Profilbild von Mine_B

Mine_B

Lesejury Star
offline

Mine_B ist Mitglied der Lesejury

Melde dich in der Lesejury an, um dich mit Mine_B über deine Lieblingsbücher auszutauschen.

Anmelden

Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 09.02.2017

Die rote Löwin

Die rote Löwin
0

Der neue historische Roman von Thomas Ziebula mit dem Titel „Die rote Löwin“ spielt im 13. Jahrhundert und ist bisher ein alleinstehendes Werk.

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
Im Jahre 1205:Runja ...

Der neue historische Roman von Thomas Ziebula mit dem Titel „Die rote Löwin“ spielt im 13. Jahrhundert und ist bisher ein alleinstehendes Werk.

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
Im Jahre 1205:Runja und ihr Bruder Waldemar sind nach dem Tod ihrer Eltern gezwungen nach Magdeburg zu gehen. Dort geraten sie sehr schnell in die Fängen des machthungrigen Domdekans Laurenz. Er sieht in ihr die perfekte Besetzung für einen Mordanschlag an seinen Rivalen Pirmin. Doch Runja verliebt sich ihn den jungen smarten Herrn und ahnt noch nicht, dass dies schwerwiegende Folgen nach sich ziehen wird. Denn schon bald soll sie sich zwischen dem Leben ihres Bruders oder dem ihres Geliebten entscheiden.

