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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 21.01.2024

Überzeugend

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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Auf die neue Thrillerreihe von Marc Raabe war ich sehr gespannt.

Es geht auch gleich spektakulär los. Schauplatz ist Berlin im Winter, und im Kreisverkehr an der Siegessäule verursacht ein Kleintransporter ...

Auf die neue Thrillerreihe von Marc Raabe war ich sehr gespannt.

Es geht auch gleich spektakulär los. Schauplatz ist Berlin im Winter, und im Kreisverkehr an der Siegessäule verursacht ein Kleintransporter einen Auffahrunfall bei Schneeglätte. Der Fahrer flieht und wenig später wird auf der Ladefläche unter einer Plane eine weibliche, nackte Leiche gefunden. Es ist die Frau des Gesundheitsministers auf deren Körper jemand mit Blut die Privatadresse des Bundeskanzlers geschrieben hat.



Für diesen Fall wird der ehemalige BKA Ermittler Artur Mayer zurückbeordert. Die junge Kommissar Anwärterin Nele Tschaikowski wird ihm zur Seite gestellt. Mit Art Mayer hat sie es nicht leicht. Er ist stur und verhält sich alles andere als regelkonform. Doch die junge Frau lässt sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen. Sie ist ehrgeizig und clever und lässt sich von Autoritäten nicht einschüchtern. Ich mochte es, wie die beiden nach und nach zu einem guten Team zusammengewachsen sind.



Eine zweite Zeitebene führt weit zurück in die Vergangenheit von Art Mayer, wo er als Jugendlicher eine Situation erlebt hat, die ihm jetzt als Erwachsener wieder einholt. Aber auch Nele hat ein Geheimnis, dass sie nur zu gerne für sich behalten möchte.



Auch wenn der Fall ganz offensichtlich mit dem Bundeskanzler zu tun hat und dieser auch Druck macht, da ein G8 Gipfel ansteht, bei dem er Gastgeber ist, spielt die Politik nur am Rande eine Rolle. Die Geschichte ist temporeich, spannend und sehr bildhaft erzählt. Die Auflösung hat mich sehr überrascht, und es blieb wirklich spannend bis zum Schluss.

Marc Raabe hat es einfach drauf. Auch diese neue Reihe hat mich mit diesem 1.Teil vollkommen überzeugt und ich freue mich auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 16.01.2024

Ein Upgrade für die Ehe

The Marriage Act - Bis der Tod euch scheidet
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Ein weiterer dystopischer Roman aus der Feder von John Marrs ist erschienen und ist genau wie seine Vorgänger wieder ein Pageturner.
In einer nicht allzu fernen Zukunft möchte die amtierende britische ...

Ein weiterer dystopischer Roman aus der Feder von John Marrs ist erschienen und ist genau wie seine Vorgänger wieder ein Pageturner.
In einer nicht allzu fernen Zukunft möchte die amtierende britische Regierung seine Bürger davon überzeugen, dass die Ehe nicht nur der Schlüssel zum Glück ist, sondern auch ein Garant für ein längeres und gesünderes Leben. Belohnt wird der, der seiner Ehe ein Upgrade verpasst und einen Vertrag für eine Smart Ehe unterzeichnet mit finanzielle Vorteilen, wie z.B günstigeren Kreditzinsen, Steuererleichterungen und einer wesentlich besseren Krankenversorgung.
Man gibt dem Staat mit seiner Unterschrift allerdings auch das Recht jederzeit private Gespräche aufzuzeichnen,natürlich „nur“ um bei Eheproblemen frühzeitig Hilfe anbieten zu können.
Da der Staat die Ehe und insbesondere die smarte Ehe als die beste aller Lebensformen propagiert und massiv fördert, geht dies natürlich zu Lasten von Singles, Geschiedenen und Verwitweten.

Der neue Roman von John Marrs nimmt auch Bezug auf das bekanntestes Werk des Autors „ The One“, wo die Partnersuche durch DNA Abgleich revolutioniert wurde. Natürlich gibt es eine Menge Paare, die ihren Perfect Match auf diese Weise gefunden haben. Das Buch ist ohne Vorkenntnis der vorherigen Bücher gut verständlich.
Auch in diesem Roman wird die Geschichte aus der Perspektive verschiedener Personen, meist Ehepartnern erzählt. Eine besondere Perspektive ist die von Jeffrey. Er ist Beziehungsberater und nutzt seine Stellung aber auf besonders perfide Art aus.

Das 553 Seiten starke Buch liest sich super schnell weg und hat mich wieder richtig gut unterhalten. Es hält so manche Überraschung bereit und hat ein schlüssiges Finale.

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Veröffentlicht am 17.12.2023

Jahreshighlight

So weit der Fluss uns trägt
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In diesem Roman der nach dem 2. Weltkrieg in den späten Vierzigerjahren beginnt und in Colorado spielt, verfolgen wir den Lebensweg der jungen Victoria vom jungen Mädchen bis zur Frau mittleren Alters.

