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Meinungen aus der Lesejury

Veröffentlicht am 28.01.2017

Entsetzlich

Still
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Karl schreit nach seiner Geburt ohne Unterlass. Dass ihm einfach alles zu laut ist, wird seinen Eltern natürlich erst sehr spät klar. Sein Vater baut ihm im Keller einen Ort, an dem Karl vor jeglichen ...

Karl schreit nach seiner Geburt ohne Unterlass. Dass ihm einfach alles zu laut ist, wird seinen Eltern natürlich erst sehr spät klar. Sein Vater baut ihm im Keller einen Ort, an dem Karl vor jeglichen Geräuschen sicher ist. Karl wird immer mehr isoliert, geht auch nicht in die Schule, hat keinerlei Kontakt zu anderen. Als sich seine Mutter dann vor seinen Augen ertränkt, erlebt Karl einen prägenden Moment: er empfindet den Tod als Erlösung. Noch dazu bringt er Stille. Karls Gedankengang nimmt böse Folgen an …

Der Stil ist sehr distanziert. Ob schöne oder grausame Szenen, alles ist „tonlos“ und ohne Emotionen erzählt. Dabei hat Karl sehr wohl Gefühl, er kann auch die Ängste und Sorgen der Menschen nachvollziehen. Nur kann er einfach nicht einsehen und verstehen, dass es nicht seine Entscheidung ist, wem das Leben nicht mehr zusteht, wer den Tod finden soll. Dennoch ist ihm klar, dass er sich nicht erwischen lassen darf. So versteckt er sich jahrelang vor der Polizei und überhaupt den Menschen.

Zunächst beginnt die Story recht harmlos, recht uninteressant. Doch dann beginnt das Grauen und es endet einfach nicht wieder. Ich habe immer wieder gehofft, dass endlich etwas geschieht, das mich mit all dem versöhnt, mir den Brechreiz nimmt und dem Ganzen einen positiven Aspekt gibt. Doch nichts davon ist geschehen. Die von anderen Rezensenten erwähnte Poesie in all dem kann ich nicht finden. Für mich ist die Story einfach widerlich, völlig überzogen und krank – auch wenn die Gräueltaten nicht bis ins Detail ausgeführt, sondern nur angedeutet werden.

Dies ist weder ein Krimi, noch ein Thriller. Es ist übelster Horror und noch dazu fängt er zäh und langweilig an. Die Sätze erinnern an einen Märchenstil, doch der Inhalt ist keineswegs märchenhaft. Das macht die Sache dann noch schlimmer. Zu keinem der Charaktere kann man eine emotionale Bindung aufnehmen. Nichts an Karl ist geeignet, um einen Funken Verständnis oder Mitgefühl für ihn zu entwickeln. Das bewirkt, dass ich mich als Leser nicht fallenlasse, sondern immer mehr zurückziehe.

Nein, ich kann dieses Werk leider nicht im Geringsten loben. Ich war mehr als froh, als ich das Ende des Hörbuchs erreicht hatte. Deshalb gibt es von mir auch nur zwei Sterne.

Veröffentlicht am 27.01.2017

500 Grillsportverein-Rezepte

Heels großes Grillbuch
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Dieses Grillbuch ist der Hit überhaupt: mehr als 500 Seiten, sagenhafte 1980 Gramm Gewicht, sensationelle 500 Rezepte für jeden Grill. Noch dazu optisch ein Highlight mit der Ausstanzung in Grillrostform. ...

Dieses Grillbuch ist der Hit überhaupt: mehr als 500 Seiten, sagenhafte 1980 Gramm Gewicht, sensationelle 500 Rezepte für jeden Grill. Noch dazu optisch ein Highlight mit der Ausstanzung in Grillrostform. Was will man mehr? Den erstaunlich günstigen Preis ermöglichen einige Werbeseiten im Buch, doch die stören wenig bis gar nicht.

