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Veröffentlicht am 03.08.2021

„Und es ward Licht“: Mittels Quantum- und Cluster-Computing zur Mordserie im abgelegenen Kloster L’Archange Michel

Die Gottesmaschine
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Der Roman „Die Gottesmaschine“ von Reinhard Kleindl ist ein typischer Vertreter des Genres Thriller und lässt sich wohl am besten als eine Mischung von Ideen aus diversen Büchern von Dan Brown mit Elementen ...

Der Roman „Die Gottesmaschine“ von Reinhard Kleindl ist ein typischer Vertreter des Genres Thriller und lässt sich wohl am besten als eine Mischung von Ideen aus diversen Büchern von Dan Brown mit Elementen aus Umberto Ecos „Der Name der Rose“ charakterisieren, ohne aber auch nur an einer einzigen Stelle als billiger Abklatsch seiner Vorlagen zu wirken.

Bereits im Prolog ist die Spannung sehr hoch und der Leser erfährt vom Tode einer bis dahin unbekannten Person im fiktiven Kloster L’Archange Michel. In der Folge schreitet die Handlung dann ein wenig gemächlicher voran, was der umfangreichen Einführung der Protagonisten geschuldet ist: Der von seiner Afrikamission zurückgekehrte Weihbischof Stefano Lombardi möchte seinem Freund Alessandro Badalamenti einen Gefallen bereiten und soll einen Blick auf dessen Zögling, den Mönch Sébastien, werfen. Etwas unbeholfen und tolpatschig irrt Lombardi auf seiner Suche nach Sébastien, der auf einem „Supercomputer“ Rechnungen im Dienste der Wissenschaft anstellt, erst einmal durch das, zugegebenermaßen sehr fortschrittliche, Kloster und erinnert dabei in seiner leicht unbeholfenen Art ein wenig an den Fernsehkommissar Columbo (Trenchcoat dabei durch typische Priesterkleidung ersetzt). Da er bei seinen Irrungen und Wirrungen nun nicht übermäßig erfolgreich scheint und ihm die Mönche ihre Unterstützung weitestgehend versagen, stellt ihm Autor Reinhard Kleindl die sympathische, wenngleich auch etwas undurchsichtige Wissenschaftlerin Samira Amirpour zur Seite, was dem weiteren Verlauf der Geschichte enorm gut tut, insbesondere dadurch, dass Amirpour dem Leser die wissenschaftlichen Zusammenhänge näher bringt. Lombardis Ausführungen hingegen vermitteln dem Leser in kirchlichen Fragen das notwendige Rüstzeug. Dank einer überaus modernen und hilfreichen Smartphone-App des Klosters lassen sich Touren durch die dunklen Labyrinth-artigen Gänge des Klosters leichter durchführen – zumindest manchmal, hin und wieder wird's auch lebensgefährlich. Vermöge dieser App erfährt Lombardi zunächst vom Tod Sébastiens, später entdeckt er zusammen mit Amirpour dann auch dessen Leiche – es wird nicht der letzte Ermordete im Kloster bleiben. Nach und nach lernen wir immer mehr die wichtigsten Charaktere des Romans kennen u. a. Abt Shanti, den kauzigen und schrullige Pater Angelus, den traditionellen Hardliner Pater Philipp, einige weitere Mönche wie beispielsweise Demetrios, Blessings oder den Novizen Weiwei, zwei Computerexperten und den mysteriösen Diener. Viele spannende Wendungen sorgen dafür, dass manch vom Leser als Hauptverdächtiger für die Morde gehaltene Charakter bereits in den Folgekapiteln nicht mehr unter den Lebenden weilt. Speziell im zweiten Teil des Buches nimmt die Handlung nochmals gehörig Fahrt auf und die Handlungssträge verteilen sich auf besagtes Kloster und den Vatikan.

