Eine wundervolle Geschichte
Stell dir vor, dass ich dich liebeWenn Jack einen Raum betritt ist er ständig von Fremden umgeben, selbst wenn es sich bei diesen um seine Freunde und Schulkollegen handelt. Denn Jack leidet unter Prosopagnosie, auch Gesichtsblindheit ...
Wenn Jack einen Raum betritt ist er ständig von Fremden umgeben, selbst wenn es sich bei diesen um seine Freunde und Schulkollegen handelt. Denn Jack leidet unter Prosopagnosie, auch Gesichtsblindheit bezeichnet. Das bedeutet er kann keine Gesicht erkennen und diese somit auch keinen Namen zuordnen. Das macht die Highschool für ihn zu einem gefährlichen Ort. Genauso wie für Libby, die ihre dunkle Vergangenheit am liebsten vergessen würde und in der Schule wegen ihrem Gewicht gemobbt wird.
Nachdem Jennifer Nivens Debüt "All die verdammt perfekten Tage" mich zutiefst bewegt hat und auch zu meinen Jahreshiglight im Jahr 2015 gezählt hat, konnte ich es kaum erwarten "Stell dir vor, dass ich dich liebe" zu lesen. Ich war auch gespannt darauf mehr über Prosopagnosie zu erfahren, da ich noch nie ein Buch gelesen habe, dass diese Krankheit thematisiert hat. Ich finde in dieser Hinsicht hat die Autorin einen sehr guten Einblick gegeben, wie es sich für Jack anfühlt mit seiner Krankheit zu leben und das ganz alltägliche Situationen zur Herausforderung werden können. In der Danksagung habe ich gelesen, dass sie selbst mit Betroffenen und Experten gesprochen hat um mehr über die Krankheit herauszufinden und sie im Buch authentisch darzulegen. Das finde ich klasse!
Jennifer Niven zeigt aber nicht nur die Probleme von Jacks Krankheit auf, sondern gibt auch einen tiefen Einblick in das Gefühlsleben von Libby und Jack, die beide mit ihrem Alltag zu kämpfen haben. Gerade Libby fand ich sehr bewunderswert, da sie trotz allem über sich hinausgewachsen ist und sich von niemanden hat einreden lassen, dass sie "unerwünscht ist", wie jemand ihr anonym geschrieben hat. Ich fand ihre Stärke wirklich beeindruckend und so habe ich sie schnell ins Herz geschlossen. Während ich bei Libby die Verwandlung sehr nachvollziehbar fand, kam sie mir bei Jack zu abrupt. Libby hat mit sich selbst gekämpft und gehadert, bevor sie es geschafft hat endlich der Mensch zu werden der sie sein wollte, doch bei Jack hatte man eher das Gefühl er würde einfach eine andere Jacke anziehen, da er so leicht und geschmeidig passierte. Das fühlte sich leider nicht sehr authentisch für mich an.
Sehr begeistert hat mich der Schreibstil, da Jennifer Niven immer die richtigen Worte zu finden scheint um eine bedrückende, glückliche oder romantische Situation passend zu beschreiben. Manchmal reichten ein paar Worte um so viel mehr auszudrücken. Das fand ich sehr schön! Toll fand ich auch, dass sie den Charakteren so viele interessante Eigenschaften zugeordnet hat. Wie etwa, dass Libby Zitate auf ihre Schuhe schreibt. Man merkt einfach, dass sie viel Herzblut in diese Geschichte gesteckt hat und dem Leser eine wichtige Botschaft auf den Weg geben möchte: Egal wer du bist. Du bist erwünscht!
FAZIT:
Eine wundervolle Geschichte, die sich besonders durch zwei besondere, außergewöhnliche Charaktere und den tollen Schreibstil von Jennifer Niven auszeichnet und eine wichtige Botschaft enthält. Ein wirklich schönes Buch!