Reden? Ja, bitte! Miteinander und das viel.
Heult leise, HabibisEin eindringlicher Aufruf miteinander zu reden, sich nicht der Idiotie und den Unlogiken von Social -Media, verkürzender Berichterstattung, Bequemlichkeit beim Denken und Argumentieren, sowie überzogenem ...
Ein eindringlicher Aufruf miteinander zu reden, sich nicht der Idiotie und den Unlogiken von Social -Media, verkürzender Berichterstattung, Bequemlichkeit beim Denken und Argumentieren, sowie überzogenem Kränkungsverhalten hinzugeben und ein Aufruf an die Mundfaulen und Dauerunterlassenden, sich nicht in einem inexistenten perpetuum mobile von Demokratie in Sicherheit zu wähnen, welches es so nicht gibt.
„…es setzt aber voraus, dass wir Menschen in großer Zahl haben, die sich nicht wegen jeder verbalen Entgleisung gekränkt und beleidigt fühlen und darauf womöglich sogar mit Gewalt reagieren, sondern die in der Lage sind, rational zu argumentieren.“
( – haben wir also aber leider nicht genug von – )
„Nur wer über die Fähigkeit zur Nüchternheit verfügt, ist in der Lage, mit einer besseren Gegenrede zu »glänzen«. Diese Fähigkeit ist aber weithin verloren gegangen und höchstens noch unter jenen vernünftigen Stillen verbreitet, die wir in der Öffentlichkeit selten bis gar nicht wahrnehmen und beinahe mit der Lupe suchen müssen.“
( – Rhetorik und Gespräch sind leider viel zu sehr unterschätzt und große gesellschaftliche Problemfelder wie Bildung und Bildungsgerechtigkeit werden nicht ausreichend behandelt, obwohl es so konterkarierende und krankmachende Auffassungen von Sendungsbewusstsein gibt und deren Ergänzung von Konsum z.B. des „Creator-Contents“ als eines von vielen Konsumprodukten inszenierter und gefakter menschlicher Persönlichkeiten und kolportierten Selbstbildern von politischen Akteuren gibt – )
Umso wichtiger und dringlicher wäre es, dass genau diese Menschen (die vernünftigen Stillen, die mit der Lupe gesucht werden müssen) endlich aus der Reserve gelockt werden.“ (Kapitel 6)
Es wäre noch schön zu wissen, wie man diese herauslockt und womit. Leider wird das Prinzip der Verantwortungsethik in seiner Wichtigkeit und Verletzlichkeit unterschätzt. Das Zusammenspiel von Psychologie, Massenverhalten, Medien, Manipulation, Missbrauch und Unbildung gepaart mit Gier und verengtem Blick, die weder Austausch noch Horizont zulassen, ist die größte Gefahr für den gesamten Planeten.
„Die ignoranten Lauten glauben allzu oft, dass in einer freiheitlichen Gesellschaft alles gesagt und getan werden kann, ohne dass es negative Auswirkungen für andere hat. Was auch immer sie sagen oder schreiben, sie glauben ernsthaft, es könne langfristig keinen „Schaden anrichten. Dabei ziehen sie andere Menschen durchaus für deren Worte und Handlungen zur Verantwortung. Selbst aber weisen sie jegliche Verantwortung von sich. Um diese Entwicklung zurückzudrängen, braucht es Beharrlichkeit und Geduld. Und beides bringt die diverse Gruppe der vernünftigen Stillen mit, dazu Impulskontrolle und Wutmanagement.“ (Kapitel 13)
Sineb El Masrar schreibt ein Buch um Diskussionen zu eröffnen. Definitiv keine leichte Aufgabe und sie ehrt der Versuch. Ihren Ton, um die schweigende Masse zu animieren ihren Mund aufzumachen und ihre Stimmen und Gewichte in die Waagschalen der Demokratie und Aufklärung zu werfen, finde ich deshalb okay, weil dies eben ein Weg sein kann, die Schweigenden herauszulocken, ihre wohlmöglich wichtigen Positionen zu stärken. Für diejenigen interessierten, demokratisch gesinnten, aufgeklärten „Lauten“, die beinahe schon verzweifelt nach Ansprechpartner*Innen und nach Austausch suchen, ist deren Beschreibung manchmal etwas edgy, weil die Adresse der Lauten ziemlich ungenau ist. Umso wichtiger, dass sie schreibt: „Die Lauten suchen in der Regel ausschließlich Anschluss und Anerkennung in Diskursräumen, in denen es eigentlich nicht um Gesehenwerden oder Bewunderung und schon gar nicht um Liebe geht, sondern um Inhalte, Problemlösungen und Fortschritt. Wenn es um Anerkennung, Gesehenwerden, gar Liebe geht, ist eine Gesprächsrunde oder Therapie in der Regel der bessere Ort.“ (Kapitel 13)
Deshalb ist die von El Masrar genannte Nüchternheit mit Blick auf den Ist-Zustand ein wichtiges Gebot, denn schließlich ist es nicht erstrebenswert jenen Ist-Zustand als solchen zu belassen, sondern zum friedlichen Gespräch und zur Tat zu schreiten. Ich appelliere daher gerne mit:
Bitte macht den Mund auf ihr Stillen, redet sowohl miteinander, als auch mit den Lauten! dann „müssen (wir) das Rad nicht neu erfinden. Wir müssen uns lediglich immer wieder daran erinnern, dass es nötig ist, unsere Welt und unsere Gesellschaft im Gleichgewicht zu halten. Und wenn sie nicht im Gleichgewicht ist, dafür zu sorgen, dass sie ins Gleichgewicht kommt.“ (Kapitel 13)