Reinhard Kleindls Schreibstil ist flüssig und recht unkompliziert gehalten, wodurch es ihm, unterstützt durch kurze, mit Cliffhangern endende Kapitel gelingt, die Spannung und das Tempo jederzeit recht hoch zu halten. Trotz kleinerer Ungereimtheiten und Unstimmigkeiten weiß der Roman durchweg zu überzeugen und braucht den eingangs erwähnten Vergleich mit der wohlbekannten Literatur aus der Feder Dan Browns keineswegs zu scheuen. An Umberto Ecos „Der Name der Rose“ reicht der Plot dann sicherlich nicht ran, dazu hätte „Die Gottesmaschine“ aber auch mindestens den doppelten Umfang benötigt, um einerseits die Charaktere der Protagonisten noch besser heraus zu arbeiten und andererseits die Handlungsstränge sich ein wenig besser entfalten zu lassen und sie dann schließlich auch zu Ende zu führen. Nun gibt es aber auch nicht besonders viele Romane, die den Büchern von Umberto Eco standhalten könnten - bei solch einem Vergleich liegt die Messlatte dann natürlich auch schon gehörig hoch. Das im Prinzip sehr interessant gestaltete Cover in Kombination mit dem Titel des Buches mag leicht irreführend sein, da der Leser auf die versprochene „Gottesmaschine“ oder das, was man sich als Leser auch immer darunter vorstellen mag, vergebens wartet.

Fazit: Reinhard Kleindl hat mit seinem Thriller „Die Gottesmaschine“ einen sehr spannenden, interessanten und lehrreichen Roman geschrieben, der mich im Großen und Ganzen sehr überzeugt hat und der sich durchaus auf Augenhöhe mit jenen von Dan Brown befindet. Wissenschaftlich - die Physik wurde dabei sehr schön herausgearbeitet - bleibt das Buch stets einwandfrei, der Konflikt zwischen Kirche und Wissenschaft wird sehr realistisch, glaubwürdig und überzeugend dargestellt. Sehr gut gefällt mir darüber hinaus die versteckte Kritik an den Medien, wenn Teilaussagen aus dem Kontext heraus gepflückt und/oder lediglich auf Überschriften komprimiert werden. Sehr eindrucksvoll wird in „Die Gottesmaschine“ dargelegt, wozu eine solche Polarisierung und Stimmungsmache letzten Endes führen kann. Es bedarf dazu reichlich wenig, um die Welt ins Chaos zu stürzen: Einige falsch interpretierte Meldungen, Stimmungsmacher mit terroristischen Tendenzen und eine etwas unzufriedene und orientierungslose Menschenmasse, die sich leicht beeinflussen lässt reichen als Ingredienzien. Unterm Strich ist „Die Gottesmaschine“ ein sehr überzeugender Thriller, bei dem der Plot recht gelungen ist und dessen Spannungslevel nie nachlässt.

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Veröffentlicht am 04.07.2021

Das beste Buch zur Deutschen Geschichte dieser Epoche

Deutsche Geschichte des 19. und 20. Jahrhunderts
4

Es ist nicht nur ein gutes Buch, es ist in jeglicher Hinsicht ein einzigartiges, herausragendes und absolut mitreißendes Buch. In unvergleichbarer Weise wird hier ausführlich auf alle Kapitel dieser Epoche ...

Es ist nicht nur ein gutes Buch, es ist in jeglicher Hinsicht ein einzigartiges, herausragendes und absolut mitreißendes Buch. In unvergleichbarer Weise wird hier ausführlich auf alle Kapitel dieser Epoche eingegangen. Es werden nicht nur historische Ereignisse und Fakten wiedergegeben, sondern alle Geschehnisse werden in den entsprechenden Kontext gestellt.

Darüber hinaus ist es aber nicht nur ein hervorragendes Geschichtsbuch, es ist auch sprachlich und literarisch ein Meisterwerk. Golo Mann hält hier in guter Familientradition der Manns alles, was dieser große Namen verspricht.

Für mich persönlich, das mit großem Abstand beste Geschichtsbuch zu dieser Epoche und ein großartiges und, in gewisser Weise, einzigartiges Stück (Welt-)Literatur.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Ein fantastisch kluger Kriminalfall, gelöst mit Hilfe von analytischem Denken

Der Doppelmord in der Rue Morgue
1

„Der Doppelmord in der Rue Morgue“ von Edgar Allan Poe ist ein Kriminalroman im Stile von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes“, in welchem ein Hobby-Detektiv namens C. August Dupin einen spektakulären ...