Ich kannte bereits ein paar Bücher aus der Feder von Thomas Ziebula bzw. seinem Pseudonym Tom Jacuba. Hierbei hatten mich besonders seine fantastischen Werke aus der Kalypto- Reihe begeistern können. Daher war ich sehr auf sein neues historisches Werk gespannt. Der Klappentext hat sich schon ganz anders lesen lassen als beim Buch „Der Gaukler“, welches ich bereits gelesen hatte. Umso gespannter war ich auf dieses Werk und ich wurde nicht enttäuscht.
Wie ich es bereits gewohnt war, war der Einstieg in das Buch ziemlich rasant. Als Leser wird man mitten in das Geschehen hereingeworfen. Ich finde, dass Ziebula dies wirklich gut beherrscht. Man wird zwar in die Geschichte hereingeworfen und muss sich erst mal zurechtfinden, dennoch fällt es einen leicht, einen groben Überblick zu gewinnen. Man lernt die ersten Charaktere kennen und auch die Situation ist sofort spannend. Der Schreibstil von Thomas Ziebula ist angenehm, sodass sich „Die rote Löwin“ zügig lesen lässt. Die Seiten fliegen nur so dahin und ich war sofort gefesselt. Ziebula schafft es, mit seiner Sprache Bilder in meinem Kopf entstehen zu lassen – ich konnte mir sowohl die Umgebung als auch die Charaktere gut vorstellen. Dennoch ist dieses Werk nichts für schwache Nerven. Der Autor meint selber, dass dies ein Experiment war und es lässt sich wohl am ehesten in das Genre des historischen Thrillers einordnen. Es ist schonungslos, stellenweise recht brutal und blutig und hat eine recht düstere Atmosphäre. Diese Zeit wird von seiner Schattenseite gezeigt und auch nicht beschönigt. Diverse brutale Szenen werden recht bildhaft beschrieben, sodass man sie sich gut vorstellen kann und es ist wirklich nichts für Leser, bei denen bei solchen Szenen die Vorstellungskraft zu stark ausgeprägt ist und nicht gerne auch mal härtere Lektüre liest. Ziebula schafft es, dass „Die rote Löwin“ permanent spannend geschrieben ist. Einige unerwartete Szenen werden mit eingebaut, besonders am Ende des Buches konnten mich einige Passagen überraschen, die ich so nicht erwartet hätte. Auch ist dieses Werk ziemlich temporeich. Sowohl die Protagonisten als auch der Leser kommt selten mal zum Luft holen. Die Ruhephasen sind knapp gesät. Dennoch wirkte es auch mich realistisch und nicht zu überladen. Hier hat der Autor es gekonnt geschafft, eine Gradwanderung zwischen diesen beiden Bereichen zu vollziehen.
Das Buch wird aus der Sicht vom Domdekan Laurenz und dem Mädchen Rubina, welche eigentlich nur Runja genannt wird, erzählt. Dadurch bekommt man einen umfangreichen Einblick in das Geschehen. Auch sind die beiden die wesentlichen Protagonisten, welche gleichzeitig nicht wirklich Verbündete sind. Der Domdekan Laurenz ist ein wirklich toller Gegenpart, einer der Antipathien auslöst und der zwar ein bisschen überspitzt dargestellt wird, aber das Wesen der Kirche gut repräsentiert. Er möchte mehr Macht, mehr Einfluss und eine höhere Stellung haben. Um dies zu erreichen, geht er über Leichen. Auch ist er pädophil veranlagt, sodass mir bei ihm immer ein kleiner Schauer über den Rücken gelaufen ist. Er ist ein wirklich gut gestalteter Bösewicht. Runja ist ebenfalls ein starker Charakter. Bereits bei der Einführung ist sie kein verängstigtes Mädchen, welches das Abenteuer scheut. Stattdessen kann sie gut mit der Armbrust umgehen und passt schon früh auf ihren Bruder auf. Ihr Wandel hat mich einerseits fasziniert und andererseits auch schockiert. Sie gerät in einen Strudel aus Gefahr und Intrigen. In diesem muss sie sich behaupten und um das Überleben kämpfen. Dabei muss sie einige Hürden meistern und gerät in viele gefährliche Situationen. Aus der Not heraus wird sie gewaltbereiter und lernt zu kämpfen und auch, wie man sich verteidigt. Insgesamt wirkten die Charaktere schon recht realistisch auf mich. Dennoch hätte ich mir manchmal etwas mehr Tiefe gewünscht. Dass manchmal mehr auf die charakterliche Entwicklung eingegangen wird. Aber dies hätte wohl auch einfach den Umfang des Buches gesprengt.
Positiv möchte ich auch noch die Gestaltung hervorheben. In dem Buch sind ein Glossar, ein Personenregister, eine hilfreiche Karte und eine interessante Zeittafel beigefügt wurden. Dieses zusätzliche Material empfand ich als sehr hilfreich und gerne habe ich diese nochmal als Stütze genutzt. Auch das Nachwort des Autors fand ich sehr lehrreich. Ich empfand es als sehr lesenswert. Ziebula geht in diesem nochmal darauf ein, was seiner Schöpfung entspringt und wo er sich an historische Quellen gehalten hat.
Ein kleiner Kritikpunkt meinerseits: das Ende. Hier hätte ich mir irgendwie ein anderes gewünscht – eins, was nicht ganz so sehr nach Happy End geschrien hätte und mehr zum Buch gepasst hätte. Mir hätte das Ende irgendwie besser gefallen, wenn die letzten paar Seiten anders gewesen wären. Hier möchte ich jedoch nicht allzu sehr auf den Inhalt eingehen, da dies einfach ein zu großer Spoiler wäre. Aber ich glaube, jeder, der das Buch gelesen hat, weiß was ich meine. Aber ich kann auch mit diesem Ende leben. Noch ein kleiner Kritikpunkt: Ich hätte mir gewünscht, dass ein bisschen mehr auf den historischen Rahmen eingegangen wird. Dies hätte aber nicht zum temporeichen Thriller-Element gepasst und so ist es einfach nur Geschmackssache.

Für mich ist dieses neue Experiment von dem Autor Thomas Ziebula aufgegangen. „Die rote Löwin“ konnte mich überzeugen und hat mich gut unterhalten. Auf Grund kleiner Kritikpunkte möchte ich hier 4,5 Sterne vergeben. Auch möchte ich nochmal hervorheben, dass dieser historische Thriller nichts für schwache Nerven ist.

Veröffentlicht am 15.01.2017

Elias&Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht

Elias & Laia - Eine Fackel im Dunkel der Nacht
0

Der fantastische Young- Adult- Roman „Elias&Laia – Eine Fackel im Dunkel der Nacht“ von der Autorin Sabaa Tahir ist der zweite Band nach „Elias&Laia – Die Herrschaft der Masken“. Meiner Meinung nach ist ...

Der fantastische Young- Adult- Roman „Elias&Laia – Eine Fackel im Dunkel der Nacht“ von der Autorin Sabaa Tahir ist der zweite Band nach „Elias&Laia – Die Herrschaft der Masken“. Meiner Meinung nach ist es sinnvoll, dass man bereits den ersten Teil gelesen hat.