Victoria ...

In diesem Roman der nach dem 2. Weltkrieg in den späten Vierzigerjahren beginnt und in Colorado spielt, verfolgen wir den Lebensweg der jungen Victoria vom jungen Mädchen bis zur Frau mittleren Alters.

Victoria ( Torie) wächst in einer Kleinstadt auf einer Pfirsichfarm auf. Als ihre Mutter stirbt übernimmt sie ganz automatisch auch deren Aufgaben und ist neben ihren Hilfsarbeiten auf der Farm noch zusätzlich für den Haushalt und das Kochen zuständig. Sie ist siebzehn Jahre alt, als sie sich Hals über Kopf in einen fremden Jungen auf der Durchreise verliebt. Diese erste Liebe steht unter keinem guten Stern. Die Kleinstädter begegnen Will mit Vorurteilen und Verachtung. Auch Torie’s Bruder Seth nimmt sich vor diesen schmutzigen Herumtreiber aus der Stadt zu jagen. Victoria sieht die Hetzjagd mit Sorge, da Will ihr zuliebe nicht weiterziehen will.

Doch sie genießt auch ihre heimliche Liebe zu dem freundlichen Jungen, der aufgrund seiner dunkleren Hautfarbe so viel Hass auf sich zieht.

Für Victoria beginnt eine harte Zeit, in der sie sich gezwungen sieht ihr Elternhaus zu verlassen. Wir erleben ihren Überlebenskampf in der Wildnis und fühlen ihre Wut, Trauer und Verzweiflung nach, die sie ganz schnell erwachsen werden lassen.



Ich fand das Buch wirklich sehr emotional und bewegend. Victoria muss eine Menge Leid aushalten und reift doch zu einer starken, emphatischen Frau heran, die ihren Weg geht und sich nicht mehr herumschubsen lässt. Darüberhinaus enthält der Roman ganz tolle Naturbeschreibungen. Man fühlt sie förmlich, die Wechsel der Jahreszeiten , die teils unerbittliche Natur und kann den Geschmack der köstlichen Pfirsiche schon fast schmecken, so bildhaft, fast sinnlich schreibt Shelley Read.

Die Naturverbundenheit hat Victoria schon von ihrem Vater mitbekommen, der es als einziger Farmer der Gegend geschafft hat auf seiner Farm eine ganz besondere Pfirsichsorte zu kultivieren. Bei ihrem erzwungenen Neuanfang versucht Victoria deshalb auch das Erbe ihres Vaters zu bewahren, was ich sehr bemerkenswert fand.



Das Buch wird vielfach verglichen mit dem Roman „ Der Gesang der Flußkrebse“, was ich insofern nachvollziehen kann, weil sich in beiden Geschichten eine junge Frau alleine für ihr Überleben kämpfen muss und es in beiden Fällen grandiose Naturbeschreibungen gibt.



Ich mochte beide Bücher sehr gerne.

Auch „Soweit der Fluss uns trägt „ ist eines meiner Jahreshighlights, und ich kann es nur jedem an Herz legen, der tiefgründige Familiengeschichten in Verbindung mit viel Natur gerne liest. Die in dem Buch angesprochenen Themen sind vielfältig, behandeln z.B die Themen Rassismus, Mutterschaft, Emanzipation, Vietnamkrieg und noch einiges mehr.

Fazit: Ein tolles Buch!

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Veröffentlicht am 14.12.2023

Den Schwarzwald entdecken

Lieblingsplätze für Senioren Schwarzwald
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Die Autorin, Dagmar Seitz stellt in ihrem Reiseführer für die sogenannten Bestager, die Generation 60+, zu der ich jetzt auch gehöre, ihre Heimat, den Schwarzwald vor und hat hier mit viel Herzblut ihre ...

Die Autorin, Dagmar Seitz stellt in ihrem Reiseführer für die sogenannten Bestager, die Generation 60+, zu der ich jetzt auch gehöre, ihre Heimat, den Schwarzwald vor und hat hier mit viel Herzblut ihre Lieblingsplätze zusammengetragen.

Mit dieser Reihe hat der Gmeiner Verlag wirklich einen Bedarf erkannt.

Das handliche Softcover, dass in der vorderen und hinteren Klappe jeweils eine Karte enthält, wo man die Nummern der beschriebenen Ausflüge schon mal verorten kann, enthält eine Vielzahl an Tips für die Freizeitgestaltung im Schwarzwald, einer ungeahnt vielseitigen und wunderschönen Region unseres Landes. Dabei legt die Autorin Wert darauf, dass auch Personen mit Einschränkungen gut zurecht kommen. Klasse, dass man anhand von Piktogrammen sofort erkennen kann, ob der Ausflug, den man plant gerade den aktuellen Bedürfnissen entspricht. Gibt es ein WC, eine Möglichkeit etwas zu Essen zu bekommen? Eignet sich die Unternehmung, wenn man als Gruppe unterwegs ist oder mit den Enkelkindern? Ist die Barrierefreiheit gewährleistet? Das alles erschließt sich auf einen Blick. Auch die Frage nach der Erreichbarkeit mit öffentlichen Verkehrsmitteln oder die Parkplatzsituation werden umfassend geklärt.