Eingefleischten Grillfans ist der Grillsportverein und damit Rudolf Jaeger schon längst ein Begriff. Wer sich neu mit der Materie beschäftigt, wird schnell feststellen, dass am GSV kaum ein Weg vorbeiführt. Die Internetseite ist vielbesucht, die Rezepte des Buches alle von hier. Man kann also sicher sein, hier wurde mehrfach von echten Grillfans getestet, bevor die Rezepte im Buch landeten. Deshalb wurde hier auf alles andere verzichtet und gleich nach dem Vorwort mit den Rezepten gestartet.

Aufgeteilt ist das Buch thematisch in die Bereiche Rind, Schwein, Geflügel, Lamm, Wild, Wurst, Fisch & Meeresfrüchte, Beilagen, Dips & Öle, Gebackenes, Soßen und Desserts. Symbole zeigen an, für welche Grillarten (Holzkohlegrill, Gasgrill, Dutch Oven, Smoker, Holzbackofen, Drehspieß) die Rezepte geeignet sind, sodass man es auf den ersten Blick erkennt.

Die Rezepte selbst sind übersichtlich gegliedert. Die Zutatenlisten sind jeweils gekennzeichnet, für wie viele Personen sie gedacht sind. Die Zubereitung ist schlicht und leicht verständlich erklärt. Zudem gibt es zu den meisten Rezepten auch ein Foto. Die Zutaten sind selten außergewöhnlich. Das meiste hat man, wenn man gerne kocht, üblicherweise vorrätig. Wenn nicht, finden sie sich im normalen Lebensmittelhandel.

Es ist für jeden Geschmack etwas dabei und wer mag, kann natürlich auch einige der Rezepte in der Küche vorbereiten, besonders die Dips & Öle, vieles vom Gebackenen und natürlich auch Soßen und Desserts. Je nachdem, wie das Grillen geplant ist, kann man sich das aufteilen. Die Rezepte sind jedenfalls so vielfältig und abwechslungsreich, dass man mit diesem Buch jahrelang Grillfeste machen kann, ohne sich zu wiederholen!

Ein tolles Grillbuch, das jeden Cent wert ist und viel Freude macht. Deshalb bekommt es von mir auch die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 27.01.2017

Carl Morck und Assad

Erbarmen. Der erste Fall für Carl Mørck, Sonderdezernat Q
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Vizepolizeikommissar Carl Morck hat bei einem missglückten Einsatz miterleben müssen, wie einer seiner Kollegen starb und der andere so schwer verletzt wurde, dass er querschnittsgelähmt ist und seither ...

Vizepolizeikommissar Carl Morck hat bei einem missglückten Einsatz miterleben müssen, wie einer seiner Kollegen starb und der andere so schwer verletzt wurde, dass er querschnittsgelähmt ist und seither sterben will, wobei Carl selbst kaum etwas abbekommen hatte. Die Kollegen meiden ihn und schieben ihn in das neu gegründete Sonderdezernat Q ab, das sich um Cold Cases kümmern soll. Allein. Im Keller. Carl erfährt zufällig, wie viel Geld für dieses Sonderdezernat tatsächlich zur Verfügung steht und ertrotzt sich einen Assistenten und ein Einsatzfahrzeug. Tun will er zunächst nichts, bis Assad, der sehr engagiert ist, einen besonderen Fall aus den Akten fischt: es geht um Merete Lynggard, einer Politikerin, die auf einem Schiffsausflug mit ihrem durch einen Unfall behinderten Bruder spurlos verschwunden ist. Das liegt fünf Jahre zurück. Uffe lebt in einer Einrichtung und ist nach wie vor stumm. Assad will unbedingt den Fall lösen und er motiviert nach und nach mit seinen Aktionen Carl, der immer wieder seinen Kollegen im Krankenhaus besucht und ihn um Mithilfe bittet. Alle denken, Merete ist längst tot. Doch stimmt das?

