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Veröffentlicht am 10.03.2024

Spannungsroman mit Robinson Crusoe Vibes

Der Ozean unserer Erinnerung
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Die Schwestern Erin und Lori begeben sich auf einen gemeinsamen Traumurlaub in den Südwestpazifik zu den Fidschi Inseln. Bei einem Zwischenstop kommt es zu einem heftigen Streit zwischen den beiden Frauen ...

Die Schwestern Erin und Lori begeben sich auf einen gemeinsamen Traumurlaub in den Südwestpazifik zu den Fidschi Inseln. Bei einem Zwischenstop kommt es zu einem heftigen Streit zwischen den beiden Frauen und als der Weiterflug am nächsten Morgen ansteht, erscheint Erin nicht am Gate, so dass Lori alleine fliegen muß. Erin bereut ihren Entschluss Lori versetzt zu haben augenblicklich als sie erfährt, dass das Flugzeug vom Radar verschwunden ist und ein Absturz vermutet wird.

Dass das Verschwinden des Kleinflugzeugs und der Verbleib der Passagiere nicht aufgeklärt werden kann, lässt Erin keine Ruhe und so nutzt sie ihren Job als Journalistin zur Spurensuche. Mysteriös ist, dass nach 2 Jahren der erfolglosen Suche, der Pilot Mike Brass auf der Hauptinsel der Fidschi-Inseln wieder auftaucht. Allerdings ist er so schwer erkrankt, dass es schwierig wird noch eine Aussage von ihm zu den Vorfällen zu bekommen.

Lucy Clarke schreibt wie immer sehr fesselnd. Wir erfahren nach und nach was wirklich mit dem Flugzeug und seinen Passagieren geschehen ist, indem wir einmal Erin‘s Perspektive heute folgen und einen Rückblick auf Lori‘s Sicht damals erhalten. Der Wechsel der Perspektiven und viele Cliffhanger am Ende von Kapiteln halten den Spannungsbogen konstant aufrecht. Ich mochte diese emotionale Geschichte von zwei Schwestern, die aufgrund des Todes beider Elternteile eine sehr enge Beziehung zueinander hatten. Außerdem habe ich den sehr atmosphärischen Schreibstil der Autorin genossen. Man spürt die Hitze und den Sand auf der Haut und bekommt auch jede Menge Robinson Crusoe Vibes in diesem Spannungsroman. Außerdem gibt noch eine überraschende Wendung zum Ende, die ich nicht vorhergehen habe.

Mich hat die Geschichte wirklich gut und spannend unterhalten, so dass ich sie gerne weiterempfehle.

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Veröffentlicht am 03.03.2024

Extrem ruhiges Buch

Leonard und Paul
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„S. 53 Auf der Schwelle zwischen Sinnieren und Schlaf stieg von dort, wo Ideen entstehen, eine solche in ihm auf.“



Es ist ja erwiesenermaßen so im Leben, und das fängt in der Schule schon an, dass die ...

„S. 53 Auf der Schwelle zwischen Sinnieren und Schlaf stieg von dort, wo Ideen entstehen, eine solche in ihm auf.“



Es ist ja erwiesenermaßen so im Leben, und das fängt in der Schule schon an, dass die lauten, extrovertierten Menschen es leichter haben im Leben. Sie bekommen die besseren Noten und später oft die besseren Jobs. Die ruhigen, introvertierten Kinder werden permanent dazu angehalten mehr aus sich herauszugehen und haben es auch im Erwachsenenleben schwer in unserer Gesellschaft zu bestehen.

Dieses Buch ist eine Hymne an genau diese Menschen, die oft unterschätzt, nicht ernst genommen oder gar übersehen werden. Leonard und Paul, beide in ihren 30ern sind beste Freunde und die stillen Protagonisten dieses Romans.

Ich hatte anfänglich so meine Schwierigkeiten mit der Geschichte. Männer, die im Erwachsenenalter noch keine Anstalten machen von zu Hause auszuziehen, weiterhin im Kinderzimmer wohnen, sich von Mama bekochen lassen und ohne erkennbaren Grund nur einem Teilzeitjob nachgehen, sind mir suspekt. Genau so ein Exemplar Mann ist Paul. Bei seinem Freund Leonard verhält es sich ähnlich. Er lebt nur deshalb alleine, weil seine Mutter zwischenzeitlich gestorben ist. Leonard arbeitet als Ghostwriter und schreibt Sachbuchtexte für Kinderenzyklopädien. Er bringt seine Ideen und Texte ein und wird beim Endprodukt aber niemals namentlich erwähnt. Das stört ihn aber eigentlich nicht, denn für sein Glück braucht er kein Rampenlicht. Auch das ist eine Gemeinsamkeit der beiden Freunde.

