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Veröffentlicht am 08.09.2023

Spannender Reihenauftakt

Die Zahlen der Toten
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Schon lange hatte ich mir die Thrillerreihe rund um Kate Burkholder, Chief of Police im kleinen Städtchen Painter‘s Mill, Ohio vorgenommen.

Ungewöhnlich ist nicht nur, dass hier tatsächlich mal eine Frau ...

Schon lange hatte ich mir die Thrillerreihe rund um Kate Burkholder, Chief of Police im kleinen Städtchen Painter‘s Mill, Ohio vorgenommen.

Ungewöhnlich ist nicht nur, dass hier tatsächlich mal eine Frau eine Führungsposition innehat, Kate ist darüberhinaus in der Glaubensgemeinschaft der Amischen aufgewachsen und hat sich erst als junge Erwachsene gegen einen weiteren Lebensweg in der Gemeinschaft und für eine Laufbahn bei der Polizei entschieden. Dieser Umstand ist sicher auch auf ein traumatisches Ereignis als Jugendliche zurückzuführen , dass sie jetzt ihren Job kosten könnte.

Denn vor 16 Jahren gab es eine Mordserie an jungen Frauen in der Gegend und jetzt wird wieder eine grausam zugerichtete Leiche einer jungen Frau gefunden. Es scheint fast so, als ob der Mörder von damals zurückgekehrt ist, dabei war sich Kate sicher, dass „der Schlächter“ tot sein muss. Amische klären ihre Angelegenheiten nämlich gerne selber.



Kate ist hin- und hergerissen. Eigentlich will sie den Fall schnell und effizient aufklären, andererseits scheut sie sich weitere Behörden einzuschalten, die ihr den Fall vielleicht wegnehmen würden. Als eine weitere Frauenleiche auftaucht passiert genau das, was sie befürchtet hat. Sie wird kaltgestellt.



Kate war mir sehr sympathisch, eine kluge empathische Frau, die in ihrem kleinen Revier von allen geschätzt wird. Auch die Nebencharaktere werden gut in die Geschichte eingeführt. Man erfährt im 1.Teil natürlich auch viel über Kate‘s Hintergrund und über das Leben der Amischen, was ich sehr interessant fand.

Die Morde waren nichts für schwache Nerven. Hier hätte es für mich nicht so viele grausige Details gebraucht. Es war unterhaltsam und spannend und lief am Ende auf einen Showdown hinaus, bei dem man unbedingt am Ball bleiben wollte.



Ich habe es auf jeden Fall nicht bereut mit dieser Reihe begonnen zu haben und freue mich auf viele Fortsetzungen. Das Hörbuch wurde hervorragend vertont von Tanja Geke.

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Veröffentlicht am 21.08.2023

Kampf gegen Dämonen

Liebewesen
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Dieses Debüt ist wirklich besonders, modern mit Witz, schlagfertigen Dialogen und einer sehr direkten aber nicht vulgären Sprache, dreht Protagonistin Lio ihr Innerstes nach außen.
Ihre Kindheit in einer ...

Dieses Debüt ist wirklich besonders, modern mit Witz, schlagfertigen Dialogen und einer sehr direkten aber nicht vulgären Sprache, dreht Protagonistin Lio ihr Innerstes nach außen.
Ihre Kindheit in einer dysfunktionalen Familie mit einem schwachen, alkoholkranken Vater und einer lieblosen, gewalttätigen Mutter, die die Geburt ihrer Tochter Tag für Tag verflucht, hat deutliche Narben hinterlassen. Lio ist ihrem Körper fremd, tut sich schwer mit Berührungen.
Dennoch findet sie mit Hilfe ihrer Freundin und der Tinder App ihren Freund Max, der allerdings selbst große Probleme hat. Für ihn gibt es immer wieder dunkle Zeiten, in denen Depressionen sein Leben bestimmen.
Als Lio ungewollt schwanger wird, will sie das Kind auf keinen Fall bekommen.

