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Veröffentlicht am 28.11.2021

Wenn die Fassade erst einmal bröckelt…

Eine perfekte Ehe
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Lizzie Kitsakis arbeitet für eine renommierte Anwaltskanzlei und ist mehr als überrascht, als sie ein R-Gespräch aus der Justizvollzugsanstalt entgegennimmt, in dem sie ein alter Studienfreund um ihre ...

Lizzie Kitsakis arbeitet für eine renommierte Anwaltskanzlei und ist mehr als überrascht, als sie ein R-Gespräch aus der Justizvollzugsanstalt entgegennimmt, in dem sie ein alter Studienfreund um ihre Hilfe bittet. Lizzie will das Mandat eigentlich ausschlagen, da Strafrecht nicht ihr Gebiet ist, aber letztendlich erklärt sie sich doch bereit Zack Grayson zu vertreten, dessen Ehefrau gewaltsam zu Tode gekommen ist

Der Thriller wird abwechselnd aus der Perspektive von Lizzie und der getöteten Amanda Grayson erzählt. Außerdem gibt es Gerichtsprotokolle, die ebenfalls in die Geschichte eingestreut werden.

Die scheinbar heile und glamouröse Welt der reichen Vorstadt- New Yorker beginnt schnell Risse zu bekommen, aber auch bei Lizzie findet der Leser nach und nach heraus, dass sie Geheimnisse hat, die sie erpressbar machen.

Amandas Perspektive beginnt wenige Tage vor ihrem Tod, der dem Anschein nach in Zusammenhang mit einer pikanten Swinger-Party bei ihrer Freundin Maude stand, die auch das Ehepaar Grayson besuchte.

Je tiefer man in das Buch einsteigt, desto mehr blickt man bei jeder Figur ein bisschen mehr hinter die Fassade, traut dem ein oder anderen plötzlich einen Mord zu, den man vorher gar nict verdächtigt hätte. Einige interessante Wendungen erhöhen die Spannung, auch wenn ich hier eher von einem Spannungsroman als von einem Thriller sprechen würde. Reizvoll fand ich auch die Psychospielchen, die Lizzie immer wieder in Bedrängnis bringen.

Neben dem Mordfall sorgt dann noch ein Datenleck für Furore und lässt die betroffenen Elterm der Grace Hall Schule, zu denen quasi alle Partygänger gehören, erschaudern.

Zugegeben, das Buch braucht ein wenig um Fahrt aufzunehmen und zwischendurch hat es einige Längen. Im letzten Drittel wird es aber richtig spannend und die Autorin sorgt für die ein oder andere Überraschung.

Nicht nur das Cover hat mich direkt angesprochen, auch die Geschichte hat mich gut unterhalten.

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Veröffentlicht am 18.11.2021

Den eigenen Weg finden

Writers & Lovers
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Lily King hat ihrer Protagonistin Casey Peabody so einige Lasten mit auf den Weg gegeben, so dass es nicht verwunderlich ist, dass die 31Jährige von Panikattacken geplagt wird. Ihre Mutter, zu der sie ...

Lily King hat ihrer Protagonistin Casey Peabody so einige Lasten mit auf den Weg gegeben, so dass es nicht verwunderlich ist, dass die 31Jährige von Panikattacken geplagt wird. Ihre Mutter, zu der sie ein sehr inniges Verhältnis hatte, ist plötzlich verstorben. Die Schuldenlast ihres Studienkredits ist erdrückend. Seit 6 Jahren schreibt sie an einem Buch und befindet sich zwar schon in der Endphase, kommt aber nicht von der Stelle, einerseits weil ihre Zeit für ihren Kellnerjob draufgeht, mit dem sie sich mehr schlecht als recht finanziert, andererseits weil ihr plötzlich Zweifel kommen, ob sie überhaupt gut genug ist, um wirklich Schriftstellerin zu sein. Auch die Liebe ist für Casey bisher keine Erfolgsgeschichte. Sie ist hin und hergerissen zwischen zwei Männern, die unterschiedlicher nicht sein könnten, und es kämpfen ihr Herz und ihr Verstand und machen ihr die Entscheidung nicht leichter.

Es ist ein amerikanischer Roman und es fließen Dinge mit ein, die man mit Amerika verbindet, Schulden, die sich junge Leute mit ihrem Studium aufbürden, fehlende Kranklenversicherungen, die die Entscheidung zum Arzt zu gehen auch wenn man es tun sollte, verhindern. Vielleicht ist dieser Roman auch ein Stück weit autobiografisch, denn er beschreibt schließlich den Werdegang einer Schriftstellerin. Auf jeden Fall aber hat es die Autorin geschafft, dass man sich in ihre Protagonistin richtig gut einfühlen konnte. Ich habe mit ihr gelitten und mit ihr gelacht. Den wunderbaren warmen Erzählton mochte ich sehr. Ich habe mich mit diesem sehr unaufgeregten, aber auf keinen Fall langweiligen Roman einfach rundum wohl gefühlt.

