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Veröffentlicht am 29.01.2024

Spurensucher kann jeder, Spurenfinder nicht

Der Spurenfinder
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Marc Uwe Kling , der besonders durch seine gesellschaftskritischen Geschichten mit dem Känguru bekannt geworden ist, hat sich an etwas Neues herangewagt.
Er hat gemeinsam mit seinen Kindern eine Fantasy ...

Marc Uwe Kling , der besonders durch seine gesellschaftskritischen Geschichten mit dem Känguru bekannt geworden ist, hat sich an etwas Neues herangewagt.
Er hat gemeinsam mit seinen Kindern eine Fantasy - Märchengeschichte mit Krimielementen geschrieben, die familientauglich ist, also Erwachsene und Kinder gleichermaßen begeistern sollte. Ich glaube, das ist wirklich ganz gut gelungen.

Elos von Bergen lebt mit seinen Kindern, den Zwillingen Ada und Naru in der sterbenslangweiligen Provinz Friedhofen, wo er ein beschauliches Leben abseits jeglicher Gefahr leben möchte, was natürlich nicht gelingt. Als der Dorfvorsteher ermordet aufgefunden wird, muß Elos seiner Berufung folgen und den Mord aufklären. Er ist nämlich der weltbeste Spurenfinder, ( nicht zu verwechseln mit dem Spurensucher, das kann ja jeder), und der Fall ist verzwickt. Gemeinsam mit Ada und Naru begibt er sich auf ein gefährliches Abenteuer. Hier lässt Familie Kling der Fantasie freien Lauf und man staunt über die vielen tollen Ideen. Wundersame Wesen kreuzen ihren Weg, besonders als sie sich auf einem Jahrmarkt umsehen. Vor Feuerdrops sollte man sich hüten, aber Stimmonade ist auch für Kinder ein Riesenspaß. Da weiß man nie welche Stimme schon man nach ein paar Schlucken aus einem spricht. Gerade für solche Szenen habe ich das Hörbuch sehr genossen. Da konnte sich Herr Kling, der es selber liest wieder mal so richtig austoben.

Alles in allem war das Buch eine nette Unterhaltung für zwischendurch, bei der ich meinen Spaß hatte. Durchaus empfehlenswert!

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Veröffentlicht am 28.01.2024

Mochte es so gerne

Kein guter Mann
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Walter scheint auf den ersten Blick ein desillusionierter, griesgrämiger Zeitgenosse zu sein. Er ist nicht besonders beliebt, weil er sagt, was er denkt und in seinem Alter auch nicht mehr gewillt ist ...

Walter scheint auf den ersten Blick ein desillusionierter, griesgrämiger Zeitgenosse zu sein. Er ist nicht besonders beliebt, weil er sagt, was er denkt und in seinem Alter auch nicht mehr gewillt ist es jedem recht zu machen. Sein Standardspruch wenn man ihm etwas vorwerfen möchte ist „ Nicht meine Schuld“, was seine Beliebtheitswerte nicht gerade nach oben treibt.

Walter lebt alleine ein recht einsames Leben, nachdem er sich mit seiner Familie entzweit hat. Alleine zu seiner Tochter Sandra hat er noch hin und wieder Kontakt. Da er aber ihren Freund Uwe absolut nicht billigt, ist auch dieses Verhältnis schwierig.

Als Briefträger arbeitet er zuverlässig und korrekt aber wenn man ihn ärgert und das passiert gleich zu Beginn des Buches, dann wehrt er sich auch, was wieder neuen Ärger heraufbeschwört.

Seine Chefin möchte ihn nur zu gerne in den Vorruhestand schicken. Doch das kann Walter sich nicht leisten und so findet man einen halbherzigen Kompromiss. Walter wird in die Christkindfiliale der Post nach Engelskirchen versetzt und soll dort die Post der Kinder, die dort zur Weihnachtszeit gleich waschkörbeweise eintrifft empathisch und freundlich beantworten. Wenn es für diesen Job eine Fehlbesetzung gibt , dann ist es Walter, aber zum Glück gibt es ja auch Vordrucke. Daran hält sich der strafversetzte Postler auch, bis ihm der Brief von Ben erreicht, der ihn anrührt , weil er erstens an Gott persönlich gerichtet ist und zweitens keine ellenlange Einkaufsliste enthält. Ben wünscht sich, dass bei ihm zu Hause mal ein Klempner vorbeischaut. An dieser Stelle widersetzt sich Walter seiner Dienstanweisung und beginnt mit dem kleinen Ben eine Korrespondenz, die auch ihn verändert.



