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Veröffentlicht am 22.01.2024

Christina Henrys düstere Reihe, diesmal ohne Märchenhintergrund

Der Geisterbaum
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Seit den Alice Romanen, also von Beginn an, bin ich ein Fan der Reihe düsterer Neuinterpretationen von Märchen oder Legenden von Christina Henry. Bisher fand ich die Peter Pan und die Meerjungfrauen Version ...

Seit den Alice Romanen, also von Beginn an, bin ich ein Fan der Reihe düsterer Neuinterpretationen von Märchen oder Legenden von Christina Henry. Bisher fand ich die Peter Pan und die Meerjungfrauen Version am besten.

Dem Geisterbaum liegt keine Legende oder Märchen zugrunde, auch, wenn ich anfänglich erst dachte, es knüpfe eventuell an den Vorgänger Sleepy Hollow an, da die Geschichte in einem Ort namens Smiths Hollow spielt. Ich habe es direkt geprüft, nein, Sleepy Hollows Schauplatz heißt auch Sleepy Hollow.

Der Roman spielt Mitte der 80er Jahres des vorigen Jahrhunderts, ein immer wieder beliebter Zeitraum für gruselige Geschichten seit Stephen Kings Romanen. Auch die Netflix Serie Stranger Things spielt zu dieser Zeit. Beim Lesen hat man auch durch die Verfilmungen der Stephen King Geschichten und Netflix´ Stranger Things also direkt ein bestimmtes Setting vor dem inneren Auge.

Die Geschichte dreht sich um ein verfluchtes Dorf, eine Art bösen Geist, der in dem Geisterbaum "lebt" und der Jahr für Jahr immer ein Mädchen "holen durfte", dessen Name der Bürgermeister vorher ausgelost hat. Als Auswirkung eines Fluchs steht das ganze Dorf in einer Art Bann und niemand erinnert sich an die vielen toten Mädchen. Die Geschichte spielt im Sommer, nachdem im vorigen November von dem üblichen "Opfer" abgewichen wurde und statt eines Mädchens ihr Vater gestorben ist (die Opfer werden immer im Wald aufgefunden und sind komplett zerrissen).
Wie sich die Geschichte weiter entwickelt und wie aus verschiedenen Blickwinkeln nach und nach erzählt wird, was in dem Dorf tatsächlich geschieht, wird eindrucksvoll und spannend geschrieben.

Die Unterschiede zwischen Lauren, der "fast 15jährigen" Protagonistin, Tochter des Mannes, der im Vorjahr ermordet wurde und ihrer besten Freundin Miranda, die sich in eine ganz andere Richtung zu entwickeln beginnt als die noch sehr kindliche Lauren, der "ausländische" neue Polizist Alejandro, der nicht versteht, warum alle im Dorf so unbeteiligt reagieren auf die schrecklichen Morde (es sterben direkt zu Beginn 2 junge Ausreißerinnen, die nicht aus dem Dorf stammen und ihre grausam zugerichteten Leichen werden im Garten einer Dorfbewohnerin gefunden), ein neugieriger Journalist aus dem nahe gelegenen Chicago, der über die Morde berichten möchte, der Bürgermeister, der viel mehr weiß als alle anderen, Laurens Großmutter, eine indirekte Nachfahrin der Hexen, die das Dorf verflucht haben und Laurens Bruder, der eine Art Seher zu sein scheint, das alles verwebt Christina Henry zu einer wirklich spannenden Geschichte, die mich sehr gefesselt hat.

Ich habe noch ein Buch von Christina Henry auf dem SUB, den Knochenwald, und ich bin mir nicht sicher, glaube aber, auch dieses kommt ohne Vorlage aus. Das finde ich etwas schade, weil ich gerade die Idee, Legenden oder Märchen neu zu interpretieren und andere Schwerpunkte zu setzen, so an der Reihe mochte und auch, dass die handelnden Personen bereits als bekannt vorausgesetzt werden können, aber sich entweder total anders verhalten als in dem bekannten Stoff oder neue Personen erscheinen, die sich die Autorin ausdenkt und deren Vorhandensein das Handeln der bekannten Personen in ein anderes Licht setzen oder verändern.

Aber nichtsdestotrotz - spannende und düstere Romane schreiben, das beherrscht die Autorin und wie immer sieht das Buch mit dem Farbschnitt auch wirklich toll im Regal aus.

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Veröffentlicht am 22.01.2024

Miss Marples erster Fall

Mord im Pfarrhaus
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Agatha Christie war eine meiner Lieblingsautorinnen vor vielen Jahren. Nachdem ich mit meiner Tochter den gesamten Sherlock Holmes gelesen habe, war es logisch, mit Agatha Christie anzuknüpfen und da ich ...