„Der Doppelmord in der Rue Morgue“ von Edgar Allan Poe ist ein Kriminalroman im Stile von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes“, in welchem ein Hobby-Detektiv namens C. August Dupin einen spektakulären Kriminalfall löst. Am bemerkenswertesten ist hierbei allerdings, dass Poes Geschichte die erste dieses Genres ist und als Vorläufer aller späteren Kriminalromane angesehen werden kann.

In Paris hat sich ein Mord zugetragen, interessanterweise in der Straße mit dem charakteristischen Namen „Rue Morgue“. Genau genommen ist es sogar ein Doppelmord und die Polizei tappt völlig im Dunkeln, wer der Täter sein könnte oder wie sich die Tat überhaupt ereignet haben könnte. Alle Zeugen werden detailliert und unter Eid verhört. Berichtet wird dem Leser die ganze Geschichte durch Dupins Assistenten, mit dem er auch zusammen wohnt. Man erfährt von den beiden Opfern, die beide auf höchst spektakuläre Weise ums Leben kamen, wer sie sind, was sie so getan haben, ob sie vermögend sind und einiges mehr.

C. August Dupin verfügt über eine ganz außerordentliches analytisches Denken und eine hervorragende Kombinationsgabe. Im ersten Teil des Buches wird dem Leser der Zusammenhang des Analytischen Denkens an verschiedenen Beispielen wie Schach- oder Dame-Spielen erläutert. Im zweiten Teil werden die Situation des Tatortes und die Zeugenaussagen dem Leser/Zuhörer näher gebracht. Im dritten Teil wird Dupin den Fall auf höchst beeindruckende und spektakuläre Weise lösen. Die Lösung des Rätsels ist schlichtweg grandios.

Für mich persönlich ist es ein wunderbarer Kriminalroman, der noch weitaus mehr an Gewicht und Stellenwert dadurch gewinnt, dass mit ihm der Grundstein zu allem in diesem Genre überhaupt erst gelegt wurde.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Ein fantastisch kluger Kriminalfall, gelöst mit Hilfe von analytischem Denken

Der Doppelmord in der Rue Morgue
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„Der Doppelmord in der Rue Morgue“ von Edgar Allan Poe ist ein Kriminalroman im Stile von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes“, in welchem ein Hobby-Detektiv namens C. August Dupin einen spektakulären ...

„Der Doppelmord in der Rue Morgue“ von Edgar Allan Poe ist ein Kriminalroman im Stile von Arthur Conan Doyles „Sherlock Holmes“, in welchem ein Hobby-Detektiv namens C. August Dupin einen spektakulären Kriminalfall löst. Am bemerkenswertesten ist hierbei allerdings, dass Poes Geschichte die erste dieses Genres ist und als Vorläufer aller späteren Kriminalromane angesehen werden kann.

In Paris hat sich ein Mord zugetragen, interessanterweise in der Straße mit dem charakteristischen Namen „Rue Morgue“. Genau genommen ist es sogar ein Doppelmord und die Polizei tappt völlig im Dunkeln, wer der Täter sein könnte oder wie sich die Tat überhaupt ereignet haben könnte. Alle Zeugen werden detailliert und unter Eid verhört. Berichtet wird dem Leser die ganze Geschichte durch Dupins Assistenten, mit dem er auch zusammen wohnt. Man erfährt von den beiden Opfern, die beide auf höchst spektakuläre Weise ums Leben kamen, wer sie sind, was sie so getan haben, ob sie vermögend sind und einiges mehr.

C. August Dupin verfügt über eine ganz außerordentliches analytisches Denken und eine hervorragende Kombinationsgabe. Im ersten Teil des Buches wird dem Leser der Zusammenhang des Analytischen Denkens an verschiedenen Beispielen wie Schach- oder Dame-Spielen erläutert. Im zweiten Teil werden die Situation des Tatortes und die Zeugenaussagen dem Leser/Zuhörer näher gebracht. Im dritten Teil wird Dupin den Fall auf höchst beeindruckende und spektakuläre Weise lösen. Die Lösung des Rätsels ist schlichtweg grandios.