Seite 124
„ ich war immer davon ausgegangen, dass ich gar nicht schwanger werden konnte. Mein Körper war kein richtiger Frauenkörper, allenfalls ein ausrangierter Prototyp. Außerdem musst die Natur doch ein Interesse daran haben, dass so jemand, wie ich sich nicht fortpflanzte.“

Mit ihrer Vorgeschichte, so ist sie sich sicher, sollte sie nicht die Verantwortung für ein anderes Lebewesen übernehmen. Max dagegen, dem sie nichts von ihrer Schwangerschaft erzählt hat, hält die Gründung einer Familie für die Lösung all ihrer Probleme.

Caroline Schmitt hat eine sehr reflektierte Protagonistin geschaffen, in deren Gefühlswelt man sich sehr gut einfühlen konnte.
Schade fand ich, dass die Probleme von Max und deren Ursache nicht noch tiefer beleuchtet wurden.

Das Buch ist mit seinen knapp über 200 Seiten sehr intensiv, trotzdem sehr flüssig zu lesen und bietet eine Menge Stoff zum Nachdenken. Ich mochte den Roman, der aber nicht für jeden etwas ist.
Eine Triggerwarnung hätte ich mir für sensible Leser:innen noch gewünscht.

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Veröffentlicht am 06.08.2023

Kinderschutz auf die Spitze getrieben

Institut für gute Mütter
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Diese Dystopie von Jessamine Chan, die auch ihr Debüt ist, hat mich berührt, verstört und wütend gemacht. Ich musste dieses Buch ( in meinem Fall das Hörbuch) ganz oft eine Weile an die Seite legen, weil ...

Diese Dystopie von Jessamine Chan, die auch ihr Debüt ist, hat mich berührt, verstört und wütend gemacht. Ich musste dieses Buch ( in meinem Fall das Hörbuch) ganz oft eine Weile an die Seite legen, weil ich die Geschichte kaum ertragen konnte.

In einem recht nüchternen Schreibstil erfahren wir von der schleichenden Entwicklung eines Gesellschaftssystems, dass sich anmaßt zunehmend in den privaten Bereich der Erziehung massiv einzugreifen. Dass zu lesen, ist beängstigend und verstörend und leider gar nicht so undenkbar.

Aus Sicht von Frida, der alleinerziehenden Mutter der 18 Monate alten Harriet erfahren wir, wie ihr „richtig schlechter Tag“ in der Katastrophe mündete. Nachdem ihr Baby aufgrund einer Mittelohrentzündung schon den ganzen Tag durchgeschrien hatte, entschloss sie sich kurz zu ihrer Uni zu fahren, um Unterlagen für ihr Homeoffice zu holen, die sie vergessen hatte. Letztendlich ließ sie ihr Kind zwei Stunden unbeaufsichtigt, und das blieb in der Nachbarschaft nicht unbemerkt. Frida wurde bei der zuständigen Kinderschutzbehörde angezeigt.



Wie Frida dann von ihrer Freundin und Anwältin erfährt, passierte dieser Vorfall zu einem denkbar ungünstigen Zeitpunkt. Von staatlicher Seite hatte man die Kinderschutzbehörde gerade reformiert, und mit neuen Befugnissen ausgestattet. Viel schneller als früher war die Behörde nun berechtigt „unfähigen“ Eltern ihre Kinder zu entziehen, und diese zu einem neuen 1jährigen Schulungsprogramm zu zwingen. Natürlich war dieses Programm ein „freiwilliges“ Angebot, aber ein Muß für jeden, der die Chance erhalten wollte, sein Kind jemals zurück zu bekommen.



Das ewige Mantra dieser Schule, und das spricht schon für sich, lautete:

„Ich bin eine schlechte Mutter, aber ich lerne eine Gute zu sein.“



Mit Hilfe von KI Puppen soll Frida in dem Institut nun all die Kompetenzen erlernen, die eine gute Mutter ausmachen, während Frida‘s Exmann derweil das vollständige Sorgerecht für Harriet bekommt und sich zusammen mit Susanna seiner neuen Frau um deren Wohlbefinden kümmert.

