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Veröffentlicht am 20.11.2017

Der Bienenstock und die Bienenkönigin

Das Haus ohne Männer
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Nur Kater Jean-Pierre hat als männliches Wesen Zutritt in die Casa Celestina, so will es die „Königin“, eine ehemalige Primaballerina, die den Mieterinnen mehr mütterliche Freundin denn Vermieterin ist. ...

Nur Kater Jean-Pierre hat als männliches Wesen Zutritt in die Casa Celestina, so will es die „Königin“, eine ehemalige Primaballerina, die den Mieterinnen mehr mütterliche Freundin denn Vermieterin ist. Sie verlangt eine lächerlich geringe Miete und sonntags wird immer bei ihr ein leckeres Essen zelebriert. Doch als Carla für ein halbes Jahr in einen Ashram geht und die junge Juliette solange in deren Wohnung einzieht, weht eine frische Brise durch das alte Haus. Juliette möchte sich ausruhen, ja, aber für immer den Männern abschwören? Was soll das bringen? So sehr sie die Frauen mag, so wenig versteht sie deren Einstellung – und bringt den „Bienenstock“ ganz schön ins Brummen …

Aus der Sicht aller Bewohnerinnen erfährt der Leser stückchenweise, was es mit der Königin genau auf sich hat. Dabei erkennt man oftmals nicht wirklich, welche der Bewohnerinnen nun welchen Satz gesagt hat. Das verwirrt ein wenig, doch passt es auch zur Story: es ist ja egal, wer es sagte – zumal jede ihre eigene Story hat, die Verbindung aber ein gebrochenes Herz ist. So liest sich das Buch gleichzeitig leicht und doch schwierig. Doch wenn man sich fallenlässt und einfach nur liest, ohne an starre Regeln zu denken, entsteht eine zauberhafte Geschichte um besondere Frauen in einem besonderen Haus in einer besonderen Stadt.

Auch die Außenstehenden haben ihre Meinung zum Haus ohne Männer. Es kursieren interessante Thesen, die Juliette nach und nach zu Ohren kommen. Und der Leser sieht schmunzelnd dabei zu, wie Gerüchte entstehen und verbreitet werden, denkt hoffentlich über sich und seine eigenen Vorurteile nach.

Zusammenhalt trotz Unterschiede, Gemeinsamkeiten trotzt Individualität – das ist möglich und genau das zeigt das Buch auch. Man darf nur nicht den Fehler machen und einen Chick-Lit-Roman erwarten oder eine Art Fortsetzung von „Und jetzt lass uns tanzen“, denn „Das Haus ohne Männer“ ist ein eigenständiges, komplett unabhängiges Buch, das einen ganz eigenen Stil hat. Einziger Berührungspunkt ist, dass die Königin Mitte 70 ist. Doch hat die Story weder mit Jugend noch mit Alter zu tun, sondern einzig damit, dass Lebensmodelle sich ändern können und müssen und nichts auf dieser Welt in Stein gemeißelt ist.

Leider konnte mich dieses Buch nicht ganz so verzaubern, wie „Und jetzt lass uns tanzen“, dennoch bekommt es von mir nur einen Stern weniger, also vier Sterne.

Veröffentlicht am 18.11.2017

Eine Zeitreise durch die Musik-Geschichte

Hits & Storys
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Werner Köhler hörte mit neun Jahren zum ersten Mal bewusst eine Beatles-Platte. Dieses Erlebnis prägte ihn nachhaltig. Sein Leben dreht sich seither mehr und mehr um Musik. Zunächst lernte er diverse Instrumente ...

Werner Köhler hörte mit neun Jahren zum ersten Mal bewusst eine Beatles-Platte. Dieses Erlebnis prägte ihn nachhaltig. Sein Leben dreht sich seither mehr und mehr um Musik. Zunächst lernte er diverse Instrumente spielen, dann studierte er Musik, er wurde Berufsmusiker, wechselte dann zum Radio und wurde Musikredakteur. Die Hörfunk-Serie „Hits & Storys“ wurde selbst ein Hit. Die Hörer der Sendung sind – wen wundert es – begeistert und freuen sich, endlich die Geschichten hinter den Songs zu erfahren, zu verstehen, was ein Song tatsächlich erzählt und zu erfahren, welche Geschichten und manchmal auch Mythen sich darum ranken.