Ich fand das Buch im 1.Drittel wirklich quälend langweilig. Es passierte einfach überhaupt nichts.Trotzdem wollte ich wissen, warum dieses Buch für so viele Menschen ein Lieblingsbuch ist, und nur deshalb habe ich es zu diesem Zeitpunkt nicht abgebrochen.

Eine überbordende Handlung hat es auch im weiteren Verlauf des Buches nicht gegeben. Paul‘s Schwester Grace plant ihre Hochzeit. Sowohl Leonard, als auch Paul bekommen Impulse für ihre Weiterentwicklung.

An den ruhigen, fast meditativen Ton des Buches hatte ich mich inzwischen gewöhnt. Ab und zu gab es einen feinen Humor und Schmunzelmomente, sowie einige wirklich kluge Gedanken.

Am Ende konnte ich nachvollziehen, warum dieses Buch gemocht wird. Es hüllt einen mit der Zeit wie in eine Kuscheldecke und hinterlässt dabei ein wohliges Gefühl. Das hat bei mir allerdings nur teilweise funktioniert. Mir fehlte es letztendlich an Handlung und an Spannung, auch wenn ich ruhige Bücher durchaus mag. Hier war mir deutlich zu wenig los.

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Veröffentlicht am 28.02.2024

Fauststarke Kommissarin

Frau Faust
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Autorin Antje Zimmermann, bekannt als Bloggerin und Reisejournalistin hat sich ihren Traum erfüllt und einen Krimi veröffentlicht.

Die namensgebende „Frau Faust“ ist die Kölner Kriminalkommissarin Katharina ...

Autorin Antje Zimmermann, bekannt als Bloggerin und Reisejournalistin hat sich ihren Traum erfüllt und einen Krimi veröffentlicht.

Die namensgebende „Frau Faust“ ist die Kölner Kriminalkommissarin Katharina Sismann, Polizistin aus Leidenschaft und ehemalige Weltklasseboxerin.

Sie und ihr Kollege Kilian Neumann ermitteln in dem Mordfall Clarissa Moor, einer Bestsellerautorin, die kurz vor der Veröffentlichung ihres nächsten Buches stand und die regelmäßig junge Talente in Schreibkursen gefördert hat. Selbstlos war die Autorin allerdings nur auf den ersten Blick.



Gefallen hat mir, dass es ganz viel Köln in diesem Krimi gibt. Frau Zimmermann ist hier zu Hause und das merkt man. Ihre Stadtführung in mir noch unbekannte Viertel und Ecken mochte ich sehr.

Auch die Idee in der Männer dominierten Polizeiwelt eine starke Frau als Kommissarin auftreten zu lassen, fand ich klasse. Allerdings war mir Kata Sismann ein bisschen drüber. Sie trinkt und kifft, wirft unreflektiert bunte Pillen ein, die sie der Asservatenkammer vorenthalten hat und marschiert nach Dienstschluss mal eben in zwielichtige Bars, um mit irgendwelchen Typen eine schnelle Nummer zu schieben. Dagegen ist Ihr Kollege Kilian eine Schlaftablette. Schade, man hätte hier ein interessantes Team entstehen lassen können. Stattdessen gibt es jede Menge Alleingänge der Exboxerin.

Der Fall selbst war ganz unterhaltsam aber auch sehr abstrus und hart an der Grenze der Glaubwürdigkeit.

Vielleicht entwickelt sich Frau Faust in Teil 2 noch weiter. Ich sehe da noch Luft nach oben.

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Veröffentlicht am 24.02.2024

Der Fluch der Sklaverei

Underground Railroad
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Das preisgekrönte Werk „ Underground Railroad“ von Colson Whitehead ist eine schonungslose Abrechnung mit der Sklaverei.


Der Roman ist keine genaue historische Abhandlung. Der Autor nimmt sich die Freiheit ...

Das preisgekrönte Werk „ Underground Railroad“ von Colson Whitehead ist eine schonungslose Abrechnung mit der Sklaverei.


Der Roman ist keine genaue historische Abhandlung. Der Autor nimmt sich die Freiheit die Geschichte so abzuändern, dass sie seine Botschaft, nämlich das die Sklaverei ein Fluch ist, der bis heute nachwirkt, noch deutlicher unterstreicht.


Protagonistin Cora ist auf der Randall Plantage in Georgia geboren worden. Ihre Großmutter wurde aus Afrika verschleppt und versklavt. Ihre Mutter Mabel war das einzige überlebende Kind ihrer Mutter. Ihre Mutter ist jedoch eines Nachts von der Plantage geflohen, hat ihre kleine Tochter dort zurückgelassen und ist nie wieder zurückgekehrt. Cora hat ihr das nie verzeihen können, denn die Flucht ihrer Mutter hat das Leben für sie noch unerträglicher gemacht.


Colson Whitehead schildert sehr genau die barbarischen Methoden, die auf der Plantage herrschten. Dass zu lesen fiel mir wirklich schwer, und ich brauchte immer wieder Pausen.