Der Roman ist bitterböse und provokant und weist deutlich auf Missstände in den USA, dem Heimatland Chan’s hin.

Höchst fragwürdige, oft antiquierte Erziehungsmethoden werden unter totaler Überwachung, inklusive ständiger Gehirnwäsche mit den Puppenkindern trainiert. Misserfolge werden sofort sanktioniert. Gerne werden z.b Telefongespräche nach Hause für mehrere Monate gestrichen. Neben dem Institut für Frauen, gibt es auch noch eine weitere Schule für Männer, natürlich mit wesentlich lockereren Regeln.

Eins lernt Frida recht schnell, nämlich, das von ihr erwartet wird eigene Bedürfnisse komplett aufzugeben. Eine Mutter hat sich vollkommen aufzuopfern.

Für diese Geschichte braucht es einen etwas längeren Atem, und sie ruft natürlich vielerlei Emotionen hervor. Ich fand diese erschreckende Dystopie sehr gelungen.

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Veröffentlicht am 10.07.2023

Die Nanny im Hightec - Gruselhaus

Hinter diesen Türen
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Das Buch beginnt mit einem Brief an einen Rechtsanwalt, den Rowan Caine aus dem Gefängnis schreibt und in dem sie behauptet unschuldig des Mordes an einem Kind angeklagt worden zu sein.

Rückwirkend wird ...

Das Buch beginnt mit einem Brief an einen Rechtsanwalt, den Rowan Caine aus dem Gefängnis schreibt und in dem sie behauptet unschuldig des Mordes an einem Kind angeklagt worden zu sein.

Rückwirkend wird dann aus ihrer Sicht erzählt wie aus einem Traumjob als Nanny in einem Herrenhaus in Schottland ein Alptraum wurde.

Die Autorin lässt sich sehr viel Zeit, die Charaktere einzuführen, den Alltag als Nanny zu schildern und das Anwesen zu beschreiben. Das Haus ist auf der einen Seite ein altes, viktorianisches Herrenhaus, dass mit viel Stahl und Glas umgebaut wurde und fast wie amputiert wirkt. Besonders stolz ist das Architektenehepaar auf die ganze Technik, wie Kameras, Touchpannel zum Öffnen der Türen, Schließen der Vorhänge, Bedienen der Lichtschalter usw. , alles steuerbar durch eine App und das natürlich auch von außerhalb des Hauses.

So glücklich Rowan ist, als sie tatsächlich die Zusage für diesen gut bezahlten Job bekommt, umso größer ist ihr Schock als ihr Hausherrin Sandra eröffnet, dass sie und ihr Mann direkt auf Dienstreise gehen müssten, so dass sie sofort die volle Verantwortung für Baby Petra, die 5 jährige Ellie und ihre ältere Schwester Maddie übernehmen solle. Die 14 jährige Rhiannon würde sie in der Woche Abwesenheit gar nicht zu Gesicht bekommen, da diese sich in einem Internat befände. Für die beiden Hunde wäre Fahrer und Hausmeister Jack verantwortlich, der in einer separaten Dienstwohnung auf dem Grundstück wohne.

Die Gruseleffekte, die Ruth Ware sich für die vermeintliche Supernanny Rowan ausgedacht hat, nachdem man sie ins kalte Wasser geworfen hat und die Eltern abgereist sind, fand ich schon gut. Man kann auch wunderbar miträtseln, wer für den Spuk ( Schritte auf dem Dachboden in der Nacht und Ähnliches) wohl verantwortlich ist. Mysteriöse Vorbesitzer und ein verbotener Giftgarten setzten dem Kindermädchen ebenfalls zu. Warum will man sie unbedingt wieder loswerden?

Der Knackpunkt bei diesem Thriller war das Ende. Nur ein paar Seiten vor der endgültigen Auflösung gibt es noch einen Doppeltwist, überraschend ja, gut nein. Es wird viel erklärt und wenig gezeigt. Die Auflösung fand ich nach dem gemächlichen Erzähltempo vorher nahezu hektisch.

