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Veröffentlicht am 28.09.2016

Laufen gegen die Zeit

Am Ende aller Zeiten
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In „Am Ende aller Zeiten“ geht es um einen Mann, der durch eine Katastrophe von seiner Familie getrennt wird und zu Fuß 500 Meilen durch ein verwüstetes, unwirtliches Land laufen muss, um sie wiederzusehen.

Edgar ...

In „Am Ende aller Zeiten“ geht es um einen Mann, der durch eine Katastrophe von seiner Familie getrennt wird und zu Fuß 500 Meilen durch ein verwüstetes, unwirtliches Land laufen muss, um sie wiederzusehen.

Edgar ist 35, verheiratet und hat zwei Kinder. Er ist unzufrieden mit seinem Leben und hat dieses gründlich satt. Als Asteroideneinschläge ganz England verwüsten, gelingt es ihm, sich mit seiner Familie im Keller zu verstecken und zu überleben. Dort werden sie von Soldaten gerettet und in einer nahegelegenen Kaserne untergebracht. Es herrschen chaotische Verhältnisse, jeder ist sich selbst der Nächste. Als Ed von einem Versorgungseinsatz zurückkommt, muss er erfahren, dass seine Familie zusammen mit den anderen Überlebenden mit einem Hubschrauber nach Cornwall gebracht worden ist. Von dort sollen Schiffe die Evakuierten nach Süden bringen.

Ed bleibt nur eine Wahl: Er muss sich zu Fuß auf den Weg machen, um seine Familie wiederzufinden. Zu viert machen sie sich auf den Weg durch das zerstörte England. Die Straßen sind unpassierbar, es gibt kaum zu Essen. In den Städten haben sich Banden ausgebreitet, denen man besser aus dem Weg geht. Irgendwann fängt Ed mit dem Laufen an, um den Wettlauf mit der Zeit zu gewinnen.

Der Roman ist leider nur streckenweise spannend. Teilweise ist die Geschichte zu langatmig und wiederholt sich. Aus dem Stoff hätte man mehr machen können. Dem Autor scheint es vorwiegend um das Laufen zu gehen, er erzählt zu wenig über die Charaktere oder macht Andeutungen, die dann unbeantwortet bleiben. Das Ende war für mich verwirrend und unerwartet.

Leider kann ich für das Buch keine Leseempfehlung geben.




Veröffentlicht am 15.09.2016

Fesselnd und mystisch

Loney
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Der Roman „The Loney“ von Andrew Michael Hurley spielt in Irland und erzählt die Geschichte von zwei Brüdern, die von den verdrängten Erinnerungen an Geschehnisse auf einer in ihrer Jugendzeit vorgenommenen ...

Der Roman „The Loney“ von Andrew Michael Hurley spielt in Irland und erzählt die Geschichte von zwei Brüdern, die von den verdrängten Erinnerungen an Geschehnisse auf einer in ihrer Jugendzeit vorgenommenen Pilgerreise eingeholt werden und sich entscheiden müssen, welche Version der Wahrheit sie preisgeben.

Als ein Erdrutsch auf Coldbarrow ein altes Haus in die Tiefe stürzt, kommt ein lange gehütetes Geheimnis zum Vorschein. Der Erzähler, der Tonto genannt wird, wird dadurch an die verdrängten Ereignisse einer 30 Jahre zurückliegenden Pilgerreise erinnert. Er erzählt in Rückblicken von den damaligen Geschehnissen, als seine Familie und weitere Gemeindemitglieder mit Father Wilfred einmal im Jahr für eine Woche intensives Gebet und Einkehr nach The Loney reisten. Bei der letzten Reise veränderte sich Father Wilfreds Verhalten auf unerklärliche Weise. War er zuvor ein strenger Verfechter des Katholischen Glaubens gewesen, der mit Drohungen von Fegefeuer und göttlichen Strafen gegen vermeintliche Sünden und Verfehlungen gegen die christlichen Gebote vorging, so schien ihn dies plötzlich nicht mehr zu interessieren. Weitere Pilgerreisen finden nicht mehr statt, bis nach dem Tod von Father Wilfred die früheren Pilger beschließen, mit dem neuen Priester Father Bernard nochmals eine Reise nach The Loney zu unternehmen.

Tonto hat eine tiefe Bindung zu seinem älteren Bruder Hanny, der nicht sprechen kann und schon fast erwachsen von kindlichem Gemüt ist. Vor allem die Mutter sieht die „Krankheit“ von Hanny als eine Prüfung an und ist überzeugt davon, dass Hanny in The Loney geheilt werden kann.

Bei dieser letzten Pilgerreise geschehen unerklärliche Dinge. Das Verhalten der Dorfbewohner lässt Schlimmes ahnen und durch unglückliche Umstände werden die Brüder Zeugen von unheimlichen Vorgängen. Hanny bringt durch seine unbedarfte Art Tonto, der sich für ihn verantwortlich fühlt, in eine gefährliche Situation und sie werden Zeugen einer schrecklichen Tat.