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
Das Schicksal hat Elias und Laia zusammengeführt und sie im Widerstand gegen das Imperium vereint. Gemeinsam fliehen sie aus Schwarzkliff, um im Gefängnis von Kauf Laias inhaftierten Bruder aus seiner Zelle zu befreien. Mit seinem Wissen könnte er von großem Wert sein für die Rebellen. Doch werden Elias und Laia es schaffen, sich unbemerkt bis ans andere Ende des Landes durchzuschlagen? Immerhin ist ihnen Helena dicht auf den Fersen. Und als rechte Hand des Imperators hat sie einen klaren Auftrag: Die beiden Verräter zu finden - und zu töten.

Auch beim zweiten Band ist der Schreibstil von Sabaa Tahir wieder sehr angenehm. Mit ihrer bildhaften Sprache schafft sie es, dass bei mir beim Lesen Bilder im Kopf entstehen, sodass ich mir die unterschiedlichen Schauplätze und auch die Charaktere, die darin wandeln, gut vorstellen kann. Der Einstieg in „Elias&Laia- Eine Fackel im Dunkel der Nach“ erfolgt rasant. Man ist sofort wieder mitten im Geschehen und muss zusammen mit den beiden Protagonisten Laia und Elias vor Soldaten der Regierung fliehen. Kurze Rückblenden, die das bisher Geschehene zusammenfassen, sucht man hier vergebens bzw. sind diese wirklich nur sehr knapp gehalten. Dass ich den ersten Teil gelesen hatte, liegt schon etwas länger zurück, sodass ich mich erst mal an die gegenwärtige Situation gewöhnen musste. Aber nach ein paar Seiten ist die anfängliche Startschwierigkeit verflogen und ich war wieder mitten im Geschehen. Die Atmosphäre hat etwas bedrohliches und düsteres an sich, dies hat mir persönlich gut gefallen. Es passt zum Inhalt des Buches: hier wird von Machtgefügen, Intrigen, Kampf gegen den Widerstand aber auch den Kampf gegen das Imperium und auch von der Suche nach Elias von Seiten der Regierung berichtet. Viele gefährliche Situationen werden erzählt und nicht selten ist die Bedrohung spürbar. Nicht selten wird von Gewalt erzählt. Diese wird jedoch gekonnt in das Geschehen mit eingebunden, sie übernimmt nicht die Oberhand und dennoch ist die Gewalt deutlich spürbar. Besonders die Szenen im Gefängnis von Kauf sind durch Gewalt und Folter geprägt. Leser mit schwachen Nerven werden in diesen Passagen an ihre Grenzen gebracht. Auch ist das Buch durchweg spannend geschrieben, es passieren einige unvorhersehbare Wendungen und auch das Ende konnte mich überzeugen. Tahir schafft es auf vielen verschiedenen Ebenen Spannung zu erzeugen. Sei es der innere Konflikt der jeweiligen Protagonisten, die Flucht vor der Regierung, der geplante Befreiungsversuch von Laias Bruder oder auch die Dreiecksbeziehung zwischen Laia, Elias und Kinan – um ein paar Beispiele zu nennen. Mir hat gefallen, dass diese Liebesbeziehung nicht allzu viel Raum einnimmt, dass das Buch auch durch andere Aspekte bestehen kann. Die Autorin Tahir hat es nicht nötig, diese verzwickte Liebesbeziehung unnötig auszuschlachten oder ihr zu viel Raum in diesem Buch einzugestehen, sie kann auch durchaus Spannung durch vielseitigere Situationen erschaffen. Positiv möchte ich auch den durchdachten Plot hervorheben. Ich hatte das Gefühl, dass ein roter Faden erkennbar ist. Der Plot wirkte auf mich durchdacht, die Autorin hat sich bereits vor dem Schreiben des zweiten Bandes Gedanken gemacht, in welche Richtung das Buch verlaufen soll und was sinnvolle Wendungen sind.
Im Vergleich zum ersten Band wird im zweiten Teil aus drei unterschiedlichen Perspektiven erzählt. Zu der jeweiligen Perspektive aus der Sicht von Elias und Laia kommt noch der Erzählstrang von Helena hinzu. Dies hat mir persönlich gut gefallen. Auch ist es sinnvoll, da Helena jetzt der Blutgreif des Imperators Marcus ist, erfährt man aus ihrer Sicht, was sich bei der Gegenseite zuträgt. Helena ist zusätzlich ein interessanter Charakter, der einen inneren Konflikt austrägt. Ich finde ihre Zerrissenheit ziemlich interessant. Helena bekommt den Auftrag, den Verräter Elias zu suchen und zu jagen und anschließend soll sie ihm an den Imperator überführen, damit dieser ihn öffentlich hinrichten lassen kann. Jedoch war Elias immer Helenas bester Freund, aber auf der anderen Seite ist sie dem Imperium treu ergeben und dann wird auch noch ihre Familie bedroht, wenn sie Elias nicht überführt. Diese innere Zerrissenheit wird gut dargestellt und umgesetzt. Laia hat sich im Vergleich zum ersten Teil auch weiterentwickelt. Sie ist nicht mehr das hilflose Mädchen, wie im ersten Band, welches noch total überfordert mit der Situation war. Sie ist reifer geworden und stellt sich ihrer Aufgabe. Dennoch ist sie immer noch recht passiv und ich hoffe, dass ihre charakterliche Entwicklung noch nicht abgeschlossen ist. Was mir persönlich nicht so gut gefallen hat: Ihre Gabe, die sich im Verlauf des Buches zeigt und auch weiterentwickelt. Ich finde, dies passt nicht ganz zur bisherigen Geschichte, dennoch bin ich gespannt, ob auch diese sich noch weiterentwickeln wird. Auch im zweiten Teil hat mir Elias wieder gut gefallen. Ich mag auch seinen inneren Konflikt. Er fühlt sich für das Leid verantwortlich, dass er unter den Leuten gesät hat, als er noch eine Maske war. Er hadert stark mit seiner Vergangenheit als Maske. Auch macht er eine interessante Wendung durch. Hier bin ich richtig gespannt, in welche Richtung diese neue Entwicklung gehen wird. Aber auch die Antagonisten zeigen eine Tiefgründigkeit und haben ihre persönlichen Motive, die sie leiten und sie zu ihrem Handeln bewegen. Allgemein fiebert man mit den Charakteren mit und umso trauriger ist es, dass man sich im zweiten Teil wieder von liebgewonnenen Charakteren verabschieden muss. Ich finde es jedoch gut, dass Tahir ihre Charaktere nicht schont und es dadurch realistischer gestaltet. Was wäre ein Kampf ohne jegliche Verluste?
Der Cliffhanger ist so gestaltet, dass man gerne wissen möchte, wie es weitergeht. Dennoch kann man als Leser erst mal mit dem zwischenzeitlichen Ende leben. Ich jedoch warte jetzt schon sehnsüchtig auf die Weiterführung der Geschichte.