Schade! Trotzdem habe ich das Buch, dass eher ein Spannungsroman als ein Thriller war gerne und recht schnell gelesen und fühlte mich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 07.07.2023

Alternative Wahrheiten

Melody
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Tom Elder ist mit seinen fast 31 Jahren im Besitz von nicht nur einem, sondern sogar zwei Master Abschlüssen in Jura. Sein Vater hatte großzügig das Studium finanziert, so dass er sich nie so recht veranlasst ...

Tom Elder ist mit seinen fast 31 Jahren im Besitz von nicht nur einem, sondern sogar zwei Master Abschlüssen in Jura. Sein Vater hatte großzügig das Studium finanziert, so dass er sich nie so recht veranlasst sah ins Berufsleben zu starten. Wäre sein wohlhabender Vater nicht ums Leben gekommen, hätte sich sicher noch ein weiterer Ergänzungsstudiengang für ihn gefunden. Jetzt befindet er sich plötzlich in der Situation arbeitslos zu sein und muß sich wohl oder übel darum kümmern, sein erstes eigenes Geld zu verdienen.

Er bewirbt sich auf eine altmodische Anzeige in einer Tageszeitung, in der ein vertrauenswürdiger ,gebildeter Mann mit juristischen Kenntnissen zur Nachlassordnung gesucht wird.

Tatsächlich bekommt er die gut bezahlte Stelle mit Kost und Logis und darf fortan die Gästewohnung in der Villa des Herrn Dr. Peter Stotz bewohnen. Dieser ist nicht irgendwer, sondern eine hochangesehene Persönlichkeit, einst erfolgreicher Geschäftsmann, ehemaliger Nationalrat und Milizoffizier mit Geld, Einfluss und Macht.

Tom erfährt, dass der alte Herr nicht mehr lange leben wird und sich wünscht, dass sein Nachlass so geordnet werden soll, dass das Bild , dass sich die Öffentlichkeit von ihm gemacht hat über seinen Tod hinaus bewahrt wird.

Nach mehreren intensiven Gesprächen mit Dr. Stotz erfährt Tom, dass das zentrale Thema im Leben seines Arbeitgebers seine verlorene Liebe Melody ist. Bilder von der marokkanischen Schönheit hängen überall im Haus, und Tom‘s Chef hat offensichtlich nie aufgehört nach seiner Geliebten zu suchen, nachdem sie von einem Tag auf den anderen verschwunden ist.



Über Dr.Stotz Tod hinaus bleiben bei Tom viele Fragen ungeklärt und bei gemeinsamen Nachforschungen mit Laura, der Nichte seines Arbeitgebers treten neue „Wahrheiten“ ans Licht und die Geschichte nimmt eine ganz neue unerwartete Wendung.





Fiktion oder Wahrheit, darum geht es in diesem Roman.

„Nicht die ganz Wahrheit sagen, ist nicht gelogen“.



„Will man sich das Leben nach dem einrichten, was man glaubt, oder will man das, was man glaubt, nach dem einrichten , wie man lebt?“.



Der Roman wird sehr, sehr (schweizerisch) gemächlich erzählt, enthält aber auch viele tolle Sätze, die einen innehalten lassen. Spannung gibt es so gut wie keine und der überraschende Plot Twist findet sich erst im letzten Drittel des Buches. Trotzdem wurde es mir nicht langweilig und ich konnte mich wunderbar in die Atmosphäre dieses High Society Lebens fallen lassen.

Das köstliche Essen, dass die Haushälterin Mariella zubereitet, wird ausführlich und appetitanregend beschrieben. Kellner Roberto kredenzt zu jedem Gang das passende Getränk und auch Bruno zählt nach eigenen Angaben zu einem Vertrauten des Dr. Stotz, da dieser immer gerne mit einem Schriftsteller befreundet sein wollte.



Mir hat mein 1. Suter gut gefallen, kein Highlight aber intelligent und unterhaltsam. Ich werde sicher gerne wieder zu seinen Büchern greifen.

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