcher mit einem prächtigen Mantel / Kleid geschmückt ist. Das Kleidungsstück ist sehr würdevoll, es wirkt edel und schick, gleichzeitig merkt man, dass eine gesellschaftlich höhergestellte Person dargestellt wird.
Im Hintergrund sieht man noch einen winzigen Ausschnitt eines schlossähnlichen Gebäudes, eventuell handelt es sich hierbei um Petershof? Außerdem finde ich noch den Titel erwähnenswert, der in Gold gedruckt wurde und sehr edel wirkt, das Cover eindeutig nochmals aufwertet. Insgesamt also ein schönes und stimmiges Bild, welches gut auf den Inhalt zugeschnitten wurde.

Mir ist der Roman bereits in der Verlagsvorschau aufgefallen, der Titel ist mir direkt ins Auge gefallen und daraufhin wollte ich gern mehr über den Inhalt erfahren. Auch dieser hat meinen Geschmack getroffen und klang interessant, weshalb das Buch schnurstracks auf meine Wunschliste gewandert ist. Ich finde die russische Zarenfamilie sehr spannend und habe darüber bereits einige, wenige Bücher gelesen. Und mit jedem konnte ich mein Wissen erweitern und habe allerhand neue, interessante Fakten über die Personen, aber auch die Politik und Russland erfahren. Und genau diese Hoffnung hatte ich auch mit diesem Buch, weshalb ich sehr dankbar bin, es als Rezensionsexemplar erhalten zu haben. Daher ein großes Dankeschön an das Bloggerportal für die Bereitstellung des Buches!

Die Umschlaginnenseiten wurden ansprechend mit einer Karte und einem Stammbaum versehen. Die Karte bildet St. Petersburg ab, man erhält ein Gefühl von der Stadt und ihrer Ausweitung und kann schauen, inwieweit diese sich im Vergleich zum Anfang des Romans entwickelt hat und wie sie gewachsen ist.
Außerdem gibt es noch einen kleinen Stammbaum, wo sich auf die Zaren und ihre Thronfolger konzentriert wird. Anhand dessen kann man genau schauen, wer vor Peter I. auf dem Thron war und wer ihm folgen wird. Zudem werden immer noch die Regierungsjahre genannt und man kann sich einen ersten kleinen Eindruck von der russischen Zarenfamilie machen.

Ich hätte mir ein Personenverzeichnis gewünscht, wo auch die jeweiligen Titel und die Ämter, die sie begleiten, vermerkt sind. Anhand der Seitenanzahl, aber auch der teilweise komplizierteren und ähnlichen Namen wäre es hilfreich gewesen, wenn man auf ein solches hätte zurückgreifen können. Den Großteil der Namen konnte ich mir zwar schnell merken, aber einige waren doch etwas außergewöhnlicher und ich muss leider zugeben, dass ich teils das jeweilige Amt vergessen haben, was die jeweiligen Personen begleiten. Da hätte ein Verzeichnis der handelnden Personen wirklich sehr geholfen und hätte ein wunderbar passendes Begleitmaterial dargestellt.