Alles in allem konnte mich die Autorin Sabaa Tahir mit „Elias&Laia – Eine Fackel im Dunkel der Nacht“ wieder überzeugen. Die Story ist durchdacht und man fiebert die ganze Geschichte mit den jeweiligen Protagonisten mit. Mich hat dieses fantastische Buch in seinen Bann ziehen können, sodass ich 5 Sterne vergeben möchte. Auch eine Leseempfehlung für Leser von Young- Adult- Romanen möchte ich aussprechen.

Veröffentlicht am 14.01.2017

Der Sturm der Normannen

Der Sturm der Normannen
0

Der historische Roman „Der Sturm der Normannen“ von dem Autor Ulf Schiewe ist der vierte Band der Normannensaga. Die Vorgänger sind „Das Schwert des Normannen“, „Die Rache des Normannen“ und „Der Schwur ...

Der historische Roman „Der Sturm der Normannen“ von dem Autor Ulf Schiewe ist der vierte Band der Normannensaga. Die Vorgänger sind „Das Schwert des Normannen“, „Die Rache des Normannen“ und „Der Schwur des Normannen“. Auch wenn dieses Buch der vierte Teil einer Reihe ist, lässt er sich ganz gut ohne Vorkenntnisse lesen, kurze Ruckblenden geben einen guten Einblick in das bereits Geschehene. Jedoch finde ich es auf Grund der persönlichen Entwicklung der Charaktere sinnvoller, wenn man die Bücher der Reihe nach liest.

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
Süditalien 1057: Für den jungen Normannen Gilbert und seinen Herrn Robert Guiscard stehen die Zeichen schlecht. Innere Zerrissenheit und Bruderkrieg drohen das Normannenreich zu zerstören. Auch der Papst sinnt auf Rache, und die heimliche Liebe der Fürstin Gaitelgrima bringt Robert in den Kerker. Ein erbitterter Kampf um die Herrschaft entbrennt. Nur Gilbert kann seinen Herrn noch retten. Doch er steht allein gegen eine gewaltige Übermacht.

