Unfassbar traurig, aber so gut geschrieben.
SturmmädchenDrei Mädchen, ein wunderschöner Frühling in der Eifel, ein Versprechen für die Zukunft.
In dem neues historischen Roman „Sturmmädchen“ von der Autorin Lilly Bernstein, geht es um eine tiefe Freundschaft ...
Drei Mädchen, ein wunderschöner Frühling in der Eifel, ein Versprechen für die Zukunft.
In dem neues historischen Roman „Sturmmädchen“ von der Autorin Lilly Bernstein, geht es um eine tiefe Freundschaft junger Frauen, die durch den 2. Weltkrieg auseinander gerissen und dramatische Folgen haben wird. Das Buch ist am 1. Februar 2024 beim „Ullstein-Verlag“ erschienen und hat knapp 410 Seiten.
Elli, Margot und Käthe leben in der Nähe der Stadt Monschau, an der belgischen Grenze. Elli lebt mit ihrer Mutter, einer Hebamme, auf einem Bauernhof in einer alten Hütte. Käthe wächst mit ihren Geschwistern ebenfalls in Armut auf, Gewalt ist an der Tagesordnung. Margot dagegen lebt im Reichtum, ihr Vater hat ein eigenes, gut laufendes Geschäft. So unterschiedlich sie auch leben, eines kann ihnen keiner nehmen: Ihre Freundschaft.
Die Zeiten sind alles andere als leicht, denn wir schreiben das Jahr 1938, knapp ein Jahr vor dem Weltkrieg, der einer der verheerendsten werden soll. Hunger, Kälte und zunehmende Gewalt sind allgegenwärtig und breitet sich immer mehr aus. Elli, die sich um die Tiere auf dem Hof kümmert und es durch ihr deformiertes Bein grundsätzlich nicht leicht hat, ist oft alleine, da ihre Mutter sich um werdende Mütter und Kinder kümmern muss. Ihre Freundin Käthe wird immer extremer und schließt sich den Nazis an. Für Elli absolut unverständlich und nicht greifbar, da ihre gemeinsame Freundin Margot Jüdin ist. Beide meiden sich immer mehr und auch Elli als neutrale Person kann bald nichts mehr ausrichten. Als im September 1939 der Krieg ausbricht, brechen noch härtere Zeiten an. Das fleißige, liebe Mädchen Elli versucht alles daran zu setzen, dass es Margot gut geht. Monate ziehen ins Land und die Situation in der Eifel wird immer drastischer. Die einzig schönen Momente verbringt sie mit dem Bauernsohn Hans. Es passieren zusehends immer mehr merkwürdige Dinge, Menschen verschwinden von heute auf morgen, Dinge werden unter den Teppich gekehrt, auf offener Straße werden Leute misshandelt. Elli begreift nach und nach für welche Werte sie einstehen möchte und für welche Personen sich das Kämpfen lohnt. Kann Elli ihrer Freundin Margot helfen, die grausamen Zeiten zu überstehen und kann die Freundschaft der sich einst so nahestehenden jungen Frauen wieder aufblühen?
Eines möchte ich vorwegnehmen: Dieses Buch ist nichts für schwache Nerven!
Meine Gefühle während des Lesens wurden so aufgewühlt, dass ich teilweise Pausen einlegen musste. Diese Geschichte ist so einzigartig und emotional geschrieben, dass an einigen Stellen einfach so die Tränen kamen. Jeder weiß, was es mit dem 2. Weltkrieg auf sich hatte, was passiert ist, wie grausam und abscheulich das ganze war. Und dennoch haben die Einzelschicksale in „Sturmmädchen“ diese Szenen in meinem Kopf aufleben lassen und mir nochmal gezeigt, was es für jeden einzelnen damals bedeutet hat. Man sieht in den Geschichtsbüchern die Masse, aber das Leben von einem Menschen wird kaum gezeigt. Die Charaktere und Schauplätze in dem Roman sind so auf den Punkt gebracht, dass man denkt, selber als Person dort zu stehen und das Geschehen mit ansehen zu müssen. Man spürt die Hilflosigkeit, die Verzweiflung und weiß, dass auch Menschen wie Elli damals gegen das Regime einfach machtlos waren. Gerade mit der jetzigen Situation in Deutschland wird einem mal wieder bewusst, dass sowas niemals wieder passieren darf. Das alles daran gesetzt werden muss, dieses zu verhindern.
Ich mag alles an dem Buch. So heftig der Inhalt auch ist, gefällt mir die Schreibstil, der sehr flüssig und leicht zu lesen ist. Die Spannung is teilweise gar nicht auszuhalten, es gibt nicht eine Stelle im Buch, die ich zu lang finde. Das Cover spiegelt „Sturmmädchen“ passend wider. Ein Mädchen, vom Winde verweht, der dunkle Himmel. Dennoch ist der See, der darauf zu sehen ist, fast ganz ruhig. Dieses stille, tiefe Wasser erinnert mich an den Charakter von Elli. Der Sturm bricht auf sie hinab, alles verändert sich ins Bösartige und dennoch ist sie mutig, durchdacht und ruhig auf ihre Art.
„Sturmmädchen“ möchte ich allen empfehlen, die historische Romane mögen, die im 2. Weltkrieg spielen. So aufwühlend und traurig die Geschichte auch ist, so wunderschön und hoffnungsvoll ist das Ende. Ich vergebe sehr gerne 5 von 5 Sternen und danke der Autorin Lilly Bernstein für dieses tolle Buch. Danken möchte ich auch Vorablesen und dem „Ullstein-Verlag“ für das Rezensionsexemplar.