Enola Holmes trifft auf Rudyard Kipling
Der Fall der verschworenen BruderschaftMit großer Freude habe ich gesehen, dass die Enola Holmes Reihe weiter geht und mir und meiner Tochter das Buch als download besorgt. Leider werden die tollen Scherenschnitt Cover seit Band 7 nicht weiter ...
Mit großer Freude habe ich gesehen, dass die Enola Holmes Reihe weiter geht und mir und meiner Tochter das Buch als download besorgt. Leider werden die tollen Scherenschnitt Cover seit Band 7 nicht weiter geführt, ich habe extra beim Verlag nachgefragt. Aus dem Grund lesen wir seit Band 7 Enola auf dem Reader. Dem Inhalt tut es natürlich keinen Abbruch und auch der 9. Band ist wie gewohnt absolut gut lesbar!
Enola Holmes´ Lebenssituation ist mittlerweile recht geordnet. Sie wohnt im Heim für Arbeitende Frauen und hat sich hier ein sehr großes Netzwerk aufgebaut. Ihre Brüder mischen sich nicht mehr in ihr Leben ein, sondern akzeptieren ihre selbst bestimmte Lebensweise und auch, dass sie mit einer Art Studium begonnen hat. Sherlock steht darüber hinaus in engem Kontakt zu ihr und sie arbeiten sogar hin und wieder gemeinsam oder zumindest gleichzeitig an ihren Fällen.
In Band 9 geht es um einen jungen, amerikanischen Gentleman, Wolcott Balestier, einem sehr guten Freund des berühmten Autoren Rudyard Kipling, der spurlos verschwunden ist, eine geheime Bruderschaft auf Londons nicht ganz so feinen Straßen, um Tollwut und die ganz neue Möglichkeit der Impfung.
Sehr rasant erzählt ist die Geschichte wie immer, das erwartet man mittlerweile von einer Enola Holmes Geschichte. Die Einfälle sind wie immer auch mal überraschend - Enola als Oscar Wilde! - und die Geschichte spannend und durchaus auch mal brutal.
Besonders gefällt mir an der Reihe, wie emanzipiert und modern Enola gezeichnet wird und dass die Autorin damit spielt, sie auf frauenfeindliche Personen treffen zu lassen. Im Nachwort geht sie diesmal sogar explizit darauf ein, dass es ihr richtig Spaß gemacht hat, den für seine Zeit "normal" frauenunterschätzenden und vielleicht sogar frauenfeindlichen Rudyard Kipling auf die wirklich sehr spezielle Enola Holmes treffen zu lassen.
Eine Stelle ist besonders gut gelungen, da verkleidet sich Enola als Oscar Wilde, ein wahrlich exzentrischer Dandy (und homosexuell) und trifft sich in dieser Verkleidung mit Rudyard Kipling. Obwohl er weiß, dass es Enola ist, mit der er spricht, also eine junge Frau, fällt es ihm leichter, sie ernst zu nehmen, wenn sie Männerkleidung trägt. Selbst solche, die wirklich mehr als auffällig ist, wie Oscar Wilde es liebte - denn er kann einfach Frauen nicht ernst nehmen.
So unglaublich sich das anhört, so gut ist es dennoch, wenn man es liest und so nachdenklich macht es einen auch heute noch, wenn wir uns bewusst machen, wie schwer es der Mehrheit der Frauen noch vor nicht mal 150 Jahren noch gemacht wurde und wie wenig ernst sie genommen wurden!
Dieses Spiel mit der emanzipierten jungen Enola in einer Zeit, in der es solche Frauen vermutlich kaum gab, macht die ganze Reihe besonders für mich und sehr empfehlenswert für junge, moderne Frauen mit einer Begeisterung für detektivische Geschichten und dem London der Zeit Sherlock Holmes´.
Beim Lesen erhält man außerdem beiläufig viele historische Hintergründe vermittelt und die Geschichte selbst ist wirklich gut geschrieben und echt spannend!
Klare Leseempfehlung!