Entsetzlich
StillKarl schreit nach seiner Geburt ohne Unterlass. Dass ihm einfach alles zu laut ist, wird seinen Eltern natürlich erst sehr spät klar. Sein Vater baut ihm im Keller einen Ort, an dem Karl vor jeglichen ...
Karl schreit nach seiner Geburt ohne Unterlass. Dass ihm einfach alles zu laut ist, wird seinen Eltern natürlich erst sehr spät klar. Sein Vater baut ihm im Keller einen Ort, an dem Karl vor jeglichen Geräuschen sicher ist. Karl wird immer mehr isoliert, geht auch nicht in die Schule, hat keinerlei Kontakt zu anderen. Als sich seine Mutter dann vor seinen Augen ertränkt, erlebt Karl einen prägenden Moment: er empfindet den Tod als Erlösung. Noch dazu bringt er Stille. Karls Gedankengang nimmt böse Folgen an …
Der Stil ist sehr distanziert. Ob schöne oder grausame Szenen, alles ist „tonlos“ und ohne Emotionen erzählt. Dabei hat Karl sehr wohl Gefühl, er kann auch die Ängste und Sorgen der Menschen nachvollziehen. Nur kann er einfach nicht einsehen und verstehen, dass es nicht seine Entscheidung ist, wem das Leben nicht mehr zusteht, wer den Tod finden soll. Dennoch ist ihm klar, dass er sich nicht erwischen lassen darf. So versteckt er sich jahrelang vor der Polizei und überhaupt den Menschen.
Zunächst beginnt die Story recht harmlos, recht uninteressant. Doch dann beginnt das Grauen und es endet einfach nicht wieder. Ich habe immer wieder gehofft, dass endlich etwas geschieht, das mich mit all dem versöhnt, mir den Brechreiz nimmt und dem Ganzen einen positiven Aspekt gibt. Doch nichts davon ist geschehen. Die von anderen Rezensenten erwähnte Poesie in all dem kann ich nicht finden. Für mich ist die Story einfach widerlich, völlig überzogen und krank – auch wenn die Gräueltaten nicht bis ins Detail ausgeführt, sondern nur angedeutet werden.
Dies ist weder ein Krimi, noch ein Thriller. Es ist übelster Horror und noch dazu fängt er zäh und langweilig an. Die Sätze erinnern an einen Märchenstil, doch der Inhalt ist keineswegs märchenhaft. Das macht die Sache dann noch schlimmer. Zu keinem der Charaktere kann man eine emotionale Bindung aufnehmen. Nichts an Karl ist geeignet, um einen Funken Verständnis oder Mitgefühl für ihn zu entwickeln. Das bewirkt, dass ich mich als Leser nicht fallenlasse, sondern immer mehr zurückziehe.
Nein, ich kann dieses Werk leider nicht im Geringsten loben. Ich war mehr als froh, als ich das Ende des Hörbuchs erreicht hatte. Deshalb gibt es von mir auch nur zwei Sterne.