Dieses Buch wollte ich eigentlich in der Weihnachtszeit gelesen haben und da passt es auch wunderbar. Jetzt im Januar habe ich es geschafft und in Rekordzeit weggelesen. Was für eine tolle Geschichte! Am Ende gab es sogar ein paar Tränchen. Damit hatte ich nicht gerechnet.



Natürlich erfährt man nach und nach, wie Walter zu dem Menschen geworden ist, der er heute ist. Das ist sehr erschütternd und keineswegs kitschig, wie man glauben könnte. Walter’s Schicksal hat mich ganz schön mitgenommen, weil er natürlich gar kein so übler Typ ist, ganz im Gegenteil. Man schließt ihn als Leser*in schnell in sein Herz.

Der Schreibstil des Autors hat mir ausgesprochen gut gefallen. Die Geschichte ist sehr feinfühlig geschrieben und Immer fließt auch ein kleines bisschen schwarzer Humor mit ein.



Große Leseempfehlung!

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Veröffentlicht am 25.01.2024

Unterwerfung

Die ungeduldigen Frauen
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Djaïli Amadou Amal verarbeitet in ihrem Roman „Die ungeduldigen Frauen“ teils Selbsterlebtes aus ihrem Heimatvolk der Fulbe im Norden Kameruns.

Bei den Fulbe gibt es große Familienclans, ein ausgeprägtes ...

Djaïli Amadou Amal verarbeitet in ihrem Roman „Die ungeduldigen Frauen“ teils Selbsterlebtes aus ihrem Heimatvolk der Fulbe im Norden Kameruns.

Bei den Fulbe gibt es große Familienclans, ein ausgeprägtes Patriarchat, in dem die Frauen gnadenlos unterdrückt werden. Wie dieses perfide System funktionieren kann, ohne dass sich die Frauen solidarisieren, zeigt dieses Buch an Hand des Schicksals dreier Frauen auf, die in dem Roman jeweils eine eigene Stimme bekommen haben.

Ramla ist zunächst glücklich, weil sie zu den wenigen Mädchen gehört, die die Schule beenden darf, bevor der Vater sie verheiratet. Sie träumt davon Apothekerin werden zu können und den Mann zu heiraten, den sie liebt. Diesem Mann ist Ramla schon versprochen, als ein Onkel sich einmischt und ihren Vater überzeugt seine Tochter einem wesentlich älteren Geschäftspartner als Zweitfrau zu überlassen. Ihr Vater stimmt zu und Ramla hat sich zu fügen.

Von Kindesbeinen an hören die Mädchen von ihren Müttern und männlichen Verwandten, dass sie sich den Männern unterwerfen müssen, die sie versorgen und beschützen. Fügen sich die Mädchen nicht in ihr Schicksal und sind ungehorsam werden nicht nur die Mädchen bestraft sondern auch ihre Mütter, die sie nicht ordentlich erzogen haben.

Das Buch weckt vielerlei Emotionen und macht vor allem wütend.

Neben der Geschichte von Ramla erfahren wir noch von dem Leidensweg ihrer Schwester Hindou, die mit ihrem gewalttätigen Cousin verheiratet wird. Die Hoffnung der Großfamilie, dass sich der nichtsnutzige zum Drogenkonsum neigende Schläger in der Ehe bessert, erfüllt sich natürlich nicht.

Die dritte Frau, die porträtiert wird ist die Hauptfrau von Ramla‘s Ehemann, die ihre Rivalin missgünstig beobachtet und sie so schnell wie möglich wieder aus dem Haus jagen möchte.



Das Buch hat nur 172 Seiten , die es wirklich in sich haben. Der recht sachliche und manchmal auch poetische Schreibstil der Autorin hat mir gut gefallen. Der Roman ist keine leichte Kost und gibt den Frauen Kameruns, deren Schicksal sonst ungehört bliebe endlich eine Stimme.

Er ist bewegend, erschütternd und macht wütend.

Das Buch hat völlig zu Recht den Prix Goncourt des Lycéens 2020 gewonnen und war 2023 für den Deutschen Jugendliteraturpreis nominiert.

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Veröffentlicht am 21.01.2024

Überzeugend

Der Morgen (Art Mayer-Serie 1)
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Auf die neue Thrillerreihe von Marc Raabe war ich sehr gespannt.

