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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.04.2020

Poetisch

Ein Lied für die Vermissten
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In diesem Buch wird die Geschichte von Amin erzählt, der aus Deutschland in den Libanon zurückkehrt und sich dabei (mehr oder weniger auch unterbewusst) mit dem Begriff "Heimat" auseinanderzusetzen beginnt. ...

In diesem Buch wird die Geschichte von Amin erzählt, der aus Deutschland in den Libanon zurückkehrt und sich dabei (mehr oder weniger auch unterbewusst) mit dem Begriff "Heimat" auseinanderzusetzen beginnt. Generell umfasst das Buch viele Themen, wobei für mich vor allem das Thema "Heimat" sehr hervorstechend war. Die Kontraste Deutschland - Libanon und Amins Kontakte mit seinen Freunden konnten nicht deutlicher zeigen, dass es sich bei "Heimat" um keine einheitliche Konstante handelt, sondern um einen wandelbaren Begriff, den jeder für sich selbst entwerfen muss.

Das Lesen war für mich eine kleine Herausforderung. Der Schreibstil ist poetisch, klingend und sehr schön zu lesen - allerdings braucht es auch höchste Konzentration, um der Geschichte gut folgen zu können. Dazu kamen noch die verwirrenden Zeitsprünge, die es mir oftmals schwer machten, rasch Ereignisse der jeweilig richtigen Zeitspanne zuzuordnen, wodurch mein Lesefluss unterbrochen wurde. Ich brauchte deshalb viel länger als gewöhnlich beim Lesen. Es entstand dadurch ein etwas anderes Leseerlebnis, wie man es von vielen Romanen gewohnt ist. Für viele Leser mag das sehr positiv sein, für mich war es leider eher anstrengend.

Abgesehen davon war ich vom Roman sehr begeistert. Die Geschichte ist sehr gut ausgearbeitet, insbesondere was das Beziehungsgefüge von Amin und seinen Freunden und auch seiner Großmutter betrifft. Teilweise sind es auch nur Momentausschnitte, aber diese sind vom Autor so geschickt gewählt, sodass sich ein sehr lebendiges Bild ergibt und man versteht, welche Wichtigkeit sich hinter kleinen Augenblicken verbirgt. Gerade diese Zusammenstückelung dieser vielen kleinen besonderen Momente macht diese Geschichte zu etwas Besonderem, einer emotionalen Hoch und Tieffahrt, die berührt, schockiert und erstaunt.

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Veröffentlicht am 23.03.2020

Highlight

Miracle Creek
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Es ereignet sich ein schrecklicher Unfall - ein Brand, bei dem eine junge Frau und ein kleiner Junge ums Leben kommen und es mehrere Verletzte gibt. Wie die Polizei herausstellt, handelte es sich um Brandstiftung ...

Es ereignet sich ein schrecklicher Unfall - ein Brand, bei dem eine junge Frau und ein kleiner Junge ums Leben kommen und es mehrere Verletzte gibt. Wie die Polizei herausstellt, handelte es sich um Brandstiftung und vielleicht sogar um versuchten Mord. Die Gerichtsverhandlung beginnt und im Kreuzfeuer sitzt eine Mutter, die angeklagt wird, ihren eigenen Sohn getötet zu haben. Doch ist es wirklich Elisabeth, die das Feuer gelegt hat?

Ich bin wirklich begeistert von diesem Roman! Thematisch verfolgt er zum einen die Frage, wer hinter dem Brand steckt, aber gleichzeitig beleuchtet er auch das Leben der einzelnen Charaktere und wendet sich dabei dem Thema "authistische Kinder" zu. Das kam für mich sehr überraschend, aber die Art, wie in diesem Buch mit diesem Thema umgegangen wird, finde ich überzeugend und sehr bewegend. Man fühlt sich den Charakteren wirklich nahe, beginnt sie und ihre Handlungen zu verstehen und nachzuvollziehen. Dabei rätselt man immer mit, wer nun der Täter sein könnte und da die Autorin gekonnt mit Plottwists und Enthüllungsschnipseln arbeitet, bleibt es wirklich bis zum Schluss spannend. Während dem Lesen habe ich so gut wie fast jeden verdächtigt, den Verdacht wieder fallen gelesen, wieder aufgenommen und schließlich wurde ich doch noch überrascht. Das nenne ich einen gelungen Kriminalroman! Wobei das Buch abgesehen von der Spannung absolut nichts von einem Kriminalroman an sich hat, da die Themen sehr breit gefächert sind und die Charakterportraits fantastisch sind. Ich bin wirklich beeindruckt.