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Veröffentlicht am 17.11.2021

Die große Abrechnung - Showtime unterm Weihnachtsbaum

Reality Show
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Was für eine tolle Buchidee! Nach dem Lesen des Klappentextes war ich schon schwer begeistert.

Darum geht es:

In nicht allzu ferner Zukunft, wir schreiben das Jahr 2028, ist die Demokratie für die Menschen ...

Was für eine tolle Buchidee! Nach dem Lesen des Klappentextes war ich schon schwer begeistert.

Darum geht es:

In nicht allzu ferner Zukunft, wir schreiben das Jahr 2028, ist die Demokratie für die Menschen in Deutschland noch weniger spürbar als heute. Eine Partei mit dem sinnigen Namen "Der rechte Weg" ist an der Macht. Die Menschen haben den Eindruck, dass egal was sie wählen, entweder Pest oder Cholera für sie dabei herauskommt. Die meisten Bürger schuften tagein und tagaus ohne jemals auf einen grünen Zweig zu kommen. Eine Gruppe junger Leute will das nicht länger hinnehmen und plant über mehrere Jahre einen Coup, der die Bevölkerung wieder an der Macht beteiligen soll. Ausgerechnet an Heiligabend wird auf allen Kanälen eine Show gesendet, der sich keiner entziehen kann, die Realityshow. Dafür wurden die Persönlichkeiten, die die wahre Macht in unserem Land haben und die sich im Laufe der Jahre unfassbare Vermögen zusammengerafft haben, als Geiseln genommen und als Kandidaten präsentiert, über die das Publikum jetzt richten soll. Anne Freytag greift tief in die Trickkiste des Trash-TV. Viele ethische Fragen werden aufgeworfen. Natürlich bedient diese pompöse Fernsehshow mit der Möglichkeit zur Selbstjustiz am Couchtisch niedrigste Instinkte, auch beim Leser.Und haben die Menschen nicht ein Recht wütend zu sein? Darüber erlaubt sich die Autorin kein Urteil, gibt aber zu bedenken, dass unsere täglichen Kaufentscheidungen, unsere "Geiz ist geil" Mentalität unzweifellos täglich mit dazu beiträgt, dass z.b ein Imperium für Fast Fashion Millionengewinne verzeichnet. Können wir uns als Käufer wirklich davon freisprechen nichts gewusst zu haben? Wohl eher nicht, aber man verdrängt die Arbeitsbedingungen in den Entwicklungsländern halt gerne.

Die Geschichte ist packend und rasant und auch als Hörbuch gelesen von Matthias Koeberlin ein Genuss. Allerdings hat die Vielzahl der Personen dazu geführt, dass ich schon ab und zu den Überblick verloren habe. Deshalb habe ich manche Passagen bewusst doppelt gehört. Man muss sich ein bisschen konzentrieren, um den Faden nicht zu verlieren. Das ist aber das einzige kleine Manko, bei einem für mich fantastischen Buch. Ich mochte es sehr, fand es sprachlich ausgefeilt und unterhaltsam.

Ich gebe 4,5 Sterne. Unbedingt lesenswert!


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Veröffentlicht am 08.11.2021

Romancethriller mit Gruselfaktor

Layla
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Wie gut, dass ich dieses Buch im Anfang November gelesen habe. Das ist die einzige Zeit im Jahr, wo ich paranormale Geschichten noch ganz lustig finde, aber eigentlich fand ich das neueste Werk von Colleen ...

Wie gut, dass ich dieses Buch im Anfang November gelesen habe. Das ist die einzige Zeit im Jahr, wo ich paranormale Geschichten noch ganz lustig finde, aber eigentlich fand ich das neueste Werk von Colleen Hoover nicht berauschend.



Colleen Hoover übt sich ja neuerdings im Genremix, was auch bei „Layla“ wieder der Fall ist.

Protagonist Leeds, der in einer Band spielt, deren Musik er verabscheut, spielt auf einer Hochzeit als Bassist eher gequält als lustvoll. Einzig die schlechteste Tönzerin auf der Tanzfläche bringt ihn zum Lachen, und als er Layla später zufällig kennenlernt, ist es Liebe auf den ersten Blick für beide. Leeds lässt seine Kumpels bei den Folgeauftritten im Stich und widmet sich ganz seiner neuen Liebe. Die beiden Turteltäubchen können nicht mehr voneinander lassen und ziehen auch recht überstürzt zusammen. Das gefällt Leed‘s Ex Sable, die ihren ehemaligen Freund mit der neuen Flamme auf Instagram entdeckt so wenig, dass sie sich bewaffnet zum Haus des Pärchens aufmacht und sowohl auf Leeds als auch auf Layla schiesst.