Die einzelnen Geschichten sind gekonnt erzählt und es kommt niemals Langeweile auf. Dazu gibt es tolle Fotos und zauberhafte Illustrationen. Für jeden findet sich hier mindestens ein Song, ein Interpret oder eine Story, die ihm gefällt, auch wenn nicht jeder alle kennen wird. Manche Songs wird man nach der Lektüre „mit anderen Ohren hören“, nachdem man mehr darüber weiß. Die Texte sind farblich unterschiedlich. Was Köhler selbst zu erzählen hat, ist in orange gehalten; die eigentlichen Storys sind in schwarzer Schrift. Das unterteilt die Texte optisch sehr gut und beim Nachblättern (das immer mal wieder vorkommt – man liest dieses Buch nicht nur einmal!) hilft, die Texte auseinanderzuhalten. Ich kann mich in den Illustrationen verlieren und das Buch nur ihretwegen durchblättern. Ebenso kann ich nach Fotos suchen oder eben Songs. Hin und wieder finden sich Fotos, die Köhler mit dem jeweiligen Interpreten zeigen und dennoch hat man nicht das Gefühl, er ist ein Selbstdarsteller. Das Buch ist von vorn bis hinten harmonisch und macht Spaß!

Dabei ist Köhler nicht nur lobend, sondern durchaus auch kritisch. Er sagt, was er denkt – und das eben auf eine direkte, dennoch unverletzende, sondern durchgehend faire und ehrliche Weise.

Nicht alle Informationen waren neu für mich, aber so toll zusammengestellt zum immer wieder Nachlesen ist das eine feine Sache. Für mich ist es ein Buch, das jahrelang Freude macht. Dafür gebe ich fünf Sterne!

Veröffentlicht am 14.11.2017

Berechtigter Hype um dieses Buch?

Acht Berge
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Pietro macht mit seinen Eltern jedes Jahr in einem kleinen Bergdorf Urlaub. Sein Vater erwartet, dass er seine Liebe und Leidenschaft für das Wandern teilt. Pietro freundet sich mit Bruno an, und obwohl ...

Pietro macht mit seinen Eltern jedes Jahr in einem kleinen Bergdorf Urlaub. Sein Vater erwartet, dass er seine Liebe und Leidenschaft für das Wandern teilt. Pietro freundet sich mit Bruno an, und obwohl sich ihre Lebenswege stark unterscheiden, bleibt eine Verbindung bestehen. Als Erwachsene fragen sich die beiden Jungen, welcher Lebensweg der richtige ist – neue Wege entdecken oder bei dem bleiben, das man schon ewig kennt?

Mir ist schon klar, was der Autor uns sagen möchte. Leider ist die Art, wie er das macht, nicht dazu geeignet, mich in irgendeiner Art und Weise zu fesseln. Natürlich bietet das Thema wenig Dramaturgie, aber spannend schreiben und erzählen kann man dennoch jede Geschichte. Das Buch aber konnte ich nur in winzigen Häppchen lesen, denn es hat mich einerseits eingeschläfert, andererseits wütend gemacht. Mir ist weder eine der Figuren ans Herz gewachsen oder auch nur halbwegs sympathisch geworden, noch hat mir die Sprache von Paolo Cognetti gefallen.

Insgesamt ist mir das Buch zu düster. Auch schwere Themen können mit einem Lichtstrahl erhellt werden. Hier jedoch erdrückt mich alles. Als lägen die acht Berge auf mir. Das zieht runter und das braucht kein Mensch.

Dennoch – ich verstehe, was Cognetti bewegt hat und was er vermitteln wollte. Auch wenn das bei mir nicht gut gelungen ist, honoriere ich den Versuch mit drei Sternen.

Veröffentlicht am 13.11.2017

Autsch! Das tut weh!

Happy Aua
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Für mich ist die deutsche Sprache einfach wunderschön, auch wenn sie viele Tücken hat. Fehler laufen mir ständig zu und es macht mich halb wahnsinnig, wenn die Verursacher einfach nur mit der Schulter ...

Für mich ist die deutsche Sprache einfach wunderschön, auch wenn sie viele Tücken hat. Fehler laufen mir ständig zu und es macht mich halb wahnsinnig, wenn die Verursacher einfach nur mit der Schulter zucken. In der Dorfbäckerei steht seit Jahren ein Schild mit „Holzluckenbrot“. Meine Finger jucken, es einfach abzureißen! Wen wundert es also, dass ich über diese Sammlung hellauf begeistert bin?