Agatha Christie war eine meiner Lieblingsautorinnen vor vielen Jahren. Nachdem ich mit meiner Tochter den gesamten Sherlock Holmes gelesen habe, war es logisch, mit Agatha Christie anzuknüpfen und da ich mich erinnert habe, dass ich die Miss Marple Fälle mehr mochte als die mit Hercule Poirot (obwohl die auch sehr, sehr gut sind!), haben wir zusammen mit Miss Marples erstem Fall angefangen.

Aus Sicht des Pfarrers des kleinen Dorfes St. Mary Mead geschrieben wird ein Mordfall (im Pfarrhaus!) geschildert. Das Opfer ist im ganzen Dorf unbeliebt und Miss Marple spricht von "mindestens 7 Verdächtigen", die sie sich vorstellen kann.
Der Leser wird nun natürlich auch auf falsche Fährten geführt, da sich mehrere Dorfbewohner seltsam und verdächtig verhalten, manch einer ist nicht der, für den er oder sie sich ausgibt, Lügen werden aufgedeckt und Alibis fallen in sich zusammen.

Die Sprache ist tatsächlich gut lesbar und verständlich. Immer wieder blitzt der englische Humor durch und macht das Lesen noch unterhaltsamer. Es macht echt Spaß, mitzuraten, wer ein Motiv hat und den Mord begangen haben könnte.

Besonders gut gefällt mir noch immer, dass am Ende auch wirklich alles er- und aufgeklärt wird und natürlich der/die Mörder gefasst wird und gesteht, auch wenn aus heutiger Sicht der Ruf nach dem Strang dann sehr brutal erscheint.

Ein für mich zeitloser Klassiker, den man immer wieder lesen kann.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Young adult von Sarah Sprinz - Auftakt der Infinity Reihe

Infinity Falling - Mess Me Up
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Auf dringende Empfehlung meiner jüngsten Tochter habe ich mein erstes Sarah Sprinz Buch gelesen - den ersten Band der Infinity Reihe. Sie hat nicht übertrieben und ich verstehe, warum sie sie so gern liest. ...

Auf dringende Empfehlung meiner jüngsten Tochter habe ich mein erstes Sarah Sprinz Buch gelesen - den ersten Band der Infinity Reihe. Sie hat nicht übertrieben und ich verstehe, warum sie sie so gern liest.
Die Sprache ist modern und leicht lesbar, die Charaktere gut gezeichnet (wenn ich auch manchmal nicht ganz so mitgehen konnte mit den Problemen der beiden Protagonisten) und das Buch selbst wirklich wunderschön mit dem Farbschnitt und den Illustrationen zwischendrin.
Es geht um die Lovestory von Hayes Chamberlain, einem ehemaligen Boyband Sänger und Aven Amenta, einer ehemaligen Disney Schauspielerin, die eine kurze gemeinsame (vertraglich vereinbarte!) Beziehung miteinander hatten und nun 3 Jahre später wieder aufeinander treffen und gemeinsam die Hauptrollen in einem Blockbuster spielen sollen, der für beide das Sprungbrett in ihrer jeweiligen Karriere sein soll.
Aven hat Probleme mit ihren über-ehrgeizigen Eltern, eine leichte Angststörung, die durch ein Stalking-Erlebnis hervorgerufen wurde und allgemein Probleme mit dem Berühmtsein, zudem hat sie die Beziehung zu Hayes nicht wirklich verwunden und Gefühle für ihn.
Hayes ist überkritisch mit sich selbst und leidet an einer Essstörung, er hat den Kontakt zu seinem ehemals besten Freund und Mitglied der Boyband verloren und Angst davor, als Schauspieler zu versagen. Auch er hat noch Gefühle für Aven.
Die Geschichte, die sich dann über mehr als 500 Seiten entrollt, hat mich wirklich gefesselt und wurde nicht langweilig. Ich habe das Buch in 4 Tagen ausgelesen! Auf den 2. Band freue ich mich sehr, hier werden die Manager der beiden die Hauptrolle spielen und ich darf in einer Leserunde hierzu teilnehmen.

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Veröffentlicht am 15.01.2024

Sehr lesbare Sammlung von Justizfällen

Falsch verdächtigt
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Alexander Stevens´ Sammlung von echten Justizfällen ist sehr flüssig lesbar. Er spannt einen Bogen von einem sehr alten Justizirrtumsfall vor 50 Jahren bis zum Fall Luke Mockridge. Einiges ging mir beim ...