FAZIT:
Für mich zählt das Buch ohne Frage zu meinen Jahreshighlights! Der Schreibstil, die Charaktere, die Thematik und die Spannung - alles konnte mich überzeugen. Die Plottwists sind gezielt eingesetzt und selten habe ich so viel mitgerätselt bei einem Roman wie bei diesem und trotzdem wurde ich am Ende überrascht. Ich kann dieses Buch wirklich nur jedem empfehlen! Eine sehr bewegende Geschichte, die mich schwer beeindruckt hat!

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Veröffentlicht am 18.03.2020

Wundervolle Biographie

Rosie
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Bei diesem Buch handelt es sich um die autobiographische Erzählung der Autorin Rose Tremain. Sie berichtet darin von persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen und verfolgt dabei vielleicht auch ein wenig ...

Bei diesem Buch handelt es sich um die autobiographische Erzählung der Autorin Rose Tremain. Sie berichtet darin von persönlichen Erfahrungen und Erlebnissen und verfolgt dabei vielleicht auch ein wenig das Ziel, herauszufinden, welchen Einfluss der Lebensstil ihrer Mutter auf ihre eigene Entwicklung hatte und wie sie das Leben geprägt hat.

Ich lese sehr gerne Biographien, sowohl von Persönlichkeiten, die mir bekannt sind, wie auch von mir zuvor unbekannten Personen. Bei Rose Tremain handelt es sich um eine mir zuvor unbekannte Person. Ich habe weder einen ihrer Romane gelesen, noch etwas von ihr gehört. Man kann das Buch jedoch auch wunderbar ohne Vorkenntnisse über die Autorin lesen und in ihre Erzählung eintauchen. Sie berichtet von ihrer Kindheit, ihrem Leben, ihren Gedanken und Erfahrungen und den Beziehungen, die sie geprägt haben. Dabei wird stets ein sehr authentischer Charakter aufrechterhalten, da sie einzelne Szenen ihres Lebens herausgreift und diese dann genauer beschreibt.

Besonders gefallen hat mir an der Biographie der Stil der Autorin. Er wirkt sehr lebhaft und statt nur nüchtern die Erlebnisse niederzuschreiben, hatte ich gerade bei den Kindheitserinnerungen oft das Gefühl, ich würde die Szene aus den Augen der "jungen Rosie" verfolgen. Dadurch fühlte es sich manchmal für mich mehr wie ein Roman an als eine Biographie. Das führte für mich zu einem sehr schönen Leseerlebnis.

Im Großen und Ganzen konnte mich das Buch demnach sehr überzeugen, wobei es für mich auch einen Kritikpunkt gibt: Ich hätte mir ein längeres Nachwort gewünscht. Es wäre schön gewesen, wenn sich die Autorin in ihrem Werk mehr Platz für Selbstreflexion eingeräumt hätte. Ich hätte es interessant gefunden, wenn sie ausführlicher berichtet hätte, was sie von ihrem Leben denkt, wenn sie auf die Erinnerungen und Erfahrungen zurückblickt.

FAZIT: Eine Biographie, die sich wundervoll lesen lässt und mir gut gefallen hat. Selbst wenn man die Autorin nicht kennt, lohnt es sich, dieses Buch in die Hand zu nehmen und in die Erzählung einzutauchen.

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Veröffentlicht am 16.03.2020

Interessant

Ich erwarte die Ankunft des Teufels
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Bei diesem Buch handelt es sich um das Tagebuch von Mary MacLane, das bereits vor über 100 Jahren geschrieben wurde. Damals war sie ein 19 Jahre altes Mädchen und hält in ihrem Tagebuch ihre Gedanken und ...