Der Autor schafft es, eine unheimliche Atmosphäre zu schaffen und die Spannung bis zum Schluss aufrecht zu erhalten.

„In The Loney lebten die Dinge so, wie es ihnen bestimmt war. Der Wind, der Regen, das Meer befanden sich allesamt in ihrem Rohzustand, stets neugeboren und ungezähmt. Die Natur kam allein zurecht. Ihre Prozesse von Tod und Regeneration fanden statt, ohne dass irgendjemand ihnen Beachtung schenkte, abgesehen von Hanny und mir.“

Das Buch kann ich wärmstens empfehlen, die Geschichte fesselt von Anfang bis zum Schluss. Ich hoffe, dass es noch weitere Bücher des Autors geben wird.


Veröffentlicht am 15.09.2016

Mord und Intrigen in Münster

Der Werwolf von Münster
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Der historische Kriminalroman spielt in der Zeit Otto von Bismarcks im 19. Jahrhundert. Heinrich kehrt im Auftrag der preußischen Geheimpolizei in seine Heimatstadt Münster zurück. Er wird dort zur Tarnung ...

Der historische Kriminalroman spielt in der Zeit Otto von Bismarcks im 19. Jahrhundert. Heinrich kehrt im Auftrag der preußischen Geheimpolizei in seine Heimatstadt Münster zurück. Er wird dort zur Tarnung als Kommissar eingesetzt, um Bischof Brinkmann zu bespitzeln. Seinen kriminalistischen Spürsinn wecken die bestialischen Morde, die er versucht aufzuklären. Hilfe erhält er hierbei von seinem Kutscher Jolmes.
Lange Zeit tappt er im Dunkeln und gibt sich sogar die Schuld an den weiteren Morden des Werwolfs, die er nicht verhindern kann.
Mit Katharina begegnet ihm seine große Liebe. Aufgrund unglücklicher Umstände verliert er seine Katharina fast wieder. Erst als er selbst unter Mordverdacht im Gefängnis landet, zeigt sich, wem er wirklich vertrauen kann.

Das Buch ist sehr spannend aufgebaut, erst zum Schluss erfährt man, wer der Werwolf ist. Ich kann die Lektüre nur empfehlen und freue mich schon auf die Fortsetzung.

Veröffentlicht am 15.09.2016

Britt-Marie räumt auf

Britt-Marie war hier
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„Britt-Marie war hier“ von dem schwedischen Autor Fredrik Backman erzählt die Geschichte einer Frau, die aus ihrem unglücklichen Leben ausbricht und ihren Mann verlässt. Britt-Marie ist 63 und hat ihr ...

„Britt-Marie war hier“ von dem schwedischen Autor Fredrik Backman erzählt die Geschichte einer Frau, die aus ihrem unglücklichen Leben ausbricht und ihren Mann verlässt. Britt-Marie ist 63 und hat ihr Leben damit verbracht, sich um den Haushalt, ihren Mann und die Kinder ihres Mannes zu kümmern. Als er sie betrügt, verlässt sie ihn. Da Britt-Marie nichts schlimmer findet, als zu sterben, ohne dass jemand es merkt, sucht sie sich Arbeit. Sie findet eine Stelle in Borg, ein Dorf, das von der Wirtschaftskrise arg gebeutelt ist. In Borg gibt es keine Arbeit mehr, niemand will dort noch leben. Bis Britt-Marie dort für Ordnung sorgt und Coach der Fußballmannschaft wird. Eigentlich mag sie Fußball nicht und hat auch keine Ahnung davon. Sie weiß aber, wie man saubermacht und das tut sie in Borg. Sie findet dort eine Wohnung und Freunde. Nach und nach wird sie sich bewusst, was ihr bisher im Leben gefehlt hat, auch wenn sie ihr altes Leben sehr vermisst. Und am Ende passiert ein schreckliches Unglück und Britt-Marie muss eine schwere Entscheidung treffen.

Britt-Marie scheint zunächst ein schwieriger, nicht sehr sympathischer Mensch zu sein. Im Laufe der Geschichte gewährt der Autor Einblick in das bisherige Leben von Britt-Marie und sie wächst einem immer mehr ans Herz. Genauso die Bewohner von Borg, die wirklich nicht kurioser sein könnten.

Fredrik Backman erzählt eine Geschichte von Freundschaft, Tapferkeit und Menschen, die nicht aufgeben. Er erzählt humorvoll und mit viel Gefühl. Es macht Spaß, dieses Buch zu lesen. Die Charaktere sind so liebenswert, vor allem Britt-Marie mit ihrem Putzwahn und meist unfreiwilligem Humor ist mir ans Herz gewachsen. „Britt-Marie war hier“ ist ein wunderschönes Buch, weil es so echt wirkt und man mit den Menschen mitfühlen kann. Ich kann den Roman nur empfehlen.