Alexander Stevens´ Sammlung von echten Justizfällen ist sehr flüssig lesbar. Er spannt einen Bogen von einem sehr alten Justizirrtumsfall vor 50 Jahren bis zum Fall Luke Mockridge. Einiges ging mir beim Lesen echt nahe, vor allem der Vergewaltigungsfall. Hier ist die Schilderung wirklich sehr plastisch gewesen. Die Erzählweise ist sehr abwechslungsreich - teilweise liest man Gerichtsprozess-Auszüge, die er dann kommentiert, teilweise schildert er den Fall anschaulich und kommentiert dann mit Sach-/Fachwissen.
Manchmal spoilert er bereits zu Beginn den Ausgang des Falls, was aber gut passt, weil es so erstaunlich war und man dann den Prozesshergang anders einordnen kann, wenn man das Ergebnis bereits kennt.
Ich war zum Teil schockiert davon, wie willkürlich Ermittler und auch Staatsanwälte manchmal vorzugehen scheinen.
Besonders beeindruckt hat mich das letzte Kapitel, in dem er sich dem Fall Luke Mockridge widmet. Seine sachliche, nüchterne und vor allem unparteiische Einschätzung und Bewertung des Falles, wie er im Internet hoch gekocht und in einem Spiegel Artikel verzerrt wiedergegeben wurde, war wirklich fesselnd und auch sehr empörend.
Die Auswahl der Fälle ist durchaus gut gemischt und wirklich alle haben mich interessiert.
Ich kann das Buch eindeutig weiter empfehlen!

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Veröffentlicht am 12.01.2024

Sachbuch mit aktuellem Bezug

Ein Hof und elf Geschwister
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Ich habe das Buch von meinem Schwager, einem Landwirt, zu Weihnachten geschenkt bekommen und es direkt lesen müssen trotz hohem SUB.

Aktuell demonstrieren Landwirte in ganz Deutschland und sind daher ...

Ich habe das Buch von meinem Schwager, einem Landwirt, zu Weihnachten geschenkt bekommen und es direkt lesen müssen trotz hohem SUB.

Aktuell demonstrieren Landwirte in ganz Deutschland und sind daher sehr präsent, aber ich habe durch meine Heirat in eine Bauernfamilie schon seit über 20 Jahren Bezug zu dem Beruf und dem Leben der Landwirte in Deutschland.

Vor diesem Hintergrund das sehr persönliche Sachbuch von Ewald Frie zu lesen, war spannend und unterhaltsam.

Der Autor ist als einer der jüngeren von 12 (!) Kindern eines Bauern-Ehepaares geboren und aufgewachsen und hat seine Geschwister einzeln zu ihrer Geschichte befragt. Herausgekommen ist ein gut lesbares Buch, aufgeteilt in 5 Überkapitel, die jeweils andere Schwerpunkte legen - Familie, Bauerschaft und Dorf, die Jahre des Vaters, die Jahre der Mutter, Auszug und Nachwelten.
Mir gefiel vor allem die unaufgeregte und teilweise distanzierte Herangehensweise des Autoren mit den Themen seiner eigenen Kindheit und Familie. Bei dem, was er über seine Eltern schreibt, spürt man eine tiefe Liebe, aber auch die Distanz durch den großen Altersunterschied zum Vater.
Die Familiengeschichte und damit der Wandel in der Landwirtschaft und die jeweiligen Auswirkungen auf die Kinder und Eltern der Familie wird im zeitlichen Ablauf dargestellt. Es war sehr lesenswert, zu sehen, welche Entwicklungen sich wie ausgewirkt haben und - das gefällt mir immer sehr, wenn das in Sachbüchern nicht zu kurz kommt - es wurde auch Zitaten und Gefühlen der betroffenen Geschwistern Raum gegeben.

Vieles kam mir bekannt vor, auch wenn mein Mann deutlich jünger als der Autor ist, anderes war mir neu und hat mich sehr berührt - wie das Gefühl der Scham, wenn den Bauernkindern klar wurde, dass sie durch ihre Arbeit stinken und ihre Schulkameraden sie darauf hinwiesen.
Sehr beeindruckt bin ich von der Mutter, die ihrer wirklich großen Kinderschar scheinbar sehr gut gerecht wurde und die alle unterstützt und begleitet hat.

Ich kann das Buch wirklich empfehlen, es vermittelt einen liebevollen und authentischen Blick auf eine Welt, die viele von uns nie kennengelernt haben.

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