Der Schreibstil von Ulf Schiewe ist wie gewohnt flüssig, sodass sich das Buch angenehm lesen lässt. Schiewe schafft es gekonnt, dass Bilder von bereits vergangenen Zeiten in meinem Kopf entstehen und ich bin dabei mittendrin. Ich habe das Gefühl, dass ich mit der liebgewonnen Normannen- Bande zusammen Abenteuer erlebe und diese meistern muss. Das Buch ist abenteuerreich gestaltet und durchweg spannend geschrieben. Sowohl die Charaktere als auch der Leser hat selten Zeit mal durchzuatmen. Dennoch wirkt es nicht aufgesetzt oder zu actiongeladen. Auf mich wirkte das Buch ausbalanciert, auf verschiedenen Ebenen wird Spannung erzeugt. Natürlich geht es nicht immer harmonisch zu, es werden Intrige gesponnen und Machtkämpfe ausgefochten. Auch Kampfszenen werden eingestreut, sodass auch die ein oder andere blutige Szene erzählt wird. Jedoch wird dies gut in die Geschichte mit eingebunden und trägt zum Fortschreiten der Story bei. Positiv möchte ich auch das hilfreiche und wirklich umfangreiche Personenregister hervorheben. Dies empfand ich als recht hilfreich. Und besonders Quereinsteiger werden dies zu schätzen wissen. Auch sehr interessant und aufschlussreich empfand ich das Nachwort. Hier geht der Autor Ulf Schiewe nochmal darauf ein, was seiner Fiktion entspricht und wo er sich an die Fakten gehalten hat. Allgemein hat Schiewe diese beiden Elemente sehr gekonnt vermischt. Nicht selten habe ich mich im Verlauf des Buches gefragt, ob dies nun der Fantasie des Autors entsprungen ist oder ob es diesbezüglich Quellen gibt, die dieses Geschehen belegen. „Der Sturm der Normannen“ liest sich so, als ob das gesamte Geschehen so passiert sein könnte und dabei wirkt es in keiner Weise trocken. Nein, es ist unterhaltsam und lehrreich zugleich.
Der Einstieg ist sehr rasant, man erlebt die Belagerung von Cosenza mit und wie Roger und Gilbert zusammen mit einer ausgewählten Gruppe diese erobern wollen. Diese ersten Seiten spiegeln gut den Inhalt und auch die Charaktere des Buches wider. „Der Sturm der Normannen“ wird aus der Sicht von dem Ich- Erzähler Gilbert dargestellt. Dadurch fühlt man sich Gilbert recht verbunden. Allgemein ist er ein sympathischer Charakter, der nicht selten tiefgründige Gedanken hat, er hat einen guten Kern und steht seinen Freunden zu Seiten. Auch ist er seiner Frau und seiner Familie treu ergeben. An seiner Seite ist der Hund Loki, der mir als Leser ebenfalls sehr ans Herz gewachsen ist. Die Charaktere der Normannen wirken auf mich alle sehr realistisch und lebhaft. Sie sind ein vielseitiger und liebenswürdiger Haufen. Jeder hat seine Eigenarten, die diese so real wirken lassen. Aber auch die anderen Charaktere wirkten auf mich alle sehr stimmig und konnten mich überzeugen. Positiv möchte ich auch die starken Frauenfiguren hervorheben. Diese sind aber, im Vergleich zu manch anderen historischen Romanen, nicht zu perfekt oder übertalentiert dargestellt. Auch sie haben ihre Fehler und wirken auf mich so, als ob sie in der damaligen Zeit wirklich so gelebt haben könnten. Dennoch versuchen sie mit ihren Mitteln die Männerwelt zu beeinflussen und somit auch das Geschehen. Dennoch hält es sich im Rahmen, aber trotzdem wird dem Leser die Stärke dieser Frauen bewusst. Das hat mir persönlich ganz gut gefallen.
Mir ist diese raue Gruppe aus Normannen im Laufe der Bücher ans Herz gewachsen, so vieles hat man bisher zusammen erlebt und auch den einen oder anderen Verlust musste man als Leser verarbeiten. Daher war „Der Sturm der Normannen“ für mich wie ein Besuch bei liebgewonnenen Freunden und ich habe die Seiten mit diesen sehr genossen. Daher war ich sehr erschüttert, als ich gelesen habe, dass dies vorerst der letzte Band der Saga sein soll, was ich leider gar nicht nachvollziehen kann. Die Bücher lassen sich so wundervoll lesen. Und wenn man das Nachwort gelesen hat, dann ist einem klar, dass es auch noch viel zu erzählen gibt. Der spätere Verlauf verspricht Spannung und alles, was ein gutes Buch braucht. Daher hoffe ich, dass diese Reihe irgendwann fortgesetzt wird.