Bastian Sick ist mein Held – er kämpft für die Einhaltung der Rechtschreibung und macht mir immer wieder Mut. Nein, das meine ich keinesfalls ironisch! Solange es seine Kolumne und seine Bücher gibt, besteht noch die Hoffnung, dass die Leute doch noch ein paar Rechtschreibregeln lernen und/oder zum Wörterbuch greifen, wenn sie unsicher sind. Mal im Ernst: Gurge, Blaubärmarmelade, Bohlingtaschen, Reberaturen und Führsprecher sind schon krass. Falsch gesetzte Apostrophe und mehr oder weniger witzige Schilder gibt es noch on top.

Der Wahnsinn kennt keine Grenzen, denn nicht nur handgeschriebene Fehler sind gesammelt, sondern auch jede Menge Fehler aus Zeitungsberichten und Onlinetexten. Da mir viele dieser Fehler tatsächlich körperliche Schmerzen bereiten ist „Happy Aua“ schon ein doppelt gut gewählter Titel.

Von mir fünf Sterne!

Veröffentlicht am 13.11.2017

Der dritte Fall von Klara Walldéen

Der Freund
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Jacob ist in der schwedischen Botschaft in Beirut als Praktikant. Die Arbeit gefällt ihm, das Leben im Libanon trotz allem eigentlich auch. Und obwohl es sehr gefährlich ist, verliebt sich Jacob hier auch ...

Jacob ist in der schwedischen Botschaft in Beirut als Praktikant. Die Arbeit gefällt ihm, das Leben im Libanon trotz allem eigentlich auch. Und obwohl es sehr gefährlich ist, verliebt sich Jacob hier auch – in Yassim, der immer wieder verschwindet. Auch die Drohungen von Miriam ändern nichts an Jacobs Gefühlen. Trotz aller Angst will er an Yassims Ehrlichkeit glauben.

Zeitgleicht erlebt Klara Walldéen in Stockholm einen wahren Albtraum: kurz nach der Beerdigung ihres Großvaters wird ihre beste Freundin Gabriella verhaftet. Diese muss das vorhergesehen haben, denn Klara findet eine seltsame Nachricht von ihr. Nach und nach ergeben sich Ereignisse, die Klara und Jacob in Brüssel aufeinandertreffen lassen …

Dies ist mein drittes Hörbuch um Klara Walldéen. Ihre Entwicklung ist zögerlich, aber vorhanden. Es gefällt mir, dass sie nicht von jetzt auf gleich eine völlig andere wird. Für mich persönlich ist eine Steigerung erkennbar. Von „Der Schwimmer“ über „Der Bruder“ bis jetzt „Der Freund“ bin ich immer tiefer in Klaras Welt eingetaucht. Die einzelnen Stränge von „Der Freund“ haben mich kaum bis gar nicht verwirrt, ich konnte immer sehr gut folgen. Manchmal trat die Story etwas auf der Stelle, doch nie so lange, dass ich den Faden verloren hätte. Es ist eine durchgehende Spannung da. Die Ereignisse sind in sich stimmig und logisch aufgebaut. Jacobs Gefühle und Gedanken gehen mir sehr nahe. Dieser Part des Hörbuchs hat mir besonders gut gefallen. Es war fast, als hätte ich Jacob beistehen wollen. Klara ist trotz allem, trotz Alkoholsucht und psychischer Probleme, eine starke Frau, die schafft das auch ohne Hilfe. Dennoch war es super spannend, mitzuverfolgen, wie sie Schritt für Schritt die Gründe für Gabriellas Verhaftung aufdeckt und dann auf Jacob trifft.

Immer wieder nimmt Zander Bezug auf die Anschläge von 2015 in Paris. So wurde ich immer wieder hin- und hergerissen zwischen Glaube und Zweifel. Wie Jacob war auch ich nicht sicher, was nun die Wahrheit ist.

Ulrike Hübschmann und Roland Wolf lesen dieses Hörbuch sehr passend ein. Gefühle und Stimmungen kommen perfekt beim Hörer an. Die Kürzungen konnte ich nicht bemerken. Es sind für mich keine Lücken in der Handlung feststellbar.

Insgesamt bleibt noch zu bemerken, dass ich mit nordischen Thrillern oft ein kleines Problem habe, da sie allgemein schon düsterer als amerikanische sind. Joakim Zander lässt mich aber nicht mehr los. Schon jetzt warte ich gespannt auf sein nächstes Werk. „Der Freund“ hat mir sehr gut gefallen. Nicht perfekt aber nicht weit davon entfernt. Deshalb bekommt er vier Sterne von mir.