Obwohl die Handlung für mich direkt spannend und interessant begann, brauchte ich einige Seiten, um mich nicht nur an die Situation, sondern auch an die Protagonisten und die Sprache zu gewöhnen. Zumal die Handlung mit einem Prolog startet, der ein kommendes Ereignis darstellt und sich die Geschichte erst danach dem Leben von Katharina I., damals noch Martha, widmet.
Sobald ich mich an die Schreibweise gewöhnt hatte, empfand ich sie als sehr angenehm und gut lesbar. Es gibt nicht nur von Entwicklungen und den Personen gute Beschreibungen, sodass man sich viele Szenen fein vorstellen kann. Auch das Setting wird mit leuchtenden Farben beschrieben und lässt viele Orte bildhaft werden. Diese Punkte regen natürlich nicht nur zum Weiterlesen an, sondern helfen auch damit, dass man sich mit den Protagonisten verbundener fühlt und ihnen gerne auf ihrem Weg folgt.
Ab und an werden slawische Worte in die Geschichte eingebunden. Mit zunehmender Handlung flaut dies ab, aber stets werden die Worte so erklärt, dass man den Zusammenhang versteht. Auch hierzu hätte ich mir vielleicht am Ende noch eine Art Glossar gewünscht, indem die Begriffe gesammelt werden und man die Bedeutungen noch mal auf einen Blick erfassen kann. An sich mochte ich die Einflechtung dessen gern, es hat dem Buch noch einen besonderen Charme verfasst und lässt die Handlung einen Hauch authentischer und lebhafter wirken.
Weiterhin hätte es mir gut gefallen, wenn es mehr Erwähnungen gegeben hätte, in welchem Jahr die folgende Handlung spielt. Selten gibt es dazu ein kleines Detail, meist oft gehen die Kapitel so ineinander über, dass man nicht unterscheiden kann, wie viel Zeit vergangen ist. Das hat mir etwas gefehlt, gerade anhand der unglaublichen Anzahl von ungefähr 730 Textseiten, hatte ich schnell das Zeitgefühl vergessen und war in dieser Hinsicht oft etwas planlos.
Stimmungstechnisch konnte der Roman vor allem mit negativen Gefühlen punkten. Nur sehr selten habe ich in dieser Hinsicht etwas gespürt, wenn freudige Ereignisse gefeiert werden. Stattdessen habe ich besonders in den Momenten, in denen Katharina Abscheu, Ekel oder Neid verspürt hat, auch etwas davon gespürt.

Es gibt selten einen Blick in die Zukunft, meist wird die Geschichte sehr geradlinig erzählt. Man lernt Katharina als junges Mädchen kennen und erfährt allerhand über ihren Lebenslauf, über Entwicklungen und Schicksale. In all dieser Zeit durchläuft sie viele Etappen und auch gesellschaftliche Schichten und man erlebt hautnah ihren Aufstieg mit. In den meisten Fällen empfinde ich die Kapitel immer ausreichend und gut beschrieben, man kann die Abfolgen gut nachvollziehen und zusammenfassend machen viele Ereignisse Sinn. Nur selten hatte ich das Gefühl, dass es mal eine Länge gibt und Kürzungen ganz sinnvoll gewesen wären.

Ich empfand es mal wieder als besonders, ein Buch mit einem Ich-Erzähler zu lesen. Das habe ich lange Zeit nicht gehabt und es war eine willkommene Abwechslung. So konnte man Katharina nicht nur gut kennenlernen und sich von ihr ein solides und weitreichendes Bild machen, sondern auch von ihren Gefühlen und Gedanken, Ängsten und Sorgen erfahren. Das hat mir häufig dabei geholfen, dass ich sie besser verstehen kann und auch menschlicher finde. Zudem erlaubt dies einen ungeschönten und offenen Blick auf die Politik und auf andere Personen, man versteht besser, was Katharina an einigen Menschen mag und was sie an anderen abstoßend und unsympathisch empfindet.

Vor allem anhand von politischen Ereignissen, aber auch durch die Lebensweise gibt es zahlreiche Einblicke in das historische Russland und man erhält dadurch viele Aussagen über die Vergangenheit. Anhand all dieser Szenen lässt sich ansatzweise nachvollziehen, wie stark sich die Autorin in die behandelten Themen eingearbeitet hat und das am Ende jeder Satz Hand und Fuß hat. Und durch die Fakten bekommt man auch einen kleinen Einblick in das Lebensgefühl und die Wünsche und Sorgen der Bevölkerung, kann nachvollziehen, was Peter I. alles für Pläne hatte und was er sich für sein Reich vorgestellt hat.
Ganz besonders eindrucksvoll dargestellt und ausführlich behandelt wird der Bau von St. Petersburg und die Meinungen der Menschen. Vom ersten Spatenstich bis zur in Blüte kommenden Stadt erlebt man den Bau und die Entwicklung mit und es war sehr spannend, dies zu beobachten und zu verfolgen.