Ulf Schiewe hat es mit „Der Sturm der Normannen“ erneut geschafft, mich von seinem Können zu überzeugen. Ich mag seinen Erzählstil sehr, ihm gelingt es gekonnt, den Leser in vergangene Zeiten zu entführen und zusammen mit den Charakteren Abenteuer zu bestreiten. Hierfür möchte ich 4,5 Sterne und eine klare Leseempfehlung für Leser von historischen Romanen vergeben.

Veröffentlicht am 12.12.2016

Gefangen zwischen den Welten

Die Welten-Trilogie, Band 1: Gefangen zwischen den Welten
0

„Gefangen zwischen den Welten“ ist das Romandebüt und zugleich der Auftakt einer geplanten Trilogie von der Autorin Sara Oliver.

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
Ve und Nicky sehen genau gleich aus. ...

„Gefangen zwischen den Welten“ ist das Romandebüt und zugleich der Auftakt einer geplanten Trilogie von der Autorin Sara Oliver.

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
Ve und Nicky sehen genau gleich aus. Doch die beiden sind keine Zwillingsschwestern. Zwischen ihnen liegen, im wahrsten Sinne des Wortes, Welten! Ein mysteriöses Portal hat Ve in ein Paralleluniversum katapultiert - mitten hinein in das Leben ihrer Doppelgängerin Nicky. Um in ihre eigene Welt zurückkehren zu können, muss Ve sich mit Nicky verbünden, ihre schlimmsten Ängste überwinden und ihre große Liebe Finn für immer verlassen…

