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Veröffentlicht am 20.06.2024

Etwas sperrige Autobiographie

Der Stammhalter
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Dass "Der Stammhalter" eine Autobiographie ist, ist mir beim Lesen manchmal wirklich fast unglaublich erschienen, so turbulent und ungewöhnlich liest sich seine Familiengeschichte streckenweise.
Beginnend ...

Dass "Der Stammhalter" eine Autobiographie ist, ist mir beim Lesen manchmal wirklich fast unglaublich erschienen, so turbulent und ungewöhnlich liest sich seine Familiengeschichte streckenweise.
Beginnend mit den 30er Jahren des letzten Jahrhunderts beschreibt der Autor seine Familiengeschichte und legt dabei den Fokus vor allem auf seine Großeltern und seinen Vater.
Die Konflikte innerhalb der Familie, die Zerrüttungen, Ehen, die nicht halten, uneheliche Kinder und Kinder, bei denen die Vaterschaft zumindest nicht ganz sicher ist - das waren die Themen, die mir an dem Buch am meisten zugesagt haben.
Was mir die Lektüre erschwert hat, waren die teilweise doch zu vielen Personen, die nur kurz erwähnt wurden und auch die Schilderungen der Erlebnisse während des 2. Weltkriegs. Hier wurde es mir manchmal etwas unübersichtlich und einige Fäden blieben dann auch lose oder manche Personen tauchten spät auf und wurden dann viel weniger beschrieben als andere, waren aber doch wichtiger.
Auch das Ende war mir dann im Vergleich zum Anfang und Mittelteil des Romans zu schnell erzählt.
Dafür, dass teilweise echt heftige Situationen, fast schon Tragödien, geschildert wurden (und das ja auch alles wahr ist!), empfand ich die Erzählweise zu distanziert.
Vermutlich liegt das genau daran, dass es eben echte Menschen sind, die mit dem Autoren verwandtschaftlich verbunden sind und auch an der Zerrüttung der Familie, die sich seit dem Tod des Familienoberhauptes immer stärker gezeigt hat.
Wenn man die Familiensituation durch den Roman erliest, drängt sich der Gedanke auf, dass der Autor durch die sehr disfunktionale Familie und die brutale Trennung von seiner Mutter in sehr jungem Alter doch auch sehr geprägt wurde. Ich habe, obwohl vieles wirklich traurig zu lesen war, nicht so richtig mitfühlen können durch diese Distanz im Erzählstil und das hat mich dann am Ende des Buches doch eher unzufrieden damit gemacht. Gerade seine eigene Geschichte, seine Entführung, die Trennung der Eltern und die lange Trennung von seiner Mutter, ist an sich dazu geradezu prädestiniert, Mitgefühl zu entwickeln. Da er aber seine Eltern mehr als kritisch beschreibt, oft auch nicht "meine Mutter", sondern "Wera" schreibt und ähnlich bei seinem Vater und dessen späterer Frau, die immerhin die Mutterrolle für ihn lange erfüllt hat, verfährt, sind offensichtliche Zeichen, die sich auch im Text selbst widerspiegeln.

Ich hatte etwas Probleme mit dem Roman und kann ihn daher nur eingeschränkt weiter empfehlen.

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Veröffentlicht am 01.06.2024

Kinderbuch mit Dinos über viele, heftige Themen

Alle haben Stärken
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Alle haben Stärken befasst sich nicht mit den üblichen Themen in Kinderbüchern. Hier wird wirklich vieles aufgegriffen, Flucht/Krankheit/Fehlgeburt/Trennung der Eltern/Alkoholismus/Kulturelle Unterschiede ...

Alle haben Stärken befasst sich nicht mit den üblichen Themen in Kinderbüchern. Hier wird wirklich vieles aufgegriffen, Flucht/Krankheit/Fehlgeburt/Trennung der Eltern/Alkoholismus/Kulturelle Unterschiede sind nur einige der wirklich heftigen Themen, die behandelt wurden. Mir fehlten für ein Kinderbuch mehr Bilder und Triggerwarnungen zu Beginn der Kapitel. Wer sein Kind aber an heftige Themen heranführen möchte als Diskussionsgrundlage, kann hier wirklich zu fast allem etwas finden.