Bei den Handlungsorten gibt es ebenfalls interessante Entwicklungen. Anfangs sind die Orte sehr einfach und ärmlich, je mehr Katharina jedoch aufsteigt und die Achtung von dem Zaren erhält, desto würdevoller und edler wird das Setting und die Personen, mit denen sich die künftige Zarin abgibt. Daher erlebt man als Leser sowohl bescheidene Katen mit dem Nötigsten und dem Leben auf engsten Raum, als auch riesige Paläste mit allerhand Dienstboten mit. Man kann sich von verschiedenen Lebensweisen ein Bild machen und verfolgen, wie groß die Unterschiede zwischen den gesellschaftlichen Schichten sind.

Für mich hat sich die Geschichte durchweg als spannend gestaltet. Ich muss zugeben, dass ich über Peter I., seine Frau oder die russische Politik nur wenig weiß. Grob kenne ich mich mit den Reformen des Zaren aus, ein-zwei Fakten kann ich auch zu der Entstehung von St. Petersburg nennen, das war es auch schon. Daher wusste ich nicht, wie der Roman enden wird, welche Probleme für Katharina während ihres gesellschaftlichen Aufstiegs entstanden sind und was als nächstes geschehen könnte. Vieles war für mich Neuland und ich hatte davor noch nie von manchen Dingen und Ereignissen gehört. Auf jeden Fall wurde mein Interesse angeregt, mich auch nach dem Beenden des Buches noch ein wenig mit manchen Fakten, aber auch Personen zu befassen und noch mehr über ihr Leben zu erfahren.

Ein großer Teil der Figuren ist historisch verbürgt und hat tatsächlich mal gelebt. Nur wenige scheinen erfunden zu sein, zumindest habe ich zu ihnen nichts im Internet gefunden.
Es gibt gute Entwicklungen, gerade bei Katharina ist dies sehr interessant zu betrachten, da man ihrem Charakter am Ende am vertrautesten gegenübersteht. Doch auch die anderen Protagonisten werden nicht nur älter, sondern auch reifer und zeigen sich reflektierter.
Solche Personen, die häufiger auftreten haben ausgefeiltere und unvergleichliche Wesen erhalten, es wurde eindeutig, dass sich mit ihrer Zeichnung viel Zeit gelassen wurde, um sie so besonders und tiefgehend zu gestalten. Das ist bei den meisten auch gelungen, sie haben starke Charaktere bekommen und eigene Attribute, die sie einzigartig und damit herausstechend machen.
Man merkt wirklich, dass nur bei solchen Personen, die eine eher unwichtigere Rolle einnehmen und die nur selten oder für eine kurze Zeit auftreten, eine oberflächlichere und lockerere Darstellung genutzt wurde. Sie wurden mit deutlich einfacheren Merkmalen ausgestattet und teils kann man anhand ihres Auftretens schon vorher erkennen, ob sie nur einen kurzen Auftritt haben oder noch mehrmals auftauchen werden.

Fazit
Ich hatte ja eingangs bereits gesagt, mit welcher Erwartungshaltung ich an das Buch ran gegangen bin. Ich wollte ganz viel über die tatsächliche Geschichte von Katharina I. wissen, über ihr Leben und ihre Ehe mit dem Zaren, sowie über dessen Politik und die Gesellschaft. Genau diese Punkte wurden auch sehr ausführlich angesprochen und geben spannende und tiefe Einblicke in die Handlungszeit. Es war ein unglaubliches Erlebnis, so tief in die Gesellschaft einzutauchen und sie ein Stück weit hautnah mitzuerleben!
Ein paar kleine Kritikpunkte habe ich bereits angemerkt, die meinen Lesefluss jedoch nicht sonderlich gestört haben. Trotzdem bin ich ohne große Probleme durch die Handlung gekommen und habe jetzt sehr große Lust, wieder mehr über die russische Zarenfamilie zu lesen und zu erfahren. Ein tolles und sehr gut recherchiertes Werk, das informative und anregende Lesestunden bietet!

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