Ich muss gestehen, dass mich die Covergestaltung und auch der Klappentext sofort begeistern konnten. Das Buch ist ein wahrer Blickfang und auch ein Bezug zum Inhalt des Buches wurde hergestellt. Mein Interesse wurde geweckt, allein die Gestaltung des Covers hat mich neugierig gemacht und ich war schon sehr gespannt, was sich zwischen den Buchdeckeln wohl verbergen könnte.
Der Schreibstil ist angenehm und leicht, dies möchte ich positiv hervorheben. „Gefangen zwischen den Welten“ hat sich flüssig und rasant lesen lassen. Der Einstieg in die Geschichte ist relativ rasant, man wird in das Geschehen hineingeworfen. Jedoch fand ich ihn etwas holprig. Der Klappentext lässt einen auf Parallelwelten hoffen, im Buch wird jedoch erst ausführlich thematisiert, wie Ve zu ihrem Vater fährt und dass dieser sie nicht vom Flughafen abholt. Und auch in dessen Zuhause ist er nicht auffindbar. Ich hätte mir einen zügigeren Bezug zu den Parallelwelten erhofft. Diesen Einstieg hätte man meiner Meinung nach etwas zusammenfassen können. Positiv hat mir auch die Grundidee mit den Parallelwelten gefallen. Das Buch hat viel Potential, mit dieser Idee hätte man einiges machen können. Doch leider wird meiner Meinung nach dieses Potential nicht komplett genutzt oder spannend umgesetzt. Es werden relativ viele Wörter aus dem Bereich der Naturwissenschaft oder Informatik in das Geschehen mit eingebunden. Leider werden diese nicht näher erläutert. Das fand ich etwas schade, ein paar kurze Erklärungen hätte ich sinnvoll gefunden. Die Protagonistin Ve hat kein großes Verständnis oder Interesse an diesen beiden Wissensbereichen und so bekommt auch der Leser keine Erklärung der Phänomene. Nur weil „Gefangen zwischen den Welten“ ein Jugendbuch ist, ist dies doch nicht damit gleichzusetzen, dass Erklärungen von wissenschaftlichen Begriffen nicht gewünscht seien.
Leider bin ich mit den Protagonisten nicht richtig warm geworden. Zu Beginn dachte ich, dass es vielleicht etwas umständlich werden könnte, da Ve in beiden Welten vorkommt. Aber dieses Problem wurde mit der Verwendung von unterschiedlichen Spitznamen recht gut gelöst. Ve und Nicky sind an sich ein und dieselbe Person, haben sich jedoch sehr unterschiedlich in den Parallelwelten entwickelt. Auch andere Charaktere treten in beiden Welten auf, diese haben auch jeweils eine unterschiedliche Entwicklung vollzogen. Nicky interessiert sich für Naturwissenschaften. Sie hat wie ihr Vater eine Vorliebe für Physik, kennt sich außerdem auch recht gut mit anderen Naturwissenschaften und Informatik aus. Dennoch ist sie noch recht naiv und nur mit ihrem eigenen privaten Leben beschäftigt. Ich meine, wenn urplötzlich eine Doppelgängerin vor dir steht und dir die Geschichte mit dem Wurmloch und dem Verschwinden des Vaters erzählt, da geht man doch nicht einfach zur Mathe- AG oder zur Chemie- Nachhilfe! Auch im späteren Verlauf des Buches wird sie mir immer unsympathischer. Inhaltlich werde ich hierauf nicht weiter eingehen, da dies ein zu großer Spoiler wäre. Ve hingeben muss sich relativ alleine in der doch recht fremden Parallelwelt zurechtfinden. Unterstützung von Nicky findet sie leider nur selten. Auch wenn oftmals aus der Sicht von Ve erzählt wird, fehlt mir persönlich doch der Bezug zu ihr. Klar, sie fühlt sich alleine und im Stich gelassen, dennoch kann ich nicht nachvollziehen, dass sie sich doch recht schnell Finn anvertraut und auch die Liebesgeschichte geht mir einfach zu rasant. Und meiner Meinung nach ist diese auch ziemlich vorhersehbar. Diese Beziehung wirkte auf mich recht oberflächlich und ich hatte eher das Gefühl, dass es mehr eine Schwärmerei sei. Was mir persönlich auch gefehlt hat: Die Suche nach den Vätern. In beiden Welten ist der Vater verschwunden und anstatt sich Ve und Nicky zusammentun und sich auf die Suche begeben, streiten sie sich oder gehen Nichtigkeiten nach. Eine wirkliche Auflösung was es mit dem Verschwinden auf sich hat, fehlt leider auch. Aber da dies der Auftakt einer Trilogie ist, kann ich darüber hinwegsehen.
Leider hat mir persönlich auch ein bisschen die Spannung gefehlt. Teilweise plätschert das Buch etwas dahin. Es lässt sich zwar flüssig lesen, aber manche Szenen hätte man spannender gestalten können oder mehr Konfliktpotential hineinbringen können.

Meiner Meinung nach ist „Gefangen zwischen den Welten“ von Sara Oliver ein Jugendbuch, welches ich im Alter von 12- 14 Jahren empfehlen würde. Die Grundidee zu diesem Buch hat mir gut gefallen, jedoch wurde meiner Meinung nach dieses nicht vollkommen ausgeschöpft. Auch mit den Protagonisten bin ich leider nicht richtig warm geworden. Daher kann ich leider nur 3,5 Sterne vergeben.

Veröffentlicht am 20.11.2016

Rabenkuss

Rabenkuss
0

Der neue fantastische Jugendroman von Anja Ukpai namens „Rabenkuss“ ist der zweite und finale Band rund um den Teenager June und dem geheimnisvollen Rabenlord. Hierbei ist es sinnvoll, dass man bereits ...

Der neue fantastische Jugendroman von Anja Ukpai namens „Rabenkuss“ ist der zweite und finale Band rund um den Teenager June und dem geheimnisvollen Rabenlord. Hierbei ist es sinnvoll, dass man bereits den ersten Teil „Rabenherz“ gelesen hat, denn „Rabenkuss“ schließt nahtlos an den Vorgänger an.

Inhaltsangabe (Quelle: Klappentext):
June ist bis über beide Ohren in Jacob verliebt und kann es gar nicht abwarten, ihn endlich wieder in die Arme zu schließen. Als sie aber erneut von geisterhaften Erscheinungen heimgesucht wird, ist sie sich sicher, dass der Rabenlord wiedererwacht ist. Wie zornig er ist, zeigt sich, als einer von Junes Mitschülern sich plötzlich in Luft auflöst – nur eine Handvoll Federn bleibt zurück. June bekommt es mit der Angst zu tun. Sie muss herausfinden, wer der Rabenlord ist, bevor noch Schlimmeres geschieht. Doch welche Rolle spielt Jacob dabei? Ist er vielleicht sogar selbst in Gefahr?