Irgendwann ist für Cora der Punkt erreicht wo sie lieber auf der Flucht sterben möchte, als noch einen weiteren Tag auf der Plantage ihr Dasein zu fristen. Es gab zu dieser Zeit ein Netzwerk von Abolitionisten, die geflüchtete Sklaven versteckt haben und versucht haben sie in die Nordstaaten Amerikas zu schleusen. Dieses Netzwerk nannte sich Underground Railroad. Der Autor greift in seinem Roman diesen Begriff auf. Allerdings gibt es im Roman tatsächlich ein Tunnelsystem mit Schienen im Untergrund z.B unter Scheunen oder Häusern und Lokomotiven mit Wagons , die die Flüchtlinge von einem Staat in den anderen transportieren. Das Ziel ist nie bekannt.


Cora muß erfahren, dass ihr erstes Ziel, ein vermeintlich sicherer Staat wie South Carolina, wo man ihr sogar lesen und schreiben beibringt doch nicht das gelobte Land ist. Hier möchte man die schwarze Bevölkerung sterilisieren, um die Anzahl der schwarzen Bewohner unter Kontrolle zu behalten.


Außerdem ist Cora‘s Gegenspieler der Sklavenfänger Ridgeway auf ihre Spur gekommen und Cora muß erneut die Underground Railroad in Anspruch nehmen um zu fliehen.


Viel mehr möchte ich vom Inhalt der Geschichte gar nicht preisgeben. Jede Station der Underground Railroad enthüllt neue Gefahren und der Weg in die Freiheit ist für Cora ein langer Leidensweg mit vielen Verlusten.


Man begreift beim Lesen den Ursprung von Rassismus, und deshalb ist das Buch auch wirklich wichtig und aktuell. Es ist allerdings wirklich harter Tobak. Zwischendurch war die Geschichte etwas langatmig.


Nichtsdestotrotz empfehle ich das Buch auf jeden Fall als Lektüre. Auch die Verfilmung soll sehr sehenswert sein.

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Veröffentlicht am 22.02.2024

Wunderbares Buch

Die verschwindende Hälfte
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„Die verschwindende Hälfte“ von Britt Bennett ist ein sehr außergewöhnliches Buch, dass sich mit den Themen Rassismus und Colorism, Homophobie und Transphobie beschäftigt.



Die Zwillinge Stella und Desiree ...

„Die verschwindende Hälfte“ von Britt Bennett ist ein sehr außergewöhnliches Buch, dass sich mit den Themen Rassismus und Colorism, Homophobie und Transphobie beschäftigt.



Die Zwillinge Stella und Desiree Vignes wachsen in Louisiana im kleinstädtischen Mallard auf. Der Ort ist so klein, dass er auf keiner Landkarte namentlich zu finden ist. Trotzdem ist es ein besonderer Ort, in dem ausschließlich hellhäutige Schwarze leben. Die Einwohner sind stolz darauf, dass sie mit ihrer Hellhäutigkeit sogar als Weiße durchgehen könnten.

Genau das versucht eine der Zwillingsschwestern (Stella) auch mit Erfolg. Sie verlässt ihre Heimat und ihre Familie, bricht jeglichen Kontakt ab und heiratet einen nichts-ahnenden Weißen. Der andere Zwilling Desiree hingegen sucht sich als junge Erwachsene den dunkelsten Schwarzen, den sie finden kann und gründet mit ihm eine Familie.

Als Leser*innen verfolgen wir die Lebenswege der in den 60erJahren geborenen Mädchen, die in ihrer Kindheit so eng verbunden waren und dann von einem Tag auf den anderen keinen Kontakt mehr zueinander haben. Beide leiden unter der Trennung, doch es braucht eine weitere Generation bis ein Wiedersehen möglich wird. Stella zieht ihre Lebenslüge konsequent durch, doch der Preis, den sie zahlt ist hoch. Auch Desiree‘s Lebensweg nimmt eine andere Richtung als geplant, als ihr Mann gewalttätig wird. Sehr spannend fand ich auch die Entwicklung von Stella‘s hellhäutiger Tochter Kennedy, die sich selbstverständlich für eine Weiße hält und ihrer dunkelhäutigen Cousine Jude, die im Heimatdorf ihrer Mutter Diskriminierung erlebt.

Trotz der schweren Themen ist diese Familiengeschichte sehr sensibel und warm erzählt. Ich hatte das Hörbuch vorliegen, wunderbar gelesen von Tessa Mittelstaedt, dass ich nur empfehlen kann. Mir hat die Geschichte wirklich gut gefallen. Die Charaktere waren gut ausgearbeitet und der Roman ist sehr vielschichtig erzählt. Wer anspruchsvolle Familiengeschichten mag, dem kann ich diesen Roman wirklich wärmstens empfehlen.

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