Der Reiseführer ist sehr informativ aber nicht trocken, so dass es großen Spaß macht darin zu schmökern und den nächsten Urlaub zu planen. Schöne Fotos ergänzen den Text. Wir fahren seit vielen Jahren immer wieder gerne in den Schwarzwald. Das ein oder andere Urlaubshighlight habe ich natürlich hier wiederentdeckt. Trotzdem bin ich mal wieder erstaunt , wie viele tolle Plätze man im nördlichen Schwarzwald, im mittleren - oder im Südschwarzwald noch entdecken kann. Ich freue mich jedenfalls auf ganz viel neue Inspiration. Der Eichhörnchenwald in Königsfeld ist für einen Ausflug mit dem Enkelkind schon mal vorgemerkt, und wer wollte nicht schon immer mal eine Schwarzwälderkirschtorte selber machen? Das Kirschtortenseminar in Freudenstadt macht es möglich.


Der Reiseführer enthält überwiegend leichte Ausflüge, die gut für Senioren aber durchaus auch für andere Zielgruppen geeignet sind.

Sehr empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 02.12.2023

Erschütternd

Die Möglichkeit von Glück
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Stine, geboren in der Mitte der Achtzigerjahre an der Ostsee gehört zu der Generation, die zu jung sind, um die Schrecken der DDR Diktatur noch bewusst wahrgenommen zu haben. Sie wächst mit dem Wechsel ...

Stine, geboren in der Mitte der Achtzigerjahre an der Ostsee gehört zu der Generation, die zu jung sind, um die Schrecken der DDR Diktatur noch bewusst wahrgenommen zu haben. Sie wächst mit dem Wechsel der Systeme auf, in einem Elternhaus, dass die Glaubenssätze der DDR tief verinnerlicht hat.

Der Ton des Buchs ist teils sachlich, teils auch sehr emotional.

Stine forscht zu ihrer Vergangenheit und der Geschichte ihrer Familie, von der sie fast gar nichts weiß, denn das Verhältnis zum Elternhaus ist zerrüttet. Fragen zum System DDR, soweit man sich traute diese als Kind überhaupt zu stellen, wurden ignoriert und schlimmstenfalls sanktioniert. Da waren Schläge zu erwarten oder sie und ihr Bruder wurden gezwungen in das viel zu heiße Wasser der Badewanne zu steigen.



Stine will verstehen, wie ihre Mutter so hart und lieblos werden konnte und ihre Kinder mit dieser gnadenloser Strenge und Züchtigungen aller Art erzogen hat. Und warum hat ihr Vater immer zugeschaut und sie nie vor der Mutter beschützt.? Warum ist auch nach der Wende so viel Gewalt im Osten zu spüren, wie z.b der ausufernde Fremdenhass?

Die Protagonistin weiß nicht, ob Eltern und, oder Großeltern Opfer oder Täter des Systems DDR waren, weil Fragen nicht erlaubt waren und die Vergangenheit totgeschwiegen wurde. Nach der Wende schien es keine Täter mehr zu geben. Man kennt das ja. Dieses Phänomen ist nach dem 2. Weltkrieg genau so aufgetreten. Keiner war ein Nazi gewesen, keiner hatte etwas vom Holocaust gewusst.

Stine schafft es mit ihrer Recherche aufzudecken, wie das Leben ihres Großvaters verlaufen ist. Nie mehr Faschismus, das war für ihn so wichtig und dann wurde er Teil einer Diktatur.

Anne Rabe erzählt von einer berührenden Vergangenheitsaufarbeitung.

Ihre Protagonistin Stine will endlich das Schweigen brechen und ihre Identität finden. Und dann will sie in die Zukunft blicken und vielleicht gibt es sie dann, „die Möglichkeit von Glück.“

Ich selbst habe wenig Berührungspunkte mit der DDR, bin nicht dort aufgewachsen und habe keine Verwandten im Osten. Der Roman hat mich sehr betroffen gemacht. Ich finde er trägt aber auch zu mehr Verständnis bei, warum die Menschen aus dem Osten Deutschlands einfach etwas anders ticken. Ich fand das Buch großartig erzählt und kann die Nominierung für den deutschen Buchpreis 2023 sehr gut nachvollziehen.

Das Hörbuch, welches mir vorlag ist hervorragend eingesprochen von Kaja Sesterhenn und sehr empfehlenswert.

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