Beide überleben, aber Layla ist nach dem Anschlag nicht mehr die Alte und Leeds fühlt sich immer mehr wie der Krankenpfleger seiner Freundin. Eine Auszeit in dem Bed & Breakfast,wo sie sich kennengelernt haben und das inzwischen keines mehr ist, soll die Liebe neu entfachen, aber das geht dann nach hinten los, weil sich Coleen Hoover jetzt dazu entschlossen hat die Geschichte noch mit reichlich Mystery zu würzen.



Um mit dem Positiven zu beginnen, ist der Schreibstil der Autorin gewohnt souverän und flüssig. Es gibt in der Geschichte Überraschungsmomente auf die man nicht kommt.



Leider mochte ist den Protagonisten und Erzähler, Leeds, so gar nicht leiden. Sein Handeln fand ich moralisch äußerst bedenklich. Die Fazination der beiden für einander konnte ich nicht nachvollziehen. Außer einem schönen Körper hatte Leeds für mich keine nachvollziehbaren bezaubernden Eigenschaften. Ich fand ihn eher langweilig, bevor ich ihn nur noch furchtbar fand. Im übrigen fand ich auch Layla eher durchschnittlich aber beide Figuren waren auch sehr flach gezeichnet.



Da ich auch kein Freund von Hokus Pokus bin, außer vielleicht bei Harry Potter, war dieser Roman absolut nichts für mich. Er liest sich allerdings schnell und wird sicher wie schon der Vorgänger „Verity“ sehr polarisieren.

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Veröffentlicht am 05.11.2021

Interessant und unterhaltsam aber kein Highlioght, leider

Every (deutsche Ausgabe)
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Jetzt ist sie da, die Fortsetzung zu Dave Eggers Dystopie "Der Circle" , in dem es auch schon über die Allmacht der Internetkonzerne geht. Vieles, was Eggers 2014 zu Papier brachte, ist heute schon Realität.

Der ...

Jetzt ist sie da, die Fortsetzung zu Dave Eggers Dystopie "Der Circle" , in dem es auch schon über die Allmacht der Internetkonzerne geht. Vieles, was Eggers 2014 zu Papier brachte, ist heute schon Realität.

Der neue Konzern "Every" geht aus einem Zusammenschluss der Internetfirma "Der Circle" mit dem weltweit größten Onlinehändler hervor, und man braucht nicht lange raten, welche Firma hier das Vorbild des Autors war.

Die Mitarbeiter dieser Firma, die "Everyones", entwickeln mit Nachdruck immer neue Ideen, die die Individualität jedes Einzelnen auszumerzen und den Menschen unbemerkt immer mehr Freiheiten nehmen. Delaney Wells sieht die Entwicklung mit Sorge und macht sich Gedanken, wie man das Monopol zerstören könnte. Die junge Parkrangerin und Technikskeptikerin schleust sich mit Hilfe ihres Programmierer- Freunds Wes als neue Angestellte in das Unternehmen ein und hat den Plan das Unternehmen von innen zu zerstören. Dazu will sie Ideen für immer absurdere Apps verbreiten, um die Menschen endlich zum Protest zu bewegen. Die Idee ist naiv und die Menschen feiern regelrecht jede noch so irrwitzige neue App, die sie immer mehr Privatsphäre kostet.

Ich muss sagen, wenn man Egger's Ideen bezüglich dieser Apps liest, sträuben sich einem die Nackenhaare. In der Welt, die hier entworfen wird und die erschreckenderweise nicht allzu weit von der unsrigen entfernt ist, möchte man nicht leben. Die Technikskeptiker, kurz Trogs genannt sind schon zu Beginn der Geschichte in der Minderzahl. Sie leben abgeschottet in Stadtviertel (Trogtown) mit so rückständigen Dingen, wie einer " Papierpost", und ihnen wird nach und nach ein Ruf angehängt als wären es die schlimmsten Slums. Aus so einem Viertel kommt Delaney und es ist mehr als erstaunlich, dass sie mit ihrem Background den Job bei Every bekommt.

Nichtsdestotrotz fand ich den Roman hochaktuell, die logische Weiterentwicklung von Apps und Technologie, die wir heute schon zu Hause haben, erschreckend. Ein sogenanntes Socialrating, wie es in dem Buch beschreiben wird, gibt es heute z.B schon in China. Dort wird Wohlverhalten belohnt und Kritik am Regime hat sofort Sanktionierungen, wie etwas die Verweigerung eines Reisepasses zur Folge.

Nicht so gut gefallen hat mir die Figurenzeichnung. Selbst die Protagonistin Delaney bleibt erstaunlich blass. Außerdem hätte das Buch sicher gestrafft werden können. Es hatte zwischendurch so seine Längen.

Trotzdem hat es mich gut unterhalten. "Every " ist wohl als Warnung zu verstehen und sendet den Apell, die eigene Privatsphäre zu verteidigen und nicht aus purer Bequemlichkeit auf Freiheiten zu verzichten und zu riskieren, dass unsere Demokratie einem autokratischen Staat weicht.

Der Roman ist kein Highlight für mich bekommt aber gute 3,5 Sterne, lesenswert!


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