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Veröffentlicht am 19.05.2024

Spannender Psychothriller mit Schwächen

Verschollene Erinnerung: Erkennst du die Wahrheit?
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Alles in allem ist Der Ehemann ein nicht schlecht gemachter Psychothriller mit vielen Plot - Twists.

Besonders im ersten Teil der Buches war ich nicht besonders zufrieden damit, wie die vorkommenden Frauen ...

Alles in allem ist Der Ehemann ein nicht schlecht gemachter Psychothriller mit vielen Plot - Twists.

Besonders im ersten Teil der Buches war ich nicht besonders zufrieden damit, wie die vorkommenden Frauen geschildert werden, dies ist aber nur ein Teilaspekt.

Die Geschichte selbst spielt viel mit Verwirrungen und Unklarheiten und erst ganz am Ende des Buches wird das Meiste aufgelöst.

Leider ging es mir am Schluss etwas zu schnell, dafür waren dann in der Mitte zu viele Längen drin.

Alles in allem aber ein schnell lesbarer Thriller, der qualitativ eher mittelmäßig bleibt, aber sich beispielsweise gut als Urlaubslektüre eignen würde.

Hinweis: Ich habe die EBuch Neuauflage gelesen - Der Ehemann.

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Veröffentlicht am 09.05.2024

Süß gemacht und informativ

Bridgerton: Der inoffizielle Guide für alle Lords und Ladys
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Die nächste Bridgerton Staffel fängt ENDLICH bald wieder an und ich habe mal geschaut, was mich in Stimmung bringen kann, nachdem ich alle Bücher von Julia Quinn letztes Jahr schon gelesen habe.
Der inoffizielle ...

Die nächste Bridgerton Staffel fängt ENDLICH bald wieder an und ich habe mal geschaut, was mich in Stimmung bringen kann, nachdem ich alle Bücher von Julia Quinn letztes Jahr schon gelesen habe.
Der inoffizielle Guide für alle Lords und Ladies ist nett gemacht und schnell gelesen. Es gibt ein paar Quizzes und Bilderrätsel zur Entspannung, viele Infotmationen zur "Regency" Ära bzw ganz generell der Zeit. in der Bridgerton und alle Jane Austen Geschichten angesiedelt sind.
Schnell durchgelesen, unterhaltsam und es funktioniert - ich bin in Stimmung und freue mich so richtig auf Staffel 2!!!

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Veröffentlicht am 08.04.2024

Alles Gut?

Alles gut
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Ich bin absolut froh, diesen alles andere als einfachen Roman in einer Leserunde gelesen zu haben, denn so konnte ich auch nach Beendigung der Lektüre noch weiter darüber schreiben und ihn "verarbeiten". ...

Ich bin absolut froh, diesen alles andere als einfachen Roman in einer Leserunde gelesen zu haben, denn so konnte ich auch nach Beendigung der Lektüre noch weiter darüber schreiben und ihn "verarbeiten".

„EIN MESSERSCHARF BEOBACHTETER UND GEISTREICHER ROMAN IM GEWAND EINER BERÜHRENDEN LIEBESGESCHICHTE – ODER EBEN ANDERSHERUM“ NICK HORNBY -