Der erste Teil hat mich hin- und hergerissen. Die Grundidee hat mir wirklich gut gefallen, dennoch konnte mich dieser nicht vollständig überzeugen. Und auch bei der Fortsetzung bin ich zwiegespalten.
Der Schreibstil von Anka Ukpai ist leicht und jugendhaft. Der Jugendroman hat sich flüssig lesen lassen und auch diesmal fliegen die Seiten nur so dahin. Auch diesmal haben mir die Kapitelanfänge wieder gut gefallen. Diese sind zum Beispiel Einträge aus dem Tagebuch des Rabenlords, Passagen aus den Büchern des fiktiven Mediums Jadoo oder auch Zitate von Shakespeare. Diese haben gut zum Inhalt gepasst und haben das Werk noch zusätzlich interessant gemacht. Ukpai schafft es, das Buch permanent spannend zu halten. Viele unverhoffte Wendungen und Konflikte, die es zu lösen gilt, werden eingebaut. Auch die offenen Fragen aus dem ersten Band werden beantwortet. Zusätzliche Fragen werden aufgeworfen und ebenfalls beantwortet. Als Leser erfährt man endlich mehr über die Prophezeiung und den Fluch des Rabenlords. Ich finde, dass dies geschickt umgesetzt wurde. Denn diese Prophezeiung muss erst vollständig gefunden werden und wird gekonnt in den Verlauf der Geschichte eingebaut. Auch inhaltlich konnte mich die Prophezeiung überzeugen, ich fand diese durchaus gelungen und überzeugend.
Im zweiten Teil „Rabenkuss“ steht wieder June im Mittelpunkt. Sie ist die heimliche Stipendiatin des Internats Saint Gilberts. June ist über beide Ohren in den Neuling Jacob verliebt. Jedoch ist diese Verliebtheit ein Wechselbad der Gefühle. In der einen Situation küsst er sie, nur um am folgenden Tag mit Junes Rivalin Rachel zu flirten. Zwar wirkt June auf der einen reifer im Vergleich zum ersten Teil- sie will die Prophezeiung erfüllen und den Rabenlord finden und geht dabei auch Risiken ein. Dennoch wirkt sie auf mich immer noch recht naiv. Lässt sich nur zu gerne von ihren Gefühlen leiten. Leider ist sie für meinen Geschmack noch immer recht weinerlich, mir ist dies ein bisschen zu viel Teenager.
Die Aufklärung in Bezug auf den Rabenlord fand ich recht interessant und auch die Umsetzung, wie June zur Auflösung dieses Rätsels gelangt, hat mir gut gefallen. Meine Vermutung, wer denn der Rabenlord sein könnte, hat sich jedoch bestätigt. Die eingestreuten Hinweise kann man mit ein bisschen Aufmerksamkeit recht frühzeitig deuten und somit auch die richtigen Schlussfolgerungen ziehen. Aber dass sich meine Vermutung bestätigt hat, hat dem Lesevergnügen keinen Abbruch getan.
Schade finde ich es, dass die Nebencharaktere auf mich immer noch recht blass gewirkt haben. June wird recht ausführlich beleuchtet, doch ihre Familie und ihre besten Freunde wirkten auf mich recht eindimensional. Nur auf Tante Phoebe wird mehr eingegangen.
Außerdem finde ich, dass im zweiten Teil etwas die Atmosphäre verloren geht. In „Rabenherz“ fand ich die mystische Atmosphäre sehr gekonnt, fast spürbar. In „Rabenkuss“ hat mir diese etwas gefehlt. Ich kann hierbei gar nicht genau festmachen, woran dies liegt. Es gibt auch im zweiten Teil einige Szenen mit Geistern oder auch geheimnisvollen Raben, dennoch wird meiner Meinung nach keine überzeugende Atmosphäre aufgebaut.

Anja Ukpai hat mit „Rabenkuss“ eine spannende Fortsetzung geschrieben. Mir haben die Grundidee und auch der Schreibstil gut gefallen. Leider war mir die naive und weinerliche Art der Protagonistin June manchmal etwas zu viel. Hierfür möchte ich 3,5 Sterne vergeben.