Viel mehr als nur eine Liebesgeschichte
MemuIch habe die Geschichte von Will & Nil gelesen, obwohl ich nicht der typische Romance-Fan bin. Und auch in diesem Buch habe ich wieder viel mehr daraus schöpfen können, denn neben der Liebe der beiden ...
Ich habe die Geschichte von Will & Nil gelesen, obwohl ich nicht der typische Romance-Fan bin. Und auch in diesem Buch habe ich wieder viel mehr daraus schöpfen können, denn neben der Liebe der beiden Männer zueinander, ging es noch um viel mehr.
Schon allein das Aufeinandertreffen der beiden war witzig und unterhaltsam. Will ist alles andere als erfreut, seine Wohnung plötzlich mit einem fremden Kerl zu teilen. Und auch Nilam überfordert die Situation, denn Will, alias William der Schreckliche, gibt sich alle Mühe, seinem Namen gerecht zu werden. Er ist auf Abweisung getrimmt und will die Mauern nicht bröckeln lassen, die er sorgsam um sich errichtet hat. Ich fand Nil sehr sympathisch, Will wirkte da anfangs eher zickig und mehr wie "Grumpy Cat" ;)
>>Und überhaupt: Er war immer um ihn herum. So ekelhaft fröhlich. Und jeder mochte ihn auf den ersten Blick. Das war so anstrengend!<<
Man merkte jedoch schnell, dass hinter dem Gehabe weit mehr steckte. Ängste, traumatische Erfahrungen, eine schwere Vergangenheit. Man sieht einem Menschen so etwas nicht an, deswegen kann man sich schnell mal täuschen. Doch wie in Wills Fall lernen wir mit den Buchseiten, warum er ist, wie er ist - und trotz allem schafft er es, sich im Laufe zu öffnen, Vertrauen und Liebe zuzulassen, denn auf ihren Erkundungen durch London kommen sie sich langsam näher. Das ist eine wertvolle Erfahrung und Botschaft, die alles andere als kitschig, sondern sehr ernsthaft und fundiert ist. Das hat mir sehr gut gefallen. Vor allem das Wechselspiel zwischen ernsten Themen und einer Leichtigkeit, in der sich die Geschichte selbst auch nicht immer zu ernst genommen hat - das war genau die richtige Mischung. Neben Wills inneren Dämonen, hat Nil auch mit einigen Dingen zu kämpfen, die teilweise aber etwas überzogen wirkten - wie seine panische Angst vor Spinnen! :D
>>Immerhin ist sie tot! - Ja, wer wäre das nicht! Du hast ihr die gesammelten Werke Shakespeares auf den Kopf geknallt!<<
Außerdem positiv war für mich die Buchlänge, ich empfand es weder als zu ausschweifend, noch als zu knapp. Die Erotikszenen habe ich eher überfolgen, da sie mir etwas zu viel des Guten waren, dennoch waren sie sehr niveauvoll geschrieben - dafür gibt es also nur einen kleinen Abzug. Aber ich denke, dass Fans des Genres auch hierbei auf ihre Kosten kommen :)
Das Cover finde ich auch sehr schick, genauso wie einige Farbfotos am Ende der Geschichte, die nochmal Schauplätze aus der Geschichte zeigen, einem somit ein zweites Mal mit auf die Reise durch das Erlebte nehmen. Das ist eine sehr schöne Idee und macht alles nochmal anschaulicher.
Schreibstil und Sprache sind klar und verständlich, angenehm und leicht zu lesen. Es geht um Toleranz und Liebe, um Verlust und das Verzeihen. Um Familie und Feindlichkeiten, und darum, wieder zusammenzufinden, trotz aller Widrigkeiten.
Zwischendurch gab es sogar ein kurzes Wiedersehen mit den Protagonisten einer anderen Buchreihe - Karan und Dev. Auch das war witzig geschildert und hatte seinen ganz eigenen Charme.
Mit fortlauf der Geschichte spitzte sich auch die Dramatik zu. Die ernsteren Themen gewannen an Fahrt, und doch steuerte es auf ein gutes Ende zu. Es gibt lang ersehnte und nötige Aussprachen, die alles andere als einfach sind. Und doch finde ich die Message hinter all dem unglaublich schön.
"Worte können tiefer verletzen als Gewalt"
Und doch ist es möglich, zu verzeihen und wieder zusammenzufinden.
"Gott liebt uns alle, wie wir sind."
Denn kein Mensch ist falsch.
Ein Buch mit vielen wertvollen Themen!