dieses Zitat hat mich geteasert und nach der Leseprobe hatte ich eine klare Erwartung an die Geschichte und dachte, mir wäre klar, wie ich sie fühlen werde. Josh, weiß, privilegiert, sympathisiert mit den Republikanern, Jess, schwarz, eher aus bescheidenen Verhältnissen stammend, Demokratin - treffen aufeinander und werden sich verlieben. Eingebettet in die Zeit zwischen dem Wahlsieg Barack Obamas und Donald Trumps Vereidigung zum Präsidenten (hoffen wir alle, es bleibt seine einzige Vereidigung!) - ist eigentlich klar, wie ich hier selbst stehe.
Doch der Verlauf der Geschichte hat mich dann sehr überrascht. Jess wird mir (leider) immer unsympathischer - sie ist aggressiv, reizbar, leicht toxisch und ungerecht. Josh dagegen ist liebevoll, aufmerksam, beruhigend, wo sie aufbraust und kämpft um Jess und ihre Beziehung.
Ich bin mir auch nach der Leserunde nicht sicher, ob die Autorin das bewusst so dargestellt hat, dass Jess streckenweise so unreif und schwierig ist und auch die verschiedenen Situationen, in denen sie sehr eskaliert, bewusst gewählt hat - denn noch nie habe ich eine weibliche Protagonistin, die sogar die Hauptrolle in der Lovestory spielt, am Ende eines Buches so wenig gemocht wie Jess.
Wollte sie, dass die Lesenden überrascht sind, dass sie nicht "auf Seite" der "armen schwarzen Frau" stehen werden, trotz ihrer Schwierigkeiten? Mir ging es so und ich frage mich, ob hier ein bisschen mit den Themen Rassismus und Feminismus gespielt wird, uns also ein Spiegel vorgehalten wird. Bin ich weniger rassistisch, wenn ich Figuren ablehnen kann, OBWOHL sie eigentlich benachteiligt sind und schon aus dem Grund meine Empathie verdient haben? Das wäre eine für mich schöne Message. So oder so, ich habe viel über mich und meine Vorstellungen nachgedacht beim Lesen.

Was den Roman selbst angeht - hier fallen mir wirklich viele Unterschiede zu Nick Hornbys Romanen auf. (Ob ein Vergleich fair ist, sei dahingestellt, immerhin ist Nick Hornby wirklich ein alter Hase und seine Romane absolut wunderbar!) Auch seine Protagonisten erleben keine klassischen Hollywood Lovestories und auch hier ist selten am Ende "Alles gut", aber seine Personen bleiben vielschichtig, entwickeln sich und gehen aufeinander zu. Hier fehlt mir ein solcher versöhnender Abschluss leider.

Die wenigen Momente, in denen ich eine Verbindung zwischen den beiden "Liebenden" gespürt habe, reichten nicht aus, um wirklich an sie glauben zu können und einige Stellen in der Geschichte haben mich wirklich richtig wütend gemacht. Immerhin, das muss ich der Autorin auf jeden Fall sehr positiv anrechnen, besonders, da es ihr Debüt ist, sie hat es geschafft, dass mich das Buch und seine Protagonisten nicht kalt gelassen hat. Das wirklich nicht.

ABER - ich bin leider am Ende weiterhin ein bisschen ratlos. Alles Gut - im Deutschen ist das ein Ausspruch, der entweder ausdrückt, dass Dinge relativ egal sind, oder sogar leicht passiv-aggressiv wirken kann, je nach Betonung und Kontext.
Mir persönlich gefällt es nicht, wenn ich als Leserin so starke Aggressionen entwickle, damit geht es mir dann nach Ende der Lektüre einfach nicht gut. Jess ist für mich nicht mal passiv, sondern im Gegenteil sehr aktiv-aggressiv, was mich mehr als irritiert hat. Zudem macht sie keine richtige Entwicklung durch und - was mich als recht feministisch eingestellte Frau und Mutter von 3 Töchtern - wirklich beunruhigt - sie hat keine richtige Karrierevorstellung, sie lässt sich finanziell von ihrem Partner aushalten (im Jahr 2024 will ich solche Paarungen nicht mehr gerne lesen! Ehrlich nicht!), sie ist mehr als leichtsinnig mit ihrem eigenen Geld, eckt oft an und ist als Partnerin in meinen Augen ein Totalausfall.

Aber - für ein Debüt mit Sicherheit ein bemerkenswertes Werk, denn es hat mich wirklich nicht kalt gelassen, sondern wirkt noch nach.

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