Bei diesem Buch handelt es sich um das Tagebuch von Mary MacLane, das bereits vor über 100 Jahren geschrieben wurde. Damals war sie ein 19 Jahre altes Mädchen und hält in ihrem Tagebuch ihre Gedanken und Eindrücke fest.

Der Einstieg in die Geschichte fiel mir ein wenig schwer, da mir der Stil ein klein wenig zu poetisch war. Auf der einen Seite, findet man dadurch viele schöne Sätze. Sätze, die man sich herausschreibt und voller Begeisterung wiederholt, aber auf der anderen Seite, fiel es mir auch schwer, in einen richtigen Lesefluss zu kommen. Die Handlung ist zwar durchaus interessant, aber alles in allem wiederholt sich die Aussage des Buches doch immer wieder: Alles im Leben bleibt gleich. Nichts ändert sich. MacLane präsentiert diese Aussage sehr trübselig und düster. Dadurch hatte das Buch dann für mich einige Längen, was das Lesen dann etwas herausgezögert hat. Jedoch könnte ich mir vorstellen, dass sie mit ihren Gedanken gerade jüngere Leser gut ansprechen könnte.


Abgesehen davon, finde ich es beeindruckend wie sie einen Einblick in ihre Gedanken- und Gefühlswelt gibt und die Welt betrachtet. Insbesondere wenn man ihr Alter in Betracht zieht! Von diesem Gesichtspunkt aus, eine wirklich beeindruckende Persönlichkeit!

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Veröffentlicht am 23.02.2020

Interessantes Aufeinandertreffen

Picknick im Dunkeln
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Was passiert wenn zwei Menschen aus zwei komplett unterschiedlichen Epochen, die vom Charakter grundauf verschieden sind, sich plötzlich in einem dunklen Tunnel wiederfinden, ohne zu wissen, wie sie hierher ...

Was passiert wenn zwei Menschen aus zwei komplett unterschiedlichen Epochen, die vom Charakter grundauf verschieden sind, sich plötzlich in einem dunklen Tunnel wiederfinden, ohne zu wissen, wie sie hierher gekommen sind und auch keine Ahnung haben, wohin ihr Weg sie führen wird? Tja, dann entwickelt sich ein philosphischer Austausch, der zum Nachdenken und Mitgrübeln anregt.

In dem Buch treffen sich Stan Laurel, der berühmte Komiker und der heilige Thomas von Aquin und führen in dieser ungewöhnlichen Situation Gespräche. Sie kommen einander näher, erzählen sich gegenseitig von ihrem Leben und tauschen Ansichten aus. Dabei ist nicht nur der Epochenunterschied, der zwischen den beiden liegt, interessant, sondern vor allem das Aufeinandertreffen von zwei so unterschiedlichen Charakteren. Stan, der für sein Leben gerne lacht und zum Lachen bringt, und der heilige Thomas, der in Lachen nur einen Kontrollverlust sieht.

Das Buch ist sehr philosophisch, regt den Leser zum Nachdenken an und liefert gleichzeitig biographische Einblicke in das Leben der beiden Protagonisten. Alle Aspekte waren interessant zu verfolgen, wobei mir jedoch ein wenig der Höhepunkt fehlte. Die Geschichte gleitet angenehm dahin und das Lesen ist spannend, aber im Rückblick hätte ich mir doch gewünscht, dass es ein Highlight gibt, einen besonderen Moment, an dem sich die Geschichte verblüffend dreht. Davon abgesehen, hat mir das Lesen aber Spaß gemacht, einige spannende Ideen und Ansätze auf den Weg mitgegeben und mich gut unterhalten. Ich empfehle das Buch also Lesern, die sich gerne mit Philosophie und den Fragen des Lebens auseinandersetzen, sowie Personen, die an Stan Laurel oder Thomas von Aquin interessiert sind, da man auch viel über die beiden Protagonisten erfährt und sie gut kennenlernt.

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