Es geht auch gleich spektakulär los. Schauplatz ist Berlin im Winter, und im Kreisverkehr an der Siegessäule verursacht ein Kleintransporter ...

Auf die neue Thrillerreihe von Marc Raabe war ich sehr gespannt.

Es geht auch gleich spektakulär los. Schauplatz ist Berlin im Winter, und im Kreisverkehr an der Siegessäule verursacht ein Kleintransporter einen Auffahrunfall bei Schneeglätte. Der Fahrer flieht und wenig später wird auf der Ladefläche unter einer Plane eine weibliche, nackte Leiche gefunden. Es ist die Frau des Gesundheitsministers auf deren Körper jemand mit Blut die Privatadresse des Bundeskanzlers geschrieben hat.



Für diesen Fall wird der ehemalige BKA Ermittler Artur Mayer zurückbeordert. Die junge Kommissar Anwärterin Nele Tschaikowski wird ihm zur Seite gestellt. Mit Art Mayer hat sie es nicht leicht. Er ist stur und verhält sich alles andere als regelkonform. Doch die junge Frau lässt sich nicht so leicht die Butter vom Brot nehmen. Sie ist ehrgeizig und clever und lässt sich von Autoritäten nicht einschüchtern. Ich mochte es, wie die beiden nach und nach zu einem guten Team zusammengewachsen sind.



Eine zweite Zeitebene führt weit zurück in die Vergangenheit von Art Mayer, wo er als Jugendlicher eine Situation erlebt hat, die ihm jetzt als Erwachsener wieder einholt. Aber auch Nele hat ein Geheimnis, dass sie nur zu gerne für sich behalten möchte.



Auch wenn der Fall ganz offensichtlich mit dem Bundeskanzler zu tun hat und dieser auch Druck macht, da ein G8 Gipfel ansteht, bei dem er Gastgeber ist, spielt die Politik nur am Rande eine Rolle. Die Geschichte ist temporeich, spannend und sehr bildhaft erzählt. Die Auflösung hat mich sehr überrascht, und es blieb wirklich spannend bis zum Schluss.

Marc Raabe hat es einfach drauf. Auch diese neue Reihe hat mich mit diesem 1.Teil vollkommen überzeugt und ich freue mich auf die Fortsetzung.

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Veröffentlicht am 18.01.2024

Deutlich außerhalb meiner Komfortzone

Verlorene der Zeiten
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Ich hatte große Schwierigkeiten überhaupt in das Buch hineinzukommen und war am Anfang sehr geneigt es abzubrechen. Dann habe ich mich entschlossen zum Hörbuch zu wechseln, was für mich eine gute Entscheidung ...

Ich hatte große Schwierigkeiten überhaupt in das Buch hineinzukommen und war am Anfang sehr geneigt es abzubrechen. Dann habe ich mich entschlossen zum Hörbuch zu wechseln, was für mich eine gute Entscheidung war. Den Text von den beiden Sprecherinnen Vera Teltz und Yesim Meisheit vorgetragen zu bekommen, hat mir den Zugang zur Geschichte sehr erleichtert.



Zum Inhalt:

Wir haben es mit zwei feindlichen Agentinnen zu tun, die nicht menschlicher Natur sind und in zahlreichen Kriegen gegeneinander antreten. Dabei reisen sie durch die Zeiten und verändern durch ihr Eingreifen auch immer wieder Kleinigkeiten in den Zeitsträngen. Die beiden Agentinnen sind sehr gut in dem was sie tun, und eines Tages entdeckt die eine einen Brief der anderen auf einem Schlachtfeld. Es beginnt ein intensiver Briefwechsel, der dazu führt, dass sich die beiden Kontrahentinnen in einander verlieben.

Gefühle für die Gegenseite, ja selbst der Briefwechsel wäre bei Entdeckung als Hochverrat und damit mit dem Tod bestraft worden, ein Dilemma in das sich die beiden Agentinnen begeben haben und für das es kaum eine gute Lösung gibt.



Der Schreibstil ist etwas kompliziert aber auch sehr poetisch. Das ganze Thema ging manchmal an die Grenzen meiner Vorstellungskraft. Man muss den Autoren zugute halten, dass sie sehr fantasievolle Einfälle hatten. Der Ideenreichtum in diesem recht kurzen Buch ist der Wahnsinn. Trotzdem habe ich mich mit der Geschichte und den Figuren schwergetan. Es war aber auch ein interessantes, intensives Buch über das ich sicher noch eine Weile nachdenken werde.



3,5 Sterne

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