Wie schnell bricht die Panik aus?
DryDry ist ein dystopischer Thriller: Was, wenn plötzlich kein Wasser mehr aus der Leitung kommt? Wenn die Trinkvorräte in Panik leergekauft werden, Plünderungen stattfinden und die ganze Ordnung und Menschlichkeit ...
Dry ist ein dystopischer Thriller: Was, wenn plötzlich kein Wasser mehr aus der Leitung kommt? Wenn die Trinkvorräte in Panik leergekauft werden, Plünderungen stattfinden und die ganze Ordnung und Menschlichkeit darunter zusammenzubrechen drohen? Das Szenario klingt für uns weit weg, und doch ist es absolut nahbar, verständlich und zugleich erschütternd. Wir begleiten eine kleine Gruppe von Jugendlichen, die den Ausbruch dieses Dramas miterlebt und unfreiwillig zusammenfindet. Gemeinsam kämpfen sie um Antworten, Klarheit und ums Überleben – vor allem immer wieder um den nächsten Schluck Wasser.
Der Erzähler wechselt dabei von Kapitel zu Kapitel immer wieder zu einem der Jugendlichen. Ich fand alle interessant und ihre Dynamik untereinander spannend, da sie sehr unterschiedlich sind und gerade in so einer Ausnahmesituation es quasi vorprogrammiert ist, das sie immer wieder heftig aneinandergeraten. Kelton ist unter den Jugendlichen mein Favorit, ich mag seine verschrobene Art total gern, und trotzdem hat er das Herz am richtigen Fleck.
Als wir die Gruppe bei ihrer Reise bzw. Kampf ums Überleben begleiten, treffen wir dabei auf völlig unterschiedliche Szenarien, welche der Ausnahmezustand nach sich gezogen hat. Diese ganzen „was wäre wenns“, die verschiedenen Möglichkeiten der Tragik, waren dabei spannend zu lesen und im Kopf selbst durchzuspielen. Gerade seit der Pandemie vor wenigen Jahren, hat man zu solchen Themen selbst doch inzwischen nochmal einen anderen Blickwinkel – denn so arg fern scheint einem die Eskalation einer solchen Krise gar nicht mehr zu sein. Die Geschichte wirkte auf mich durchaus glaubwürdig, spannend und mitreißend. Auch der Schreibstil und die verschiedenen Sichtweisen tragen dazu bei. Das Ende war ebenfalls richtig spannend und hat mir sehr gut gefallen. Toll fand ich auch die Tiefe und Dichte der Story. Trotz der Jugendlichen Protagonisten ist das ein Werk, das einen erschüttert und definitiv zum Nachdenken bringt!
Ich habe nur ein paar kleinere Kritikpunkte, die mir nicht ganz stimmig vorkamen. Z.B. kam mir das Verhalten der Protas nicht immer schlüssig bzw. glaubwürdig vor. Auch wirkte das Zusammenfinden der Gruppe sehr gestellt. Meiner Meinung nach wären diese Jugendlichen eigentlich nie gemeinsam unterwegs gewesen, auch nicht in Folge einer solchen Krise. Ihre Ausgangssituationen waren komplett unterschiedlich, einer lässt z.B. extra seine Familie zurück, der andere sein sicheres Zuhause, etc; noch dazu treffen sie auch in ungünstigen Situationen aufeinander (die eine bedroht die Gruppe zB, der andere will die Gruppe übers Ohr hauen) und sie geraten während des Verlaufs so heftig aneinander, dass ich immer wieder in Zweifel gestellt habe, warum sie überhaupt noch gemeinsam unterwegs sind. Aber genau diese Ungereimtheiten zwischeneinander waren natürlich spannend, authentisch und dramatisch.
Insgesamt ein tolles Buch, von dessen Art ich gern noch viel mehr lesen würde.