Für mich persönlich ist es ein wunderbarer Kriminalroman, der noch weitaus mehr an Gewicht und Stellenwert dadurch gewinnt, dass mit ihm der Grundstein zu allem in diesem Genre überhaupt erst gelegt wurde.

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Veröffentlicht am 02.06.2021

Größte Erkenntnisse über das Leben

Der alte Mann und das Meer
0

„Der alte Mann und das Meer“ von Ernest Hemingway ist im Jahre 1952 erschienen und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Hemingway mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde.
Auf den ersten Blick ...

„Der alte Mann und das Meer“ von Ernest Hemingway ist im Jahre 1952 erschienen und hat maßgeblich dazu beigetragen, dass Hemingway mit dem Literaturnobelpreis ausgezeichnet wurde.
Auf den ersten Blick handelt die Geschichte von einem alten Fischer namens Santiago. Er hat seit 84 Tagen keinen nennenswerten Fisch mehr gefangen. Früher hat ihn der Junge Manolin beim Fischen begleitet, aber seine Eltern haben ihm das nun verboten, da der alte Mann vom Pech verfolgt sei. Dennoch kümmert sich Manolin um den alten Mann, wenn dieser abends wieder heimkehrt oder morgens, wenn er hinaus fährt. Meist sprechen die beiden dabei über Baseball. Später am Abend legt sich Santiago schlafen und träumt von den Löwen an der Küste Afrikas, die er einst bereiste.

Auch an dem Tag, an dem Geschichte beginnt, hilft Manolin dem alten Mann. Am kommenden Morgen fährt der alte Mann ganz früh bereits auf die See hinaus – weit, sehr weit fährt er hinaus. Im Gegensatz zu den moderneren Fischern, die Motorboote und Fangnetze benutzen, hat Santiago noch eine hohe Achtung vor den Fischen, die er fängt. Dabei macht er in seiner Einsamkeit die Bekanntschaft von fliegenden Fischen, einem kreisenden Vogel, der ihm den Weg zu den großen Fischen weisen soll, einem kleineren Vogel, der zu weit hinaus geflogen scheint und schließlich fängt er einen kleineren Tunfisch, den er später verzehren wird. Nach langem Warten beißt ein sehr großer Marlin in den Haken. Es wird für den alten Mann ein Kampf auf Augenhöhe werden, der beide stark verletzen und schwer zeichnen wird. Er erkennt die große Leistung des Fischs voller Bewunderung an, sieht sich selbst und den Fisch sogar als Brüder. Als beide am Ende ihrer Kräfte angelangt sind, gewinnt letztlich der Fischer den Kampf.

Allerdings ist der Fisch zu groß, um ihn an Bord nehmen zu können, und wird am Boot vertäut. Nun kommen nach und nach immer mehr Haie, die sich große Stücke aus dem Fisch herausreißen und fressen. Der alte Mann sieht den Kampf gegen die Haie immer mehr aus der Sicht des Fisches und versucht diesen so gut wie möglich zu verteidigen – er ist letzten Endes damit jedoch erfolglos. Nur noch mit dem Gerippe des Fisches erlangt der Fischer das Ufer und sein Heimatdorf. Und dennoch bringt ihm das große Bewunderung der anderen Fischer ein. Völlig entkräftet und ermüdet fällt er an jenem Abend ins Bett und versinkt in Schlaf. Der Junge Manolin, der beschlossen hat von nun an wieder mit dem alten Mann zur See zu fahren, kümmert sich nun wieder um ihn, da er ihn voller Bewunderung für einen ganz großen Fischer hält.

Angelegt in der literarischen Form einer Parabel ist die sehr detaillierte Beschreibung des Fischfangs, wie bei Hemingway üblich, nur die Oberfläche seiner Geschichte. Der wahre Kern der Botschaft liegt verborgen zwischen den Zeilen und stellt eine tiefe und vielschichtige Einsicht über Geduld, Alter, Kampf, Verlust, Einsamkeit, Durchhalten und den Glauben dar. Für mich persönlich gehören sowohl die Geschichte selbst, als auch die Erkenntnissen, zu denen der Leser durch Interpretation gelangen kann, zu den besten literarischen Werken Hemingways.

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