Carl Morck ist nicht unbedingt ein Sympathieträger – ähnlich wie Sebastian Bergmann bei Michael Hjorth & Hans Rosenfeldt. Dennoch fasziniert die Story. Das Wechselspiel zwischen dem abgewrackten Ermittler und dem motivierten Assad ist faszinierend. Auch der Erzählstrang von Merette, der fünf Jahre zuvor beginnt und sich immer näher an die Gegenwart angleicht, weiß zu packen. Für mich ist Carls Strang eher Krimi, Merettes Strang deutlich Thriller. Eine geniale Mischung also.

Gelesen wird dieses Hörbuch von Wolfram Koch und Ulrike Hübschmann, denen ich immer gerne zuhöre. Sie bringen beide die Stimmung der jeweiligen Charaktere sehr gut rüber. Auch wenn die Story anfangs schwächelt, zieht sie dann doch stark an. Man kann und möchte kaum aufhören weiterzuhören, möchte unbedingt wissen, wie es ausgeht. Ein Teil der Lösung war mir schon recht früh klar, doch überrascht Adler-Olsen doch mit einigen Details und entschädigt damit dafür. Bis zur letzten Sekunde hielt mich das Hörbuch dann gefangen und ich freue mich auf die weiteren Teile dieser Reihe, die ich so lange außer Acht gelassen hatte. Das allein zeigt, dass mir der erste Band der Reihe sehr gut gefallen hat. Es ist auch gar nicht schlecht, wenn man schnell eine Ahnung hat, wohin es wohl führen mag, denn der Weg der Ermittler da hin ist dennoch interessant zu verfolgen. Ein Überraschungstäter, der im ganzen Buch vorher nicht ein einziges Mal aufgetaucht war, ist nicht so mein Fall.

Auch die Entwicklung der einzelnen Figuren ist interessant. Wie Assad den Instinkt von Morck wieder aktiviert und das alte Feuer in ihm entfacht, ist einfach toll mitzuerleben. Aus dem kleinen „Mädchen für alles“ wird nach und nach eine ernstzunehmende Figur. Der Showdown am Ende ist grandios und unsagbar spannend. Der Wechsel zwischen den einzelnen Erzählsträngen ist gut gemacht, denn er reißt den Leser nicht am spannendsten Punkt aus dem Lesefluss. Dennoch ist das Spannungslevel hoch. Das gefällt mir und dafür vergebe ich auch fünf Sterne!

Veröffentlicht am 26.01.2017

Vom Leben und Sterben

Und dann steht einer auf und öffnet das Fenster
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Fred ist ein in sich gekehrter alleinerziehender Vater. Er hat sich zum Sterbebegleiter ausbilden lassen und hat bei Karla nun seinen ersten Einsatz. Sein Sohn Phil soll für Karla ihre Negative digitalisieren. ...

Fred ist ein in sich gekehrter alleinerziehender Vater. Er hat sich zum Sterbebegleiter ausbilden lassen und hat bei Karla nun seinen ersten Einsatz. Sein Sohn Phil soll für Karla ihre Negative digitalisieren. Beide schließen Karla, die sehr speziell ist, schnell in ihr Herz. In seinem Übereifer schießt Fred übers Ziel hinaus und Karla lässt nur noch Phil zu sich. Ausgerechnet Hausmeister Klaffki schafft es, Fred eine neue Chance zu ermöglichen.

Dieses Buch handelt vom Sterben – von den letzten Wochen und Monaten einer an Bauchspeicheldrüsenkrebs erkrankten außergewöhnlichen Frau. Aber es handelt auch vom Erwachsenwerden. Denn Phil und auch sein Vater wachsen in der Zeit mit Karla über sich hinaus und verändern sich. Ebenso verändert sich die Beziehung der beiden zueinander und auch zu Sabine, Freds Exfrau und Phils Mutter.

Mich hat die Story sehr berührt. Das liegt zum Teil natürlich mit daran, dass ich vieles, das hier erzählt wird, selbst erlebt habe. Doch es hat nicht alte Wunden aufgerissen, sondern tatsächlich Narben balsamiert. Ja, es hat eine heilende Wirkung – auch wenn ich natürlich am Ende geheult habe, wie ein kleines Kind. Dennoch – ich liebe dieses Buch!

Die Erzählerperspektive ist etwas außergewöhnlich gewählt, denn sie fokussiert die Charaktere, um die es in dem Augenblick gerade geht, so, als würde man direkt deren Gedanken lesen. Es ist also keine Distanz über alles, sondern wechselt immer wieder die Personen. Entsprechend sind die Kapitel dann auch benannt (nach dem Namen der jeweiligen Person). Karlas Kapitel sind immer nur Listen von Gedanken. Dennoch liest es sich sehr gut. Man ist erstaunt, wie viel man am Stück gelesen hat. Mit der entsprechenden Zeit und Ruhe ist es kein Problem, das Buch komplett am Stück zu lesen. Viele der Gedanken sind wunderbar komisch, trotz all der Melancholie, die natürlich über allem liegt.

Wirkliche Spannung kommt keine auf. Im Gegenteil – wünscht man sich doch das große Wunder, dass Karla gegen jede Vernunft geheilt wird. Aber alles greift so schön ineinander, zeigt ein so schönes Abbild der Wirklichkeit (trotz aller Traurigkeit), dass man nicht zu lesen aufhören kann und mag.

Sich mit dem Tod, dem Sterben und dem Umgang damit auseinanderzusetzen ist nicht sehr einfach. Aber dieses Buch zeigt, dass man es sich oft viel zu schwer macht – und damit auch dem Sterbenden. Mich bewegt das Buch sehr, es geht tief unter die Haut und klingt anhaltend nach. Es ist definitiv schon jetzt eins meiner Highlights 2017 – und dafür gibt es die vollen fünf Sterne.

Veröffentlicht am 25.01.2017

So schön ist die Pfalz

DuMont BILDATLAS Pfalz
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Auch dieser Bildatlas ist wieder eine Wucht – Bildband, Informationen, Hintergrundinformationen und Karten, alles in einem. Die Fotos sind wieder besonders gelungen. Manche großformatig, andere etwas kleiner, ...

Auch dieser Bildatlas ist wieder eine Wucht – Bildband, Informationen, Hintergrundinformationen und Karten, alles in einem. Die Fotos sind wieder besonders gelungen. Manche großformatig, andere etwas kleiner, aber nie winzig. Man bekommt beim Lesen und Ansehen sofort Reisefieber und möchte auf der Stelle in die Pfalz erkunden.

Unterteilt ist er in die Gebiete Rheinebene, Weinstraße (Norden und Süden), Nordpfalz, Kaiserslautern und Pfälzerwald. Die Karten im Maßstab 1:200 000 zeigen immer einen Überblick über die jeweilige Gegend. Es finden sich kleine Info-Boxen, aber auch ganze Artikel über besondere Themen. So kann man sich richtig beim Schmökern verlieren, immer wieder vor- und zurückblättern und dabei ständig Neues entdecken.

Mir hat das Schmökern darin sehr viel Freude bereitet und immer mal wieder hole ich den Band aus dem Bücherschrank. Erinnerungen auffrischen, Anreize holen, Wissenswertes nachschlagen – all das geht damit perfekt. Das Brezelfest, den Speyerer Dom, den Holiday-Park, Sealife, das Technikmuseum, und vieles mehr kennen fast alle, aber hier finden sich auch kleine Überraschungen, die sehens- und besuchenswert sind. Unter „Service“ finden sich dann wichtige Informationen kurz zusammengefasst, damit die Planung noch einfacher wird.

Ich bin begeistert von diesem großformatigen Buch und kann es jedem nur empfehlen. Natürlich bekommt es auch die vollen fünf Sterne von mir, denn Manuela Blisse und Uwe Lehmann haben spürbar viel Herzblut in die Gestaltung gesteckt und sehr sorgfältig recherchiert. Die Fotos von Thomas Haltner sind ein extra Lob wert.